Platjenwerbe Nr.36

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Hierarchie


Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe

1956 - Foto: Lücke
1875 Ur-Kataster Ausschnitt


Einleitung

Platjenwerbe Nr.36, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Anschrift: Schmiedeweg 15. Lage auf der Höfekarte anzeigen.


Geschichte des Hofes

Allgemein

1784 Ausschnitt Türbalken, s-w.jpg
Balken gebogen über der Haustür


Hinrich von Lübke Trine Margreta von Lübke D. 19. Nov. 1784


Nach heutigem Kenntnisstand wurde das Haus auf dieser Stelle 1784 von Hinrich von Lübke und Trine Margarethe Kühlken 19 Jahre nach ihrer Hochzeit errichtet. Wahrscheinlich war es eine Erneuerung eines bereits vorhandenen Hauses, denn die „Von Lübke“ siedelten bereits seit um 1700 in Platjenwerbe.

Die Huf- und Wagenschmiede stand links vom Haus. Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen waren zu reparieren, besonders die Fahrzeuge der Ziegelei „Auf Glindberg“ brachten Arbeit. Der Betrieb wurde 1952 aufgegeben und 1971 abgebaut und im Museumsdorf Cloppenburg ausgestellt.

1971 wurde das Haus umgebaut, mit Ziegelwerk verblendet und das Reetdach durch ein Hartdach ersetzt. Die letzte Bewohnerin aus der Linie Von Lübke war die unverheiratet gebliebene Tochter Grete Schrader, die Älteste von acht Kindern. (Aufzeichnungen von W. Drawe)



Frau Margret Jachens berichtet in ihren Aufzeichnungen von 1976 über Inhalte von Gesprächen mit Frau Gretchen Schrader. Danach gehörten zu der Kötnerstelle 18 Morgen Land, ein bis zwei Kühe, etwas Jungvieh, Schweine und Geflügel. Die Mutter mußte neben der Arbeit im Haushalt in der Schmiede helfen. „Mimi hau rup!“ , dieser Ausruf des Schmieds, kursierte im Dorf. Auch über die Geschichte mit dem Deserteur Schrader, einem Reiter im Königlichen Kavallerie Regiment Hannover, der sich in den Wäldern versteckt hielt und von einer der drei Töchter Von Lübke mit Essen versorgt wurde, wird hier erzählt. Dieses Rendezvous führten offensichtlich 1803 zur Hochzeit der beiden und damit zur Einführung des Namens Schrader in die Stelle.




Chronologische Dokumentation

1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
21. Hinrich von Lübke



1812 (Meierbrief):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft. Vorgeladen der Gutsmeier Johann Friedrich Schrader zu Platjenwerbe Nro 12
Meiergefälle:

An Zins zwei Thaler sechszig Groten.
Sechs Handdiensttage in corpore oder wenn solche nicht verlangt werden sechs und dreißig Groten.
Ein Rauchhun in natura oder wenn solches nicht begehrt wird sechs Groten.

Alles in Cassenmünze

Der in Person erschienene Guthsmeier erkannte die Richtigkeit der Guthsherrlichen Angabe seiner zu entrichtenden Meiergefälle an und erklärte daß folgende Grundstücke sich bei seiner Meierstelle befänden.

Ein Garten, ein Viertel Einsaat groß mit Johann Hinrich Melchers ins Osten und der Dorfs Gemeinheit ins Süden Westen und Norden benachbart.

Vorgelesen genehmigt und unterschrieben



1820-1846 (Langenholz-Theilung):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 36 Johann Friedrich, jetzt Hinrich Schrader – derselbe 1842 abgelöset – aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 36 Johann Friedrich Schrader.

In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 36 sind für Johann Friedrich, jetzt Hinrich Schrader, für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:

1. Der Anschuß bei dem Hause - 047
2. Auf der der Platjenwerber Heide - 026
3. Auf dem Bördel - 071/2
4. Im sogenannten Holze am großen Glindberge und der Aue - 137
5. Auf dem Vorbrennen - 187
6. In der Heide oberhalb der Lehmbecks Grund - 351



1837 S.1.jpg
1837 S.2.jpg

1837 (Meiervertrag):
Im Meiervertrag vom 16. September 1837 – Übergabe der Meierstelle von Johann Friedrich Schrader an dessen Sohn Heinrich Schrader nach angesetztem Weinkauf von 3 Reichstalern und dreyßig Grote Cassenmünze.
Meierabgaben:

An Zins 2 Rthlr: 60 Grote
Sechs Handdiensttage in Corpore zu leisten, oder nach Wahl des Gutsherrn dafür 36 Grote
Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird 6 Grote
Summa 3 Rthlr: 30 Grote
Cassenmünze, oder deren Werth in courant.


Für die obengenannten Leistungen, welche als richtig anerkannt wurden, besitzt der Meyer Heinrich Schrader

einen Hausplatz und Gartenland im Ganzen ca. 2 Spint Saat groß, gränzt in Norden an einen Weg und in Süden und Osten an die Meyerstelle von Cord Schaden Witwen.

Quelle: NLA - StA Stade, Rep. 74 Blumenthal Nr. 4665



1852 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 13 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Tagelöhner Heinrich Schrader (48), Ehefrau Margreta (47), Sohn Johann (13), Tochter Anna (10), Sohn Diederich (6), Tochter Meta (4).



1864 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 36 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Tagelöhner Hinrich Schrader (60), Ehefrau Magrethe (59), Tochter Metha (15), sowie ein angenommenes Kind Diedrich Meier (10).



1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung werden in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 35 dem Arbeiter Johann Schrader folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1 Parzelle 18; Blatt 2 Parzellen 39, 40, 41, 42, 111.


Zeitungsartikel "Bremer Nachrichten" 1971 (Foto: Buttmann)

1971 (Zeitungsbericht zur Aufgabe der Schmiede) Jetzt nur altes Eisen, aber schon bald museale Kostbarkeit: Für das Museumsdorf in Cloppenburg wurde am Dienstag die alte Schmiede von Friedrich Schrader in Platjenwerbe "ausgeschlachtet". Das verrostete Inventar des 1952 geschlossenen Handwerksbetriebes soll chemisch entrostet und wieder gängig gemacht werden, es wird dann zu den besonderen Attraktionen in Cloppenburg gehören, denn sämtliche Maschinen zum Reifenbiegen, zum Stanzen oder zum Stauchen, die Bohrmaschine mit Handschwungrad oder der mit Federkrarft betätigte Vorlegehammer wurde ohne Motorkraft betrieben.


1972 (Zeitungsbericht Platjenwerber Schmiede jetzt in Cloppenburg) wie vor hundert Jahren arbeitet dieser Schmied - allerdings hat er anders seine Berufs-Vorfahren, eine Kunstakademie besucht. Dennoch benützt der moderne Schmiedemeister die uralten Geräte: Hämmer, Zangen, Blasebalg und Ambosse, Kupfer und Messing werden bei ihm "getrieben" und das Eisen wird vor der Bearbeitung wie früher in die Esse gelegt. Der ländliche Handwerksbetrieb stammt mit seinen Werkzeugen aus Platjenwerbe. Hier hatte sich der dort früher tätige Hufschmied in den fünfziger Jahren nicht mehr halten können. Jetzt übernahm das Museumsdorf Cloppenburg die alte Schmiede. Wie schon mit der Töpferei präsentiert das Museumsdorf die Schmiede als voll funktionierenden Handwerbsbetrieb. Es ist ein Hauptziel des Museumsdorfes, die traditionelle Kultur so anschaulich wie möglich darzustellen. Dazu wurden zahlreiche alte Werkstätten mit Originaleinrichtungen aufgebaut. An der Töpferei und der gestern eröffneten Schmiede können die Besucher aber "ganz lebendig" den Arbeitsablauf mit den alten Geräten verfolgen, wie er zum Lebensbild unserer Urgroßeltern gehört.





Geschlechterfolge

Von Lübke-Kühlken

Hinrich Von Lübke
* 1741 Platjenwerbe
+ nach 1793

Sohn von Claus von Lübcke und Margret Raschen aus der Stelle Platjenwerbe Nr. 30


oo 1765 Lesum, St. Martini


Trin Margreta Kühlken
* um 1731 Buschhausen
+ 1793 Platjenwerbe

Tochter von Harm Kühlken aus Heilshorn und Metje Schröder aus Scharmbeckstotel



Von Lübke-Schrader

Anna Margretha von Lübke
* 1766 Platjenwerbe
+ 1838 Platjenwerbe


oo 1803 Lesum


Johann Friedrich Schrader
* 1773 Nienhagen, Amt Eicklingen
+ 1847 Platjenwerbe

Reiter im I. Cavallerie Regiment (Hannover) - Schiffszimmermann - Köthner

Erzählt wird die Geschichte von dem Deserteur Johann Friedrich Schrader, einem Reiter im I. Königlichen Cavallerie Regiment Hannover, der sich in den hiesigen Wäldern versteckt hielt und von einer der drei Töchter von Lübke, nämlich Anna Margaretha, mit Essen versorgt wurde. Dieses Rendezvous führte offensichtlich 1803 zur Hochzeit der beiden. Johann Friedrich Schrader wurde als zweites von sechs Kindern der Eheleute Hans Schrader und Catharine Magdalene geb. Hoier geboren.



Schrader-Meyer

Hinrich Schrader
* 1805 Platjenwerbe
+ 1871 Platjenwerbe

Schiffszimmermann - Köthner in Platjenwerbe


oo 1837 Lesum


Margretha Meyer
* 1806 Schwanewede
+ 1883 Platjenwerbe


Johann Schrader

Schrader-Schnepel

Johann Schrader
* 1839 Platjenwerbe
+ 1921 Platjenwerbe

Arbeiter (1904/1909) - Tischler und Zimmermann
Johann Bernhard Schrader betrieb in der späteren Schmiede ursprünglich eine Tischlerwerkstatt


oo 1870 Aschwarden-Bruch


Lucie Margarethe Schnepel
* 1833 Aschwarden
+ 1908 Platjenwerbe

Tochter des Häuslings Carsten Schnepel aus Aschwarden und der Köhnke Margarete Gode aus Wurthfleth



1929
Wilhelmine Schrader mit Kindern, um 1914
Ehepaar Schrader, um 1950

Schrader-Haase

Friedrich Schrader
* 1877 Platjenwerbe
+ 1958 Platjenwerbe

Werftarbeiter (1904) - Schmiedemeister
Friedrich Schrader baute nach Informationen aus der Familie die ursprüngliche Tischlerei seines Vaters in eine Schmiede um.


oo 1900 Standesamt Lesum


Wilhelmine Haase
* 1879 Lesum
+ 1973 Bremen (Krankenhaus)

Tochter von Ferdinand Hase aus Neuland und seiner Ehefrau und Gesche, geb. Lankenau aus Lesum
Am 21. März 1973 erscheint im "WESER-KURIER" eine Gratulation zu ihrem 94. Geburtstag (Schmiedestraße 37).


Die 3 Söhne Heinrich (*1910 +1943), Bernhard (*1912 +1942) und Alfred (*1919 +1942) sind im II. Weltkrieg gefallen




Schrader

Margrethe Schrader
* 1901 Platjenwerbe
+ 1979 Bremen-Lesum

Tochter aus vorstehender Ehe, blieb unverheiratet
Verkauf der Wohnstelle durch die Schrader Erbengemeinschaft am 20.06.1980



Daten aus Adressbüchern usw.:

  • 1906: Schrader, Johann, Arbeiter; Schrader Friedrich, Werftarbeiter (Haus Nr.36)
  • 1909: Schrader, Johann, Arbeiter; Schrader Friedrich, Schmiedemeister (Haus Nr.36)
  • 1928: Schrader, Friedrich, Schmiedemeister (Haus Nr.36)
  • 1938: Schrader, Friedrich, Schmiedemeister; Schrader, Heinrich, Handlungsgehilfe (Haus Nr.36)
  • 1965: Schrader, Wilhelmine, Rentnerin (Haus Nr.36)
  • 1969: Schrader, Wilh., Rentner
  • 1973: Schrader, Wilhelmine, Gratulation zum 94. Geburtstag im "WESER-KURIER"



Ergänzende Angaben

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

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