Historische Demografie

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Die Historische Demografie oder Bevölkerungsgeschichte ist eine Disziplin der Geschichtswissenschaft, aber auch der Demografieforschung selbst, die sich vor allem mit Geburten, Heiraten und Sterbefällen über Raum und Zeit beschäftigt. Aber auch alle anderen Angaben in Quellen, die quantifizierbar sind, sind Gegenstand dieser Forschung.

Ihr Ziel ist die Darstellung von Quantitäten (z.B. Berufe, Heiratsalter, Anzahl Kinder pro Ehe, Säuglingssterblichkeit usw.), deren Vergleich untereinander und deren Entwicklung. Werden bei der Ermittlung dieser statistischen Daten soziale Unterschiede berücksichtigt, ist der Übergang zur Sozialgeschichte fließend. Die Hinterfragung der Ursachen von Veränderungen mündet oft in die Methoden der Mentalitätsgeschichte.

Ihre hauptsächlichsten Quellen sind - vor den Angaben aus Statistischen oder Zivilstandsämtern - die Kirchenbücher. Diese gibt es bei uns einigermassen vollständig seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts. Über frühere Zeiten erteilen Grabfunde aus ehemaligen Friedhöfen Auskunft oder zum Beispiel römische Grabsteine. Auf Einzelangaben letzterer Art bezieht sich die Historische Demographie allerdings selten und auch dann meist bloss zu Vergleichszwecken. Die entscheidenden Veränderungen haben sich bei uns während der letzten drei-, vierhundert Jahre vollzogen. Sie können folglich mit Hilfe der Pfarreiregister weitgehend vollständig und zudem sehr exakt erfasst werden. Als eine der wichtigsten ist der fundamentale Wandel von der unsicheren zur sicheren, zumindest ungleich sichereren Lebenszeit zu nennen. Wie nie zuvor und nirgendwo sonst auf der Welt können wir bei uns heute mit dem Leben rechnen. Die Folgen sind unübersehbar. Sie reichen von der nunmehr geringeren Kinderzahl, die ausreicht, um eine gegebene Bevölkerungsgrösse stabil zu halten, bis zum mittlerweile oft langwierigen Sterben an chronischen Leiden in hohem Alter. Die früheren Infektionskrankheiten töteten dagegen meist rasch und waren somit "gnädiger". Umgekehrt lohnt es sich für uns wie nie zuvor, ins Leben zu investieren. Früher wusste man nie, ob es nicht morgen oder übermorgen zu Ende ging. Wir sind die ersten, die das Leben von einem relativ kalkulierbaren Ende her leben und entsprechend organisieren können - oder könnten, wenn wir es vermehrt täten.“[1]

Zu den Methoden der Bevölkerungsgeschichte gehört auch die analytische Auswertung von Ortsfamilienbüchern.

Anmerkungen

  1. Zitat aus: http://web.fu-berlin.de/aeimhof/saurhd1.htm (Was ist historische Demografie?)

Literatur

  • Josef Ehmer: Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1800 - 2000, München : Oldenbourg 2004, ISBN 3-486-55732-7, ISBN 3-486-55733-5
  • Arthur E. Imhof: Einführung in die historische Demographie, München : Beck 1977, ISBN 3-406-06990-8
  • Michael Matheus, Walter G. Rödel (Hrsg.): Landesgeschichte und Historische Demografie, Kolloquium vom 8. bis 10. Mai 1997 in Mainz, (= Geschichtliche Landeskunde, Band 50), Stuttgart : Franz Steiner Verlag 2000, ISBN 4-515-07428-7
  • Ines Elisabeth Kloke: Säuglingssterblichkeit in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert - sechs ländliche Regionen im Vergleich, Digitale Dissertation: http://www.diss.fu-berlin.de/1998/19/
  • Christian Pfister: Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500 - 1800, München : Oldenbourg 1994, ISBN 3-486-55013-6, ISBN 3-486-55014-4

Weblinks