Wahlwies
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Baden-Württemberg > Regierungsbezirk Freiburg > Landkreis Konstanz > Stockach > Wahlwies
Einleitung
Wahlwies mit ca. 2.200 Einwohnern ist ein Stadtteil von Stockach im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.
Wappen
Unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende fünfendige blaue Hirschstange gespalten; vorne in Rot zwei schräggekreuzte goldene Schwerter; hinten in Silber drei sinkende grüne Lindenblätter.
Die zwei gekreuzten Schwerter weisen auf die Schlacht bei Wahlwies 915 hin. Die blaue Hirschstange ist dem Stammwappen der Grafen von Nellenburg entnommen und die drei Lindeblätter sind das Stammwappen der Grafen von Bodman-Möggingen, über Jahrhunderte Grundherren in Wahlwies.
Allgemeine Information
Die ehemals selbständige Gemeinde Wahlwies - erstmals urkundlich erwähnt 839 in Bodman durch Ludwig den Frommen (778–840) als Walahwis - liegt rund fünfeinhalb Kilometer südwestlich der Stadtmitte von Stockach. Durch den Ort fließt die Stockacher Aach. Östlich von Wahlwies liegt der Stadtteil Espasingen, im Süden der Radolfzeller Stadtteil Stahringen, im Südwesten die Gemeinde Steißlingen und im Nordwesten die Gemeinde Orsingen-Nenzingen.
Politische Einteilung
Im Rahmen der Kreisreform wurde Wahlwies am 01.01.1975 in die Stadt Stockach eingemeindet.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich hier eine eigene Gemeinde gebildet. Die Johannes Kirche wurde eingeweiht am 24. Juli 1955 und noch einmal grundlegend renoviert im Jahr 1994. Seit 2001 bereichern zwei Hinterglasbilder der Künstlerin Judith Beck-Meyer den Altarraum der Kirche. Sie liegt an der Friedhofstraße und gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Ludwigshafen, zu der auch Bodman, Bonndorf, Espasingen, Nesselwangen und Sipplingen zählen.
Katholische Kirche
St. Germanus und Vedastus
Eine Kapelle wird 1155 genannt, eine Kirche 1247, die 1353 als Filiale von Bodman erscheint. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. erscheint Wahlwies als Kuratie, spätestens Ende des 18. Jh. war die Gemeinde wieder eigene Pfarrei. Sie gehörte damals zum Dekanat Stockach, dann dem Landkapitel Östlicher Hegau. Das heutige katholische Gotteshaus wurde um 1882 erbaut, ist den Heiligen Germanus und Vedastus gewidmet und liegt auf einer Erhöhung über dem alten Ortskern. Die Wahlwieser Kirchengemeinde wurde 2011 mit Bodman-Ludwigshafen und Espasingen zur Seelsorgeeinheit See-End zusammengefasst. Diese wiederum gehört seit 2015 zum Dekanat Konstanz bzw. dem Erzbistum Freiburg.
Röm.-kath Kirchengemeinde See-End
Nikolaus Böhler, Pfarrer
St. Otmar Str. 2
78351 Bodman-Ludwigshafen
Telefon +49 (0) 7773 5239
Telefax +49 (0) 7773 7568
<email>mail@kath-pfarramt-ludwigshafen.de</email>
(Stand: Mai 2021)
Kapelle St. Leonhard
An der Hauptstraße, die durch den Ort führt, steht eingebaut zwischen Wohnhäusern das älteste Gebäude und damit auch das älteste Gotteshaus von Wahlwies. Die kleine Kapelle wurde nach 1400 erbaut und wird heute noch für Taufen und kleinere kirchliche Anlässe genutzt.
Katholische Pfarrer in Wahlwies
1760 – 1807 Johann Adam Generosus Kromer
1808 – 1814 Johann Baptist Kaspar Hipp
1814 – 1817 Karl Georg Schmid
1818 – 1827 Aloys Beschle
1827 – 1828 F. Joh. M. Gagg (Pfarrverweser von Stahringen)
1828 – 1837 Joseph Fischer
1837 – 1845 Benedikt Früh
1845 Georg Würmle (vier Monate als Pfarrverweser)
1845 – 1849 Georg Auer
1849 – 1850 Albert Heinel & Basilius Maienfisch (Pfarrverweser von Espasingen)
1850 – 1864 Lorenz Huber
1864 – 1865 Johann Nepomuk Schof
1865 – 1872 Carl Krizowsky
1872 – 1878 Otto Schäffner
1878 – 1879 Rauch (Pfarrverweser von Nenzingen)
1879 Dr. Anton Leinz
1880 – 1890 Dr. Adolf Wehrle
1890 Wilhelm Baumann (Pfarrverweser von Orsingen)
1891 – 1899 Josef Merta
1899 – 1901 Ludwig Groth
1901 – 1927 Karl Kienzle
1927 – 1950 Joseph Reger
1950 – 1957 Anton Bachstein
1957 – 1968 Josef Hog
1968 – 1969 Eugen Barth
1969 – 1989 Berthold Müller
1989 - 2005 P. Ivan Milanovic (TOR)
2005 - 2019 Jürgen Faulhammer (Pfarrverweser von Orsingen-Nenzingen)
seit 2019 Nikolaus Böhler (Pfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit See-End)
Geschichte
839 Erste schriftliche Erwähnung von Wahlwies “uualahuuis“ (=“uualahuuis“) in einer Kaiserurkunde Ludwigs des Frommen
915-994 Wahlwies bildet mit Bodman und dem Hohentwiel bis zum Tode der Herzogin Hadwig (994) den Mittelpunkt des Herzogtums Schwaben; es ist ein zentraler Platz und Vorort der Herzogsgewalt
965 Gerichtsverhandlung und Herzogslandtag der Herzogin Hadwig in Wahlwies
1155 Älteste Erwähnung der Wahlwieser Kirche
1247 Erste Erwähnung einer Wahlwieser Familie beim Verkauf einer Leibeigenen in der Kirche; es ist die Familie Heinrichs in Lancwat
1335 Wahlwies wird in einer Fehde zwischen den Herren von Bodman und Klingenberg verbrannt
1524/25 Bauernkrieg; Wahlwies wird für seine Beteiligung am Aufruhr zweimal eingeäschert
1596 Ältester überlieferter Beleg für die Bezeichnung der Einwohnerschaft als Gemeinde; die Gemeinde Wahlwies hat ca. 200 Einwohner
1618-1648 Dreißigjähriger Krieg
1620 Erste schriftliche Erwähnung eines Dorfgerichts
1632 Wahlwies wird von durchziehenden kaiserlichen Truppen schwer geplündert
1637 Hans von Bodman erlässt seinen Untertanen in Bodman, Espasingen und Wahlwies wegen der verheerenden Auswirkungen des Krieges sämtliche rückständigen Zinsen und Zehnten im Gesamtwert von 10.000 Gulden
1643 Der französische General Comte de Corval lässt Schloss Bodman niederbrennen; schreckliches Elend auch in Wahlwies; die Menschen verlassen den verbrannten und verwüsteten Ort und ziehen sich in die umliegenden Wälder zurück; in Wahlwies lebt keine einzige Seele mehr; bayerische Soldaten verschanzen sich auf dem Wahlwieser Kirchhof
1658 Wahlwies hat nach dem 30jährigen Krieg nur noch ca. 70 Einwohner
1708 Die Gemeinde erholt sich langsam; Wahlwies hat 300 Einwohner
1750-1770 36 Personen schließen sich dem 2. Theresianischen Schwabenzug an und wandern in das Banat aus
1792-1815 Napoleonische Kriegsära; Wahlwies ist beinahe zwanzig Jahre lang von den Kriegsereignissen der napoleonischen Zeit betroffen; die beiden Schlachten von Stockach (1799) und Engen (1800) richten im Dorf schwere Verwüstungen an und kosten zahlreiche Opfer in der Zivilbevölkerung
1805 Wahlwies kommt durch den Frieden von Pressburg zusammen mit der Landgrafschaft Nellenburg an Württemberg
1809 Stockacher Volksaufstand; das Dorf hat 451 Einwohner
1810 Wahlwies wird badisch
1814-1817 Gesamteuropäische Klimaverschlechterung mit extrem kalten und langen Wintern, Frost bis in den Juni und starken Niederschlägen; im ganzen Land herrscht eine schreckliche Hungersnot
1831 Einführung der badischen Gemeindeordnung; die Bürger wählen künftig ihren Bürgermeister selbst, der löst den bisher vom Grundherrn eingesetzten Ortsvogt ab
1842 Bau des neuen Schulhauses bei der Kirche (jetzt Rathaus)
1848/49 Ausbruch der 48er-Revolution; sie wird in Wahlwies enthusiastisch begrüßt
14.4.1848 Friedrich Hecker und seine Freischärler werden auf ihrem Durchzug nach Stockach in Wahlwies begeistert empfangen
nach 1849 Viele Wahlwieser wandern nach Amerika aus
1850er Im Dorf herrscht große Armut; das Großherzogliche Bezirksamt Stockach fordert energische Maßnahmen gegen den „Kinderbettel“
1852 Wahlwies hat 649 Einwohner
1864-67 Bau der Eisenbahnlinie Radolfzell-Stockach
1881 Abbruch der alten Rokoko-Kirche und Bau der neuromanischen
1888 Bau der Wasserleitung
1889 Weihe der neuen Pfarrkirche durch Erzbischof Johann Christian Roos
um 1900 Anfänge der organisierten Fastnacht im Hegau
1912 Wahlwies hat 686 Einwohner
1920 Einführung des elektrischen Lichtes
1933 NS-Machtergreifung in Wahlwies; Bürgermeister Adolf Ellensohn und alle anderen nicht der NSDAP angehörenden Amtspersonen der Gemeinde werden zur Niederlegung ihrer Ämter gezwungen; Nachfolger von Adolf Ellensohn wird Alfred Fuchs
28.5.1945 Altbürgermeister Adolf Ellensohn wird von der französischen Militärbehörde wieder als Bürgermeister eingesetzt
1946/47 Gründung des Pestalozzi-Kinderdorfes
1954 Bau der evangelischen Kirche
1975 Wahlwies wird in die Stadt Stockach eingegliedert
1989 Einweihung der neuen Waldorfschule
heute Wahlwies hat 2.160 Einwohner
Quelle: Fredy Meyer, Wahlwies. Ein Dorf und seine Geschichte, Stähle Druck und Verlag, Engen, 1990
Genealogische und historische Gesellschaften
Historische Gesellschaften
Postanschrift
Hohgarten 2 (Rathaus)
78224 Singen (Hohentwiel)
Telefon: +49 7731 85-239
Telefax: +49 7731 85-882244
<email>info@hegau-geschichtsverein.de</email>
(Stand: Mai 2021)
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Steuerlisten
- Laut Steuerliste von 1658 hat Wahlwies kurz nach dem 30jährigen Krieg nur noch ca. 70 Bewohner. Folgende Familiennamen tauchen auf:
- Scha(t)z (einer davon Schmied)
- Wochner
- Bürckhle
- Cromer
- Zeller
- Weber
- Gnädinger
- Krebs
- Eschenbrandt (Wirt)
- Forster
- Kuppel
- Sprenger
- Walckh (Vogt)
- Glaser
- Liepein
- Bind
- Im Steuerurbar von 1757 - Wahlwies hat wieder etwas mehr als 350 Einwohner in 63 Häusern - tauchen folgende Familiennamen am häufigsten auf:
- Scha(t)z 12x (einer davon, Franz Karl Schatz, Lehengroßbauer; ein anderer Hufschmid und Schreiner]
- Mayer 8x
- Wochner 7x
- Binder 5x
- Kramer 3x (einer davon, Thomas Kramer, Vogt und zugleich Wirt; ein anderer; Bartolome Kramer, Schulmeister & Meßner)
- Bidermann 3x
- Gnädinger 3x
- Schanegg 3x
- Forster 3x
- Bürckhle 3x
- Sprenger 2x
- Stocker 2x
- Fröhlich 2x
- Wöhrle 2x
Kirchenbücher
Siehe Eintrag Wahlwies in Die Kirchenbücher in Baden, Seite 258
Family Search Auflistung der Wahlwieser Kirchenbücher 1735-1964 auf Mikrofilm (aufgenommen von Manuskripten im Erzbischöflichen Archiv Freiburg)
Der Großteil der katholischen Bücher dürfte sich im Erzbischöflichen Archiv Freiburg unter Verschluss befinden. Dort können jedoch u.a. die drei Mikrofilme 939032 bis 939034 aus Eintrag 266821 im FamilySearch-Katalog eingesehen werden.
Standesbücher
Katholisch
- Standesbuch 1811-1825 Staatsarchiv Freiburg
- Standesbuch 1826-1843 Staatsarchiv Freiburg
- Standesbuch 1844-1857 Staatsarchiv Freiburg
- Standesbuch 1858-1869 Staatsarchiv Freiburg
- Digitalisate der Standesbücher (1810–1869) im Bestand L 10 des Staatsarchivs Freiburg
Militär- und Kriegsquellen
- Gedenktafeln in der Kirche St. Germanus und Vedastus, 1. & 2. WK
- Gedenktafeln auf dem Friedhof, 1. & 2. WK
- Kriegsgrab auf dem Friedhof, 2. WK
- Wahlwies ist in den Verlustlisten des Ersten Weltkriegs enthalten.
Bibliografie
- Volltextsuche nach Wahlwies in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
- Ortssuche nach Wahlwies in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatursuche nach Wahlwies in der Landesbibliographie Baden-Württemberg online
Historische Bibliografie
- Feger, Otto: Geschichte des Bodenseeraumes, Bd.1-3, Jan Thorbecke Verlag, 1958
- Maurer, Helmut: Bodman, Wahlwies, der Hohentwiel und die Begründung der Herzogsherrschaft in Schwaben; in: Berner, Herbert (Hrsg.): Bodman - Dorf. Kaiserpfalz. Adel, Jan Thorbecke Verlag, 1977; ISBN 3-7995-5113-1
- Meyer, Fredy: Wahlwies. Ein Dorf und seine Geschichte, Stähle Druck und Verlag, 1990; ISBN 3-921413-26-5
- Suche nach Wahlwies im Topographischen Wörterbuch des Großherzogtums Baden Mitmachen
Weitere Bibliografie
- Landesarchivdirektion Ba-Wü: Der Landkreis Konstanz, Band 4, S. 445-449. Stadler, 1984; ISBN 3-7995-6184-6
Periodika
Archive und Bibliotheken
Archive
- Kreisarchiv in Konstanz
- Stadtarchiv in Stockach
Bibliotheken
- Hegau-Bibliothek in Singen
- Stadtbücherei Stockach
Verschiedenes
Karten
Etymologie und Sprache
- Muttersproch Gsellschaft Regionalgruppe Hegau
Videos
- Apfelblüte in Wahlwies Kurzvideo auf YT von Robin Fast
- Wahlwies von obenKurzvideo auf YT von Dji Mavic Air Aufnahmen
Weblinks
Offizielle Webseiten
- Stadtteil Wahlwies auf der offiziellen Webseite von Stockach
- Wahlwies
- Kath. Seelsorgeeinheit See-End
- Evang. Kirchengemeinde Ludwigshafen am See
Weitere Webseiten
- Artikel Wahlwies. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Informationen zu Wahlwies in LEO-BW, dem landeskundlichen Informationssystem für Baden-Württemberg
- Hegau Geschichtsverein
Zufallsfunde
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Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WAHIES_W7761</gov>