Polsum (Marl)

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Recklinghausen > Marl > Polsum (Marl)

Einleitung

Das Kirchspiel („parrochia Poleshem“) Polsum wird als Pfarrort zuerst im 12. Jhdt. genannt (Polshem 1293).

Namensabkunft

“Poleshem“ = Boleshem (Bolesheim), Norddeutsch Bole, Koseform von Baldwin,

Familie von Polsum

  • 1254 tritt ein Helmig und seit 1277 ein Leo und ein Lambert von Polshem als Schöffen des Stadtgerichtes Recklinghausen auf.
  • Rotger von Polshem begegnet uns 1321 als Freischöffe bei einer Gerichtsverhandlung am Börster Weg und wird 1302, wo er am Freistuhl zu Langenbochum an das Kloster Flaesheim Besitz verkaufte, als Ratsherr der Stadt Recklinghausen bezeichnet.
  • 1390 September 28 (In Vigilia Beati Michaelis) Vor dem Recklinghäuser Richter Reiner von Westerholt bekennt Heinrich von Börste, geheißen von der Kreienmühle, daß er das Malter Roggen jährlicher Rente aus der Kreienmühle den Kindern Johannes von Polsum mit der Maßgabe überwiesen habe, daß er es ihnen jährlich auf Martini zu Recklinghausen übergeben werde.
    • Abschrift auf Papier aus der Zeit um 1600.

Freistuhl

  • 1293 Freistuhl bei Polsum

Freigraf

  • 1293 Hugo von Ringelinctorpe.

Freischöffe

  • 1293 waren Freischöffen Conrad von Lindenhorst, Rotger von Marler und Rotger von Polshem.
  • Der Neffe und Erbe des Ritters Herbord von Dortmund (1257, 1293, 1298+) war Konrad von Lindenhorst (1293 / 1339). Er war 1316 mit Blidrade (Blydeken), der Tochter Wessels von Hamm verheiratet. Deren Kinder waren 1316 Hermann, Konrad, Friedrich, Aleyd, Giseltrude, Lineke und Blideke.

Gerichtsbezirk

1659 wurde Polsum gleich Buer dem Gericht zu Dorsten überwiesen, während es zuvor nach Recklinghausen gehört hatte.

Münsterscher Besitz

Während des Kampfes um die Feste Bredevoort wollte der münstersche Bischof Otto v. Rietberg dem Ritter Theodericus de Leta am 18.08.1303 unter anderem den (Schulten-) Hof zu „Bosinyppe“, das Erbe „to der Eech und die Hufe „Oldendorp“ im Kspl. Polsum für 100 Mark verpfänden, da er Geld zur Unterhaltung seiner Streitmacht benötigte. Dies verhindert nur zeitweilig das Domkapitel (WUB Nr. 149).

Hammischer Hof

1476 Vor Joh. Hystvelt, Richter zu Recklinghausen, verkaufen Joh. v. d. Becke, Bernd Droste und Frau Anna, Menso v. Heyden und Wennemar v. Heyden, Brüder der vorgen. Anna, dem Diederich und der Anna, Kinder v. Gerh. Kelner gt. Becker, aus dem großen Hofe bei der Kirche zu Polsum (gt. Hamerhof), den jetzt Joh. upn Hamm (17.01.1536 / 1559 als Pächter Wessel up tem Hamme, 1670 / 1590 Tonniß upm Hamm, 1604 Franz auf dem Hamm) inne hat, aus dem Hof to Kückelen (Kückelsheim bei Dorsten) u. seine übrigen Gütern, 6 Goldgulden Jahrrente (Urk. Hs. Beck).

Hier handelt es sich um ein Essener Stiftsgut oder einem Teil davon, nämlich: 24.07.1510 Meyne von Overstein, Äbtissin von Essen, belehnt den Sander Droste zur Becke mit dem gesamten Gut gt. auf dem Hamm zu Polsum nach Dienstmannsrecht (wie am 14.02.1489). Die Äbtissin siegelt. Zeugen: Herr Herman Scholle, Schwertvogt der Äbtissin, Her. ten Hagen Sekretär u. Joh. Mesmeker. Diesen Hof, auch Hammers Gut gt., hatte 1412 / 1415 Bernhardus de Grave.

Landesherrschaft

  • Vor 1803 Kurfürstentum Köln
  • 1803 / 1810 Herzogtum Arenberg
  • 1811 kam die Gemeinde Polsum zur Mairie Marl, der späteren Bürgermeisterei und 1844 zum Amt Marl und verblieb in dessen Amtsbereich bis zum 31. 12. 1974. Ihre Bauerschaft Bertlich verlor sie zum 1.1.1975 an die Stadt Herten.

Adelshäuser

Haus Hassel (Hasselt), an der Straße nach Westerholt gelegen, wird ursprünglich einer Familie gleichen Namens gehört haben, welche im 14. und 15. Jahrhundert im Vest Recklinghausen präsent ist. 1680 wurde Hassel an den Malteserorden verkauft, der es zu einer Kommende einrichtete. Durch die Säkularisation ist diese dann 1806 in das Eigentum des Herzogs von Arenberg übergegangen.

Bis auf ein Wirtschaftsgebäude waren 1970 alle sonstigen Gebäude infolge Baufälligkeit viele Jahre vorher abgebrochen worden.

Allgemeine Information

Politische Einteilung

Ortsteile

  • Bauerschaft Dorfbauerschaft (Polsum)
  • Bauerschaft Dorfhöfen (Polsum)
  • Bauerschaft Beckhöfen (Polsum)
  • Bauerschaft Kotten (Polsum)
  • Bauerschaft Hülsdau (Polsum)
  • Bauerschaft Rennabaum (Polsum)
  • Bauerschaft Heiken (Polsum)
  • Bauerschaft Hilgenort (Polsum)
  • Bauerschaft Transvaal (Polsum)
  • Bauerschaft Bertlich (Polsum), (seit 1975 Herten)

Zum 1.1.1975 wurde das Amt Marl aufgelöst, die Gemeinde Altendorf-Ulfkotte der Stadt Dorsten eingegliedert und die Bauerschaft Bertlich der Gemeinde Polsum der Stadt Herten angeschlossen.

Einwohnerzahl

Nach dem vestischen Lagerbuch 1660 hatte Polsum insgesamt 25 Hof- und 52 Kötterstellen. Zählt man noch einige sonstige Häuser (Pfarrhaus u. a.) hinzu, so dürfte Polsum nicht mehr als 100 Hausstätten gehabt haben. Zu den Höfen zählten 7 Bürgergüter, 2 Freigüter und von den übrigen gehörten 5 zum Hause Lüttinghof, 3 zum Hause Hassel, 2 der Stadt Recklinghausen und je 1 dem Churfürsten, der Stadt Dorsten, der Vikarie Recklinghausen, der Kirche in Polsum, der Kapelle und dem Herrn von Bodelschwingh.

Die Kötter gliedern sich in 30 Herrenkötter, 2 freie und 1 Dienstkötter, 15 dem Hause Hassel und je einer zur Vikarie Lüttinghof, Vikarie Dorsten, Kirche Polsum und Kapelle gehörend.

  • 1818: 98 Wohnhäuser und 635 Einwohner
  • 1864: 111 Wohnhäuser und 700 Einwohner

Nach dem Stand vom 1. 3. 1971 hatte die Gemeinde Polsum bei einer Gemeindeflächengröße von 1265 ha 7348 Einwohner.

Pfarre

Mutterpfarre soll Marl gewesen sein. Patronin der St.-Bartholomäus-Kirche war die Fürstäbtissin des Reichsstiftes Essen. Ihr Rechtsnachfolger wurde 1803 der König von Preußen, von dem 1805 die Pfarre verliehen wurde.

Pfarrer

  • 1500 Ein Pfarrverzeichnis beginnt um 1500 mit Gerhard von Galen.
  • 1970 Heinrich Schillmöller aus Bottrop.

Kirche

Die Kirche, dem heiligen Bartholomäus geweiht, in ihrer Form von 1968 wurde 1855 erbaut. Sie hatte einen romanischen Stil, ebenso der Turm, der von der früheren sonst gotisch ausgeführten stehengeblieben ist.

Die Kirche war damals dreischiffig, zweijochig und hatte einen einjochigen Chor, an den sich eine halbrunde Apsis anschloß.

Glocken

  • 1923 wurden außer der alten Franziskusglocke von 1579 die drei übrigen Glocken von 1529, 1733 und 1745 durch ein neues Geläute ersetzt.
  • 1. Marienglocke, Höhe 100 cm — Durchmesser 112 cm — Gewicht 860 kg — Jahr 1529. Inschrift: A O vos audite . voce voco vos ad gaudia vitae . defunctos plango vivos voco fulgura frango . Maria vocor anno MDXXIX. Wesseleus Knust pastor. Schrift und Verzierung weisen die Glocke der Spätgotik zu; sie zeigt an der Krone ein Bandfries.
  • 2. Franziskusglocke, Höhe 93 cm — Durchmesser 108 cm — Gewicht 700 kg — Jahr 1579, Zweireihige Inschrift in Lapidarbuchstaben: Franciscus . is . myn . naem . myen . geluet . is . voer . got . bequam . de . levendigen . roip . ick . de . doden . averluide . ick . anno 1579 . Nicolaus . Stevastes . temporis . pastor . hinrck . van . der . borch . weilheim . buorneman . und . hinrck . Stander . carsmisters . te . poulsum . 1579 . Die prächtige Halszier zeigt über der Inschrift figürlichen Rankenschmuck zwischen Medaillons. Schöne Renaissanceglocke, die als Brandglocke diente.
  • 3. Glocke ohne Namen. Höhe 60 cm — Durchmesser 72 cm — Gewicht 215 kg — Jahr 1745 . Inschrift in Lapidarbuchstaben: Ich beleute die Todten und ruffe die Lebendigen zur H. Messe unter Pastoren H. Nettekoven. — J. tho Bertlich H. Boermann Kirchenmeisteren. Joann Petit en syn soon hebben my gemakt in hunxe anno 1745. Auch diese Glocke zeigt an der Krone ein Bandfries; unten auf dem Mantel schmücken sie an vier Seiten Blumen.
  • 4. Glocke ohne Namen. Höhe 35 cm — Durchmesser 45 cm — Gewicht 54 kg — Jahr 1733. Inschrift in Lapidarbuchstaben: Ich ruffe euch zur kirchen umb euer heyll zu wircken. Gotfrid Dinckelmaeyer von collen, hat mich gegossen anno 1733. Als Verzierung trägt diese Glocke wie die anderen an der Krone ein Bandfries. Vor der Inschrift steht eine hinweisende Hand. Die Ornamente sind ziemlich ver¬schwommen. Diese als Krankenglocke dienende Glocke soll von dem Gute Leuchterhof bei Marl stammen.

Kirchenarchive

  • Generalvikariat im Erzbistumsarchiv Köln: Im Historischen Archiv des Erzbistums Köln finden sich Dispense in den Akten des Generalvikariats, beginnend weit vor 1700.
  • Generalvikariat im Biststumsarchiv Münster (BAMS): Das Pfarrarchiv der Kirche St. Bartholomäus in Polsum beginnt um 1617.
  • Lokales Pfarrarchiv: Das Pfarrarchiv der Kirche St. Bartholomäus in Polsum liegen in der Pfarrei. Die Kirchenbücher von St. Bartholomäus in Polsum liegen in der Pfarrei. Laufzeiten: Taufen, Heiraten und Tote von 1641 - 1782, Taufen 1779 - 1930, Heiraten 1789 - heute und Tote von 1779 bis heute.
  • Polsum (Marl)/Pfarrarchiv St. Bartholomäus

Genealogische Quellen

Katholische Kirche Polsum

  • Heiratsregister 1854-1875, Batchnummer M94082-2

Zivistandsregister

Im Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe in Detmold lagern

  • Polsum (M), Laufzeit: Z GAHT 1809-1811, kath GHT 1815-1874

Genealogische und historische Urkunden

Personengeschichtliche Quellen

  • WGfF- Veröffentlichung: "Die Kölner Generalvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle"
  • 2004 Wilhelm Kühnhenrich: "Bevölkerung 1811 der Municipalität Marl, mit Polsum und Hamm-Bossendorf"
  • 2004 Wilhelm Kühnhenrich: "Impflisten des Jahres 1821der Bürgermeisterei Marl, mit Polsum und Hamm-Bossendorf"
  • 2004 Wilhelm Kühnhenrich: "Bevölkerung 1840 Bürgermeisterei Marl, mit Altendorf - Ulfkotte, Polsum, Hamm-Bossendorf"
  • 2004 Wilhelm Kühnhenrich: "Bevölkerung 1843, Kirchspiele Marl und Polsum"

Andere genealogische Quellen

Gefallene, Ehrenmale

Das Gefallenenehrenmal in Polsum wurde am 19.11.1933 eingeweiht. Die Namen der Gefallenen sind auf der linken u. rechten Seite des Denkmals in Stein eingraviert. Die Gefallenen sind im Kirchenbuch Nr. 9 KB der kath. Pfarre auf Extraseiten von gleicher Hand verzeichnet, also nicht mit zusammen mit den anderen Verstorbenen des Dorfes. Das bedeutet bei den nicht im KB genannten Personen, entweder sie waren evangelisch oder ihr Tod wurde erst nach Beendigung des Krieges bekannt oder später als tot erklärt. [1]

Bibliografie

Oft werden in Archiven oder Archiv-Landes-/Universitätsbibliotheken noch nicht in Online-Katalogen erfaßte Bücher oder Arbeiten gefunden, welche das Thema dieser Seite berühren. Solche Funde und Fundorte sind für andere Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, den Vollen Text im Original einzusehen um über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen oder über das lokale Umfeld mehr in Erfahrung zu bringen. Auf der folgenden Seite können Sie ihren Fund eintragen oder finden.

Periodika

Vestische Zeitschrift seit 1891

Seit 1891 besteht diese Reihe als heimat- und personengeschichtliche Quelle ersten Ranges. Ihr Schwerpunkt bildet zwar das Vest und der Kreis Recklinghausen, aber auch das Umfeld rund herum findet sich in den Veröffentlichungen wieder.

Aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff Marl, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963.

Vestischer Kalender seit 1923

Seit 1923 besteht diese Reihe von populären heimat- und personengeschichtlichen Beiträgen aus der Region und ihren Lokalitäten. Bilder, Gedichte, Geschichten und Beiträge zeichnen ein interessantes Bild von Land und Leuten des vestischen Raumes.

Aus dem Inhalt der Ausgaben 1923 - bis 1992 hier unter Index.

Karten

Archive und Bibliotheken

Archive

Fast überall gibt es lokale Archive in öffentlichem oder privaten Besitz. Diese, zum Teil umfangreichen oder speziellen, Bestände sind häufig noch nicht in Online-Katalogen erfaßt (so z.B. lokale Pfarrarchive oder Privatarchive). Gut beschriebene Bestände sind aber für weit entfernt wohnende Heimat- und Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, festzustellen, wo verstreut liegende Bestände mit lokalem Bezug auffindbar sind und ob sich eine Anreise zur Einsicht lohnt. Auf der folgenden Seite können Sie die Inhalte der ihnen zur Verfügung stehenden Findbücher und Informationen eintragen oder finden.

Auch kann auf Fundorte in überregionalen Archiven verwiesen werden.


Internetlinks

Offizielle Internetseiten

http://www.Polsum (Marl).de

Hilfreiche Internetseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.


Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png Städte und Gemeinden im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster)

Castrop-Rauxel | Datteln | Dorsten | Gladbeck | Haltern am See | Herten | Marl | Oer-Erkenschwick | Recklinghausen | Waltrop |

bis 1921: Osterfeld


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis