Stadtsekretär

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Hierarchie:

Familienforschung > Stadtrat > Bürgermeister > Stadtsekretär

Bedeutung

Der Stadtsekretär war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit Leiter der Stadtverwaltung; verpflichtete Beamte des Stadtrats, verzeichnete die das Kommunalwesen der Stadt betreffenden öffentlichen Verhandlungen und und führte das Protokoll über die von dem Stadtrate verhandelten Geschäfte. Ihm unterstanden die Registratoren, Kalkulatoren, Kanzlisten, Tor- und Nachtwächter und sonstigen städtischen Bediensteten.

Im Fürstbistum Münster und anderen Staaten mussten sie Rechtsverständige sein und konnten, lokal unterschiedlich, Sitz und Stimme im Rat haben. Er hat sämtliche Stadtbücher und das ganze Kanzlei- und Registraturwesen unter seiner Aufsicht und in seiner Verwahrung, so auch das Stadtarchiv.

Beschreibung

Ein Stadtsekretär im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hatte eine wichtige administrative Funktion in städtischen Gemeinschaften. Die genauen Aufgaben eines Stadtsekretärs konnten je nach Region und Stadt variieren, aber im Allgemeinen umfassten sie folgende Tätigkeiten:
1. Schriftliche Kommunikation: Der Stadtsekretär war für die schriftliche Kommunikation der Stadtverwaltung verantwortlich. Er verfasste Briefe, Urkunden, Bescheide und andere Dokumente im Namen der Stadt und ihres Magistrats.
2. Protokollführung: Der Stadtsekretär führte Protokolle von Stadtrats- und Magistratssitzungen sowie anderen wichtigen Versammlungen. Diese Protokolle enthielten Aufzeichnungen über getroffene Entscheidungen, Beschlüsse und Diskussionen.
3. Archivierung: Der Stadtsekretär war dafür zuständig, wichtige Dokumente und Aufzeichnungen der Stadt sorgfältig zu archivieren und zu verwalten. Dazu gehörten unter anderem städtische Gesetze, Verordnungen, Steuerunterlagen und historische Aufzeichnungen.
4. Verwaltung und Bürokratie: Der Stadtsekretär unterstützte die Stadtverwaltung bei der Erfüllung ihrer administrativen Aufgaben. Dazu gehörte die Organisation von Unterlagen, die Verwaltung von Finanzangelegenheiten und die Koordination von städtischen Projekten.
5. Rechtsangelegenheiten: In einigen Fällen konnte der Stadtsekretär auch in rechtlichen Angelegenheiten eine Rolle spielen. Er unterstützte den Magistrat und die Stadträte bei der Ausarbeitung von Rechtsdokumenten und rechtlichen Angelegenheiten.
6. Übersetzungen: In Städten, in denen mehrere Sprachen gesprochen wurden (Amtssprache Latein, Umgangssprache Niederdeutsch) oder wenn die Stadt Handel mit ausländischen Ländern trieb, konnte der Stadtsekretär auch als Übersetzer fungieren.
Der Stadtsekretär war ein wichtiges Bindeglied zwischen der städtischen Verwaltung und der Bevölkerung. Seine schriftlichen Fähigkeiten und organisatorischen Fertigkeiten waren von entscheidender Bedeutung, um die reibungslose Funktion der städtischen Regierung sicherzustellen und die Entscheidungsfindung zu dokumentieren. Der Stadtsekretär spielte somit eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ordnung, Sicherheit und Verwaltung der städtischen Angelegenheiten im Mittelalter.

Literatur

  • Braun, Rolf: Die Ratsprotokolle der Stadt Telgte 1624 bis 1799 in 13 Bänden (ISBN 978-3-402-13429-0)
  • Die Stadt- und Ratsprotokolle des Halterner Stadtsekretärs Johannes Schierle von 1637 bis 1659, Herausgegeben von Gerhard Schmitt, Haltern am See 2004.
  • Stratmann: Bodo: Lippe als Wasserstrasse, Krummhölzer, Schniggen und Floßwesen im 17. Jahrhundert (Dortmund, 5/2022) (Quelle: Halterner Stadt- und Ratsprotokolle)
  • Stratmann, Bodo: Lesepauker 2 (Neuauflage, Dortmund 2022). (Auszüge aus den Halterner Stadt- und Ratsprotokollen)