Evangelische Kirche Stanowitz (Kreis Schweidnitz)

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Festschrift 1932

Festschrift "Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932", Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.



Pfarrvikariat Stanowitz (Kirchengemeinde Striegau) - Stanowitz/Standorf


Das Vikariat versorgt die beiden Ortschaften Stanowitz und Zedlitz, die 3 — 4 bzw. 7 km von Striegau entfernt sind. Stanowitz ist ein Industrieort mit 1826 Einwohnern, von denen 1191 evangelisch sind. Da die Steinindustrie brach liegt und auch die Stanowitzer Porzellanfabrik nicht voll arbeitet, ist die Arbeitslosigkeit sehr groß. Ein Teil der Arbeiter steht der Kirche ablehnend, wenn nicht gar feindlich gegenüber. Es gibt aber auch noch viel Kirchentreue in der Bevölkerung. Der Ort Zedlitz ist mehr landwirtschaftlich eingestellt, von 594 Einwohnern sind 394 evangelisch. Zum Vikariat Stanowitz gehören also 1585 Evangelische. Bevor die evangelische Kirche erbaut wurde, hatte die Gutsherrschaft freundlicherweise im sogenannten „Hospiz“ einen größeren Raum für die Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Dort wurden etwa seit 1908 alle vier Wochen von den Striegauer Geistlichen abwechselnd Gottesdienste gehalten. Die Evangelischen von Stanowitz und Zedlitz wünschten sich aber sehr einen wirklichen Kirchenraum, zumal der vorhandene sich doch immer wieder als zu klein erwies, und überhaupt eine bessere geistliche Versorgung.

Besonders setzte sich dafür der leider früh verstorbene Besitzer des Stanowitzer Dominiums, Freiherr Bolko von Richthofen, der für uns Evangelische unvergessen bleibt, mit seiner Gemahlin für den Bau einer Kirche ein und brachte auch erhebliche persönliche Opfer dafür. Seinen Bemühungen ist es vor allen zu verdanken, daß eine Kirche in Stanowitz im Jahre 1911 eingeweiht werden konnte. Nach wie vor hielten die Striegauer Geistlichen den Gottesdienst ab, erst dreiwöchentlich, Später 14tägig. Das Ziel blieb eine eigene geistliche Kraft für Stanowitz. Krieg und Inflation waren dafür sehr hinderlich. Der nach dem Kriege einsetzende Kampf gegen Kirche und Christentum, besonders auch auf dem Gebiet der Schule, machten jedoch die Gründung eines Vikariats unbedingt erforderlich. Mit Hilfe des schon früher gegründeten „Kirchenvereins“, der die Zusage gab, den größten Teil der Mittel aufzubringen, wurde 1926 das Vikariat eingerichtet. Wenn trotz des Vikarmangels bisher noch keine Vakanz in der Besetzung des Vikariats eingetreten ist, so ist das der besonderen Fürsorge der Kirchenbehörde zu verdanken. Stanowitz ist aber auch ein heiß umkämpfter Platz. Durch die treue Arbeit der jungen Vikare hat sich das Gemeindeleben beträchtlich gehoben, zumal es weiter bei der Gutsherrschaft und bei vielen Gemeindegliedern treue Förderung und Unterstützung erfuhr. Für Vereinsarbeit stand das Hospiz freundlicherweise weiterhin zur Verfügung. Eine Frauenhilfe wurde gegründet, die im Interesse der Gemeinde eifrig tätig ist; sie ist von 8 auf 180 Mitglieder angewachsen. Es besteht außerdem ein reger Mädchenverein und ein Jungmännerbund. Der Schulkampf erforderte die Gründung eines Elternbundes, der seine Aufgabe völlig erfüllt und auch weiter im Wachsen ist. Gottesdienst und Kindergottesdienst erfreuen sich eines guten Besuches. Den Kantordienst versieht, nachdem Rektor Heinzel, der Seit Gründung der Kirche die Orgel bediente und den Kirchenchor leitete, am 1. Oktober 1931 in den Ruhestand getreten ist, Lehrer Neumann aus Stanowitz.

Wenn auch der dauernde Wechsel der Vikare, — es ist zur Zeit der achte — von der Gemeinde bedauert wird, so sieht sie doch ein, daß das nicht anders sein kann und ist; für die von den Vikaren stets mit Freuden geleistete Arbeit sehr dankbar. Gerade die Gottlosigkeit und Gleichgültigkeit eines Teiles der Bevölkerung hat die evangelische Gemeinde auf den Plan gerufen. Wenn auch jetzt dunkle Gewitterwolken am Horizont aufsteigen, so wissen wir doch, daß unsere Kirche festgegründet steht. Diesen Gedanken möchte auch das beigefügte Bild der Stanowitzer Kirche zum Ausdruck bringen.


Pilari