Gänsehaus
Quellen regionaler Bautypen: Als Quelle für vergleichende, systematische Untersuchungen von Bautypen, unter unterschiedlichen Gesichtspunkten, bieten sich zeitliche Gebäudesteuerrollen und Brandkataster an. Hier lassen sich auch zeitliche Lebensumstände mit den natürlichen und kulturellen Gegebenheiten unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation erkennen ...
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Historischer Bautyp
Ein Gänsehaus, niederdeutsches Geusenhaus, Goesenhaus, Gosehaus oder Gausehaus war ein grundherrliches (Kloster) oder gemeinschaftlich genutztes eigenständiges Bauwerk, ähnlich wie ein Schafstall in der gemeinen Mark in ländlichen Gegenden. So wie ein Backhaus oder eine Scheune konnte es dann auch einem Tagelöhner als Wohnhaus dienen, wobei dann der Wohnstättenname zur besseren Unterscheidung zum bestimmenden Familiennamen angeklebt werden konnte, wie es wohl bei Gosemöller geschah.
Haltung in Herden
Nach J.P. Joendl im Jahr 1826, in seiner mehrbändigen Historischen Baukunst war die Haltung des Federviehs notwendig, damit der Landwirt sich das zu seiner Konsumtion erforderliche Federvieh und die Eier, wie auch die Federn zu seinem Hausgebrauch selbst verschafft. Im größeren Stil war es vorteilhaft, versprach es Nutzen in der Nähe einer größeren Stadt, wo das Federvieh und dessen Federn entsprechenden Absatz zu angemessenen Preisen boten. [1]
Dazu mussten dann auch in der Nähe des Zuchtortes größere Teiche oder Wassergräben und Hutweiden genutzt werden können. Wo die Aufzucht von Gänsen und Enten möglich ist und diese gehalten werden können.
Gänsehaus im 17. Jahrhundert
Der Stall, worin man die Gänse des Nachts einsperrte, und den Winter über fütterte, mußte auf dem Hofraum der Grundherrschaft (Kloster) oder in der Mark, an einem vor Wind und Nässe geschützten Ort untergebracht sein. Denn unbeeachtet, dass die Gänse sich tagsüber gern in Gewässern aufhielten, nutzten sie doch zur Nachtzeit gern einen warmen, trocknen Stand und Sitz.
Von daher streute man ihnen regelmäßig im Stall frisches Stroh unter, welches sie nicht nur warm und trocken hielt, sondern ihnen auch, unter Berücksichtigung ihres Wachstumes, sehr zuträglich war. Der Gänsestall musste damals auch überall gut gesichert werden, damit nicht ein Fuchs, Marder, Iltis oder andere Wildtiere sich Zutritt verschaffen und Schaden anrichten konnten.
Gans im Pech bot Sicherheit
Aus zeitlichen Sichte konnten damals Gänse vor einem Fuchs sicher sein, wenn man ihren Kopf mit Pech beschmierte.
Gänsemast im 18. Jahrhundert
Die Gänse lebten wohl 6 bis 8 Jahre. Danach sollten die älteren Gänse alle 3, oder 4 Jahre ausgelesen und entweder verkauft oder gemästet werden, weil ihr Fleisch zu zäh wurde und eine Mast nicht mehr möglich war.
Da Fett damals nicht ausreichend vorhanden war, gab es einen großen Unterschied zwischen ziemlich fett gemästeten, und nur ordinär gut gefütterten Gänsen. Einer gemästeten Gans ließ sich bei der Abschlachtung, ein ganzes Quart Fett entnehmen, und beim Braten ließ beinahe noch ebenso viel Bratfett abgeschöpfen.
Die Gänse konnten mit unterschiedlichem Futter gemästet werden. Dazu sperret man sie entweder in besondere Behältnisse oder Gänseställe, (Gänsesteige) ein oder ließ sie auch nur frei im Stall laufen.
Gewöhnlich wurden die Gänse mit einer Grütze (Görde) aus Hafer gemästet; wenn man den aber mit Gerste oder Buchweizen vermischte, wurden die Gänse danach weit fetter, als bei der einfachen Hafermastt.
Fußnoten
- ↑ Literatur:: Joendl, J.P.. Die landwirthschaftliche Baukunst, (Dritter Theil , Prag 1829)