Computergenealogie/2007/09

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
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Version vom 3. September 2007, 11:18 Uhr von Wendt (Diskussion • Beiträge) (SPIEGEL ONLINE startet Zeitgeschichte-Projekt)
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Internet

SPIEGEL ONLINE startet Zeitgeschichte-Projekt

Im September startet SPIEGEL ONLINE das Zeitgeschichte-Projekt einestages.

einestages ist die journalistische Antwort von SPIEGEL ONLINE auf das Mitmach-Web und unterscheidet sich grundsätzlich von herkömmlichen User-Generated Content-Plattformen. Denn SPIEGEL ONLINE macht mit einestages Nutzer und Redaktion zu Partnern in einem gemeinsamen Projekt: dem Erzählen von Zeitgeschichten.

Die Redaktion von einestages – so der vorläufige Projektname – setzt die Themen, steuert die Homepage und steht für sorgfältig recherchierte, spannend aufbereitete Texte, verfasst von Nutzern, Redakteuren und Experten. Dafür kooperiert einestages mit renommierten Institutionen wie beispielsweise dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, dem Filmarchiv der Deutschen Wochenschau, dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten (Körber-Stiftung) und dem Deutschen Auswandererhaus.

Die Nutzer können Texte, Bilder, Tondokumente und Videos zu Themen der Zeitgeschichte in das Portal einbringen und mit anderen Nutzern über alle veröffentlichten Themen und Dokumente diskutieren – über die 68er Revolte, den Deutschen Herbst oder die Geburtsstunde von Tokio Hotel.

Gemeinsam erschaffen Redaktion und Leser mit einestages ein kollektives Gedächtnis unserer Geschichte.

einestages ist fester Bestandteil von SPIEGEL ONLINE, bietet dem Nutzer aber zahlreiche neue Funktionen und hat eine unverwechselbare Anmutung. Das Konzept entwickelte ein Team in der Redaktion von SPIEGEL ONLINE unter Leitung des stellvertretenden Chefredakteurs Wolfgang Büchner, das Design gestaltete die Krea-tivagentur Jung von Matt/next. Die Agentur Freiheit.com Technologies entwickelte eine Software, die die lebendige Offenheit eines Community-Portals gewährleistet: Die Nutzer können nicht nur an einer, sondern an vielen Stellen mitwirken.

einestages ist kostenlos, mit wenigen Klicks werden Leser zu Autoren: Der Nutzer registriert sich mit Name und E-Mail-Adresse, bekommt ein Passwort zugeschickt und loggt sich ein. Die Steuerungszentrale jedes Nutzers ist seine Profilseite. Dort kann er sich der Community vorstellen, mit anderen Nutzern über ein integriertes Nachrichtensystem in Kontakt treten und Bilder, Texte, Videos und Audios hochladen.

Eine eigene Redaktion prüft jeden Beitrag vor der Veröffentlichung und schaltet ihn erst dann frei. Bei jedem Thema können die Nutzer mitdiskutieren, Hinweise geben, Inhalte bewerten. Durch die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Dokumente miteinan-der zu verknüpfen, wächst einestages zu einem Netzwerk der Erinnerungen.

Denn das Foto von Mick Jagger aus dem Thema "Rolling Stones" passt auch in die "Geschichte des Rock 'n' Roll", das Video von der Fanmeile am Brandenburger Tor passt ebenso zur "Weltmeisterschaft 2006" wie zur "Geschichte Berlins".

Alle veröffentlichten Inhalte sind dauerhaft frei zugänglich. Alle Themen bleiben spannend, weil sie ständig durch neue Informationen, Hinweise und Bilder ergänzt und mit anderen Themen verknüpft werden können.

Im einestages-Fundbüro können Nutzer Dokumente präsentieren, zu denen ihnen Informationen fehlen: "Ich habe auf dem Dachboden das erste Urlaubsfoto meiner Großeltern nach dem Krieg gefunden. Wo wurde das aufgenommen und wer sind die anderen auf dem Bild?" Genauso können Nutzer auch Bilder zu ihren eigenen Geschichten suchen: "Ich bin am 9. November 1989 als einer der ersten über den Grenzübergang Bornholmer Straße gegangen. Hat jemand ein Video davon?" Aus den Hinweisen und Beiträgen Anderer entstehen so immer wieder neue, spannende Zeitgeschichten.

Um den Aufbau des Zeitgeschichte-Projekts einestages kümmert sich eine eigene Entwicklungsredaktion:

  • Dr. Hans Michael Kloth, 42, kommt vom SPIEGEL, wo er seit 1998 Redakteur im Ressort Deutsche Politik war. Zuvor schrieb er für die "Süddeutsche Zeitung" und die "Berliner Zeitung". Zusammen mit Florian Harms leitet er die einestages -Redaktion. Der gebürtige Hamburger studierte Politik, Geschichte und Volkswirtschaft in Frei-burg und Oxford.
  • Dr. Florian Harms, 33, ist seit 2004 bei SPIEGEL ONLINE und leitet gemeinsam mit Hans Michael Kloth die einestages -Redaktion. Der gebürtige Stuttgarter studierte Islamwissenschaft und Politik in Freiburg, Damaskus und Ankara. Er volontierte bei der "Neuen Zürcher Zeitung" und schrieb für die "taz" und die "Süddeutsche Zeitung".
  • Solveig Grothe, 32, verstärkt die einestages-Redaktion. Zuvor war sie Redakteurin bei der "Netzeitung", wo sie ab 2006 die "Readers Edition" leitete. Sie stammt aus Osterburg, volontierte bei der "Altmark-Zeitung" und studierte in Magdeburg Politik, Volkswirtschaftslehre und Soziologie.

(Spiegel-Verlag, 17.07.2007)

Software

Wissen

4. Detmolder Sommergespräch – Genealogie für die Ewigkeit?

Am 8. August 2007 fand in Detmold im Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv das "4. Detmolder Sommergespräch" statt. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung stand unter dem Thema: "Genealogie für die Ewigkeit? – Familienforschung, Geschichtswissenschaft und Archiv gemeinsam im digitalen Zeitalter".

Der Reiz des Detmolder Sommergesprächs liegt in der Heterogenität der Teilnehmer: Einerseits sind Archivare und Wissenschaftler vertreten, andererseits auch interessierte Familienforscher. Die Vielzahl interessanter Vorträge rechtfertigt eine Zusammenfassung an dieser Stelle:

In ihrer Begrüßung hob Frau Prof. Dr. Jutta Prieur-Pohl, ltd. Staatsarchivdirektorin des Staats- und Personenstandsarchivs Detmold, die neue Rolle der Genealogen hervor: "Genealogen sind Kunden, Schriftgutproduzenten und Kooperationspartner der Archive".

Das Programm der Veranstaltung hatte Frau Dr. Bettina Joergens vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold zusammengestellt.

Der erste Block wurde von Dr. Johannes Kistenich vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold moderiert und stand unter dem Thema: "Archivwürdigkeit und Archivfähigkeit genealogischer Sammlungen". Dr. Kistenich erläuterte die unabdingbaren Kriterien für die Aufnahme von Schriftgut ins Archiv, nämlich "das Nadelöhr der Archivwürdigkeit und Archivfähigkeit". Die Archivwürdigkeit behördlichen Schriftguts habe in NRW klare politische Vorgaben erhalten, die 1%-Quote laut Kabinettbeschluß in NRW. Zur Archivfähigkeit genealogischer Daten sei eine Definition der Schnittstelle für die Übernahme genealogischer Daten erforderlich. Nebenbei bemerkte er, dass das ausgehende 20. Jahrhundert wegen Dokumentenmangels als "finsteres Kapitel" nach dem Mittelalter angesehen würde.

Dr. Hermann Niebuhr vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold rief in seinem Vortrag "Archivwürdigkeit genealogischer Sammlungen" dazu auf, den Archiven Materialien und Forschungsergebnisse zur Verfügung zu stellen. Neben dem Anbieterwillen und der Benutzbarkeit (ggf. durch Festlegung von Regeln zur Freigabe) seien die Nachprüfbarkeit (Quellenangaben) und der Bezug zur Region wichtige Voraussetzungen zur Erfüllung der Forderung nach Archivwürdigkeit.

Dr. Wolfgang Kahnert, Leiter des Technischen Zentrums, LAV NRW, Münster, forderte in seinem Vortrag "Digitaler Stammbaum – für die Ewigkeit? – Technische Aspekte der Langzeitarchivierung", dass Daten in nutzbarer Form vorliegen müssen. Er zitierte den pointierten Satz "Digital documents last forever – or five years, which ever comes first" (Rothenberg, 1999).

Die Langzeitarchivierung digitaler Daten erfordere spezielle Maßnahmen der "Lebensverlängerung". Um physische Defekte bei bestimmten Datenträgern zu vermeiden, sei die Speicherung auf Festplatten empfohlen. Zudem empfahl er einen Austausch des Speichermediums nach ca. 5 Jahren, neue Festplatten sollten hingegen eine Woche "Testbetrieb" erfolgreich bestehen. Selbstverständlich sollte eine Speicherung auf mindestens zwei Medien vorhanden sein.

Dateiformate sollten nicht proprietär sein. Zu empfehlen sei für Bilder TIFF und JPEG2000 (ISO 15444), ferner PDF-A (ISO 19005-1:2005), XML, CSV, ASCII- bzw. UTF-8-Kodierung. Daten sollten mit Metadaten versehen sein, man sollte sich hierzu die Frage stellen: "Kann ein Unbeteiligter meine Daten richtig interpretieren?".

Grundsätzlich sei erforderlich:

  • Regelmäßiges Umkopieren
  • Rechtzeitiger Wechsel (Migration), aber kein "early adopter" sein
  • Regelmäßige Prüfungen auf Nutzbarkeit
  • Nutzung offener bzw. genormter Standards
  • Frühe Abstimmung mit dem Archiv

Weiterführendes unter http://www.langzeitarchivierung.de.

Dr. Günter Junkers, Leverkusen, WGfF und Verein für Computergenealogie, stellte in seinem Vortrag "Genealogieprogramme und Verkartungsprojekte – ein systematischer Überblick" Genealogie-Programme vor, die "Ortsfamilienbuch-tauglich" sind, die also Paten und Zeugen erfassen und Ortsfamilienbücher ausgeben können. Seine Liste umfasste:

  • Pro-Gen V.3.0b von J. Mulderij
  • GES-2000 von Genealogie-EDV-Service
  • Gen-Plus V13 von Gisbert Berwe
  • GF-Ahnen V.7.0 von Werner Bub
  • PC-Ahnen 2006 von Günther Schwärzer
  • Omega V.5 von Boris Neubert
  • Ahnenforscher V.5.1.14 von Remo Schlauri
  • Ortsfamilienbuch V.540 Diedrich Hesmer
  • Ahnenwin V.4.0 von Heribert Reitmeier

Dr. Junkers verwies auf die Online-Ortsfamilienbücher: http://www.ortsfamilienbuecher.de. Derzeit sind ca. 130 Ortsfamilienbücher mit 1,7 Mio. Datensätzen online recherchierbar (bislang rund 17 Mio. Zugriffe). Es entstehen keine Kosten für den Bearbeiter, dieser übergibt lediglich die GEDCOM-Datei an den Verein für Computergenealogie.

PD Dr. Michaela Hohkamp, FU Berlin, und Astrid Reinecke, Universität Göttingen, stellten in ihrem Vortrag "Die Tante: eine Beziehung im Familien- und im Datennetz" ihre Forschungen an Verwandtschaftsnetzen vor. Mit dem Programm PAJEK werden Netze analysiert und besondere Strukturen in großen Netzwerken extrahiert.

Ein Schwerpunkt in den Aussagen der beiden Referentinnen lag in der Betonung der Patrilinearität in historischer Zeit einerseits, andererseits im Bedeutungswandel der Verwandtschaft, dem Wandel von der ursprünglich sozialen Verwandtschaft hin zur biologischen Verwandtschaft im 19. Jahrhundert.

Nach dem Mittagessen und einer Führung durch das Archiv stand der Themenblock "Sammeln, Digitalisieren und Archivieren: Kooperation von Genealogen und Archiven" an, der von Frau Dr. Joergens moderiert wurde. Sie stellte die Frage: "Wie können Forscher und Archive kooperieren?".

Rudolf Voss, Die Maus – Gesellschaft für Familienforschung in Bremen e.V., stellte die als vorbildlich zu bezeichnende Zusammenarbeit der Bremer Gesellschaft "Die Maus" mit dem Staatsarchiv Bremen vor. Durch die jahrzehntelange Zusammenarbeit der Maus mit dem Staatsarchiv bringt die Maus dem Staatsarchiv ca. ein Drittel der Besucher. Die Zustände für Genealogen sind geradezu paradiesisch: Das Staatsarchiv verfügt über sämtliche Kirchenbücher seines Zuständigkeitsbereichs, die Maus über Kopien dieser Kirchenbücher. Die Maus sorgt für eine Erschließung dieser für den Familienforscher so wichtigen Quellen durch Erstellung von Registern. Die Anfragenbearbeitung wird gemeinsam von der Maus und dem Staatsarchiv bewältigt.

Unter dem Titel "Friendraising im Kirchenarchiv" stellte Frau Dr. Bettina Wischhöfer, Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Kassel ihr Konzept von Aufbau und Pflege langfristiger Beziehungen zu Förderern vor. Sie erläuterte die Verzeichnisarbeit durch ehrenamtliche Mitglieder bei der Erschließung von Pfarrarchiven. Frau Dr. Wischhöfer erwähnte die Zusammenarbeit des Landeskirchlichen Archivs mit der Archivschule Marburg sowie zwei weitere Projekte des Landeskirchlichen Archivs: "Erschließung und Digitalisierung der Fotosammlung kirchlicher Gebäude" (mit 200 Std. ehrenamtlicher Arbeit) sowie "Erschließung und Digitalisierung mittelalterlicher Einbandfragmente" mit der Uni-Bibliothek Kassel. Frau Dr. Prieur-Pohl mahnte in einem Diskussionsbeitrag im Anschluss an diesen Vortrag, dass ehrenamtliche Arbeit in Archiven nicht die bezahlte Arbeit der Fachkräfte verdrängen dürfe.

Frau Dr. Wischhöfer stellte dann noch in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Verbandes kirchlicher Archive das projektierte Kirchenbuchportal vor.

Alles in allem war das 4. Detmolder Sommergespräch eine spannende Veranstaltung. Den Autor beeindrucken einerseits die Erkenntnisse zu konkreten Forschungsmöglichkeiten wie dem Programm PAJEK, andererseits die vielbeschworene Kooperation von Forschern und Archiven. Dass letzterer Punkt verschiedene Sichtweisen gestattet, zeigen die doch sehr unterschiedlichen Ausprägungen von "Kooperationen" in Bremen und Kassel. (Mario Arend)

Vereine

Medien

Kaleidoskop

Petition "Kriegsgräberfürsorge: Militärische Sammelstücke"

Am 25.06.2007 wurde eine Petition an den Deutschen Bundestag zum Verbot der Suche und des Handels mit Erkennungsmarken und militärischen Überresten aus beiden Weltkriegen gerichtet. Der Deutsche Bundestag soll außerdem eine Empfehlung an die Bundesregierung aussprechen, den internationalen Handel mit Erkennungsmarken und militärischen Überresten aus den beiden Weltkriegen zu verbieten und als völkerrechtswidrig zu verurteilen.

Hintergrund ist die in letzter Zeit zunehmende Leichenfledderei von Gräbern gefallener Soldaten sowohl in Deutschland wie auch im Ausland. Nach dem Raub der Erkennungsmarken ist keine Identifizierung der Toten mehr möglich.

Ein ausführlicher Bericht über den Handel mit Erkennungsmarken gefallener und oft noch vermisster deutscher Soldaten bei Ebay und anderen Auktionshäusern kann auf http://www.vermisst-gefallen.net/magazin/ekm1.pdf nachgelesen werden.

Die Petition "Kriegsgräberfürsorge: Militärische Sammelstücke" kann auf der Webseite http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?PetitionID=496 nachgelesen und Online bis zum 26.09.2007 unterzeichnet werden. Bisher wurde die Petition von 700 Personen unterzeichnet (Stand: 26.8.2007). (Siegfried Mühle)


Termine

Für den Monat September sind 32 genealogische Termine im "genealogischen Kalender" eingetragen.

Die Inhalte der Veranstaltungen sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie im Genealogischen Kalender.