Neidenburg (Ostpreußen)

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Disambiguation notice Neidenburg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Neidenburg (Begriffserklärung).
Karte um 1925
Prußische Stammesgebiete

Hierarchie

Regional > Historisches Territorium > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Allenstein > Landkreis Neidenburg > Neidenburg


Einleitung

Neidenburg, Grenzstadt zwischen den prußischen Stämmen Sassen und Galindien, an der Neide gelegen.

Der Name bezieht sich auf eine Burg an der Neide.

  • prußisch "neid, nid, nida" = fließen, auf- und abtauchen


Wappen

Wappen Neidenburg

Das Wappen zeigt in Silber zwischen zwei aus grünem Boden sprießenden Pflanzen einen laubbekränzten und laubgeschürzten wilden Mann, mit der Rechten ein Schwert schwingend, in der Linken eine goldene Lilie haltend.

Allgemeine Information

Einwohner

1939 9.181

Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Neidenburg

Katholische Kirchen

Neidenburg (kath. Kirchspiel)


Geschichte

Prußische Wehranlagen

  • Burg Neidenburg auf dem Gelände der alten Wallburg
  • Burgwall im Südteil von Gardienen, am Südende des Gardienen See
  • Längswall von 3,1 km Länge im Wald zwischen Kaltenborn und Wallendorf
  • Schlossberg, 1,5 km südsüdwestlich von Malschöwen mit heidnischem Wohnsitz

Stadt

  • Die Burg wurde zwischen 1310 und 1376 erbaut und steht auf einem Hügel, der von drei Seiten von der Neide umflossen wird.
  • Die Gründung fand 1381 statt, Hochmeister Winrich von Kniprode verlieh 40 Hufen abgabenfreies Land und das Stadtrecht.
  • Schon zur Ordenszeit soll es eine Brauerei gegeben haben.
  • Schon vor der Schlacht von Tannenburg (1410) fiel die Stadt an Polen, wurde aber vom Orden zurück erobert. Burg und Stadt mußten sich mehrmals der Litauer, Polen und Tataren erwehren.
  • Im 13-jährigen Krieg hielt sie zum Preußischen Bund.
  • 1656 wurde sie von Tataren belagert. Ein Bürger namens Nowak soll die Stadt gerettet haben.
  • 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
  • 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
  • 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Neidenburg wird wieder preußisch.
  • 1784 wurde Neidenburg von einer Feuersbrunst heimgesucht, bei der die Vorstadt abbrannte. Für den Wiederaufbau nahm man Steine der Vorburgen und des Burghaupthauses.
  • Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt Hauptort der zehn neu gegründeten Kreise, Sitz eines Steuerrats, eines Justizkollegiums und eines Domänenjustizamtes.
  • 1806 weilte König Friedrich Wilhelm III. für kurze Zeit in der Stadt.
  • 1807 Verwüstung der Burg, der Remter diente bis 1812 den Franzosen als Speicher. Ferdinand Gregorovius veranlasste den Oberpräsidenten von Schön zur Wiederherstellung der Burg. Die Stadt wurde mit einer Kontributionsschuld von 179.426 Talern belastet.
  • 1818 Kreissitz des Landrats.
  • Zwischen 1828-1830 völlige Erneuerung durch König Friedrich Wilhelm IV. veranlasst.
  • Verlegung des Amtsgerichts und des Gefängnisses in die Burg.
  • Nach dem Anschluß an das Eisenbahnnetz erlebte Neidenburg eine Aufwärtsentwicklung.
  • 11.7.1920 entschieden sich bei der Volksabstimmung 98,54% für Deutschland und 1,46% für Polen.


Sage

Die Jundfrau auf dem Goldberg bei Neidenburg

Auf den Goldbergen bei Neidenburg in Ostpreußen sieht man eine brunnenartige Vertiefung, von welcher die Sage geht, daß es der Eingang in den unterirdischen Palast einer wunderschönen Jungfrau sei, die dort hinein verwünscht worden ist. Früher ist sie bisweilen heraufgestiegen an die Oberwelt, harrend auf denjenigen, der sie erlösen würde. Es hat sich aber niemand in ihre Nähe gewagt.

Einmal nur hat ein Jüngling den Mut gehabt. Als er die Jungfrau dort oben sitzend erblickte, wie sie ihr goldrotes Haar mit goldenem Kamm kämmte, wurde er so ergriffen von ihrer wunderbaren Schönheit, daß er zu ihr hinaufstieg und ein Knie vor ihr beugte. Da hing sie ihm eine kostbare goldene Kette um den Hals und versprach ihm alle die ungeheuren Schätze in ihrem unterirdischen Palast und ihre Hand dazu, wenn er sie erlösen wolle. "Wie aber kann ich dich erlösen?" "Du mußt mich in deine Arme nehmen und von dem Berge hinabtragen, aber jedes Tier, das dir begegnen wird, küssen."

Das dünkt dem Jüngling eine Kleinigkeit, flugs nimmt er das schöne Mädchen auf den Arm und will sie davontragen. Da aber sieht er sich schon von allen möglichen Tieren umringt, die sich alle an ihn herandrängen, ein ordentliches Gewimmel von Geschöpfen. Da kamen Rehe, Hirsche, Hasen, Eichhörnchen, Spechte, Finken und andere Singvögel, aber auch Eidechsen, Schlangen, Blindschleichen, sogar Käfer und Regenwürmer. Die Jungfrau, welche sich fest um den Hals geklammert hatte, mit einem Arm haltend, unterzieht er sich der Aufgabe ohne Verdrossenheit in ihrem ganzen Umfange, und jedes Tier, daß er geküßt hat, eilt davon und verschwindet.

Endlich ist das letzte, ein Regenwurm, abgefertigt, und er atmet hoch auf. Schon will er nun, die schöne Last wieder fester in seine Arme schließend, den Berg vollends hinabeilen, da steht noch eine ekelhafte Kröte vor ihm, die ihn mit ihren Triefaugen giftig anglotzt. Schaudernd tritt der Jüngling einen Schritt zurück und ruft unwillkürlich: "Hat dich denn der Teufel auch noch hier?" Aber da stieß die Jungfrau einen schmerzlichen Klagelaut aus und rief verzweifelt: "Nun bin ich in alle Ewigkeit verflucht, und niemand wird mich mehr erlösen." Dann glitt sie von den Armen des Jünglings hinab, die Erde öffnete sich, und sie versank in die Tiefe.

Nicht minder verzweifelt schlug sich der Jüngling mit der Hand vor die Stirn. Nun hätte er auch die ekelhafte Kröte noch gern geküßt, aber es war ja alles vorbei. Er stürzte den Berg hinab und lief davon, ist dann lange krank gewesen, aber wieder genesen, jedoch Zeit seines Lebens finster und melancholisch geblieben. Die kostbare Kette, die noch an seinem Hals hing, war das einzige Erinnerungszeichen an das so schlecht bestandene Abenteuer, aber wenn er sie ansah, traten ihm die Tränen in die Augen, und er verschloß sie deshalb in seine Truhe. Die schöne Jungfrau hat auf den Goldbergen niemand wieder gesehen.

  • Quelle: Petersberg, v., Bodo, Bechstein, Ludwig: Deutsche Städtesagen, Magnus Verlag
  • Anmerkung: Die Sage symbolisiert den Übergang vom Heidentum zum Christentum [1].


Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

  • Barden K., Hennig M, Kayss R. Historische Einwohnerverzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen. Namenfunde in Literatur und Archiven zum Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 27, Bischofsheim, 2013.
  • Hennig M., Chmielewski H., Kayss R. Historische Einwohner-Verzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen nach den Evangelischen Kirchenbuch-Registern von Neidenburg Stadt und Land, Kreis Neidenburg/Ostpreußen. Geburten von 1901 bis 1939, Konfirmanden von 1915 – 1944. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 25. Seeheim-Malchen, 2012
  • Hennig M., Holzapfel, B.: Die ordenszeitliche Besiedlung in den Kammerämtern Soldau und Neidenburg. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 23. Seeheim-Malchen, Selbstverlag, 2011.
  • Jend M., Kowalewski H., Plessa M. Aus der Arbeit der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg und Ortelsburg – Festschrift für Bernhard Maxin (†) zum 80. Geburtstag. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 1, Seeheim-Malchen, Selbstverlag, 2008.
  • Kayss R., Jasinska M., Jasinski G., Maxin B., Blaudow B. Kreisblätter Neidenburg 1840-1920. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 1, Seeheim-Malchen, Selbstverlag, 1996.
  • Pachollek W., Jend M., Kayss R., Maxin B. HEV Mühlenconsignationen königlicher königlicher Mühlen in den Ämtern Friedrichsfelde, Mensguth, Neidenburg, Ortelsburg, Soldau und Willenberg 1756, 1774, 1780 und 1798. Schriften der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg Ortelsburg Nr. 16. Seeheim-Malchen, Selbstverlag 2007.

Historische Bibliografie

Persönlichkeiten

Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).

  • Alexius, Johann Wilhelm, Rektor in Neidenburg, zum Pfarrer in Scharnau, 19./30.10.1761.
  • Brausewetter, Georg Anton, zum Burggraf in Neidenburg 14./25.5.1759. [Er war Eigentümer des von seinem kürzlich verstorbenen Vater ererbten köllmischen Gutes und Kruges Bendiesen an der Tilsitschen Landstraße, Amts Kaymen, und er hat 5 Jahre lang als Amtsschreiber die Ämter Palmnicken und Dirschkeim verwaltet, besonders letzeres unter der Amtsmannswitwe Hamilton. Er will nun heiraten und bittet deshalb 12./23.5.1759 um den Titel Burggraf].
  • May, Karl Gottlieb, Stadtkämmerer in Neidenburg, zum Akziseeinnehmer in Gilgenburg 12./23.4.1759.
  • Rogacki, Johann Gottfried, Diakon in Neidenburg, zum Pfarrer in Liebemühl 19./30.10.1761, [1771-1793 Pfarrer und Erzpriester in Saalfeld].
  • Ferdinand Gregorovius (1821–1891), Geschichtsforscher
  • Schachtmeyer, Peter, zum Stadtkämmerer in Neidenburg 29.5./9.6.1759.


In der Digitalen Bibliothek

Archive und Bibliotheken

Archive

Bibliotheken

Verschiedenes

Zeitungsmeldungen der Königsberger Hartungschen Zeitung

Datum Schlagwort Meldung
31.10.1912 Wahlen Sonntag fand in der evangelischen Kirche die Erneuerungswahl der Mitglieder des Gemeindekirchenrats und der Gemeindevertretung statt. Sämtliche ausscheidenden Mitglieder wurden wiedergewählt. – An Stelle des nach Bromberg versetzten Kreisschulinspektors Jankowski wurde von der Generalversammlung des Ostmarkenvereins Kreistierarzt Hesse zum Vorsitzenden der hiesigen Ortsgruppe gewählt. – Im Anschluß an den Kreistag wurde ein Zweigverein vom Roten Kreuz gegründet. In den Vorstand wurden gewählt: Dr. Banft zum Vorsitzenden, Kreisarzt Dr. Fischer zum Stellvertreter, Kreisausschußsekretär Dygutsch zum Schriftführer und Kassierer, Kreisausschußassistent Sellin zum Stellvertreter und Pfarrer Myckert und Bürgermeister Kuhn zu Beisitzern. [1]


Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.


Städte und Gemeinden im Landkreis Neidenburg (Regierungsbezirk Allenstein) (Stand 1.1.1945)

Städte: Neidenburg

Gemeinden:

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Gutsbezirk

Bialutten | Grallau | Groß Lensk | Groß Schläfken


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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  1. Verfasser: N./unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 31.10.1912, Ausgabe 512, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz