Hartard (Vorname)

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Herkunft und Bedeutung

Der Familienname Hartard ist eine patronymische, also auf einen Vatersnamen zurückgehende Bildung. Sein Ursprung liegt in dem westdeutsch-fränkischen Personennamen Hartrat(h), einem Kompositum aus hart (im ursprünglichen Sinne von kühn, stark) und rat (=Rat, Ratschlag, Ratgeber), also mit der Bedeutung kühn/stark im Rat, starker Ratgeber (vgl. die analoge Namensbildung bei Konrad = Kuonrat = kühn im Rat; sowie die inverse Namensbildung Rathart, etwa Heinrich Rathart, Allendorf an der Werra 1322).

Varianten des Namens

Alte Nebenformen sind Hardarad, Hardarat, Hartara(h)t, Harttarat, Harderad, Harderat(h), Harterat(h), Hardrad, Chardrad, Hartrad, Hartdrad, Harthrat, Hardraht, Haridrad, Herdered, Arderat, Ardrad und die femininen Formen Hardrada und Ardrada. Außerhalb des deutschen Sprachraumes entspricht dem Namen das norwegische Hardråde (vgl. etwa König Harald III. Hardråde, der Strenge, geb. 1015, gest. 1066, der Gründer Oslos).

Vorkommen des Namens

Als ersten urkundlichen Beleg für den Personennamen Hartrat in Deutschland führt Bahlow einen im Jahr 1061 genannten Hartradus niger (= schwarzer Hartrad) in Nassau an. Tatsächlich tritt uns der Name bereits wesentlich früher entgegen, so etwa in einer (nur kopial überlieferten) Schenkungsurkunde Bertradas, der Gründerin des Klosters Prüm in der Eifel, an das luxemburgische Kloster Echternach von 721: „Ego Berta ... et filius meus Chardradus et Harbertus“. Die Textungenauigkeit lässt offen, ob Hardrad als Beiname von Bertradas (sicher bezeugtem) Sohn Haribert (Charibert), Grafen von Laon und Großvaters Karls des Großen, anzusehen ist, oder ob es sich um einen Bruder Hariberts handelt.

Schon im 7. Jh. finden wir einen an Maas und Mosel begüterten Hardrad (geb.um 676, gest. vor 696); im Jahr 771 schenkt ein wohl aus dem Umkreis der Welfenfamilie stammender Ruthard, „filius Hadradi quondam“, seinen ganzen Besitz zu Mandres im Gau Charpeigne dem Kloster Gorze; ein thüringischer Graf Hardrad empört sich 785 gegen Karl den Großen und wird nach der Niederschlagung des Aufstandes 786 hingerichtet. Ein Höriger des Namens Hartrad wird 815 in einer Mainzer Urkunde in Dienheim genannt; 889 ist ein Hardrad Zeuge, als der Bischof Wolfhelm von Münster seine Güter zu Olfen dem Kloster St. Ludger in Helmstedt vermacht. Im heutigen Frankreich erscheinen im 9. Jh. ein Hardrad als Vater des Bischofs Ansegisel von Sens und Großvater des Grafen Magnarius von Sens; ein anderer Hardrad, Bruder des Vizegrafen Atto von Tours aus dem Hause Preuilly, ist bis zum Jahr 898 Vizegraf von Angers. Im heutigen Deutschland ist Hartrad über 10 Generationen hinweg Leitname der nassauischen Familie der Herren und Grafen von Merenberg, vom Stammvater Hartrad I. (um 1090) bis zum Letzten des Hauses, Hartrad VII.; auch der 1031 und 1051 genannte Hartrad, Bruder des heiligen Mainzer Erzbischofs Bardo, gehört wohl hierher.

Wenngleich nicht eben häufig, bleibt der Name doch bis ins 18. Jahrhundert hinein in Gebrauch, vorwiegend in Südwestdeutschland, ab dem 16. und 17. Jh. verstärkt im Raum Luxemburg/Lothringen/Saar/Eifel, dabei im Mainzischen und Trierischen zeitweilig einigermaßen beliebt in der Verbindung mit dem Namen Damian, wohl nach dem Mainzer Erzbischof Damian Hartard von der Leyen (gest. 1678), in der Speyerer Gegend in der Verbindung mit dem Namen Heinrich, hier nach dem Speyerer Bischof Heinrich Hartard von Rollingen (gest. 1719).

Literatur

  • BAHLOW, Hans: Deutsches Namenslexikon. Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt. Neustadt a. d. Aisch 1972
  • FÖRSTEMANN, Ernst: Altdeutsches Namenbuch. Bd. 1. München 1966