Plantsch (Familienname)
Herkunft und Bedeutung
- Träger des Namens Plantsch kommen heute noch als Pflanz, Planz, Blanz namentlich in Graubünden, aber auch in verschiedenen Gegenden Württembergs vor.
Varianten des Namens
Geographische Verteilung
Berühmte Namensträger
- Martin Plantsch
Doktor der Theologie, Stiftsprediger in Tübingen und Gründer des Martinianums
Quelle: Dornstetter Heimatbuch
Martin Plantsch wurde im Jahr 1460 in Dornstetten als Sohn des Hans Plantsch, des Scherers, geboren und hat hier wohl die alte Stadtschule (Lateinschule) besucht.
Anschließend hat er sich an der Universität Heidelberg unter dem Namen „Martin Pflancz aus Dornstetten" als Student einschreiben lassen. Bei Eröffnung der Universität Tübingen am 1. Oktober 1477 wechselte er sofort auf die näher gelegene heimatliche Hochschule und wurde so einer der 308 eingeschriebenen ersten Studenten der Landesuniversität.
Hier war auch Juvenalis Weys, ein Landsmann und Sohn des Schultheißen Weys in Dornstetten, sein Studiengenosse. Wie dieser stammte auch Martin Plantsch aus einem vermöglichen Hause.
Am 12. März 1507 haben Martin Epp, Bürgermeister in Dornstetten, und Jakob Wolper, beide Heiligenpfleger zu Dornstetten beurkundet, dass Hans Plantsch der Scherer und wahrscheinlich auch Badstubenbesitzcr, ein Jahrtag mit 25 Pfund Heller Kapital für seine verblichenen Eltern gestiftet hat. Nach der Jahrtagsfeier in der Kirche war dem Pfarrer und den beiden Heiligenpflegern „ein Mahl" zu reichen. (25 Pfund Heller waren 25mal 42,6 Kreuzer = 1065 Kreuzer oder 17 fl 45 Kreuzer.)
Martin Plantsch erreichte als Student den Grad eines Magisters erst nach 5 Jahren (normalerweise nach 3 Jahren), wurde aber bereits eineinhalb Jahre später in den Rat der theologischen Fakultät aufgenommen. Er hatte sich auf dem Gebiet der Theologie rasch ein solches Ansehen erworben, dass ihm verschiedene Vergünstigungen gewährt wurden. Im April 1486 durfte er den Bibelkurs, Vorlesungen vor jüngeren Theologiestudenten, beginnen und rückte rasch von Stufe zu Stufe höher, im Jahre 1488 vorzeitig zum Dekan der Artistenfakultät. Diese Abteilung diente im wesentlichen zur Vorbereitung der Studenten der ändern Fakultäten, also für die höheren Lehrfächer der Theologie, der Medizin und der Rechtswissenschaft. Anfangs 1490 wurde Plantsch zum Rektor der Artistenfakultät ernannt.
Neben seiner Tätigkeit als Dekan bzw. Rektor versah er zunächst eine Pfarrstelle in Gültlingen bei Wildberg, dann in Dußlingen bei Tübingen. Zuletzt wurde er mit dem Pfarramt an der Stiftskirche zu Tübingen betraut. Dem Stiftspfarrer oblag gemeinsam mit dem Kanzler die Aufsicht über die gesamte Verwaltung der Universität.
Den Doktor der Theologie erhielt Plantsch am 29. April 1494. Sein Wirken an der Universität und als Pfarrer an der Stiftskirche zu Tübingen machten ihn zu einem weithin bekannten und geschätzten Gelehrten, von dem im Jahre 1518 gesagt wird, er sei eine Leuchte der Universität, die an Gelehrsamkeit und Ruhm wenige überträfen.
Als im Januar 1514, da der Bauernaufstand des „Armen Konrad" in Württemberg ausbrach, sich auch einige Unzufriedene unter den Tübinger Bürgern fanden, entstand eine Unruhe in der Stadt. Bürgermeister und Gericht versammelten darauf die Bürgerschaft auf dem Rathaus und baten Plantsch um Vermittlung. Auf die von ihm gehaltene Ermahnung trat dann die Ruhe in der Stadt wieder ein. So groß war sein Ansehen als Pfarrer und Mensch beim Volk.
Aus Anlaß einer Hexenverbrennung in Tübingen im Jahre 1505 hielt er eine Predigt und schrieb darnach eine Abhandlung von 100 Seiten mit dem Titel „Von den bösen Hexen". Sie erschien 1507 gedruckt in Pforzheim, ist noch vorhanden und vermittelt uns ein Bild von dem krassen Aberglauben, in dem sogar die Gelehrten der damaligen Zeit lebten.
Das Wirken Plantschs führt uns in die Zeit Herzog Ulrichs, der Besetzung Württembergs durch Österreich. Während in den freien Reichsstädten, verschiedenen Ritter- und Grafschaften und vor allem in der nahen Schweiz schon die Reformation Eingang gefunden hatte, stand Württemberg von 1519 bis 1534 noch ganz unter katholischer Herrschaft. Diese bediente sich der Tübinger Universität, namentlich der theologischen Fakultät, weithin als Ketzergericht und zur Bekehrung einzelner zum Luthertum Übergetretener.
Martin Plantsch wurde auch 1523 mit Dr. Johann Faber, dem Vikar des Bischofs von Konstanz, zu einem Religionsgespräch mit den Schweizern nach Zürich geschickt, wo es ihnen aber nicht gelang, die Schweizer für den alten Glauben wieder zurückzugewinnen. Plantsch war schon 63 Jahre alt und der Reformation nicht hold; er ereiferte sich in Zürich sehr, dass es eine freventliche Sache sei, die Kirchensatzungen und die Anrufung der Heiligen zu verwerfen; die neue Theologie passte nicht mehr in sein Leben und seine Anschauung. Auf der Heimreise von Zürich erlebte er dann noch in Konstanz, wo er in einer Kirche auch für den alten Glauben eintreten wollte, eine tiefe Enttäuschung. So stand Plantsch im Für und Wider der damaligen religiösen Strömungen.
Der tapfere Theologe hatte noch das Glück, die Einführung der Reformation in Württemberg, nach der Rückkehr Herzog Ulrichs 1534, nicht mehr erleben zu müssen. Am 18. Juli 1533 war er, 73jährig, verstorben. Mit ihm war ein glaubensstarker Mann, beliebter und gefeierter Volksredner von großem Ansehen, ein Leben an der Wende vom Mittelalter zur Neuen Zeit und ein großer Sohn unserer Stadt zu Ende gegangen.
In seinem Testament hat er dem Kloster Bebenhausen 200 Goldgulden vermacht. Segensreich und wohltätig wirkte er zu seinen Lebzeiten und weiterhin noch nach seinem Tode für die Tübinger Universität durch eine Stiftung, das sogenannte „Martinianum". Plantsch ist durch die Erträgnisse seines Amts und eine Erbschaft reich geworden und hat zuerst ein Kapital für 9 arme Studenten gestiftet. Dieses Kapital ist dann von dem Stuttgarter Dekan Hartsesser auf 18 Stellen verdoppelt worden.
Am 3. September 1511 beurkunden Rektor, Kanzler, Doktoren, Magister der Tübinger Hochschule, daß Martin Plantsch von Dornstetten der Tübinger Pfarrkirche eine Stiftung für arme Studenten, das sogenannte Martinianum, mit Zustimmung der Universität gestiftet hat. (Urkundenabschrift im örtlichen Archiv.) Am 6. Juli 1521 hat die Stadt Tübingen diese Stiftungen von der Steuer befreit, nämlich 2 Häuser in der Langen Gasse und 2 Morgen Weinberg.
Aus Faber, „Die württembergischen Familienstiftungen" Heft 4 ist festzustellen, daß Plantsch und Hartsesser 1514 ein bedeutendes Kapital, an anderer Stelle sind 9000 fl genannt, „zur Unterhaltung Studierender und zur Erkaufung eines Hauses, in welchem dieselben wohnen sollen", gestiftet haben. Hier wird die Stiftung „Neubaustiftung" genannt. 1518 bekam die Stiftung seine völlige Einrichtung in dem jetzt noch bestehenden massiven Gebäude, welches besonders dazu errichtet worden ist und „der Neue Bau" genannt wird.
Die Martinianische Stiftung, welche anfänglich ein Kapital von 9000 fl enthielt, ist einzig zu Gunsten armer Studierender gestiftet worden. Der Stifter sagt dazu in seiner Stiftungsurkunde: „Weil das Kollegium des hl. Georg und Martin eine Armenstiftung ist und sein soll, so kann nur derjenige Studierende in dasselbe aufgenommen werden, welcher weder aus eigenem Vermögen, noch aus dem Vermögen seiner Blutsverwandten oder Freunden zur Erlernung der Wissenschaften jährlich 20 fl aufbringen kann: diesen nur und keinen ändern will ich unter ,arm' verstanden wissen. Ich verwahre mich ausdrücklich dagegen, dass auf irgend eine Verwendung oder Empfehlung, woher sie auch kommen möge, Adeliche oder Reiche, oder überhaupt solche, welche für sich hinreichenden Unterhalt haben, als Stipendiaten (Unterstützungsempfänger) angenommen werden."
Die beiden Stifter haben in ihrem Testament die Verwaltung, die Aufsicht und die Aufnahme in die Stiftung genau vorgeschrieben und Satzungen für das Haus, seine Einrichtung und seine Bewohner hinterlassen. Die Stifter rechneten um 1514 mit einem Auskommen von 20 fl für einen Studenten im Jahr; 1819 stellte man fest, dass rund 150 fl nötig waren.
Diese in jener Zeit neuartige, durch die Gründung der Universitäten notwendig gewordenen Stiftungen fanden Nachahmer. Im Laufe weniger Jahrzehnte kamen weitere 19 Neubaustiftungen dazu, die alle dem Martinianum einverleibt und mit ihm verwaltet wurden. Unter den Anschlußstiftern befand sich auch Benedikt Fahrner von Baiersbronn, Dekan in Herrenberg, ein Vorfahre der hiesigen Familie Hegel. Benedikt Fahrner stiftete 1537 800 fl zum Martinianum für Studierende 1. von Baiersbronn, 2. von Klosterreichenbach, 3. von Dornstetten. Nur wenn von diesen 3 Orten keine Bewerber da waren, kamen Horber und Herrenberger Bürgersöhne gleichberechtigt in den Genuss der Stiftung. Fleiß und gesittetes Betragen waren Voraussetzung für die Meldung um ein Stipendium. Jede Meldung ging an die Heimatbehörde zur Abgabe eines Vermögens- und Führungszeugnisses.
Diese Stiftung „Martinianum" mit ihren Anschlußstiftungen ist für viele württembergische Söhne im Laufe der Jahrhunderte zum Segen geworden. Plantsch hat die Verhältnisse an der eben mit 14 Lehrern, 3 Theologen, 5 Juristen, 2 Medizinern und 4 Professoren der philosophischen Fakultät gegründeten Universität von der Picke auf kennen gelernt, kannte auch die armen Verhältnisse in den kleinen Städten auf dem Land, durch die viele junge, begabte Bürgersöhne die Universität wegen Geldmangel nicht besuchen konnten. Hier hat er mit seiner Hilfe ein Beispiel gegeben, Nachahmer gefunden und im Lauf der Jahrhunderte vielen jungen Menschen zum Studium verhelfen.
Die Stiftung „Martinianum" ist wohl später in das „Stift", die Ausbildungsstätte der evangelischen Theologen in Tübingen, eingegliedert worden. Dieses „Stift", nach dem Vorbild der Marburger Anstalt des hessischen Landgrafen von Herzog Ulrich 1536 gegründet, „daß armer, frommer Leut Kinder, eines fleißigen, christlichen, gottesfürchtigen wesens" auf Staatskosten und im Internat in den ersten Semestern die weltlichen Wissenschaften und in den späteren die Gottesgelehrsamkeit studieren sollten, war von 1547 ab im dunklen, gotischen Augustinerkloster in Tübingen untergebracht worden und diente demselben Zweck, wie die frühere Stiftung unseres Martin Plantsch und seiner Freunde.
Sonstige Personen
Geographische Bezeichnungen
Umgangssprachliche Bezeichnungen
Literaturhinweise
Wössner Johannes und Bohn Karl: Heimatbuch der Stadt und des alten Amts Dornstetten , Dornstetten 1986
Daten aus FOKO
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