Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/060
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Man hat in diesen Religionsvorstellungen, namentlich wie sie in den Gesängen der älteren Edda vorliegen, so viele Anklänge an das Christliche gefunden, daß man geglaubt hat, christliche Einflüsse darauf annehmen zu müssen, um so mehr, da die schriftliche Abfassung in ziemlich späte Zeiten fällt. Aber merkwürdig und unerklärlich eben für jene späteren Zeiten wäre es, wie gerade nur der Lehrinhalt des Christenthums sollte übertragen worden sein, etwa die Lehren von der Dreieinigkeit, an welche allerdings sehr stark es erinnert, wenn in der Edda die drei geheimnißvollen Personen Har, Jafnhar (dem Herrn gleich) und Tredie (der Dritte) hervortreten, oder die von Himmel und Hölle, vom Weltende, es wäre unerklärlich, wie eben die Lehren nur sollten übertragen sein und wiederum diese nur unvollständig ohne irgend einen Zusatz des Kirchlichen, das mit seinen Gebräuchen gerade gegen jene Zeiten hin so überwiegend geworden war. Wiederum heißt es auf der andern Seite doch zu weit gegangen, in der Edda eine wahre uralte Offenbarung und noch dazu eine ganz und gar mit der Bibel übereinstimmende zu erblicken und für die Edda bis zu dem Ausrufe sich zu begeistern: „Kann unsre Theologie und Moral besser sein?“ .[1]Dabei wollen wir denn freilich nicht verkannt haben, daß überall Strahlen der Wahrheit und göttlichen Lichtes auch im Heidenthum sich finden und es sehr anerkennen, daß das Nordische Heidenthum höher stehe, viel höher, als das mancher anderer Völker. Man kann an dem Hohen und Tiefen darin sich erfreuen, man kann auch nicht anders als darin das Walten einer höheren Hand sehen, daß eben so viel das Christenthum Vorbereitendes den kräftigen Volksstämmen zu Theil geworden, unter welchen später gerade die reinere Auffassung des Christenthums
- ↑ S. Jac. Schimmelmann, Königl. Preuß. Consistorialraths zu Stettin: Die Isländische Edda das ist die geheime Gottes-Lehre der ältesten Hyperboräer der Norder, der Veneten, Gethen, Gothen, Vandaler u. s. w. u. s. w. Stettin 1777 in 4°. Das Buch ist gewidmet dem Allerhöchst- Höchst- und Hochwürdigen Publico von ganz Europa und macht Anspruch darauf, der „critisch vernünftige Leser“ werde mit dem Verfasser leicht die völlige Uebereinstimmung der Edda, die auf Sem, den Sohn Noahs, zurückgeführt wird, mit der heiligen Schrift A. und N. T. erkennen, zu welchem Zwecke Alles mit Bibelstellen belegt, und aus der Kirchengeschichte die Erfüllung aller Weissagung, die in der Edda enthalten sein soll, nachgewiesen ist.