Bessarabien

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Hierarchie

Regional > Übriges Europa > Bessarabien

Lage von Bessarabien innerhalb Europas

Allgemeine Information

Wappen der Bessarabien-
deutschen (mit Be-
schreibung)

Bessarabien ist eine historische Region in Südosteuropa am Schwarzen Meer. Ab 1814 wurde die Region durch den russischen Zaren Alexander I. unter Gewährung von Privilegien auch mit deutschen Kolonisten besiedelt. Ihre Herkunft lag zumeist im südwestdeutschen Raum (insbesondere Württemberg, Baden, Pfalz und Bayern). Sie kamen jedoch auch unter der Bezeichnung Warschauer Kolonisten als Deutsche aus dem Herzogtum Warschau und dem nordostdeutschen Raum, wie Mecklenburg. Im Norden Bessarabiens wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Gemeinden von Übersiedlern aus Galizien gegründet. In Bessarabien siedelten sich die rund 9.000 deutschen Auswanderer nahezu ausschließlich als Landwirte an. Zahlreiche Bessarabiendeutsche entschlossen sich Ende des 19. Jahrhunderts zur Auswanderung auf den amerikanischen Kontinent, u.a. nach Kanada, die USA (Nord- und Süd-Dakota) oder Brasilien. Bei wachsender Bevölkerung wurde das Land immer knapper. Ein weiterer bedeutender Grund war der Verlust der (1813 auf ewige Zeiten versprochenen) Privilegien, insbesondere die Einführung des Militärdienstes, nach Aufhebung des Kolonisten-Status um 1870.

Bessarabien gehörte bis 1918 zu Russland, danach bis 1940 zu Rumänien. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Zahl der Bessarabiendeutschen mit 93.000 Personen in 125-jährigen Siedlungsgeschichte mehr als verzehnfacht. Als Folge des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 besetzte die Sowjetunion Ende Juni 1940 Bessarabien und annektierte den Landstrich kurze Zeit später. Gemäß dem deutsch-sowjetischen Umsiedlungsvertrag vom September 1940 führte das Deutsche Reich im Herbst 1940 eine Umsiedlung der Bessarabiendeutschen unter dem Motto Heim ins Reich durch. Sie führte auf Donauschiffen zunächst in eine 1-2 jährige Lagerunterbringung im Reich. Die Neuansiedlung erfolgte im besetzten Polen, wo die Bessarabiendeutschen von der deutschen Besatzungsmacht enteignete polnische Bauernhöfe übernahmen. Beim Näherrücken der russischen Front im Osten flohen sie 1944/45 in Richtung Westen und kamen als mittellose Flüchtlinge wieder in der Heimat ihrer Vorfahren an.


Beschreibung des Forschungsgebietes

Bessarabien war ein Landstrich am Schwarzen Meer zwischen den Flüssen Pruth im Westen und Dnister im Osten. Es war ein Übergangsland von den Karpaten zur osteuropäischen Steppe. Die Fläche betrug bei einer Ausdehnung von ca. 450 km × 100 km rund 45.000 km². Das südliche Drittel gehört heute zur Ukraine. Die nördlichen zwei Drittel sind heute Teil von Moldawien und machen den Hauptteil des Staatsgebietes aus.

Das Hauptsiedlungsgebiet der Deutschen lag im steppenähnlichen Gebiet des Budschak in Südbessarabien unweit des Schwarzen Meeres. Das flachwellige Hügelland mit einer baumfreien Landschaft zeichnete sich durch fruchtbaren Schwarzerdeboden aus. Eine dünnere deutsche Besiedlung bestand in den Gebieten Mittel- und Nordbessarabiens, die als Karpatenausläufer eine leicht bewaldete Hochebene darstellten.

Genealogische und historische Gesellschaften

Geneaologische Gesellschaften

Historische und andere Gesellschaften

(Die drei Vereine bereiten ihren Zusammenschluss vor.)

  • Hilfskomitee der ev.-luth. Kirche aus Bessarabien e.V.

Bleekstraße 20
30599 Hannover
Tel.: 0511-952 39 30, Fax: 0511-952 45 58
www.bessarabien.de/hilfskomitee

  • Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen e.V.

Florianstraße 17
70188 Stuttgart
Tel.: 0711-262 26 64, Fax: 0711-285 96 27
www.bessarabien.de/land

  • Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien e.V.

Florianstraße 17
70188 Stuttgart
Tel.: 0711- 262 54 81, Fax: 0711-262 80 92
www.bessarabien.de/heim

Genealogische und historische Register

Kirchenbücher

Als Kirchenbücher werden die in den Gemeinden geführten Personenstandsregister bezeichnet. Da die Ausdehnung der Kirchspiele oft sehr weiträumig war, konnte der Pastor manche Orte nur ein- oder zweimal im Jahr besuchen. Daher hatte der Küster der Gemeinde das Geburts- und Sterberegister führen und dem Pastor zu übergeben, während dem Pastor die Buchführung über die Trauungen des gesamten Kirchspiels oblag.
Die Kirchenbücher (wie alle amtlichen Unterlagen) der bessarabiendeutschen Orte durften bei der Umsiedlung im Jahre 1940 (gemäß Umsiedlungsvertrag) nicht mitgenommen werden. Sie wurden aber bei der späteren Wiedereroberung von Bessarabien im Sommer 1941 durch deutsche und rumänische Truppen teilweise nach Berlin überführt, wo sie dem Reichssippenamt übergeben wurden. Ein ausführlicher Artikel zum Verbleib der bessarabischen Kirchenbücher findet sich im Heimatkalender der Deutschen aus Bessarabien 1993, S.165-180. Ein Teil der Kirchenbücher aus dem Gebiet Bessarabiens, der heute zu Moldawien gehört, befinden sich im Nationalarchiv in Kischinew. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) in Salt Lake City besitzt verfilmte Kopien dieser Unterlagen. Auch das Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien in Stuttgart hat Kopien aus Kischinew erhalten.

In der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig sind aus Bessarabien etwa 350 originale Kirchenbuchbände und etwa 100 (1941 in Berlin verfilmte) Mikrofilme mit Kirchenbuchunterlagen vorhanden. Sie sind nicht vollständig, zum Teil sind nur für einige Jahre Familienbücher oder kirchliche Ereignisse, wie Taufen, Trauungen, vorhanden. Detaillierte Angaben dazu enthält das Buch "Die archivalischen...Kirchenbuchunterlagen deutscher Siedlungsgebiete...Bessarabien..." (siehe unter Literatur!)

Zu folgenden Orten bestehen Unterlagen:

  • Annowka
  • Arzis
  • Baimaklia
  • Bajusch
  • Balaban
  • Balaktschelly
  • Basyrjamka
  • Benkendorf
  • Beresina
  • Bergdorf
  • Blumental
  • Borodino
  • Akkerman
  • Albota
  • Alexanderfeld
  • Alexandrowka
  • Alt-Elft
  • Alt Oneschti
  • Alt Posttal
  • Andrejewka
  • Brienne
  • Chabag
  • Dennwitz
  • Eichendorf
  • Friedenstal
  • Gnadental
  • Hirtenheim
  • Hoffmannsfeld
  • Hoffnungstal
  • Jakobstal
  • Josephsdorf
  • Kaschpalat
  • Katzbach
  • Kischinew
  • Kisil
  • Klöstitz
  • Krasna
  • Kulm
  • Leipzig
  • Lichtental
  • Lustdorf
  • Mannsburg
  • Manukbejewka
  • Mariewka
  • Mathildendorf
  • Neu-Arzis
  • Neu-Dennewitz
  • Neu-Elft
  • Neufall
  • Neu-Mathildendorf
  • Neu-Sarata
  • Neu-Strymba
  • Paris
  • Pawlowka
  • Plotzk
  • Romanowka
  • Sangerowka
  • Sarata
  • Schabo-Possad
  • Sofiewka
  • Straßburg
  • Tarutino
  • Tamurka
  • Teplitz
  • Tschiligider
  • Unter-Albota
  • Wittenberg

Personenstandsregister

Andere Archivalien

Ortsverzeichnisse und Karten

Ortsverzeichnisse

Karten

Fotos

Bibliographie und Literatur

Periodika

  • Mitteilungsblatt des Hilfskomitees der ev.-luth. Kirche und der Landsmannschaft der Deutschen aus Bessarabien
    Erscheint zwei-wöchentlich, 4 Seiten, 8 Seiten einmal monatlich mit Kirchlichen Nachrichten, Größe: 30 x 43 cm,
    Bezugsgebühr: 31 € jährlich (25 Ausgaben), Herausgeber: Hilfskomitee der ev.-luth. Kirche, Hannover
  • Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien , Heimatkalender
    Erscheint jährlich, ca. 250 Seiten, 15 x 21 cm, Preis: 10,50 €
    Herausgeber: Hilfskomitee der ev.-luth. Kirche, Hannover

Deutschsprachige Literatur

  • Immanuel Wagner, Zur Geschichte der Deutschen in Bessarabien, Stuttgart 1958
  • Jakob Becker, Bessarabien und sein Deutschtum, Bietigheim 1966
  • Albert Kern, Heimatbuch der Bessarabiendeutschen, Hannover 1976
  • Dr. Karl Stumpp, Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763 bis 1862, Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland 1991
  • Deutsche Zentralstelle für Genealogie Leipzig, Die archivalischen und Kirchenbuchunterlagen deutscher Siedlungsgebiete im Ausland, Bessarabien, Bukowina, Estland, Lettland und Litauen, Siebenbürgen, Sudetenland, Slowenien und Südtirol,(Bestandsverzeichnis Teil II), Neustadt/Aisch 1992, ISBN 3-7686-2054-9
  • Hannes Hofbauer/Viorel Roman, Bukowina, Bessarabien, Moldawien - Vergessenes Land zwischen Westeuropa, Russland und der Türkei, Wien 1993, ISBN 3-900478-71-6
  • Arnulf Baumann, Die Deutschen aus Bessarabien, Hannover 2000, ISBN 3-9807392-1-X
  • Ute Schmidt, Die Deutschen aus Bessarabien, Köln 2004, ISBN 3-412-05004-0

Englischsprachige Literatur

  • George Cioranescu, Bessarabia – Disputed land between east and west, München 1985, ISBN 973-9155-17-0
  • Ion Alexandrescu, A short history of Bessarabia and northern Bucovina, Iaşi, 1994, ISSN 1220-7365

Literatur in den Landessprachen

Archive und Bibliotheken

Deutschland

  • Bundesarchiv / Bestände des Deutschen Ausland-Instituts (DAI)

Bundesarchiv
Abteilung R 57
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
Tel.: 0261/505-0, Fax: 0261/505-226

  • Bundesarchiv / Lastenausgleichsarchiv

Dr. - Franz-Str. 1
95445 Bayreuth
Tel.: 0921/4601-142, Fax: 0921/4601-111

  • Deutsche Zentralstelle für Genealogie

Sächsisches Staatsarchiv Leipzig
Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Schongauer Strasse 1
04329 Leipzig
Tel.: 0341/25 555 51, Fax: 0341/25 555 55

  • Archiv der Evangelischen Landeskirche

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover
Landeskirchliches Archiv
Am Steinbruch 14
30449 Hannover
Tel.: 0511/92980-0

  • Heimatmuseum

Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien e.V.
Florianstraße 17
70188 Stuttgart
Tel.: 0711/262 54 81, Fax: 0711/262 80 92

Moldawien (Republik Moldau)

  • Nationalarchiv der Republik Moldau in Kischinew

Arhiva Nationala a Republicii Moldova
MD-2028, Chisinau, G.Asachi str. 67-B
Tel.: 00373-22/729793, Fax: 00373-22/735836

Ukraine

USA

  • Deutsche Luftbilder Bessarabien 1944

National Archives College Park (NARA), NWCS (Carto), Room 3320
Cartographic and Architectural Licon
8601 Adelphi Road
College Park, MD 20740-6001
Tel: 301-837-3520
FAX: 301-837-3622

Verschiedenes

Professionelle Forscher

Heimatkunde, Gebräuche

Auswanderungen

Der Verlust der Privilegien des Kolonistenstatus im Jahre 1871, die Aufhebung der Befreiung vom Militärdienst im Jahre 1874 sowie der Landmangel infolge der Erbregelungen und des Bevölkerungszuwachses führten zu einer Auswanderungsbewegung der Deutschen aus Bessarabien. Laut Heimatbuch waren die Jahre 1902, 1910 und 1925 Höhepunkte der Auswanderung. Die Ziele und die Größenordnung verdeutlichen diese Angaben bis 1939:

Nordamerika (USA, Kanada) 11.326 Personen
Südamerika (Brasilien, Argentinien) 1.898 Personen
Russland (Sibirien) 2.402 Personen
Kaukasus 1.446 Personen
Rumänien (Siebenbürgen, Banat) 1.342 Personen
Deutschland 354 Personen
andere Länder 402 Personen
Gesamt 19.152 Personen

Etymologie und Sprache

Kalender

Termine

Internetlinks

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