Gebäudesteuerrolle

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Für Jung und Alt bietet Regionalgeschichte immer wieder interessante Gesichtspunkte. In unserer Heimat gibt es eine Vielzahl von Bibliotheken, Archiven, Museen, Heimat- und Geschichtsvereinen, Arbeitskreisen, Gedenkstätten und Erinnerungsorten. Diese decken thematisch ein weites Feld ab und bieten Einblick, wie dieser Hinweis, in unterschiedlichste Quellen. Regionalgeschichte ist nicht provinziell. Vom Leben im Frühmittelalter bis zur Industrialisierung und zum Nationalsozialismus gibt jede Region viele konkrete Antworten auf die Fragen, die an unsere Geschichte und Entwicklung gestellt werden. Die Forschungsergebnisse können vergleichbar gemacht werden und Hinweise auch für die eigene Familienforschung geben.

Hierarchie:

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Westfalen > Lebensumstände > Regionalforschung in Westfalen > Heimatforschung in Westfalen > Gebäudesteuerrolle


Forschung in der Region: Ortsgeschichtliche Betrachtung

Wenn man die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse eines Ortes und Einordnung der eigenen Vorfahren darin untersuchen möchte, spielen Fragen der Verteilung von Grund und Boden und die zeitliche Ausstattung des Besitzes unter den Einwohnern immer eine zentrale Rolle. Die Darstellung der Geschichte einzelner Höfe oder Güter in den Bauerschaften außerhalb Stadtzentren liefert dazu interessante Gesichtspunkte zu den ehemaligen Eigentümern, oder aber Angaben über die Steuerkraft und Nutzung früherer oder eventuell noch erhaltener Gebäude. Heimat und Familienforscher können dabei auf unterschiedliche Quellen der Liegenschaftsdokumentation zurückgreifen, die in verschiedenen Archiven verstreut sind.

Bestandteil des Katasters

  • Die Gebäudesteuerrolle ist Teil und Ausfluß des Katasters. In ihr sind die Hofstätten als Sohlstätten nicht nur der landwirtschaftlichen Betriebe, mit den zugehörigen Hofräumen und den aufstehenden Gebäuden besetzten Flächen, einschließlich der Hausgärten, zusammengestellt. Die Gebäude, aber auch Hofräumen und Hausgärten sind nach ihrer Lage und nach ihrer Bezeichnung in der Grundsteuermutterrolle und dem Grundbuch aufgeführt, die Gebäude außerdem noch nach Gattungen und dem grundsteuerfreien Zubehör. Ferner weist die Gebäudesteuerrolle den jährlichen Nutzungswert und den jährlichen Steuerbetrag nach.
Gebäudesteuerrolle 1895, Vordruck l.S. oben, r.S. unten Auszug Hof Stratmann gt. Berse (RE-Röllinghausen)


Kataster als Besteuerungsgrundlage

Das Kataster ist die Gesamtheit der Aufzeichnungen, welche die Besteuerung des Grund und Bodens betreffen. Das Kataster enthält für jedes einzelne Grundstück die Angabe des Eigentümers, der Örtlichkeit, in der das Grundstück liegt, der Begrenzung, der Flächengröße, der Bodenbenutzung, der Bodeneinschätzung und des nach der Einschätzung und Größe berechneten Reinertrages.

Katasterurkunden

Die Katasterurkunden-, auf denen der öffentliche Verkehr in diesem Sinne sich gründet, sind

  • die Katasterkarte (Urkataster, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts),
  • das Flurbuch (dazu Sublementkarten),
  • die Grundsteuermutterrolle und die
  • Gebäudesteuerrolle oder
    • ähnliche Werke mit regional unterschiedlichen Bezeichnungen.

Veranlagung der Grund- und Gebäudesteuer

Das Kataster wurde zunächst für eine zuverlässige Veranlagung der Grund- und Gebäudesteuer geschaffen. Die Grundlagen dafür legt Napoleon, so die entsprechende Verordnung zum Steuerwesen Salm-Salm-Kyrburg.

Es zeigte sich aber bald, daß es auch noch andre Aufgaben erfüllen kann. Es liefert besonders die Unterlagen für die Aufstellung und Führung des die rechtlichen Verhältnisse darlegenden Grundbuches oder ähnlicher Einrichtungen. Seine Angaben werden überhaupt zur Beurkundung des Eigentums an Grundstücken sowie im Kredit- und im gesamten Grundstücks- und Hypothekenverkehr benutzt.

Gebäudesteuerrolle

Die Gebäudesteuerrolle ist eine von mehreren genealogischen und heimatkundlichen Quellen des Katasterweses und basiert auf dem Liegenschaftskataster. Diesem Verzeichnis sind folgende Angaben zu entnehmen: Die Nummer der Rolle / die örtliche Bezeichnung der Besitzung auf dem platten Lande oder in der Stadt die Hausnummer (der Feuersozietät, später der Straße),/ die Bezeichnung nach dem Grundbuch,/ den Namen, Vornamen, Stand und die Adresse des Eigentümers,/ die Bezeichnung der Besitzung nach der Grundsteuer- Mutterrolle nach Artikel- Flur- Parzelle und den Flächeninhalt, / die Gattung der Gebäude (Wohnhaus, Scheune, Stall, Backhaus, Hausgarten, Stallung etc.)/ der jährliche Nutzwert und weitere Hinweise.

Hausnummerierung und Gebäudesteuerrolle

Die Ausweitung der Bevölkerung in den Kommunen machte bereits im 19. Jahrhundert die Neuanlage von Straßen und Neuverteilung von Hausnummern erforderlich. Die findet sich auch in Archivalien der Gebäudesteuerrollen der Kommunen wieder.

Beispiel Solingen

  • 1889-1899 Neue Hausnummerierung 1889; Gebäudesteuerrolle mit Nummernkonkordanz 1878/1889, enthält: gezeichnete Hausnummernpläne der Kaiser- Stübbener-, Dültgenstaler-, Wittkuller- Altenhofer, Kronprinzen-, Brunnenstr.; Verzeichnisse für weitere Straßen; Häuserkataster (vermutl. Stand 1878): 1301 lfd. Nrn; Nr. (Steuernr.?), Str. bzw. Hofschaft / 1889 neu eingeführte Hausnr. in rot ergänzt, alte Hausnr. (1878), Name-Vorname-Stand-Wohnort des Eigentümers; Haupt- und Nebengebäude mit genauer Bezeichnung der Nutzung.
    • Quelle: Stadtarchiv Solingen, Altsignatur : F-IX-7-Bd.I

Veröffentlichung Recklinghausen/Marl

  • Lesepauker, Band 13: Gebäudesteuerrolle 1895-1908 vor der teilweisen Umgemeindung 1926 in die Gemeinde und das Amt Marl
    • Titelzusatz: Aufsitzer und Gebäudetypen, Hofräume und Hausgärten im Kirchspiel Recklinghausen in den Bauernschaften Berghausen, Röllinghausen, Essel, Erkenschwick, Speckhorn, Lenkerbeck, Löntrop, Bockholt, Scherlebeck und Einwohner in Sinsen
      • Einsicht: Stadtarchiv Marl