Pfarrer Eugen Vangehr

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Der Grabstein steht auf dem Friedhof in Schloßberg, direkt neben dem Ehrenmal von 1871. Bilderarchiv Inge Barfels, Mai 2013
Blick von Osten auf die evangelische Kirche von Laugszargen, Foto: Hans Kairies, Prusellen, 2007
Die schöne Kirche von Kussen (russ. Vesnovo), Kreis Pillkallen, die Friedrich der Große 1743 bauen ließ, war 1994 ein Geräteschuppen, Archiv Bernhard Waldmann, 1992

August Wilhelm Eugen Paul Vangehr,
geboren am 30. Juni 1862 in Memel,
gestorben am 27. April 1933 in Pillkallen.
Wirkungsstätten als Pfarrer waren die Kirchengemeinden Laugszargen, Pillkallen und Kussen in Ostpreußen.

Nachruf

Nachruf auf Pfarrer Eugen Vangehr
Abschrift, xxx, Seite 22 und 23, Scan von Alfred Vangehr

AH. Vanger †

Pfarrer emer.[1] Eugen Vangehr, WS. 1882/83, gest. 27. April 1933.

Eugen Vangehr wurde am 30. Juni 1862 in Memel als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und machte dort im Herbst 1882 das Abiturientenexamen. Auf der Albertina studierte er Theologie und schloß sich sofort der Littuania[2] an, der sein älterer Bruder Alfred als Alter Herr bereits angehörte. Er war von Hause aus ein kleiner, schwächlicher, weicher Mensch, und vielleicht mögen es damals nicht wenige gewesen sein, die dem jungen neu eingetretenen Fuchs keine lange Bundesmitgliedschaft voraussagten. Mit immer gleichem herzlichem Lachen hat er später häufig erzählt, wie er tatsächlich wenige Tage nach seinem Eintritt in einer fieberreichen Nacht fest entschlossen gewesen wäre, wieder auszutreten. Das war die Nacht nach der ersten Mensur, die er gesehen und auf der mit bezug auf seinen schwer blutenden Couleurbruder das ominöse Wort „abgestochen" erklang. Als der Morgen graute, sah er ruhiger in die Welt hinein, und als die Zeit gekommen war, daß er selbst auf Mensur trat, da war alle Weichheit verschwunden, und mit wirklich tiefer und ernster Dankbarkeit hat er es bekannt, daß, wenn er im späteren Leben stets mit ruhiger innerer Sicherheit in allen Lagen, vor allen Menschen und vor allen Aufgaben gestanden, er dieses fast ausschließlich seiner geliebten Littuania zu verdanken gehabt hätte. Er blieb ihr treu, auch 1894, als er im Gegensatz zu seinem älteren Bruder den Schritt in das Corps hinein machte.

Präzise wie ein Uhrwerk vollzog sich die Vorbereitung auf seinen Lebensberuf, in Zielbewußtheit, mit Überlegung und großem Fleiß. Nach 4 Semestern ging er mit dem auswärtigen Mitgliederrecht auf die Universität Erlangen[3], deren theologische Fakultät damals in besonderem Ansehen stand. Zwei Semester später kehrte er zur Albertina[4] zurück. Ostern 1886 bestand er die erste Prüfung, Ostern 1887 das Staatsexamen. Unmittelbar darauf wurde er für das geistliche Amt ordiniert, und schon im Sommer dess. J. erhielt er die Pfarrstelle in Laugszargen. Ein Jahr später war er zweiter Prediger in Pillkallen und Anfang 1803 Pfarrer in Kussen, wo er bis zu seiner Emeritierung Herbst 1929 verblieb. Am 27. April 1933 ist er in Pillkallen verstorben.

Eugen Vangehrs Wesen war, seiner natürlichen Anlage entsprechend, sein ganzes Leben hindurch Güte und freundliches Wohlwollen gegen jedermann, ohne daß er jemals Verärgerung oder auch nur eine Spur von Schärfe zeigte, und diese Güte und Freundlichkeit hat ihm in hohem Maße die Liebe und Zuneigung aller derer eingebracht, mit denen er im Amt und Leben zu tun gehabt.

Aber diese Güte trug ihm auch in jenen bewegten Zeiten der Littuania Lasten ein, von denen er sich später nicht mehr hat befreien können. So sonnig sein Leben auf dessen Höhe war, - als das Alter kam, da kamen auch die Schatten der Sorge, des Unglücks und des Leids. Einen hoffnungsvollen Sohn raffte der Tod dahin. Die Stürme des Weltkrieges brachten schwere Erschütterungen mancherlei Art. Unser lieber Corpsbruder verlor die innere Sicherheit. Schwere Krankheit fesselte seine Gattin Elma, geb. Schaumburg, mit der er in innigster Liebe und Treue verbunden war, an den Krankenstuhl. Ihn selbst zwang heimtückische Krankheit auf den Rollstuhl. Dazu kamen Schlaganfall und andere zehrende Leiden, und so bot das ganze Haus in den letzten Jahren den Anblick von Siechtum und Leid.

Da kam schließlich der Tod als Erlöser und brachte dem körperlich und seelisch schwer Kämpfenden ein friedliches Ende.

Wir aber gedenken des lieben Entschlafenen in Treue und Dankbarkeit für alle Güte und Liebe, die er auch selbst uns, dem Bunde und jedem Einzelnen in seinem Leben erwiesen hat. Ehre seinem Andenken! Alfred Färber[5].

Laugszargener Kirche wird 100

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Fußnoten

  1. Emeritierung ist eine Form der altersbedingten Befreiung eines Pastors, Bischofs, Papstes, Hochschullehrers oder Professors von der Pflicht zur Wahrnehmung der Alltagsgeschäfte.
  2. Artikel Corps Littuania. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (25.03.2017)
  3. Universität Erlangen (25.03.2017)
  4. Artikel Albertus-Universität Königsberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (25.03.2017)
  5. Färber, Theodor Alfred, Pfarrer in Schirwindt von 1896 bis 1926