Badische Standesbücher
Von 1810 bis 1869 waren die Ortsgeistlichen im Großherzogtum Baden gesetzlich verpflichtet Standesbücher in deutscher Sprache in den drei Kategorien Geburten und Vaterschaftsanerkennungen, Heiraten und Ehescheidungen, sowie Todesfälle zu führen, und zwar getrennt nach politischen Gemeinden. Die Standesbücher ersetzten die Kirchenbücher. Das Original wurde in der Gemeinde aufbewahrt, eine vom Geistlichen handschriftlich erstellte Abschrift musste jährlich an das Bezirksamt, später Amtsgericht, abgeliefert werden. In den kleinen Gemeinden wurden keine Bücher für die Minderheitskonfessionen und -religionen geführt, sonden in den Büchern der Mehrheitskonfession mit erfasst.
Für die Originale ist die Bezeichnung Kirchenbücher gebräuchlich. Die Abschriften wurden zunächst Kirchenbuchduplikate genannt. Diese Bezeichnung wird auch heute noch teilweise verwendet.
Verwahrung und Zugang
Die Originale werden bei den Kirchenbuchbeständen der jeweiligen Kirchen aufbewahrt. Sie sind teilweise mit Jahrgängen vor 1810 oder nach 1869 zusammengebunden und teilweise auch völlig anders geordnet als die Abschriften. Zur Art des Zugangs siehe Erzbischöfliches Archiv Freiburg und Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Die Abschriften der Standesbücher befinden sich heute für Südbaden im Staatsarchiv Freiburg und für Nordbaden im Generallandesarchiv Karlsruhe. Der Bestand wurde mikroverfilmt. Später wurden aus den Mikrofilmen kostenfrei online zugängliche Digitalisate erstellt. Physische Bücher werden nur noch in begründeten Ausnahmefällen vorgelegt.
- Online-Zugang
- Digitalisate des Bestands L 10 im Staatsarchiv Freiburg.
- Digitalisate des Bestands 390 im Generallandesarchiv Karlsruhe.
Ergänzend erstellt FamilySearch Digitalisate von dort vorhandenen Mikrofilmen. FamilySearch und Landesarchiv haben (teilweise?) unterschiedliche Verfilmungen durchführt. Die Digitalisate des Landesarchivs und von FamilySearch beruhen zwar auf denselben Originalbänden, unterscheiden sich jedoch in Auflösung, Kontrast und (Teil-)Abdeckungen. Ggf. lohnt sich ein Blick in das jeweils andere Digitalisat. Der Zugang erfolgt über die Ortssuche im FamilySearch-Katalog. Die Digitalisate können teilweise nach Anmeldung mit dem kostenlosem Benutzerkonto eingesehen werden.
- Indexierung
FamilySearch führt in Kooperation mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg ein Indexierungsprojekt durch, an dem sich interessierte Freiwillige unter www.familysearch.org/indexing nach Anmeldung beteiligen können. Die Resultate der Indexierung Deutschland, Baden, Kirchenbuchduplikate, 1804–1877 in der Family History Library sind online durchsuchbar. Jeder Eintrag verlinkt auf das jeweilige Digitalisat des Landesarchivs.
- Schnellzugriff
Für einige Digitalisate sind in GenWiki Inhaltsverzeichnisse mit Direktlinks angelegt, was die Navigation innerhalb des Buchs erheblich erleichtert. Ein Beispiel ist Hinterzarten/Standesbücher, die anderen sind in der Kategorie:Badische Standesbücher aufgeführt.
Musterungslisten
Einigen Standesbüchern sind Musterungslisten der jungen Männer der Geburtsjahrgänge 1785–1789 vorgeschaltet. Im ersten Standesbuch von Ellmendingen wurden die Listen am 26.11.1809 unterschrieben, in Pforzheim (ev. Stadtgemeinde) am 25.10.1809. Bei den undatierten Listen von Eutingen an der Enz konnte durch Datenvergleich der Erstellzeitraum auf nach dem 23.4.1809 eingegrenzt werden.
GenWiki-Vorlagen
- Die Digitalisate können in GenWiki mit der Vorlage LABW verlinkt werden.
- Die Vorlage:Badische Standesbücher bietet einen Hinweistext für die Schnellzugriffsseiten an.
Literatur
- Verordnung über die Einführung des Code Napoleon, Anlage zur Führung der Standesbücher. In: Vollständige Sammlung der Großherzoglich-Badischen Regierungsblätter, Band 1, Karlsruhe 1834, S. 737
- Beurkundungen des bürgerlichen Standes. In: Landrecht für das Grossherzogthum Baden: Amtliche Ausgabe, Karlsruhe 1867, S. 557 ff.