Heinersdorf, Kreis Neisse

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Hierarchie
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Heinersdorf, Kreis Neisse


Allgemeine Information: Das Dorf Heinersdorf

Heinersdorf war eine Ortschaft im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien und zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Heinersdorf zu Polen, polnischer Name: Dziewiętlice. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

  • Quelle: Texte zur allgemeinen Information und zu den Bewohnern mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim

Lage

Heinersdorf, 228 m über NN, liegt an der Grenze zur Tschechei, etwa 8 km von Patschkau an der Straße über Geseß und etwa 23 km von Neisse an der Straße über Ottmachu-Schwammelwitz. Das Dorf ist Bahnsttion an der Strecke Ottmachau-Barzdorf, eine Omnibuslinie ging durch den Ort, der eine Poststelle hatte. Der Dorfbach, das sogenannte Grundwasser, kommt aus dem Reichensteiner Gebirge, er führte manches Mal Hochwasser.

Zur Geschichte

Auf eine Siedlung in vorgeschichtlicher Zeit deutet der Fund einer schön fecettierten Steinaxt hin; Äxte dieser Form kommen in Schlesien selten , häufiger dagegen in Mitteldeutschland vor. Heinersdorf wird 1284nter den bekannten 65 Dörfern erstmals erwähnt, der Ort ist aber wohl bereits um 1250 auf dem Gebiet des alten Grenzwaldes („Preseka“) gegründet worden. Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß das Dorf 33 große Huben, die für kleine lagen und 3 Ruten; davon hatte die Kirche 1 Hube, der Scholze 5 ½ Huben und 1 Schenke und 1 Mühle mit 2 Rädern. Der Ortsname (1300 Henrici villa) weist auf eine von Anbeginn an deutsche Siedlung hin.

Die Gemeinde

  • Heinersdorf (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Paul König) gehörte zum Amtsbezirk und Standesamt Schwammelwitz; es hatte ein Nebenzollamt, der Sitz des Gendarmerie-Amtsbereichs war im Ort. In Schwammelwitz war die Station der Grauen Schwestern. Im Dorf gab es einen Gesang- und Musikverein. Nach einem Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakischen Republik vom 3.12.1935 wurde Heinersdorf im Rahmen eines Gebietsaustausches ein jenseits der Grenze befindlicher Holzlagerplatz mit weiteren Grundstücken und Gebäuden zugeschlagen; Initiator war der Betriebsleiter der Erzbischöflichen Holzindustrie, Dipl.-Ing. Walter Streinz.
  • Erste Nachrichten über eine Schule bringt der Visitationsbericht von 1651. Auch für die folgende Zeit ist eine Schule bezeugt. 1925 besuchten 118 Kinder die dreiklassige Schule. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1896.
Unterricht gaben 1925 Hauptlehrer Wilhelm Hoffmann, Lehrer Ernst Beck; 1935: 1. Lehrer Richard Deponte, Lehrer Josef Viewger; 1939: Lehrer Georg Bartsch und Lehrer Franz Pudollek.
  • Die Gemeindeflur ist 675 ha groß. Als Flurnamen sind „Königseiche“ und „obirwald oder Heyde des Rederer“ bekannt.

Kirche

  • Die katholische Kirche St. Magdalena wird zuerst 1305 erwähnt. Anfangs sicherlich eine Holzkirche, wurde sie wohl nach den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert durch einen Massivbau ersetzt. 1929/30 wurde das Gotteshaus umgebaut und erweitert. Bis 1742 war Heinersdorf kirchliche Filiale des Nachbarorts Barzdorf in Österreich-Schlesien, nach 1760 gehörte der Ort kirchlich zu Schwammelwitz. Seit 1782 bestand eine selbständige Lokalie, die 1887 zur Pfarrei erhoben wurde. Die Kirche besaß eine Glocke von 1497 (60 kg), geweiht den vier Evangelisten, eine Glocke von 1553 (410 kg), neu gegossen 1895 und eine Glocke von 1939 (100 kg). Beim Umbau der Kirche 1930 erhielt die Kirche eine neue Orgel der Neisser Firma Berschdorf. Altkirmes war am 2. Sonntag im Oktober, Jungkirmes am Sonntag nach dem 22. Juli (St. Magdalena). Gelöbnistage waren 2. Juli (Maria Heimsuchung), 29. September (St. Michael) und 11. November (St. Martin).
Pfarrer waren seit 1888 Hugo Paul, seit 1899 Heinrich Schüler, seit 1905 Joseph Thiel, 1907-1944 Alois Diete, 1944-1945 Georg Fitzner. Die Kirchenbücher wurden 1946 von Polen verbrannt.
  • Die nächste evangelische Kirche war in Patschkau.

Einwohner

Einwohnerentwicklung

  • Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
1784: 423 Einwohner, 68 Stellen
1845: 653 Einwohner (3 ev.), 111 Häuser
1895: 717 Einwohner (17 ev.), 101 Häuser, 148 Haushalte
1939: 641 Einwohner, 161 Haushalte
  • Im Dorf gab es 1937: 2 Bäcker, 1 Brunnenbauer, 1 Dentist, 2 Fleischer, 1 Friseur, 3 Gasthöfe, 3 Gemischtwarenläden, 1 Korbmacher, 1 Maler, 1 Maschinenhandlung, 1 Mühle, 1 Sattler, 1 Schmiede, 3 Schneider, 4 Schuhmacher, 1 Stellmacher, 3 Tischler, 1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft.
Seit 1897 wurde ein Dampfsägewerk betrieben, das nach Modernisierung 1931 als „Erzbischöfliche Holzindustrie Heinersdorf OS“ bis 1945 Holz aus dem südlichen, ehemals österreichischen Teil des früheren Bistumslandes verarbeitete (etwa 60 Arbeitsplätze).

Liste der Einwohner, die 1935 in Heinersdorf wohnten

Flucht und Vertreibung 1945

Die russischen Truppen hatten sich bei der Besetzung des Dorfs weitgehend korrekt verhalten; als sie am 24.6.1945 den Ort verließen, warnten sie die Bevölkerung vor den nachfolgenden Polen, die auch bald die Einwohner drangsalierten und ausplünderten. Im Oktober 1945 und dann am 30. Mai 1946 wurden alle Heinersdorfer bis auf eine Familie, die für Polen optiert hatte, vertrieben.


Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

  • Online: Heinersdorf (Dziewietlice) Kreis Neisse, Kath. KB-Duplikate: Taufen, Heiraten, Tote 1827-1848 sind online.
https://szukajwarchiwach.pl/45/3243/0#tabJednostki
  • FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Heinersdorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormonen einsehbar. Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge zur Verfügung stehen: :https://www.familysearch.org/search/catalog

Webseiten

Bibliographie

Daten aus dem GOV

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