Epe (Bramsche)/Kloster Malgarten, Vorwerkhaus

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Vorwerkhaus Malgarten

Sögelner Alle 39/41, 49565 Bramsche

Koordinaten: N/O 52 27 00 / 08 01 38

Das alte Vorwerkhaus, der große klösterliche Wirtschaftshof, steht noch heute hinter dem ehemaligen Hotel Hellmich in Malgarten. Wann dieses, inzwischen mehrfach umgebaute Gebäude errichtet wurde, ist nicht bekannt. Ein Wirtschaftshof hat hier jedoch schon vor 1733 bestanden. Nach einer Beschreibung des Jahres 1852 hatte das Vorwerk eine Größe von 85 x 31 Fuß (ca. 25 x 13 m) und wurde 1831/32 umgebaut.[1] 1807 wird berichtet, daß zum Vorwerk eine Zimmerwerkstatt, ein Wagenhaus und ein Gewächskeller gehörten.[2] 1788 wird auch noch ein Backofen an der Hase erwähnt.[3] Nach alten Pachtregistern des frühen 19. Jh. hatte das große Vorwerkhaus mit Garten eine Größe von insgesammt 7 Schef. und 3/16 Qr. Hierfür mußte eine jährliche Pacht von insgesamt 37 T. bezahlt werden. 1903 wurden zwei Scheunen auf dem Hof errichtet[4] und 1989 die letzten Umbauten durchgeführt.

Nachdem im Jahre 1733 ein neues Vorwerk auf dem Klosterhof errichtet wurde, diente das alte Vorwerk offenbar weitgehend zur Unterbringung des Klosterpersonals. Nach der klösterlichen Wirtschaftsreform des Jahres 1787, bei der die Klosterwirtschaft neu geordnet und stark reduziert wurde, verpachtete man das Vorwerkhaus 1788 an Ernst Heinrich KIESEKAMP (*1750, +1829), einen abgehenden Sohn des Hofes Kiesekamp in Epe. Durch seine Heirat 1777 mit der katholischen Caroline Sophie HACKMANN aus Hesepe (*1748, +1813), wurden auch die Kinder aus dieser Ehe katholisch.

Zur Pacht des Vorwerks gehörte das große Vorwerkgebäude mit 12,5 Schef. Garten-, Brink- und Grasland im Vorwerkgarten, 15 Schef. Land auf der Gartlage, 6 Schef. Land auf der hintersten Kuhwiese sowie die große Wiese von 60 Schef. Größe. Außerdem erhielt Kiesekamp die volle Gerechtsame in der Eper Mark, gleich einem Vollerben. Neben dem Pacht- und Winngeld waren jährlich 40 Eier zur Fastenzeit und einige Spanndienste ans Kloster zu leisten.[5]

Nach Aufhebung des Klosters übernahm bis 1808 ein Conrad Wolters die Pacht des gesamten restlichen "Klosterhaushaltes". Er wohnte im alten Pastorat auf dem Klosterhof.[6] Johann Conrad WOLTERS (*1766, +1831) gebürtig aus Eldagsen (Aetensen) bei Hildesheim und zunächst Kammerdiener beim Landdrost von Hammerstein zu Sögeln, war seit 1800 mit Catharina Maria geb. WICKING (*1778, +1807) verheiratet. In 2. Ehe heiratete er 1808 Maria Wilhelmine STICHWEH aus Bramsche (*1781, +1868).

Bei der öffentlich meistbietenden Neuverpachtung im Jahre 1807 ersteigerte Kiesekamp auch den bisher von Wolters gepachteten Teil.[7] Für die Pachtzeit vom 1. Mai 1808 bis 1816 übernahm er damit fast das gesamte frühere Klostergut einschließlich der Schäfereigerechtigkeit mit dem Malgartener Schafstall, das Torhaus, das große Viehhaus oder neue Vorwerk, das sog. Back-, Brenn- und Brauhaus, das Pastorat, die Fischereigerechtigkeit sowie alle Spann- und Handdienste der früheren Eigenbehörigen. Der jährliche Pachtpreis betrug 710 T. in Gold.

Nach der Heirat seiner Tochter Elisabeth KIESEKAMP (*1783) mit Johannes Eberhard PÖLKING aus Rieste (+1828) im Jahre 1815 in Malgarten, gab Ernst Kiesekamp die Pacht des Vorwerkhauses an seinen Schwiegersohn ab und bewirtschaftete selbst nur noch Teile des Klostergutes bis 1821 weiter[8]. Johannes Eberhard Pölking behielt die Pacht des Vorwerkhauses bis 1819.[9] Als er die Pacht aufgab, um nach Borgloh zu ziehen, beantragte er eine Entschädigung für das von ihm bzw. von Kiesekamp verbesserte Vorwerkhaus. Demnach wurde ein Schornstein und eine Molkekammer aus dem Material des ehemaligen Schwesternflügels angelegt.[10]

Zwar ist nichts Näheres über die Wirtschaft des Ernst Kiesekamp bekannt, doch scheint er hier in Malgarten ein kleines Vermögen gemacht zu haben. Offenbar konnte er seine Kinder mit reichlichen Geldmitteln unterstützen. Sein Sohn Hermann Heinrich KIESEKAMP (*1777, +1835) widmete sich dem geistlichen Beruf und war von 1814 bis 1835 Pfarrer an der kath. Kirche in Vörden. Der jüngste Sohn Ferdinand Josef KIESEKAMP (*1794), seit 1830 mit Margaretha Franziska SCHLUN verheiratet, übernahm die Pacht des Gutes Nevinghof bei Münster und erwarb bereits 1817 das 655 Mg. große Gut Sentrup und die angrenzende Steinburg bei Münster. Nach der Pachtzeit in Malgarten verlebte Ernst Kiesekamp auf dem münsterschen Gut seinen Lebensabend.[11]

Offensichtlich hatte die Verwaltungskommission inzwischen erkannt, daß eine Einzelverpachtung ertragreicher sein würde und so führte man diese bei der Neuverpachtung im Jahre 1816 ein. Die Spann- und Handdienste pachteten die Pflichtigen selbst und auch die Gebäude und Gerechtsamen wurden nun einzeln verpachtet.[12] Nach Ablauf dieser nunmehr vierjährigen Pachtzeit versuchte die Klosterverwaltung die Wirtschaftlichkeit weiter zu heben. Zum anderen mußte Platz geschaffen werden für die Verwaltung und die Bediensteten des Amtes Vörden, die 1819 ins Kloster einzogen. Die Gebäude, bisher weitgehend von einer Familie bewohnt, wurden umgebaut und als Doppelheuerhäuser eingerichtet. Wahrscheinlich, um Kosten für größere Umbauten zu sparen, teilte man auch das Vorwerkhaus der Länge nach, so daß die bereits bestehende Diele von beiden Mietparteien genutzt werden konnte.

Weitere Bewohner:

  • Vom Jahre 1820 an übernahm der in den Kirchenbüchern als Arzt bezeichnete Bernard Anton JOACHIM (*1770, +1833), der seit 1796 mit Margaretha Maria geb. GUDENRATH (*1769, +1820) verheiratet war, eine dieser Heuerstellen des Vorwerkhauses[13].
  • Die andere Hälfte pachtete der Malgartener Schäfer Johann Philipp Eckelmann, der von 1803 bis 1820 im Schafstall lebte. Zusammen mit seinem kranken Vater, dem früheren Schäfer zu Malgarten und abgehenden Sohn des Hofes Eckelmann in Epe, Hermann Philipp ECKELMANN (*1773, +1832), übernahm er einen größeren Teil der Pacht.[14] In einem Brief an die Klosterverwaltung bat er 1815 um die Pachtverlängerung der Schäfereigerechtigkeit.[15] Für jährlich 8 T., ab 1824 5 T., erhielt er diese Gerechtsame, die ihn zur Schäferei in der ganzen Eper Mark berechtigte.[16] Johann Philipp ECKELMANN (*1798, +1864), nebenberuflich als Amtspostbote und Nachtwächter beim Amt Vörden in Malgarten tätig, war ab 1826 mit Catharina Margarethe geb. SURENDORF aus Bramsche (*1804, +1847) und in zweiter Ehe ab 1849 mit Anna Maria Engel geb. RECKER aus Engter (*1818) verheiratet.
  • Nachfolger des 1833 verstorbenen Bernard Anton Joachim wurde der Heuerling Johann Anton GODA (*1803, +1869), der seit 1832 mit Maria Angela geb. NIEPORTE (*1803, +1865) verheiratet war.
  • Über die Weiterverpachtung im Jahre 1836 kam es zu einem Streit, da der Pächter Johann Philipp Eckelmann seinem Bruder Konrad Eckelmann und seiner Schwester die Pacht vermitteln wollte. Nach einem umfangreichen Briefwechsel entschied sich die Klosterkammer für Eckelmann.[17] Damit mußte Anton Goda das Vorwerkhaus verlassen, erhielt aber eine Heuerstelle im Erbwohnhaus auf den Uthof. Beide Eckelmänner bewirtschafteten nun die Heuerstellen des Vorwerkhauses. Johann Heinrich Conrad ECKELMANN (*1807, +1862) war ebenfalls als Amtsbote tätig und heiratete 1836 Anna Catharina BORCHELT (*1808, +1870).[18]
  • Neue Pächter wurden offenbar schon 1871 die Familien August Carl Friedrich Wilhelm APEL (*1824, +1896) und seine Frau Justine Rosine Charlotte OEHNE (*1827, +1896) und Heinrich Rudolph Wilhelm POSKE aus Achmer (*1841, +1919) der 1871 Catharine Marie HENKE aus Sögeln (*1845) heiratete.[19]
  • Daneben lebte hier weiterhin die Witwe Anna Maria Engel Eckelmann geb. Recker bis um 1876.[20]
  • Friedrich Apel gab die Pacht weiter an seinen Sohn Karl APEL, der 1889 Elise LÜBBE aus Engter heiratete[21] und neben der Landwirtschaft als Straßenwärter und Vertreter für Georgsmarienhütter Steine tätig war. Nach seinem Tod 1917 löste seine Witwe am 16. Januar 1919 in einem freiwilligen Vieh- und Inventarverkauf die Pachtstelle auf.[22]
  • Nachpächter wurden im März 1919 Johann Friedrich JOHANNES aus Sögeln (*1877, +1954) und dessen Frau Juliane geb. LÜBBE aus Engter (*1879, +1956).[23] Er arbeitete bis dahin auf dem Gut Sögeln als Gärtner.
  • Nach seinem Tod traten sein Sohn Friedrich JOHANNES und dessen Frau Maria geb. STÜCKEMANN das Erbe an.
  • Nachbesitzer wurden nach dessen Tod 1971[24] Herbert KOOPMANN und Frau Erika geb. JOHANNES.
  • Nachfolger der Pachtstelle von Wilhelm Poske, der 1919 starb[25], wurden im Jahre 1900 sein Sohn Heinrich POSKE[26] und dessen Frau Anna geb. BECKERMANN. Heinrich Poske starb bereits 1918 mit 46 Jahren.[27]
  • Nachpächter wurden 1923 der Schwiegersohn Willi RAHMEYER (+1966) und dessen Frau Elli geb. POSKE.[28] Ihnen folgte der Sohn Friedel RAHMEYER (+1986) und dessen Frau Elfriede geb. PAHLMANN.

Die beiden Familien Koopmann und Rahmeyer konnten 1954 das Gebäude von der Klosterkammer kaufen und waren noch 1994 Besitzer des alten klösterlichen Vorwerks.

  • Die Adressbücher verzeichnen 1984 Udo Knirim und Bärbel Wilhelmi-Knirim in Sögelner Allee 39 und Friedrich, Frank, Anette und Elfriede Rahmeyer in Bramsche, Sögelner Allee 41; 1988/89 Udo Knirim und Bärbel Wilhelmi-Knirim in Sögelner Allee 39 und Frank, Anette und Elfriede Rahmeyer in Bramsche, Sögelner Allee 41; 1992/93 Jürgen und Jeanette Koopmann in Sögelner Allee 39 und Frank und Elfriede Rahmeyer in Bramsche, Sögelner Allee 41 sowie Heike Koopmann in Sögelner Allee 39A (Nebengebäude); 2007/08 Herbert und Erika Koopmann in Sögelner Allee 39, Anette und Elfriede Rahmeyer, Roland Graf in Bramsche, Sögelner Allee 41, Heike Koopmann in Sögelner Allee 39A (Nebengebäude) und Frank Rahmeyer und A. Adamik-Rahmeyer in Sögelner Allee 43 (Neubau); 2015/16 Erika Koopmann in Sögelner Allee 39, Karla Dorothea Schniering in Bramsche, Sögelner Allee 41, Dennis und Heike Koopmann in Sögelner Allee 39A (Nebengebäude) und Thomas Schraetz, Stefani Kowarsch-Müller in Sögelner Allee 43 (Neubau).




Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier hier.


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  1. StAO Rep.150 Vörd. Nr.37
  2. StAO Rep.550 I Nr.369
  3. StAO Rep.100 Absch.338d Nr.64
  4. StAO Rep.540 Bers. Nr.97
  5. StAO Rep.100 Absch.338d Nr.64
  6. StAO Rep.550 I Nr.386
  7. StAO Rep.550 I Nr.369
  8. StAO Rep.551 Nr.115
  9. StAO Rep.550 I Nr.751
  10. StAO Rep.556 Nr.2380
  11. Hofakten Kiesekamp
  12. StAO Rep.551 Nr.115/Rep.550 I Nr.751
  13. StAO Rep.555 Nr.149
  14. StAO Rep.555 Nr.149
  15. StAO Rep.551 Nr.115
  16. StAO Rep.551 Nr.115/Rep.550 I Nr.751
  17. StAO Rep.350 Vörden Nr.75
  18. StAO Rep.950 Bra. Nr.617
  19. Lagerbuch Epe; Akten Hellmich; StAO Rep.650 Nr.21
  20. StAO Rep.650 Nr.21
  21. BN 23.5.1914/22.3.1917
  22. BN 22.3.1917/7.1.1919
  23. Einwohnermeldeamt Bramsche
  24. BN 14.10.1971
  25. BN 15.2.1919
  26. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.364
  27. BN 28.11.1918
  28. BN 14.4.1922, 16.2.1966