Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/044

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Geschichte der kleinen deutschen Höfe1

- 44 -

wähnte Mitvormund, der Ritter Wipert von Lützow, reich begütert: der Ritter Johann von Bülow besaß Stadt und Land Grevesmühlen bei Wismar, ohnfern der Ostsee. Wedendorf, welches dieser Johann von Bülow auch besaß, war das eine Stammhaus der Familie, das aber 1680 an den berühmten Minister der Hannoverdynastie in London, von Bernstorff verkauft wurde — das andere Stammhaus war Plüskow, das aber auch nicht mehr in der Familie Besitz ist, so wenig wie ein drittes ihrer Hauptgüter, Pokrent, im Amte Gadebusch.

Der berühmte Scharnhorst ließ sich einmal, wie Droysen im Leben York's berichtet, im J. 1811 über die Bülow's so aus: „Alle Bülow's sind eigen, für ihre Meinung eingenommen und nicht sehr verträglich." Das hatte seine Richtigkeit schon im sechszehnten Jahrhundert. Zu der Zeit, als Clemens von Bülow 1523 die Union unterschrieb, trieb ein Jaspar von Bülow zu Siemen trotz Kaiser Maximilians I. ewigem Landfrieden Straßenraub und Wegelagerei in der Rostocker Haide; ein Heinrich von Bülow, ein alter Herr von achtzig Jahren, fiel in einem Scharmützel gegen die guten Bürger von Güstrow und ein Hans von Bülow wurde im Jahre 1565 gar ein Brudermörder: dieser Hans, ein jüngerer Sohn des Hauses Wedendorf (Linie Potremse bei Güstrow), bekam nämlich einen Erbschaftsstreit mit seinem Bruder Woldemar und tödtete ihn im Duell. Dagegen berichtet Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg in dem von ihm eigenhändig aufgesetzten Tagebuch, das der noch le-


- 45 -

bende Schloßhauptmann von Lützow, der erwähnte Historiograph Mecklenburgs, mitgetheilt hat*), zum 8. Nov. 1616: „Wie ich schlafen gegangen, hat Vollrad Bülow Daniel Block, den Maler, für einen Schelm und Fuchsschwänzer gescholten; der hat ihn aber wieder nicht vergessen, sondern ihn braun und blau geschlagen." Daß die Bülow's gewaltige Poculirer gewesen, erweist sich klärlichst aus der berühmten Grabschrift (ohne Datum), die in der Bülower Kapelle zu Doberan zu lesen ist**).

In Hannover gab es auch schon im Mittelalter Bülow's: sie besaßen hier den Wald um das Lieblingsschloß des zweiten Königs von England aus der Hannoverdynastie, genannt zur Göhrde im Amte Hitzacker des Fürstenthums Celle, welches von Wenden bewohnt wurde: auch hier zeigten sich die Bülow's unverträglich und wurden bereits im Jahre 1464 wegen Unfugs


*) Schwerinische Jahrbücher XII. S. 59 ff.
**) Abgedruckt im plattdeutschen Idiome in den Schweriner Jahrbüchern IX. 447; ich gebe sie hochdeutsch: „Weich Teufel, weich, weich weit von mir, Ich scheer mich nicht ein Haar um dir, Ich bin ein mecklenburgischer Edelmann, Was geht dem Teufel mein Saufen an? Ich sauf mit meinem Herrn Jesu Christ, Wenn du Teufel ewig dursten müsst, Und trink mi ihm süße Kalteschal*), Wenn du sitzt in der Hölenqual, Drum rath' ich: weich, lauf, renn und gah, Eh bei dem Teufel ich zuschlah!"
***) „Söt Koltschaal", der mecklenburgische Nektar.