Ahnenimplex
Ahnenimplex, auch als Ahnenverlust oder Ahnenschwund bekannt, bezeichnet in der Genealogie (Familienforschung), wenn eine Person (Proband) zweimal bzw. auch mehrfach von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar abstammt. Es besteht somit über mindestens zwei Abstammungslinien eine Verbindung zwischen Ahnen und Proband.
Ursache für den Ahnenimplex ist, dass zwei Personen heiraten, die gemeinsame Vorfahren haben. Bei den Kindern dieser beiden Personen tritt dann der Ahnenimplex ein, denn sie stammen sowohl über die väterliche Linie als auch über die mütterliche Linie von einem Ahnen bzw. Ahnenpaar ab. Auch bei allen Nachkommen der Kinder ist dann der Ahnenimplex gegeben.
Cousin / Cousine
Hier ist der einfachste heute in Deutschland gesetzlich erlaubte[1] Ahnenimplex dargestellt, der sich für einen Probanden ergibt, dessen Eltern Cousin und Cousine sind.
Die Ahnen der oberen Reihe der nachfolgenden Grafik haben folgende Kekule-Nr.:
(8)..(9)...(10+12)..(11+13)...(14)..(15)
Onkel / Nichte
Auch generationenübergreifender Ahnenimplex ist möglich, hier in der einfachsten (heute in Deutschland ebenfalls gesetzlich erlaubten) Möglichkeit, wenn die Eltern eines Probanden Onkel und Nichte sind:
Die Ahnen der oberen Reihe der nachfolgenden Grafik haben folgende Kekule-Nr.:
(4+12)..(5+13)....(14)..(15)
Die Ahnen mit den Kekule-Nrn. 8 bis 11 sind in dieser Grafik nicht dargestellt.
Bedeutung des Wortes Implex
Nach Globalwörterbuch Lateinisch-Deutsch, Verlag Klett, Stuttgart/Dresden 1995: "Implexus: Verwicklung, Verschlingung, Verknüpfung" - wohl hier auch noch passend: Verflechtung.
Vergleiche
Literatur
- Artikel zu Ahnenimplex in der Zeitschrift Computergenealogie
- Ebersbach, Günther, W.: Gedanken über den Ahnenschwund, in: Blätter für fränkische Familienkunde, Bd. 12, 1984, Heft 1, S. 2-11
- Friedrich Theodor Richter: Einleitung zu: Genealogische Tafeln zur Europäischen Staatengeschichte des 19. Jahrhunderts von Dr. Friedrich Maximilian Oertel, 3. Aufl. Leipzig 1877 (F.A.Brockhaus).
- Rudolf Schäfer: Ahnenverluste; in: Familiengeschichtliche Blätter (1925) Leipzig, 23.Jg., H. 7, Sp. 185-198. (erstmals mit zahlreichen Abstammungs-Grafiken der Verwandtenehen und Angabe der angehäuften Ahnen-Nummern nach Stephan Kekule von Stradonitz bei jedem Mehrfachahnen).
- Arndt Richter: Verwandtschafts- und Implexberechnungen; in: Computergenealogie (1987), Heft 7, S.186-190. (PDF 48kB)
- Weert Meyer und Arndt Richter: Richtige Vergleichswerte beim "Ahnenverlust" (Implex); in: Hessische Familienkunde (2002) Bd. 26, Heft 4,Sp. 251-260.
- Implex-Berechnung ik, Anhang zur Ahnenliste Arndt Richter in AMF-Schriftenreihe Nr. 220 (Sept. 2010), Nachtrag Nr.1, Tab. 3 (PDF 7KB)
- Siegfried Rösch: Über den Verwandtschaftsgrad (PDF) - Zugleich als wohlverdienter Nachruf für den kürzlich verstorbenen großen Genealogen Wilhelm Karl Prinzen von Isenburg. Aus: Familie und Volk (1957) Bd. 6 , S. 313 - 317
- Siegfried Rösch: Die Ahnenschaft der Königin Kleopatra VII (PDF). Aus: Familie und Volk (1961) Bd. 4, S. 396 - 402
Weblinks
- Umfangreiche Literaturauswahl zum Thema "Ahnenverlust" (Implex)
- Artikel Ahnenverlust. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (in Deutsch).
- Artikel Pedigree collapse In: Wikipedia, the free encyclopedia
Fußnoten und Einzelnachweise
- ↑ § 1307 BGB verbietet lediglich Ehen in gerader Linie und zwischen Geschwistern