Drechslerei
Drechsler sind Handwerker, welche aus Holz Gebrausgegenstände, Mobiliar und Beiwerk zu unterschiedlichem Gebrauch herstellen. Geschirr aus Holz für Haushalt und Küche war am leichtesten herzustellen und das Material kostete kaum etwas oder nichts. Deshalb wurden Holzgeschirr und Holzlöffel von den meisten Menschen bis in das 19. Jahrhundert benutzt.
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Altes Handwerk
Das Drechsterhandwerk war bereits in der Antike bekannt aber erst im Mittelalter erlangte es in Deutschland größere Bedeutung. Für Lübeck wird 1259 und für Hamburg 1371 eine Zunft der Drechsler genannt.
Spezialisierung nach Rohstoff
Man drechselt Holz, Grünholz, Schildpatt, und Elfenbein. Die Drechsler waren entweder Holzdrechsler (gewöhnliche Drechsler) oder Kunstdrechsler. Im 15 und 16. Jahrhundert fand eine zunehmende Spezialisierung als Holz-, Horn-, Bein- oder Metalldrechsler statt, bei Metallen spricht man dann vom Drehen.
Produkte
Im Mittelalter stellte der Drechsler überwiegend Gebrauchsgüter her, beispielsweise Becher, Teller, Schüsseln, Büchsen, Kerzenleuchter, Spinnräder, Kugeln, Fasshähne, Pfeifen und Knöpfe.
Im 16. Jahrhundert erfuhr das Drechslerhandwerk einen Aufschwung. In der Renaissance, im Barock und Rokoko wurden von gut begüterten Familien Möbel und Gebäude auf Landsitzen und in Großstädten mit gedrechselten Werkstücken in vielfältiger Form ausgestattet. Hierzu gehörten beispielsweise gedrechselte Stuhl- und Tischbeine, Türfüllungen und Türrahmen sowie Treppen-und Balkongeländer,
Andere Produkte waren aber auch Radnaben, Stiele, Kegel und Kugeln, Griffe, Brettspiele, Perükkenstöcke, Spinnräder und dergleichen Arbeiten. Neben dem Rosenkranz mit Perlen (Kugeln) kamen auch Exemplare in Mode, bei denen an einem Lederriemen angenähte Hornringe Verwendung fanden. Drechsler, die auf die Herstellung von Rosenkranzperlen und Rosenkranzringen spezialisiert waren, wurden lokal "Paternoster" oder "Betenmacher" genannt.
Lokaler Markt
Mit Ausnahme einiger regionaler Handwerkszentren wie dem Erzgebirge und dem Berchtesgadener Land produzierten die Drechsler bis ins 19. Jahrhundert überwiegend für die lokalen Märkte. Häufig wurde das einfachere Handwerk als Nebenerwerb von Kleinbauern, Land- und Holzarbeitern ausgeübt.
Lokale Taxen für Drechsler
Den gemeinen Drechslern ist an manchen Orten eine Taxe für ihre Arbeit vorgeschrieben. Zum Beispiel die Berliner Taxe vom Jahr 1771:
- Ein ordinäres Spinnrad 1 Rt
- 1 Strohstuhl 12 SG
- 1 ordinäre dreyröhrige Feuer-Spritze 1 Rt, 12 SG
- mit Beschlag und Eisenschwengel 2 Rt 12 SG
- Ein Spulrad 2 Rt, 8 - 12 SG
- 1.000 Stück Seidenspuhlen 11 Rt
- 1.000 St. geringe Bobinen (Zwirnspulen) 10 Rt
- ordinäre von Elsenholz 11 - 19 Rt
- auch 20 Rt
- 1.000 St. Bobinen, Buchenholz, große 30-40 Rt
- 100 weißbuchene kl Schützenspulen 1 Rt, 8 SG
- 100 Röllchen zum Cassin 15 SG
- 100 Röllchen zum Cassin, größere 1 Rt
- Ofenfüße mit 4 Kanten, 1 Stück zu 4 - 5 SG
- desgleichen, ordinäre , 1 Stück zu 2 - 3 SG
- Ein Wallholz (Teigroller), nach Größe 3 - 7 SG
- Ein Trinkhahn 1-2 SG, 6 Pf
- Ein hölzerner Weinhahn 3 SG
- Ein hörnerner Weinhahn 4 - 5 SG
Die Schubkasten und Schachteln kommen häufig aus Sachsen, und steigen und fallen nach Verschiedenheit des Einkaufspreises.
Bedeutungsverlust
Schon im 19 Jahrhundert verlor das Drechslerhandwerk durch die industrielle Produktion zunehmend an Bedeutung. Zu Beginn des 20. Jahrhundert ging die Anzahl der Betriebe stark zurück. Vielfach arbeiteten die kleinen Werkstätten nur noch als Zulieferer für Fabriken. Bis heute hat eine Reihe von Betrieben überlebt, weil sie sich zunehmend auf Sonderanfertigungen im Bereichen der Möbeltischlereides Modelbaus oder der Spielwarenproduktion spezialisierten
Drehbank
Das wichtigste Hilfsmittel des Drechslers ist die Drehbank. Das Prinzip beruht auf einer drehbaren Vorrichtung, in die das Werkstück eingespannt wird. Bereits in der Antike wurden mittels einer Schnur und eines Bogens angetriebene Fideldrehbänke benutzt Dieses Prinzip wurde im 13. Jahrhundert mit der fußbetriebenen Wippdrehbank verbessert. Im 15. Jahrhundert ermöglichte schließlich der Einbau einer gekröpften Welle, dass das Werkstück nur noch in eine Richtung rotierte, wodurch sich die Arbeitsleistung verdoppelte.
Fußdrehbänke wurden in kleinen Werkstätten noch bis ins 20. Jahrhundert hinein benutzt Dann wurden sie durch Modelle mit Elektroantrieb verdrängt. Die Drehbänke waren anfangs fast vollständig aus Holz gefertigt Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie nach und nach durch eiserne ersetzt.
Bei dem Drehverfahren wurde das Werkstück entweder zwischen den Spitzen (Mitnehmer am Spindelstock und Körnerspitze am Reitstock) eingespannt oder einseitig am Spindelstock befestigt. Das Dreheisen wurde auf der Handauflage aufgelegt und manuell gegen das Werkstück so geführt, dass ein gezielter Schneidvorgang entstand und dem Werkstück eine bestimmte Form gegeben. Je nach Bedarf konnten zu diesem Zweck unterschiedliche Dreheisen geschmiedet werden.
Weitere Werkzeuge
Die Werkzeuge des Drechslers sind außerdem:
- Dreheisen,
- Sägen,
- Meißel, Hobel, Schnitzer,
- Bohrer,
- Zirkel,
- Raspeln, Feilen und Fischhaut (Haut vom Engelfisch)