Memel/Reformierte Kirche

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Geschichte

Rot: Alte Lage 1 = Dom St. Marien; 2 = Landkirche St. Nikolai; 3 = Stadtkirche St. Johannis. Grün: Neue Lage 4 = Stadtkirche St. Johannis; 5 = Landkirche St. Nikolai (später St.Jakobi); 6 = Reformierte Kirche; 7 = Katholische Kirche. Blau: die Alte Dange mit Mühlengraben

Infolge der polnisch-schwedischen Kriege im 17. Jahrhundert wurde Memel gründlich umgestaltet. An Stelle der Ordensburg entstand eine Zitadelle, und weiter östlich wurden Bastionen angelegt. Die Alte Dange wurde zunächst überbrückt, dann teilweise und schließlich ganz zugeschüttet (ab 1635). Die beiden Kirchen St. Johanni und St. Nikolai gerieten in die Eckbastionen. Um 1630 galt die St. Nikolai Kirche als baufällig, möglicherweise auch nur, um eine Verlegung vorzubereiten, die aber noch Jahrzehnte auf sich warten ließ. Erst als 1681 am Steindamm der Grundstein für die Reformierte Kirche gelegt worden war, kam es gegenüber auf der westlichen Straßenseite zum Neubau der Jakobikirche, deren Bau 1687 vollendet wurde.

Reformierte Christen gab es in Memel bereits Anfang des 17. Jahrhunderts. Diese mussten jedoch zum Abendmahl und zu Gottesdiensten nach Königsberg reisen. 1667 durfte ein Privathaus zur Abhaltung von Gottesdiensten angekauft werden, das jedoch abbrannte. Unter den Schweden dienten etliche Schotten reformierten Glaubens, so dass für sie reformierte Gottesdienste angeboten werden mussten. Eigentlich hatte die Stadt Memel ein Rathaus bauen wollen und zwischen der Johannisstraße und der Bäckerstraße ganz in der Nähe des abgebrannten Privathauses ein Grundstück erworben, das für diesen Zweck recht ungeeignet war. Da die Bevölkerung wegen der Errichtung von Kirchen finanziell stark belastet war, reichte das Geld nicht für den Bau eines Rathauses. Also wurde dieses Grundstück für den Bau der Reformierten Kirche freigegeben. Diese wurde 1683 fertiggestellt und ab 1779 umgebaut und ausgestaltet. Die Landkirche St. Nikolai und die Reformierte Kirche lagen nun direkt am südlichen Ufer der Alten Dange. Viele der Memeler Reformierten stammten aus England, Schottland, Holland, Frankreich und der Schweiz. 1688 gab es eine Reformierte Schule.

Während der Russenzeit war die Kirche recht baufällig geworden und wurde 1775 geschlossen. Es wurde der Grundstein für eine massive Kirche gelegt, die aber wegen Finanznot erst 1794 fertiggestellt werden konnte. Bei dem großen Stadtbrand vom 4. Oktober 1854 wurde auch diese Kirche völlig vernichtet. 1851 wurde die Altstädtische Schule auf einem Teil des Reformierten Friedhofs untergebracht.

Die Reformierte Kirche von Memel befand sich in der Friedrich-Wilhelm-Straße gegenüber der Jakobuskirche. Diese Kirche wurde von den Sowjets abgerissen.


Pfarrer

Blick auf die Friedrich-Wilhelm-Straße: Rechts die geweißte Jakobuskirche (Litauische Landkirche), gegenüber auf der anderen Seite die Reformierte Kirche. Blick nach Schmelz.
  • 1635 - 1641 Johann Wendelin von Rodem[1]
  • 1667 - 1670 Prediger Petrus Figulus
  • 1672 - ? D. Paul Andreas Jursky
  • 1686 - 1689 Paul Onias
  • 1689 - 1691 D. Adam Samuel Hartmann
  • 1692 - 1697 Conrad Mel [1]
  • ? Johann Bernhard Seibert
  • 1700 - 1738 Diederich Balleer
  • 1738 - 1740 Johann Conrad Franck
  • 1741 - 1749 Johann Jakob Schrotberg
  • 1749 - 1758 Wilhelm Kühn
  • 1758 - 1782 Christoph Ludwig Cochius
  • Theremin, +18.8.1821
  • 1821 - 1822 August Eduard Lambert, Adjunct von Theremin, ging 1822 nach Tilsit.
  • 1.1.1823 - 7.4.1823 Friedrich Carl Gottlieb von Duisburg, war zuvor reformierter Prediger zu Samrodt. Er starb in Memel am 7.4.1823 im Alter von 59 Jahren.
  • 1823 bis 1825 war die Pfarrerstelle vakant
  • 1825 Wilhelm Theodor Elsner, *11.11.1797 Frankfurt/Oder, + 22.11.1867 Memel.
  • ab 21.3.1869 Johann Wilhelm Gottfried Nicasius Hein, *14.11.1841 Angerburg.
  • Theodor Prieß
  • D. Wiesner


Kirchenbücher

Der Turm der Reformierten Kirche vom Wall aus gesehen

Die Kirchenbücher der Reformierten Kirche sind teils im Original in Berlin (Evangelisches Zentralarchiv Berlin), teils als Verfilmungen des Reichsippenamtes erhalten, die heute in Leipzig lagern (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig). Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden: Kirchenbücher Reformierte Kirche Memel

Die Bestände in Berlin und Leipzig ergänzen sich zu einem kompletten Bestand:

  • Taufen 1675-1944
  • Konfirmationen 1855-1911
  • Heiraten 1692-1944
  • Sterbefälle 1727-1944

Die kleine Gemeinde der Englischen Kirche in Memel gehörte auch zu der reformierten Kirche; die Eintragungen dieser Gemeinde finden sich daher auch in den Kirchenbüchern der Reformierten Gemeinde.


Siegel der reformierten Kirche 1937
Konfirmationsurkunde von Ida Lehmann


Quellen

  1. Schoenborn Ulrich: "...ich sehe die Fußstapffen der Providentz Gottes", Zum Wirken des hessischen Theologen Conrad Mel (1666 - 1733) in Mitau, Memel und Königsberg, 2006