Sprehe (Hof)
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Übersicht
Anschrift: Alte Anschrift: Heutiger Eigentümer: Heutige Nutzung: Namensformen: Sprede, Spree, Sprehe Namensursprung: wohl von mnd. Sprede, die Ausbreitung Weitere Hofnamen: Erste Erwähnung: Früherer Hofstatus: Vollerbere, dem Domkapitel hörig Koordinaten N/O:
Entwicklungsgeschichte
Hochmittelalter
Im 13. Jahrhundert gab der Hof Sprehe 30 Scheffel Hafer und 2 Solidi an den Domprobst.
Spätmittelalter
Vor dem Richter der Neustadt zu Osnabrück, Engelbert Buck, verkaufen am 10. November 1490 der Knappe Gerd und seine Ehefrau Vredeke van den Brincke und ihre nicht abgeschichteten Kinder Statius, Frederick und Hille ihr Erbe und Gut genannt "Spreden Erbe" nebst einem Kotten genannt "Olthoff" in der Bauerschaft Lechtingen für 150 Rheinische Goldgulden an den Regularius des Domkapitels Herman Redelken.[1]
Frühe Neuzeit
Reformation und Glaubensspaltung
Im Jahre 1540 wurde der Hof von Jacob Sprede und Frau mit vier Deensten bewohnt.[2] Im Jahre 1580 war Sprehe dem Domikapitel eigenbehörig.[3] Im Jahre 1601 bewohnten Tepen und Trine Sprede mit Knecht Gerdt, Schäfer Tepe, Magd Anne und der Mutter Gese den Hof.[2]
Während des Dänisch-niedersächsischer Krieges hielt der schon 1625 vom protestantischen Rat der Stadt Osnabrück gewählte katholische Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg die Stadt 1628 unter Belagerung. Nach seinem Einzug erzwang er die Aufnahme einer Besatzung von 1.600 Mann und begann den Bau der Petersburg als Verteidigungsanlage.[4] Zur Finanzierung verlangte er von der Stadt eine wöchentliche Kontributionszahlung von 3.000 Reichstalern, die von den Vögten eingetrieben wurden. Die Belastungen für die Höfe im Kirchspiel Wallenhorst waren also sehr hoch und viele dürfen in dieser Zeit als mehr oder weniger verarmt gelten. Im Kontributionsregister für die Wochen ab September 1628 zahlt Jürgen Sprehe für 6 von 12 Wochen und darf daher als eingeschränkt zahlungsfähig gelten.[5] In der Akte findet sich der Vermerk "hat nicht mehr". Für die Zeit zwischen dem 9. Dezember 1628 und Ostern 1629 (15. April) leistete Sprehe für die ersten 8 dieser 18 Wochen seine Zahlungen, und darf daher für diesen Zeitraum ebenfalls als nur eingeschränkt zahlungsfähig gelten.[5] Für die Zeit ab Ostern 1629 hatten Vollerben sieben Schillinge zu zahlen und für die folgenden 55 Wochen zahlte Jürgen Sprehe voll.[6]
Die Belastungen wuchsen wohl sehr stark, denn am 23. April 1631, beschwerte sich der Spree mit einer Reihe anderer Colonen aus der Vogtei Wallenhorst bei ihrem Landesherrn über die ihrer Meinung nach zu Hohe Belastung mit Hand- und Spanndiensten ("extraordinari lantdienste"). Diese wurden seit einiger Jahren für den Bau der Festung St. Petersburg in Osnabrück erforderlich. Leider ist aus den Akten die Antwort des Grundherrn nicht ersichtlich.[7]
Im Schatz- und Kontributionsregister zahlt im Jahr 1650 Lüdike Sprehe kontributionen für den Hof (Blatt 53).[6]
Am 31. März 1652, Ostersonntag, nahmen Jurgen Sprehe, seine Ehefrau und die Söhne Henrich und Herman, sowie die Tochter Anna an der Osterkommunion in der Alten St. Alexander-Kirche teil. [8]
20. Jahrhundert
Der Hof umfasste im Jahre 1913 30 Hektar.[2]
Während des 2. Weltkriegs ereignete sich folgende Geschichte:[9] Im Frühjahr 1943 wurden aus einem Dorf in der Ukraine per Lkw 15 Mädchen zur nächsten Bahnstation gebracht, darunter auch die 13jährige Katarina und die in etwa gleichaltrige Anna. Sie wurde mit insgesamt 1.800 Menschen in Viehwaggons eingesperrt, und nach Osnabrück deportiert. Die Mädchen wurde in einer Munitionsfabrik in Osnabrück eingesetzt. Katarina erinnerte sich im August 2003, dass sie damals als 13jährige „brav sein mußte, da sie wußte, dass die Zwangsarbeiter für Verweigerung oder Sabotage hingerichtet oder ins KZ geschickt wurden“. An einem arbeitsfreien Sonntag durften Katarina und Anna das Lager verlassen. Dabei kamen sie zu Fuß nach Lechtingen und dort zum Hof Sprehe an der Straße „Buchgarten“. Es war für sie ein Glücksfall, denn Maria und Anton Sprehe luden sie ins Haus ein und versorgten sie. Als es dunkel wurde, brachte Bauer Anton Sprehe die Mädchen ins Lager zurück. Das war für den Lechtinger Familienvater mit einem großen Risiko verbunden, denn solch ein Handeln war verboten. Der Kontakt von Anna und Katarina zu den Sprehes in Lechtingen blieb über mehr als ein Jahr erhalten und damit auch eine besondere Freundschaft mit Gertrud Sprehe, der Tochter des hilfsbereiten Ehepaares.
In Lechtingen gibt es ein kleines Sträßchen namens Sprehenbusch. Dies ist bei der Neuordnung von Grundstücken im Zuge des Baus der Autobahn BAB 1 „Hansalinie“ im Jahre 1968 entstanden. Als Namensgeber fungiert das kleine Waldstück zwischen der Straße Sprehenbusch und der heutigen Seniorenwohnanlage Am Weißen Moor. Dieses Waldstück gehört zum Hof Sprehe.
Gebäude und Bewohner
Kolon Heinrich Sprehe war von 1878 bis 1884 Vorsteher der Gemeinde Lechtingen. Seine Frau Gertrud war eine geborene Offers. Sie hatten 10 Kinder.
- Der Sohn des Kolon Heinrich Sprehe, Anton, war der Vater von Aloys Sprehe, dem Alt-Colon, der im Jahre 2016 82 Jahre alt war und den Hof bewohnte.
- Ein anderer Sohn des Kolon Heinrich Sprehe war der im Jahre 1874 geborene Josef. Josef hat ausgeheiratet nach Mühlen im Oldenbürger Münsterland. Er ist der Begründer des Südoldenburger Familienzweigs, aus dem viele erfolgreiche Reiter, Züchter und Pferdesportunternehmer hervorgegangen sind. Daneben auch die zweifache Medaillengewinnerin Kristina Bröring-Sprehe aus Dinklage. Kristina Bröring-Sprehe ist Dressurreiterin und gewann bei den Olypmischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro in der Mannschaftsdressur eine Gold- und in der Einzeldressur die Bronze-Medaille.
Viehstand
- 1557: 7 Kühe, 5 Rinder, 20 Schafe, 8 Schweine, 5 Pferde.[2]
- 1561: 7 Kühe, 6 Rinder, 30 Schafe, 14 Schweine, 7 Pferde, 1 Enter.[10]
Ahnengalerie
Quellen
- ↑ Diözesanarchiv Osnabrück, BAOS U1 1490 November 10
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Jellinghaus, Hermann (1924): Nachrichten über Dörfer und Bauernhöfe um Osnabrück, J. G. Kisling Verlag, Osnabrück.
- ↑ Jünemann, Kurt (1951): "Aus der Zeit der Eigenbehörigkeit", in: Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte des Kirchspiels Wallenhorst und für Allgemeine Heimatkunde (Hrsg): Kulturgeschichtliche Aufsätze zur Elfhundertjahrfeier des Kirchspiels Wallenhorst 851-1951, Wallenhorst, Selbstverlag.
- ↑ Joseph, Martin (1998): Die Vogtei Wallenhorst im Dreißigjährigen Krieg: 1618-1648 Ereignisse, Folgen und Auswirkungen des Westfälischen Friedens, Hrsg. Gemeinde Wallenhorst, Steinbacher Druck, Osnabrück.
- ↑ 5,0 5,1 Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück: Diverse Schatz- und Kontributionssachen 1628-1703, Wallenhorst 1628/29 ab Bl. 18, als Digitalisat bei Arcinsys
- ↑ 6,0 6,1 Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück: Schatz- und Kontributionsregister der Kirchspiele Rulle und Wallenhorst, 1628 - 1653, als Digitalisat bei Arcinsys Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „NLA OS Rep 100 Abschnitt 88, Nr. 27“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ NLA OS Rep. 100/187/1, Vol. II, fol. 162r.
- ↑ NLA OS Rep 100/188/7 Vol. II (1652): Volkszählung in der Diözese Osnabrück mit besonderer Berücksichtigung der Konfession - Dekanate Fürstenau, Grönenberg, Iburg (Kirchspiel Oesede), Osnabrück und Vörden, S. 97-101.
- ↑ Hawighorst, Franz-Joseph (2020): Zwangsarbeit und verbotene Menschlichkeit. [1] auf der Website des Hollager Hofes, Zugriff 21.09.2020
- ↑ Albers, Andreas (2016): Ein Viehschatzregister aus dem Jahre 1561, in: Bürgerverein Wallenhorst e.V. (Hrsg.), Wallenhorster Geschichten, Band 3, S. 27-33, Druckhaus Bergmann GmbH, 2016, ISBN 978-3-9815941-2-6.