Spenge/Mühlenburg
Mühlenburg in Spenge (vormals auch Schloss Spenge genannt)
Baugeschichte
Von den Schlössern und Burgen in Ravensberger Land waren die meisten von dem unterem Adel gebaut worden. Zu dem oberen Adel zählten die Grafen, Edelherren, Fürsten. Fürstbischöfe, Herzöge, Könige und auch die Kaiser gehörten zu ihnen. Nur wenige Bauten, wie die Ravensburg, sind im Auftrag des oberen Adels gebaut worden. Zu ihnen gehörten auch die Burg Aschen und das Schloss Spenge.
Anfang 1150 verstarb Graf Otto I. von Salm Rheineck (um 1080-1150) auf Burg Rheineck am Rhein. Er hatte dazu beigetragen, dass sein Schwager Lothar III. von Supplingenburg (9.6.1075-5.12.1137) erst König und dann Kaiser in Deutschland wurde. Als Dank belehnte dieser ihn und seine Nachkommen mit den Grafschaften Bentheim und Tecklenburg. Graf Otto I. hatte neben einem Sohn noch zwei Töchter. Nach seinem Tod erbte seine Tochter Sophie (1115-26.9.1176) die Grafschaft Bentheim. Verheiratet war diese seit ca. 1158 mit den Grafen Dietrich VI. von Holland (1110-6.8.1157), dem Vorfahren der holländischen Könige. Die zweite Tochter Beatrix (um 1114-1169) erbte die Grafschaft Tecklenburg. Sie hatte um 1135 den Grafen Willbrand I. von Hallermund (um 1110-28.8.1167) geheiratet. Dieser hatte östlich von der Weser umfangreichen Streubesitz, er war auch Markgraf von Friesland.
Wer waren aber die Grafen von Hallermund? Ans dem Jahre 1022 gibt es eine Urkunde, in welchem ein Lucka (um 993-1047) mit seinem Gefolge als Schutzherr des Klosters Sankt Michael in Hildesheim erwähnt wird. Dieser Lucka war ein Graf von Egisheim and Dagsburg und kam ans Elsaß- Lothringen. Sein Halbbruder war Graf Bruno von Egisheim und Dagsburg (21.6.1002-19.4.1054), welcher von 1049-1054 als Papst Leo IX. in Rom regierte. Dieser Graf Lucka hatte auf dem Gipfel des Berges, bei Springe am Deister, wo die Haller entspringt, eine Burg errichten lassen und nannte sich von nun an Graf Lucka von Hallermund. Sein Sohn war Graf Henrich I. (um 1020-1065) und dessen Sohn war Graf Gebhard I. (um 1055-1109). Diese beiden erweiterten den Besitz und bauten unter anderen die Luckaburg (heute Kloster Loccum). Graf Willbrand I. von Hallermund war der Ururenkelsohn des Grafen Lucka von Hallermund.
Die Grafschaft Tecklenburg bestand damals aus einem westlichen größeren Teil und aus einem kleinen Teil, dem "Großraum Spenge". Der Verwalter dieser Grafschaft war zur Zeit des Grafen Otto I von Salm-Rheineck ein Egbert von der Bardenburg (bei Iburg, um 1090-4.2.1150). Dessen Ehefrau war Adelhaid geb. von Diepenheim aus Holland. Das Ehepaar hatte 4 Söhne. Nach dem Tod von Graf Otto von Salm-Rheineck und ihres Ehemannes eilte diese zu dem Osnabrücker Bischof Philipp von Katzenelnbogen (Amtszeit 1141-1175), mit der Bitte und mit Geschenken, dieser sollte ihr und ihren Söhnen das "Benefizium" (Lehen) des Otto von Salm-Rheineck von der Grafschaft Tecklenburg übergeben. Jahrelanger Streit zwischen den Grafschaften Salm-Rheineck und Katzenelnbogen, beide östlich am Rhein gelegen, machten ihn gefügig, so dass er der Witwe das Lehen übergab, obwohl er hierzu nicht berechtigt war.
So konnten Willbrand I von Hallermund und seine Frau Beatrix das Erbe nicht antreten, weil die neuernannten von der Tecklenburg nicht weichen wollten. Eine kriegerische Auseinandersetzung war zur Zeit nicht möglich, dazu brauchte es auch der Genehmigung des Kaisers Friedrich Barbarossa (1122-1190). In dem östlichen Teil ließ Willbrand I. um 1153 an der Warmenau eine Burg errichten, welche als Festung für eine zukünftige kriegerische Auseinandersetzung eine wichtige Rolle spielen sollte. Als ersten Lehensnehmer dieser Burg belehnte er den Ritter Gebradus (um 1106-1168), welcher ein treuer Gefolgsmann war und aus dem Ort Aschen kam (wird am 27.5.1155 erwähnt). Ob er nun aus Aschen bei Dissen oder aus Aschen bei Diepholz kam, konnte bisher nicht festgestellt werden. Durch ihn nannte man bald die Burg "Aschen" und seine Nachkommen "von Aschen". Durch ihn werden auch die Ortsnamen Groß-, Klein- und Hücker-Aschen entstanden sein.
Als Willbrand I. am 28.8.1167 auf der Luckaburg verstarb, erbten seine 4 Söhne und 2 Töchter seinen Besitz. Der älteste, Willbrand II (um 1156- -1189 ) erbte neben anderem auch die Grafschaft Teoklenburg. Dieser gelobte seinem Vater, nicht eher ruhen zu wollen, bis er die Grafschaft Tecklenburg von ihren Feinden befreit hatte. Sohn Ludolph erbte Besitz östlich von der Weser (um 1158-1191), Sohn Otto wurde Propst in Bremen. Sohn Burckard III. (um 1141-1175) erbte Besitz im südlichen Weserbergland, er war ein Vertrauter des Herzogs Henrich des Löwen (1129-1195). Über seinem Tod 1175 berichtet die "Epistula narrara" (Bericht eines Loccumer Mönches um 1183 in lateinisch (in das heutige Deutsch sinngemäß übersetzt): "auf einem Turnier in Jahre 1175 in Nienburg erlitt Graf Burckard eine schwere Verletzung, in dem ihm ein Schenkel (Bein) völlig zerschmettert wurde. Man brachte den Verletzten zur Burg Bentheim, zur Schwester seiner verstorbenen Mutter, der Gräfin Sophia geb. von Salm-Rheineck. Dort starb er der Edle, die Trauer um ihm erfasste Mann und Weib. Sein Cousin, der Edelherr Lambert von Gemen, welcher ein Sohn der Schwester Edelgunde seines Vaters war, brachte den entseelten Leichnam nebst den zersplitterten Beinknochen, in einem mit Wachs versiegelten Tuche zur Luckeburg, wo er in dem neu erbauten Kloster seine letzte Ruhe fand."
Nach jahrelanger Vorbereitung, erkläte Herzog Heinrich der Löwe (1129-1195) seinem Widersacher, dem Erzbischof zu Köln, Philipp von Heinsberg (1130-1191) den Krieg. Immer wieder hatte dieser den Herzog beim Kaiser Barbarossa schlecht gemacht und verklagt, nun war das Maß voll. Mit diesem Feldzug sollten auch die Grafen von Hallermund befrie— digt werden und ihre Grafschaft Tecklenburg zurückbekommen. So verlegten sie das Schlachtfeld in das Tecklenburger Land. Da die Grafen_Simon_von Tecklenburg (1140-1202), Hermann von Ravensberg (1149-1221), Widukind von Schwalenberg (um 1125-1188) und Henrich von Arnsberg (1128—1200) treue Vasallen des Erzbischofs waren, konnte man diesen dort am empfindlichsten treffen. Auf der Seite des Herzogs kämpften die Grafen Adolph III. von Schaumburg und Holstein (1160-1225), Gunzelin von Schwerin (um 1127-1185), Bernhard von Wölpe (1154-1221) und Bernhard von Ratzeburg (-1198). Ferner waren auch die Grafen Willbrand II. und Ludolph I. von Hallermund mit ihren Söldnern angetreten. Diese waren sich einig, dass sie ihre Feinde, welche ihr Gebiet widerrechtlich im Besitz hatten, allen voran den Grafen Simon von Tecklenburg, bekämpfen und töten wollten.
Als die Kunde von dem Aufmarsch bekannt wurde, eilten ihnen die angegriffenen Grafen mit ihren Söldnern entgegen. Am 1. August 1179 kam es auf den Feldern bei Halen im Tecklenburger Land zur Entscheidungsschlacht. Als diese sich den Angreifern zum Kampf stellen wollten, wurden sie von diesen in "einem fürchterlichen Blutbad" vernichtet. Die Angreifer verschonten dabei weder jung noch alt. Die Tecklenburg wurde eingenommen, wer sich ihnen entgegen stellte, wurde getötet. Graf Simon wurde gefangen genommen und in Ketten gelegt. Soweit dieser Bericht über diese Schlacht, über der neben anderen Urkunden, auch in der "Chronica Slavorum" des Arnold von Lübeck berichtet wird. Nach dieser Niederlage brachte der Verlierer Philipp von Heinsberg es fertig, dass Kaiser Barbarossa über den Herzog Heinrich die Reichsacht verhängte. Den Grafen von Hallermund befahl er, dass diese den Grafen Simon sofort frei ließen und dieser in sein Amt sofort zurück kehren konnte. Die Grafen von Hallermund hatten ihren Anspruch auf die Grafschaft Tecklenburg vorerst verloren. Was ihnen blieb, war der östliche Teil, der Großraum um Spenge und Aschen. In Spenge wird Willbrand II. von Hallermund um 1181 bis 1185 das Schloss Spegge errichtet haben. Verschiedene Tatsachen sprechen dafür, so auch die Vererbung und der spätere Verkauf des Schlosses. Erste Lehensnehmer wurden die Ritter von Aschen. Sie waren treue Vasallen der Grafen von Hallermund.
Nachdem sich Willbrand II. und Ludolph I von Hallermund mit Kaiser Barbarossa ausgesöhnt hatten, nahmen beide Anfang 1189 an dem dritten Kreuzzug unter dessen Leitung teil. Schon auf dem Hinweg in Antiochia in Syrien starb Willbrand II. Sein Bruder Ludolph I. starb auf dem Rückweg in Ungarn, auch Burchard III. und Otto von Hallermund waren bereits tot. Im Jahre 1191 waren nur noch ihre beiden Schwestern da, Beatrix II. von Hallermund (um 1145—1216) und ihre Schwester Adelhaid I. von Hallermund (um 1145-). Diese einigten sich über das Erbe ihres Bruders Willbrand II. von Hallermund. Adelhaid erbte die Burg Aschen mit allen Zubehör, während Beatrix das Schloss Spenge mit allen Zubehör bekam.
Beatrix II. hatte um 1165 den Grafen Henrich II.(um 1138—27.5.1197) von Oldenburg-Wildeshausen und Oldenburg-Bruchhausen geheiratet. Als dieser am 27.5.1197 verstarb, erbte sein Sohn Burchard (um 1167—6.7.1233) Oldenburg-Wildeshausen. Sohn Henrich III.(1173-27.5.1234) erbte die Grafschaft Oldenburg-Bruchhausen und das Schloss Spenge mit Zubehör. Die zu zahlenden Abgaben mussten ab dem 28.5.1197 von Spenge nach Bruchhausen gebracht werden, weil sich Beatrix II. für Bruchhausen als ihren Alterssitz entschieden hatte. Am 28.5.1234 wurde die Grafschaft Bruchhausen aufgeteilt. Die westlich liegenden Besitzungen erbte Graf Henrich IV.(-1270), bei Bassum entstand dadurch die Grafschaft Neubruchhausen. Die alte Grafschaft Bruchhausen nannte man nun Altbruchhausen. Diese erbte der erst 15 Jahre alte Graf Ludolph (1219-9.7.1279), welchem jetzt als Graf von Altbruchhausen auch das Schloss und das Amt Spenge gehörte. Ihm folgte sein Sohn Hildebald I. (um 1259-1327) als Graf von Altbruchhausen, welcher über 48 Jahre vom 10.7.1279-1327 die Grafschaft regierte. Seine Zeit bildete den Höhepunkt in der Geschichte von Altbruchhausen.