Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/277
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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bekanntlich nicht. Die Legenden waren eigentlich die Erzählungen, welche an den Festtagen der Heiligen in der Kirche vorgelesen werden sollten; sie wurden aber auch für die Privat-Andacht bearbeitet. So erschien zu Lübeck 1507 in Folio ein „Passional efte dat levent der Hyllighen tho Düdesch wth dem Latino mit velen nyen hystorien vnde leren, de beth heer to den mynschen vordunkert vnd vorborghen sind ghewezen, vnd nu vp dat nye gade to laue vnd synen lenen hillighen vnd to nutte allen cristen mynschen in dat lycht ghebracht“. — Luther nennt bekanntlich die Legenden oft die Lügenden, und es ist in der That zum Erstaunen, welche Fabeln und Ungereimtheiten man erdacht und - geglaubt hat. Bei manchen sogenannten Heiligen begreift man kaum, wie sie zu der Ehre gekommen sind, Heilige zu heißen. Manchmal war es blos der Umstand, daß an ihren Gräbern angebliche Wunderwerke geschehen, der sie in Ruf brachte. Man unterschied sonst Heilige und Seelige (Sancti et beati). Von ersteren ward angenommen, daß sie nicht nöthig gehabt hätten, durch das Fegefeuer zu gehen; von letzteren aber, daß sie nach einem kurzen Aufenthalt in demselben zur himmlischen Herrlichkeit eingegangen seien: — doch wird der Unterschied nicht strenge festgehalten. Maria z. B. heißt oft beata. Ferner unterschied man Märtyrer, die um der Wahrheit willen den Tod erlitten, und Bekenner (confessores, oft wunderlich genug durch Beichtiger, Bichtiger verdeutscht), deren Bekenntniß nicht die Ursache ihres Todes ward, selbst wenn sie sonst gewaltsamerweise starben. So z. B. ward der bußfertige Schächer, den man Dismas[1] nannte, nur den Bekennern, nicht den Märtyrern zugezählt. Von einigen Heiligen wird es sogar zweifelhaft sein, ob sie jemals existirt haben.
Es wird sich ein Mehreres über die Heiligenverehrung, die im Mittelalter einen Haupttheil des ganzen Gottesdienstes ausmachte, ergeben, wenn wir von denjenigen, die hier zu Lande eines
- ↑ Auf der alten Altartafel in Steinberg, welche die Kreuzigung darstellt, stehen die Verse:
Imparibus meritis pendent tria corpora ramis
Iismas et Dismas: medius divina potestas.
Hier heißt also der unbußfertige Jismas, sonst Gergas.