Läusesucht
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Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage, Band 10, Seite 566 meint:
- Läusesucht (Phthiriasis), eine einigermaßen rätselhafte Krankheit, die schon von Aristoteles beschrieben worden ist, mit der Angabe, daß die Läuse sich aus den verdorbenen Körpersäften durch Urzeugung entwickelt hätten. Seit Swammerdam weiß man, daß die Läuse getrennten Geschlechts sind, Eier legen und nur aus diesen sich entwickeln; es ist deswegen nicht anders als durch gröbliche Unreinlichkeit eine L. zu denken. Die geschichtliche Überlieferung, daß hervorragende Männer, wie Sulla, Herodes, Philipp II., an L. zu Grunde gegangen seien, ist demnach kaum glaublich und vielleicht auf Fliegenlarven (Oestrus) zu deuten, welche sich zuweilen in Wunden ansiedeln.
Über Sulla heißt es:
- "Diese Krankheit fraß sein ganzes Fleisch und verwandelte es in Läuse, und obwohl seine Leute Tag und Nacht damit beschäftigt waren, sie ihm abzunehmen, wuchs ihre Zahl doch noch schneller, als man sie ablesen konnte. Seine ganze Kleidung, das Bad, das Waschwasser und alle Speisen wimmelten von diesem Ausfluß verdorbener Säfte."
Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm steht:
- LÄUSESUCHT, f. läusekrankheit: leuszsucht, phthiriasis DASYPODIUS; läusesucht phthiriasis, eine wunderhäszliche und abscheuliche krankheit, hat gewöhnlich seinen anfang in den augenbraun und deren haarwurzeln, da eine truckne rauden, schüplen wie die kleien, hoppen und ruffen aufwüchsen. wann sich die von selbst aufthun oder geoffnet werden, so kreuchen die leuse herfur und uberzeucht hernach den ganzen leib. WIRSUNG arzneibuch (1597) 54. die läusesucht einer pflanze ist das absterben derselben in folge von insectenschaaren die sie bedecken und ihr den saft entziehen.
Tatsächlich bezeichnet man mit Läusesucht den Befall durch die Filzlaus (Phthirus pubis).
- Vergleiche
- morbus pedicularis
Literatur
Ludwig Franz Amelung: Beobachtungen und Bemerkungen über die Läusekrankheit, vom Dr. F. Amelung, Großherzoglich Hessischen Medicinalrathe zu Hofheim bei Darmstadt (pp.13-45), in: Journal practischer Heilkunde 85/2, Berlin: Georg Reimer 1837.