Herforder Chronik (1910)/506

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Herforder Chronik (1910)
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1811

Am 1. Juny wurde an der neuen Grenze die etablirte Douanen-Linie in Thätigkeit gesetzt. Das Bureau, unter der Benennung Bureau du pont de Herford, wurde in Ermangelung eines anderen dazu geeigneten Gebäudes in der Nähe der Grenze auf dem Strotbaume und ein zweites auf dem Bräkerbaum etablirt. Die Douaniers wurden in die der Grenze zunächst belegenen Häuser der Landleute einquartirt, und durch selbige darauf alle Zugänge der Stadt besetzt, und keinem gestattet etwas zur Stadt zu bringen, oder aus selbiger zu hohlen.

Am 22. Juny entstand in dem Hause des Bäckers Humfeld in der Krähenstraße sub No (fehlt) belegen, Morgens 3 Uhr Feuer. Obwohl der Brand erst entdeckt wurde, als das Dach bereits in Flammen stand, auch beide Nebenhäuser vom Feuer ergriffen wurden, so ward doch der Brand so schnell gelöscht, daß der Unterstapel des Humfeldschen Hauses noch gerettet, den beiden Nebengebäuden aber nur unbedeutender Schaden zugefügt wurde.

Gegen die Zeit der Ernte trat dadurch eine sehr große Verlegenheit ein, daß die Douanen es nicht gestatten wolten, die auf den zur Radewiger Feldmark gehörenden Ländereien befindlichen Kornfrüchte in die Stadt einzuführen. Die meisten Bürger mußten sich daher durch heimliches Einbringen auf allerhand durch die Werre und Ahe gesuchten Wegen zu helfen suchen, wenn sie nicht die Früchte dem Verderben Preis geben wolten.

Chronik B.

Die Bürger müssen ihre Ärndten durch die Werre und Ahe bey Nacht in die Stadt bringen (stehlen) ...

Endlich wurde inzwischen durch vieles Bemühen erwürckt, daß für dies Jahr die Einscheuerung der Früchte in der Stadt nachgegeben, und dadurch der Verlegenheit, wenngleich erst spät, da die meisten Früchte auf die angegebene oft gefährliche Art bereits (eingebracht waren) ein Ende gemacht.

Im Anfang des Monats September wurden viele Einwohner mit der Ruhr befallen, und es wahrte diese Krankheit bis zur Mitte November, durch zweckmäßig getroffene Vorkehrungen und besonders durch unentgeltliche Verabreichung der Arzennien an Unvermögende wurde es jedoch dahin gebracht, daß nur wenige Menschen starben. Es belief sich nichts desto weniger die Gesamtzahl der an der Ruhr Gestorbenen auf 30 Personen.

Um die ungehinderte Communication zwischen hiesiger Stadt und Bielefeld wieder herzustellen, wurde ein neuer Weg aus dem Rennthore durch die Bauerschaft Elferdissen nach Milse, und von dort zur vorhandenen Chaussee, angelegt, und durch die Eingesessenen aller benachbarten Cantons soviel als möglich in fahrbaren Stand gesetzt. Wegen Kürze der Zeit konte aber die Erbauung der erforderlichen Brücken und Canäle nicht mehr