Platjenwerbe Nr.36
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Hierarchie
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Einleitung
Platjenwerbe Nr.36, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Anschrift: Schmiedeweg 15. Lage auf der Höfekarte anzeigen.
Geschichte des Hofes
Allgemein
Nach heutigem Kenntnisstand wurde das Haus auf dieser Stelle 1784 von Hinrich von Lübke und Trine Margarethe Kühlken 19 Jahre nach ihrer Hochzeit errichtet. Wahrscheinlich war es eine Erneuerung eines bereits vorhandenen Hauses, denn die „Von Lübke“ siedelten bereits seit um 1700 in Platjenwerbe.
Die Huf- und Wagenschmiede stand links vom Haus. Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen waren zu reparieren, besonders die Fahrzeuge der Ziegelei „Auf Glindberg“ brachten Arbeit. Der Betrieb wurde 1952 aufgegeben und 1971 abgebaut und im Museumsdorf Cloppenburg ausgestellt.
1971 wurde das Haus umgebaut, mit Ziegelwerk verblendet und das Reetdach durch ein Hartdach ersetzt. Die letzte Bewohnerin aus der Linie Von Lübke war die unverheiratet gebliebene Tochter Grete Schrader, die Älteste von acht Kindern. (Aufzeichnungen von W. Drawe)
Frau Margret Jachens berichtet in ihren Aufzeichnungen von 1976 über Inhalte von Gesprächen mit Frau Gretchen Schrader. Danach gehörten zu der Kötnerstelle 18 Morgen Land, ein bis zwei Kühe, etwas Jungvieh, Schweine und Geflügel. Die Mutter mußte neben der Arbeit im Haushalt in der Schmiede helfen. „Mimi hau rup!“ , dieser Ausruf des Schmieds, kursierte im Dorf. Auch über die Geschichte mit dem Deserteur Schrader, einem Reiter im Königlichen Kavallerie Regiment Hannover, der sich in den Wäldern versteckt hielt und von einer der drei Töchter Von Lübke mit Essen versorgt wurde, wird hier erzählt. Dieses Rendezvous führten offensichtlich 1803 zur Hochzeit der beiden und damit zur Einführung des Namens Schrader in die Stelle.
Chronologische Dokumentation
1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
21. Hinrich von Lübke
1812 (Meierbrief):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft. Vorgeladen der Gutsmeier Johann Friedrich Schrader zu Platjenwerbe Nro 12
Meiergefälle:
- An Zins zwei Thaler sechszig Groten.
- Sechs Handdiensttage in corpore oder wenn solche nicht verlangt werden sechs und dreißig Groten.
- Ein Rauchhun in natura oder wenn solches nicht begehrt wird sechs Groten.
Alles in Cassenmünze
Der in Person erschienene Guthsmeier erkannte die Richtigkeit der Guthsherrlichen Angabe seiner zu entrichtenden Meiergefälle an und erklärte daß folgende Grundstücke sich bei seiner Meierstelle befänden.
- Ein Garten, ein Viertel Einsaat groß mit Johann Hinrich Melchers ins Osten und der Dorfs Gemeinheit ins Süden Westen und Norden benachbart.
Vorgelesen genehmigt und unterschrieben
1820-1846 (Langenholz-Theilung):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 36 Johann Friedrich, jetzt Hinrich Schrader – derselbe 1842 abgelöset – aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 36 Johann Friedrich Schrader.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 36 sind für Johann Friedrich, jetzt Hinrich Schrader, für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:
- 1. Der Anschuß bei dem Hause - 047
- 2. Auf der der Platjenwerber Heide - 026
- 3. Auf dem Bördel - 071/2
- 4. Im sogenannten Holze am großen Glindberge und der Aue - 137
- 5. Auf dem Vorbrennen - 187
- 6. In der Heide oberhalb der Lehmbecks Grund - 351
1837 (Meiervertrag):
Im Meiervertrag vom 16. September 1837 – Übergabe der Meierstelle von Johann Friedrich Schrader an dessen Sohn Heinrich Schrader nach angesetztem Weinkauf von 3 Reichstalern und dreyßig Grote Cassenmünze.
Meierabgaben:
- An Zins 2 Rthlr: 60 Grote
- Sechs Handdiensttage in Corpore zu leisten, oder nach Wahl des Gutsherrn dafür 36 Grote
- Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird 6 Grote
Summa 3 Rthlr: 30 Grote
Cassenmünze, oder deren Werth in courant.
Für die obengenannten Leistungen, welche als richtig anerkannt wurden, besitzt der Meyer Heinrich Schrader
- einen Hausplatz und Gartenland im Ganzen ca. 2 Spint Saat groß, gränzt in Norden an einen Weg und in Süden und Osten an die Meyerstelle von Cord Schaden Witwen.
Quelle: NLA - StA Stade, Rep. 74 Blumenthal Nr. 4665
1852 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 13 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:
Tagelöhner Heinrich Schrader (48), Ehefrau Margreta (47), Sohn Johann (13), Tochter Anna (10), Sohn Diederich (6), Tochter Meta (4).
1864 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 36 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:
Tagelöhner Hinrich Schrader (60), Ehefrau Magrethe (59), Tochter Metha (15), sowie ein angenommenes Kind Diedrich Meier (10).
1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung werden in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 35 dem Arbeiter Johann Schrader folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1 Parzelle 18; Blatt 2 Parzellen 39, 40, 41, 42, 111.
1971 (Zeitungsbericht zur Aufgabe der Schmiede)
Jetzt nur altes Eisen, aber schon bald museale Kostbarkeit: Für das Museumsdorf in Cloppenburg wurde am Dienstag die alte Schmiede von Friedrich Schrader in Platjenwerbe "ausgeschlachtet". Das verrostete Inventar des 1952 geschlossenen Handwerksbetriebes soll chemisch entrostet und wieder gängig gemacht werden, es wird dann zu den besonderen Attraktionen in Cloppenburg gehören, denn sämtliche Maschinen zum Reifenbiegen, zum Stanzen oder zum Stauchen, die Bohrmaschine mit Handschwungrad oder der mit Federkrarft betätigte Vorlegehammer wurde ohne Motorkraft betrieben.
1972 (Zeitungsbericht Platjenwerber Schmiede jetzt in Cloppenburg)
wie vor hundert Jahren arbeitet dieser Schmied - allerdings hat er anders seine Berufs-Vorfahren, eine Kunstakademie besucht. Dennoch benützt der moderne Schmiedemeister die uralten Geräte: Hämmer, Zangen, Blasebalg und Ambosse, Kupfer und Messing werden bei ihm "getrieben" und das Eisen wird vor der Bearbeitung wie früher in die Esse gelegt. Der ländliche Handwerksbetrieb stammt mit seinen Werkzeugen aus Platjenwerbe. Hier hatte sich der dort früher tätige Hufschmied in den fünfziger Jahren nicht mehr halten können. Jetzt übernahm das Museumsdorf Cloppenburg die alte Schmiede. Wie schon mit der Töpferei präsentiert das Museumsdorf die Schmiede als voll funktionierenden Handwerbsbetrieb. Es ist ein Hauptziel des Museumsdorfes, die traditionelle Kultur so anschaulich wie möglich darzustellen. Dazu wurden zahlreiche alte Werkstätten mit Originaleinrichtungen aufgebaut. An der Töpferei und der gestern eröffneten Schmiede können die Besucher aber "ganz lebendig" den Arbeitsablauf mit den alten Geräten verfolgen, wie er zum Lebensbild unserer Urgroßeltern gehört.
Geschlechterfolge
Von Lübke-Kühlken
Hinrich Von Lübke
* 1741 Platjenwerbe
+ nach 1793
- Sohn von Claus von Lübcke und Margret Raschen aus der Stelle Platjenwerbe Nr. 30
oo 1765 Lesum, St. Martini
Trin Margreta Kühlken
* um 1731 Buschhausen
+ 1793 Platjenwerbe
- Tochter von Harm Kühlken aus Heilshorn und Metje Schröder aus Scharmbeckstotel
Von Lübke-Schrader
Anna Margretha von Lübke
* 1766 Platjenwerbe
+ 1838 Platjenwerbe
oo 1803 Lesum
Johann Friedrich Schrader
* 1773 Nienhagen, Amt Eicklingen
+ 1847 Platjenwerbe
- Reiter im I. Cavallerie Regiment (Hannover) - Schiffszimmermann - Köthner
Erzählt wird die Geschichte von dem Deserteur Johann Friedrich Schrader, einem Reiter im I. Königlichen Cavallerie Regiment Hannover, der sich in den hiesigen Wäldern versteckt hielt und von einer der drei Töchter von Lübke, nämlich Anna Margaretha, mit Essen versorgt wurde. Dieses Rendezvous führte offensichtlich 1803 zur Hochzeit der beiden. Johann Friedrich Schrader wurde als zweites von sechs Kindern der Eheleute Hans Schrader und Catharine Magdalene geb. Hoier geboren.
Schrader-Meyer
Hinrich Schrader
* 1805 Platjenwerbe
+ 1871 Platjenwerbe
- Schiffszimmermann - Köthner in Platjenwerbe
oo 1837 Lesum
Margretha Meyer
* 1806 Schwanewede
+ 1883 Platjenwerbe
Schrader-Schnepel
Johann Schrader
* 1839 Platjenwerbe
+ 1921 Platjenwerbe
- Arbeiter (1904/1909) - Tischler und Zimmermann
- Johann Bernhard Schrader betrieb in der späteren Schmiede ursprünglich eine Tischlerwerkstatt
oo 1870 Aschwarden-Bruch
Lucie Margarethe Schnepel
* 1833 Aschwarden
+ 1908 Platjenwerbe
- Tochter des Häuslings Carsten Schnepel aus Aschwarden und der Köhnke Margarete Gode aus Wurthfleth
Schrader-Haase
Friedrich Schrader
* 1877 Platjenwerbe
+ 1958 Platjenwerbe
- Werftarbeiter (1904) - Schmiedemeister
- Friedrich Schrader baute nach Informationen aus der Familie die ursprüngliche Tischlerei seines Vaters in eine Schmiede um.
oo 1900 Standesamt Lesum
Wilhelmine Haase
* 1879 Lesum
+ 1973 Bremen (Krankenhaus)
- Tochter von Ferdinand Hase aus Neuland und seiner Ehefrau und Gesche, geb. Lankenau aus Lesum
- Am 21. März 1973 erscheint im "WESER-KURIER" eine Gratulation zu ihrem 94. Geburtstag (Schmiedestraße 37).
- Die 3 Söhne Heinrich (*1910 +1943), Bernhard (*1912 +1942) und Alfred (*1919 +1942) sind im II. Weltkrieg gefallen
Schrader
Margrethe Schrader
* 1901 Platjenwerbe
+ 1979 Bremen-Lesum
- Tochter aus vorstehender Ehe, blieb unverheiratet
- Verkauf der Wohnstelle durch die Schrader Erbengemeinschaft am 20.06.1980
Daten aus Adressbüchern usw.:
- 1906: Schrader, Johann, Arbeiter; Schrader Friedrich, Werftarbeiter (Haus Nr.36)
- 1909: Schrader, Johann, Arbeiter; Schrader Friedrich, Schmiedemeister (Haus Nr.36)
- 1928: Schrader, Friedrich, Schmiedemeister (Haus Nr.36)
- 1938: Schrader, Friedrich, Schmiedemeister; Schrader, Heinrich, Handlungsgehilfe (Haus Nr.36)
- 1965: Schrader, Wilhelmine, Rentnerin (Haus Nr.36)
- 1969: Schrader, Wilh., Rentner
- 1973: Schrader, Wilhelmine, Gratulation zum 94. Geburtstag im "WESER-KURIER"