Totengedenkbuch Dresden/Projektbeschreibung
Totengedenkbuch Dresden | |
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Ein Gemeinschaftsprojekt von: Verein für Computergenealogie e.V. CompGen und |
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Kategorie: |
Projektbeschreibung
Dresden war eine von vielen deutschen Städten, die schon im Ersten Weltkrieg die Namen und Lebensdaten der gestorbenen Soldaten sammelten, um sie nach dem Krieg in einem „Ehrenbuch“ zu würdigen.
War dies bei kleinen Gemeinden meist problemlos möglich, war die Erfassung aller gefallener und gestorbener Soldaten in Großstädten eine Mammutaufgabe. Mitarbeiter des Dresdner Ratsarchivs begannen im Herbst 1916 mit den Arbeiten an einem Totengedenkbuch für die Stadt Dresden. Ursprünglich war geplant, alle 75.000 Dresdner Soldaten, die im Ersten Weltkrieg dienten, in einem Buch zu erfassen. Aus Aufwandsgründen wurde dies auf die Nennung der gestorbenen Soldaten reduziert.
Aufgenommen wurden alle in Dresden geborenen Soldaten; unklarer war der zweite Grundsatz bei der Bearbeitung, dass auch nicht in Dresden geborene Soldaten erfasst würden, wenn sie eine „nicht unbedeutende Zeit“ in Dresden gelebt hatten. Es war damit Auslegungssache des Bearbeiters im Ratsarchiv, ob er diese Soldaten in die Listen aufnahm oder nicht.
Das Ratsarchiv arbeitete mit den Auszügen der sächsischen Verlustlisten (und der der anderen Staaten), erkundigte sich bei den Standesämtern und beim Nachweisbüro des sächsischen Kriegsministeriums über gefallene Kriegsteilnehmer. Außerdem nutzte es die Meldungen von Angehörigen. Mehrere hundert Briefe von Angehörigen, die bisweilen sehr lange Lebensläufe der gestorbenen Verwandten beinhalten, werden noch heute im Stadtarchiv Dresden aufbewahrt.
1920 waren über 12.000 Namen von Toten auf Karteikarten erfasst. Bis heute ist die genaue Zahl der Dresdner Toten des Ersten Weltkriegs nicht genau bekannt – Schätzungen reichen bis zu 18.000 Personen.
Am 1. Dezember 1923 begannen Schüler der Kunstgewerbeschule Dresden, die Namen in das in Leder eingebundene Ehrenbuch zu übertragen, das Professor Paul Rößler von der Kunstgewerbeschule entworfen hatte. Den Einband mit eisernen Beschlägen gestaltete der Buchbindermeister Rudolf Lohse. Von diesem Buch hat sich jede Spur verloren.
Erhalten geblieben haben sich die Vorarbeiten zum Totengedenkbuch: tausende von Karteikarten im Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, die zu den gestorbenen Soldaten viele Angaben beinhalten. Sie bilden eine wichtige Quelle für die Militärgeschichte einer Großstadt im Ersten Weltkrieg, aber auch für die Sozial- und Familiengeschichte. Die Karteikarten sind nach den militärischen Einheiten gegliedert. Innerhalb derer scheint kein Ordnungsprinzip durchgeführt worden zu sein.
Diese Kartei soll nun mit Hilfe des Dateneingabesystems DES erschlossen werden. Ziel des Projektes ist so einerseits eine virtuelle Rekonstruktion des nie erschienenen Totengedenkbuches, andererseits und v.a. aber die Aufbereitung dieser wichtigen, aber bisher nur wenig genutzten historischen Quelle in einer einfach recherchierbaren Form.
Erschlossen sind die Namen der einzelnen Gefallenen bereits in den Digitalen Sammlungen der SLUB. Aufgrund der Zuordnung der Gefallenen zu ihren Einheiten können auch die gedruckten 80 Bände der Reihe "Erinnerungsblätter deutscher Regimenter – Sächsische Armee" genutzt werden, die zum großen Teil ebenfalls digital vorliegen und mit einem automatisch erkannten Volltext recherchierbar sind.
Durchgeführt wird das Projekt in Kooperation des Vereins für Computergenealogie e.V., der SLUB Dresden und des Dresdner Vereins für Genealogie e.V.
Kooperation
In diesem Kooperationsprojekt sind folgende Schritte der Kooperationspartner vereinbart:
- Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) stellt die Digitalisate der Kartei in ihren Digitalen Sammlungen zur Verfügung.
- Erfasst werden die Daten mit dem Dateneingabesystem "DES" des Vereins für Computergenealogie (CompGen)
- Das Erfassungsteam wird unterstützt durch Mitglieder des Dresdner Verein für Genealogie e. V. (DVG)
- Die laufende Betreuung erfolgt durch Mitarbeiter/Mitglieder aller drei Kooperationspartner.
Projektbetreuer
Horst Reinhardt/Ingrid Reinhardt (CompGen), Ronny Steinicke (DVG), Martin Munke (SLUB)
Editionsrichtlinien
Die Editionsrichtlinien sind noch in Arbeit.
Auswahl Rolle
Weil neben den gefallenen Soldaten auch Familienmitglieder auf den Karteikarten erfasst sind, haben wir bei der Erfassung auf unser bewährtes "Rollen-Modell" zurückgegriffen. Im ersten Schritt ist also die Rolle Verstorbener auszuwählen, die weiteren Beziehungen (v.a. Ehepartner) werden mit der Rolle Drittperson/Verwandter erfasst. Hierbei ist dann die jeweilige Bezugsperson auszuwählen, sodass wir die für die Familienforschung wichtige Beziehung zu Ehepartner und ggf. Eltern hergestellen können. Für diese Personen beschränken sich die verzeichneten Angaben i.d.R. auf Nachname, Vorname, Beruf und Wohnort.
Die einzelnen Erfassungsfelder
Referenz zu Verlustliste
In der rechten oberen Ecke einer Karteikarte ist i.d.R. die Nummer der Verlustliste erfasst, in der der Verstorbene verzeichnet ist. Sie wird in der vorliegenden Form in die Datenmaske übertragen.
Nachname
Der Nachname wird so erfasst, wie er auf der Quelle aufgeführt ist. Abkürzungen werden nicht aufgelöst.
Vorname
Die Vornamen werden wie erfasst, ggf. als Abkürzung, abgeschrieben.
Konfession
Die Konfession ist auf den Karteikarten i.d.R. abgekürzt erfasst (z.B. ev. für evangelisch). In der Datenmaske werden die Abkürzungen aufgelöst.
Letzter Wohnort
Der Eintrag "Letzte Wohnung" auf jeder Karteikarte wird in der Erfassung in die Felder "Letzter Wohnort" und (wenn vorhanden) "Letzte Wohnadresse" aufgeteilt.
Letzte Wohnadresse
Hier werden, wenn vorhanden, Straßenname und Hausnummer aus dem Eintrag "Letzte Wohnung" erfasst.
Familienstand
Vorkommende Familienstandsanzeigen werden in das Feld Familienstand eingetragen.
Beruf/Stand
Dienstgrad
Einheit
Erfasst wird hier jeweils die Einheit, in der der Verstorbene zuletzt diente.
Untereinheit
Ereignis 1-5
Für die Erfassung der unterschiedlichen Ereignisse haben wir Ereignisfelder eingerichtet. Häufig vorkommende Ereignisse sind:
- Tod
- Verwundung
- Begräbnis
- Auszeichnung
- ...
Jedes vorkommende Ereignis wird in der Reihenfolge des Vorkommens auf der Karteikarte mit Datum in jeweils ein Ereignisfeld eingetragen.
Standesamt
In der linken unteren Ecke einer Karteikarte ist i.d.R. das Standesamt angegeben, das den Tod des Gefallenen beurkundete. Es wird in der Reihenfolge Ort + Nummer erfasst, also z.B. Dresden II.
Urkunden-Nr.
Die Urkunden-Nr. wird so erfasst, wie sie auf der Quelle aufgeführt ist, z.B. 3803/1918.
Bemerkung
Bearbeiter
- DES-Projektanlage: Horst Reinhardt, Susanne Nicola
Bearbeitungsstand
- DES-Projektstart im Februar 2021