Deutsche und französische Kultur im Elsass/088

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Deutsche und französische Kultur im Elsass
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Bildunterschrift:
P. BRAUNAGEL: Strassburgerinnen.

der deutschen Kultur? — In der deutschen Kultur tritt der Mensch gegenüber seinen Zwecken zurück. Objektive Ordnungen, Ziele und Aufgaben beherrschen den Einzelmenschen, der nur als Teil eines Ganzen, als Organ einer Institution, als Diener eines Dritten, als Erfüller einer Aufgabe betrachtet wird. Wir beobachten dieses Zurücktreten des Menschen hinter seiner Aufgabe in der Wirtschaft, wo früher der Bauernhof die bäuerliche Familie beherrschte, und wo jetzt, seit dem die unerlässlichen Voraussetzungen für die Entfaltung von Handel und Gewerbefleiss in Deutschland gegeben sind, der Deutsche vermöge dieser Hingebung an seine Aufgabe seine so weit vorausgeschrittenen ausländischen Bewerber aus dem Feld schlägt.

Noch deutlicher aber zeigt sich dieser nationale Zug in der sozialen Ordnung des Volkes. Der Deutsche fühlt sich als Mensch und Staatsbürger zu isoliert. Er bedarf der Anlehnung an eine Korporation, einen Stand oder einen Vorgesetzten. Er muss Mitglied, Kollege, Genosse, Standesgenosse, Vorgesetzter oder Untergebener sein, um sich völlig wohl zu fühlen. Auch die Achtung seiner Mitbürger geniesst er in vollem Masse nur, wenn er irgend einem Berufs- oder Geburtsstand angehört. Auf dieser Eigenschaft beruht sicher die Fortdauer der Geburtsstände, die Konstituierung der Berufsstände und die Titelsucht in Deutschland. Aber die Eigenschaft selbst entspringt aus der Unterordnung der Person unter die Aufgabe, der sie dient, oder unter die Korporation, der sie angehört. Natürlich wirken diese Kräfte auch im politischen Leben des Volkes. Die willige Unterordnung der Einzelnen unter die Staatsgewalt, die Stabilität der politischen Parteien, die militärische Tüchtigkeit sind aus dieser Hingabe an die erwählte oder auferlegte Pflicht, aus dem Gehorsam gegen eine höhere Ordnung zu verstehen. Bei dem Beamten und Offizier ist diese Hingebung gewissermassen verdoppelt. Denn sie wollen nicht

Bildunterschrift:
P. BRAUNAGEL: Zwei Schuljungen.
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