Wien/Archive/Allgemein Staatsarchiv

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Genealogische Quellen im Österreichischen Staatsarchiv - Einführung

Die Vielfalt der Möglichkeiten und die Struktur der Archivalienserien machen jede genealogische oder biographische Forschung zeitaufwendig, sodaß in jedem Fall eine intensive Vorbereitung und direkte (schriftliche oder mündliche) Kontaktaufnahme vor einem Besuch im Lesesaal sinnvoll ist.

Eine erfolgreiche Quellenrecherche im Österreichischen Staatsarchiv hat folgende Voraussetzungen:

• Erfassung der genealogischen Grunddaten (Geburt, Taufe, Heirat, Sterbedaten).

• Schriftliche/telefonische Anmeldung vor einem Besuch im Österreichischen Staatsarchiv.

• Grundkenntisse der deutschen Sprache und Kenntnisse im Lesen der deutschen Kurrentschrift.

Genealogische Grunddaten werden entweder mit Hilfe gedruckter Hilfsmittel (Amtsschematismen, Militärschematismen, biographische Lexika, etc.) oder aus den entsprechenden „Matriken“ von religiösen Gemeinschaften, deren Archive nicht im Österreichischen Staatsarchiv zu finden sind, oder aus den Archiven der zuständigen Landes- und Kommunalverwaltung (Stadt- und Landesarchive) festgestellt.

Die Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs archivieren Unterlagen der zentralen Behörden der Militär-, Finanz-, Unterrichtsverwaltung, etc., der Administration des kaiserlichen Hofes sowie Unterlagen der Außenpolitik. Aus der Geschichte und Struktur der Archivaliengruppen wird klar, daß in allen Abteilungen genealogisches Material zu finden ist, und daß dieses Material aber nicht mit Hilfe einer zentralen Personenkartei zugänglich ist. Personalunterlagen (Personalakten) von Beamten oder Angestellten von zentralen Staats- oder Hofstellen sind verteilt auf alle Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs und dort integrierender Bestandteil der entsprechenden Behördenregistraturen.

Im folgenden werden, gegliedert nach Abteilungen, mit Literaturhinweisen die wichtigsten Archivfonds im Österreichischen Staatsarchivs genannt, die Personalunterlagen oder Informationen zur Personengeschichte enthalten.

Allgemeines Verwaltungsarchiv

Adelserhebungen und Wappenverleihungen; Personalia der Justiz- und Unterrichtsverwaltung (Anträge für zivile Auszeichnungen, meist mit kurzen biographischem Abriß). Bezüglich der Adelserhebungen und -bestätigungen, Wappenbriefe, etc. ist die Überprüfung der folgenden Druckwerke notwendig:

  • Adelslexikon des österreichischen Kaisertums 1804–1918, hrsg. und kommentiert von Peter Frank-Döfering. Wien-Freiburg-Basel 1989.
  • Frank, Karl Friedrich von: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich [sic!] und die österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823 mit einigen Nachträgen zum „Alt-Österreichischen * Adels-Lexikon“ 1823–1918. 5 Bände. Schloß Senftenegg 1967–1974.
  • Waldstein-Wartenberg, Berthold: Österreichisches Adelsrecht 1804–1918. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18 (1965), S. 109–146.


Archiv der Republik

Personalakten von Staatsangestellten in den österreichischen Zentralbehörden ab 1918; NS-Gauakten; Akten über die in der NS-Zeit enteigneten jüdischen Vermögen (Vermögensverkehrsstelle); Personalunterlagen des Österreichischen Bundesheeres (1918–1938; ab 1955) und die Österreicher betreffenden Unterlagen der Deutschen Wehrmacht (1938–1945).

Der Großteil der Personalakten der Deutschen Wehrmacht (darunter auch Akten über österreichische Angehörige der Deutschen Wehrmacht) befindet sich im Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Abteilung R http://www.bundesarchiv.de/aufgaben_organisation/dienstorte/berlin/ sowie beim 'WaSt' der "deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" in Berlin. Siehe http://dd-wast.javabase.de/.

Finanz- und Hofkammerarchiv

Personalia der zentralen Finanzverwaltung; Kartei der Banater Immigranten; Belege für die Auszahlung von Geldbeträgen oder Honorarleistungen für verschiedenste Auftragsarbeiten.

Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Personalia des Reichshofrats und der Reichshofkanzlei (Abschriften von Privilegienerteilungen, Unterlagen über kaiserliche Räte, etc.); Personalunterlagen von Beamten des diplomatischen Dienstes sowie Personalunterlagen von Angestellten der Hofverwaltung;

Verleihung von Zivilorden [Anträge auf Verleihung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit kurzen biographischen Angaben sind in der Regel in den sogenannten „Vorträgen“ der Kabinettskanzlei zu finden; um die exakte „Fundstelle“ des Aktes festzustellen, ist die Angabe des Jahres der Verleihung notwendig: dies kann aus den entsprechenden Amtsschematismen, wo alle Ordensträger aufgeführt sind, eruiert werden];

Unterlagen über Auswanderung im 19. Jahrhundert aus der Österreichisch-Ungarischen Monarchie: Hier darf man keine Passagierlisten (mit genauer Angabe von Herkunft, Anzahl der Familienmitglieder, Zeit und Ort der Auswanderung und Zielhafen), sondern lediglich allgemeine Informationen über Auswanderung und eventuell Schilderungen von Auswandererkolonien im Rahmen der diplomatischen Berichterstattung, erwarten.


Kriegsarchiv

Eine Einführung über die Forschungsmöglichkeiten im Kriegsarchiv gibt

  • Egger, Rainer: Das Kriegsarchiv und seine genealogischen Quellen. In: Scrinium 5 (1971), S. 20–32.

Die Erfassung der Personengrunddaten soll vor der Aktenrecherche im Kriegsarchiv erfolgen: Dazu kann das beigelegte Aufnahmeblatt für Familienforschung dienen.

Drei Typen von Archivbeständen lassen sich unterscheiden:

A. Die Akten der militärischen Behördenregistraturen (1557–1918)

Die Akten der Behördenregistraturen (k. k. Hofkriegsrat in Wien 1557–1848 und k.k. Kriegsministerium und Militär-Liquidierungsamt in Wien 1848–1918/1931) bilden für den gesamten Quellenzeitraum oftmals den Einstieg in eine genealogische Recherche. Für die Zeit vor 1740 bieten sie sogar die einzige Forschungsmöglichkeit überhaupt. Sie enthalten - gerade für die Zeit vor 1740 - meist keine Personaldossiers, sondern liefern in erster Linie spezifische Detailinformation, z. B. über Ernennungen, Beförderungen, Auszeichnungen, Heiraten, Pensionierungen, kriegsrechtliche Verurteilungen und Todesfälle. Diese Informationen müssen in mühevoller Suche anhand der zeitgenössischen Kanzleibücher erarbeitet werden.

B. Die Personalakten und personenbezogenen Akten

Die eigentlichen Personalakten der k. k. Armee beginnen erst um das Jahr 1740. Zwar haben sich im Bestand „Militärmatriken“ von manchen kaiserlichen Regimentern bereits ab dem 17. Jahrhundert einzelne Kirchenbücher erhalten, für systematische genealogische Forschungen ist dieser Fundus jedoch mengenmäßig zu gering. Die ab 1740 erhaltenen Personalunterlagen stellen qualitativ wie quantitativ ein reichhaltiges Konzentrat an Daten zur Familienforschung dar. Dieses Massenschriftgut ist außerdem zugleich eine überaus wichtige Quelle für die demographische, statistische und sozialgeschichtliche Forschung.

C. Personalunterlagen von Angehörigen der k. k. Armee, die sich nicht im Kriegsarchiv befinden

Militärische Personalunterlagen (Grundbuchsblätter) [Personal-Evidenzblätter], die nach 1918 nicht in das Wiener Kriegsarchiv gelangt, sondern in den Archiven der Nachfolgestaaten der Donaumonarchie verblieben sind, haben sich in folgenden Archiven erhalten:

  • Vojensky Historicky Archiv, CS-186 00 Praha 8, Sokolovska 136 [verwahrt die Grundbuchsblätter von Militärpersonen aus Böhmen, Mähren und dem zu Tschechien gehörigen Teil Schlesiens; und zwar nur die Geburtsjahrgänge 1865–1886; die Akten der Geburtsjahrgänge 1887–1900 waren in Trnava (Tyrnau) gelagert und sind zum Großteil vernichtet worden; die Akten der Geburtsjahrgänge ca. 1790–1865 befinden sich im Wiener Kriegsarchiv].
  • Vojensky Historicky Archiv, SK-917 00 Trnava, P.O. Box 71 [Es wurden nicht alle in Trnava gelagert gewesenen Personalakten vernichtet. Ein kleiner Teil, nämlich Unterlagen von Offizieren und historisch interessanten Persönlichkeiten, wird weiterhin in diesem Militärarchiv verwahrt].
  • Archivio di Stato die Trieste, I-34139 Trieste, Via Lamarmora 17 [Grundbuchsblätter und Spitalsvormerkblätter von k. (u.) k. Militärpersonen aus Triest, dem ehemaligen Küstenland (Istrien) und Teilen Kärntens].
  • Hadtörténelmi Levéltár [Militärgeschichtliches Archiv], H-1250 Budapest, Kapisztrán tér 2.
  • Centralne Archiwum Wojskowe [Zentrales Militärarchiv], PL-00910 Warszawa-Rembertów [Grundbuchsblätter von Offizieren, die nach 1918 in die Polnische Armee eingetreten sind. Außerdem existiert eine Kartei der Soldaten, die nach 1918 in der Polnischen Armee gedient haben, darunter auch solche, die zuvor in der k. u. k. Armee gedient hatten. Die Massen der Akten der aus Galizien und Teilen Schlesiens (heute Südpolen und Westukraine) stammenden Soldaten wurde vernichtet. Das Archiwum Glówne Akt Dawnych [Hauptarchiv Alter Akten] in Warschau verwahrt zwar „Feldakten“, aber keine Personalunterlagen von Angehörigen der k. u. k. Armee].
  • Die Grundbuchsblätter für Salzburg, Tirol (teilweise auch Südtirol) und Vorarlberg befinden sich nicht im Wiener Kriegsarchiv, sondern in den zuständigen Landesarchiven: Salzburger Landesarchiv (A-5010 Salzburg, Michael-Pacher-Straße 40), Tiroler Landesarchiv (A-6010 Innsbruck, Michael-Gaismair-Straße 1), Vorarlberger Landesarchiv (A-6901 Bregenz, Kirchstraße 28).
  • Ein Teil der Grundbuchsblätter und Stellungslisten Südtirols befindet sich im Archivio di Stato di Bolzano/Bozen (I-39 100 Bolzano/Bozen, Armando-Diaz-Straße 8).