Mühlenbauer

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Antrieb durch Wassermühle, Stampfen einer Ölmühle
LWL-Freilichtmuseum Hagen – für Handwerk und Technik

Handwerk

Mühlenbauerwaren Handwerksmeister und gelten heute eher als Ingenieure der vorindustriellen Zeit. Sie konnten konstruierten und bauten aus den zeitlich und regional vorhandnen Materialien Wasser- und Kehrräder, Wellbäume, Zahn-, Stock- und Schneckenräder und die damit anzutreibenden Arbeitsmaschinen.

Mit der Einführung des Wasserrades an den vorhandenen Flüssen und Bächen im Mittelalter begann ein unaufhaltsamer Prozeß der Mechanisierung von Arbeitsvorgängen. Zunächst wurde das seit dem Altertum bekannte unterschlächtige Wasserrad und seit dem 14. Jahrhundert auch das leistungsfähigere Wasserrad mit oberschlächtiger Wasserführung eingesetzt, wobei die gesamte Wassermenge von oben auf die Schaufeln drückte.

Mühlenaufgaben

Mühlen mahlten Getreide, Senf und Quarzsand, stampften Textilien für die Papierherstellung und Schießpulver, walkten Tuche, pochten Erz und Knochen, rührten Farben und Tone, zwirnten Seide, trieben Schmiedehämmer und Blasebälge, zogen Draht, sägten Holz, bohrten Baumstämme, Pumpen- und Wasserrohre, Zylinder sowie Kanonenrohre, bewässei Wiesen und Felder, pumpten Trinkwasser und Abwasser aus Bergwerken, Bier in Brauereien und vieles mehr.

Drehmomente

Die Umsetzung der vom Schaufelrad ausgehenden horizalen Drehbewegung in eine Auf- und Abbewegung (für Stampfen und Hammerwerke) besorgten Nocken- und Daumenwellen, die Umwandlung in eine vertikale Drehbewegung wurde durch Zahnrad-Winkelgetriebe gelöst.

Unter Stangenkunst verstand man die Übertragung der Wasserradbewegung über ein hin- und hergehendes Gestänge, wodurch eine Verbindung von der Kraftmaschine zur Arbeitsmaschine hergestellt wurde (Entwässerungspumpen).

Die Konstruktion der einzelnen Maschinenteile, ihr wirksames Zusammenspiel, Hubhöhen und die Übersetzung der Geschwindigkeiten durch Auslegung der Raddurchmesser und die Zahl der Zähne erforderten technisches Wissen, praktische Erfahrung und gehobene handwerkliche Geschicklichkeit des Mühlenbauers. [1]

Nach den Schätzungen von Fernand Braudel verfügte Europa iu ausgehenden 18. Jahrhundert über 500.000 bis 600.000 Wassermühlen.

Drehmomente von Holzkonstruktionen eines Mühlenbauers in einer Roßmühle:[2]

Mühlenbauer in Westfalen

Literatur

  • Sturm, Leonhard Christoph: Vollständige Mühlen-Baukunst (1815)
  • Kuhnert, Dr. Carl:Praktisches Lehrbuch der Mühlenbaukunst (1836)
  • Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 2 (2. Aufl., Braunschw. 1876)
  • Wiebe, Die Mahlmühlen, eine Darstellung des Baues und Betriebes etc. (Stuttg. 1861)
  • Fairbairn, Treatise on mills and millwork (4. Aufl., Lond. 1878)
  • Meißner: Die Walzenmüllerei (Jena 1881)
  • Baumgartner und Graf, Handbuch des Mühlenbaues und der Müllerei (Berl. 190204, 3 Bde.)
  • Stockli, Der Bau der Getreidemahlmühlen (Leipz. 1901/02, 2 Bde.)
  • Bennett und Elton, History of cornmilling (Lond. 1898/1905, 4 Bde.)

Fußnoten

  1. Quelle: Palla, Rudi: Das Lexikon der untergegangenen Berufe (1994) ISBN 3-8289-4152-4
  2. Bilder: Nach Diskussionsrunde im Openluchtmuseum Erve Kots
  3. Quelle: Landrat Freiherr von Kerckering-Borg: Statistische Darstellung des Kreises Borken 1863
  4. Quelle: Landrat: Freiherr von Hamelberg: Statistische Darstellung des Kreises Borken 1863
  5. Quelle: Statistische Darstellung des Kreises Lüdinghausen 1862
  6. Quelle: Statistische Darstellung des Kreises Meschede 1861-1873
  7. Quelle: Schloheim, Landrat Frh. von: Statistische Darstellung des Kreises Minden 1863
  8. Quelle: Landrat von Basse: Statistische Darstellung des Kreises Steinfurt 1863

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