Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894/XXIII
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Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894 | |
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Von 1816 - 90 vermehrte sich die Bevölkerung des Reichs um fast 99 Proz., um mehr als 100 Proz. in den preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, in der Rheinprovinz sowie im Königlreich Sachsen (152 Peoz.). Im allgemeinen ist die Volksvermehrung in Norddeutschland fast noch einmal so Groß als in Süddeutschland, in den Städten bedeutender als auf dem Lande. bis 1840, d. h. bis zum Bau der Eisenbahnen, verteilte sie sich ziemlich gleich und traf später vorzüglich große und günstig gelegene Städte sowie Fabrik- und Bergbaudistrikte. Große Gebiete des platten Landes sowie viele kleine Städte ohne Industrie haben in dieser Zeit sogar an Einwohnern verloren, wozu freilich auch die große Auswanderung, die ganz besonders die ackerbautreibenden Gegenden mit vorherrschen großem Grundbesitz betraf, mitgewirkt hat. Die Zunahme der Bevölkerung beruht hauptsächlich auf dem Überschuß der GEborenen über die Gestorbenen. Er beläuft sich jährlich auf 5 - 600,000 Köpfe (1892: 584.569); die Zahl der Geborenen beträgt jährlich etwa 1, 800.000 (1892: 1,856,999), die der Gestorbenen etwa 1,230,000(1892: 1,272,430). Die Zahl der Eheschließungen betrug 1888: 376,661, seitdem ist sie unausgesetzt bis 1891 auf 399,398 gestiegen, 1892 aber wieder auf 398,775 gefallen. Ein großer Teil vom Überschuß der Geborenen geht durch Auswanderung verloren, die dem Reich von 1820 bis jetzt über 3 Mill. Menschen genommen hat. Die Hauptperioden der Auswanderung waren die Jahre 1852 - 54, woselbst ein Notstand im südwestlichen Deutschland, in den Ländern mit dem kleinen Besitz, zur Auswanderung nötigte, dann 1866 - 74, mit eine Folge der Kriege und sehr fühlbar für die Länder des Großgrundbesitzes an der Ostsee, endlich 1880 -82, veranlaßt durch die neue Wirtschaftspolitik. Die Zahl der Auswanderer schwankte in den Jahren 1881 -84 zwischen 184,369 und 126,511. Im Jahre 1893 betrug sie 71,008.
Was die olksdichtigkeit betrifft, so leben im Reich durchschnittlich 91,5 (1885: 60,7) Menschen auf 1 qkm. Die Extreme in dieser Hinsicht bilden nach Abzug der großen Städte die Fabrik- und Bergbaudistrikte nit 300 und oft viel mehr Menschen auf 1 qkm (so das Oberschlesische Steinkohlengebirge [Beuthen], das Ruhrkohlengebirge in Westfalen und der Rheinprovinz sowie andere Fabrikdistrikte in der Rheinprovinz und im sächsischen Erzgebirge), und dagegen mit weniger als 30 Einw. auf 1. qkm die Heiden und Moore in Hannover und Oldenburg, der Kreis Johannisburg in Ostpreußen und mehrere Bezirksämter im südlichen Bayern im Bereich der Alpen.
VIII. Religionsverhältnisse.
Vgl. die Tabelle S. XXIV und die Karte der „Konfessionen“.
Bei den folgenden Angaben sind zu den Evangelischen die Lutheraner, Reformierten, Unierten, Altlutheraner, Herrnhuterm Menoniten und in Hessen die Freiprotestanten, zu den Katholiken die Deutsch- und Griechisch-Katholischen gezählt.Unter 1000 Einwohnern hatte:
Staaten und Landesteile | Evangelische | Katholiken | Juden | |||
1880 | 1890 | 1880 | 1890 | 1880 | 1890 | |
Reich | 620 | 628 | 359 | 358 | 12 | 11 |
Preußen | 617 | 642 | ||||
Ostpreußen | 856 | |||||
Westpreußen | 484 | |||||
Berlin | 875 | |||||
Brandenburg | 971 | |||||
Pommern | 973 | |||||
Posen | 313 | |||||
Schlesien | 467 | |||||
Provinz Sachsen | 932 | |||||
Schlesw.-Holstein | 986 |
Staaten und Landesteile | Evangelische | Katholiken | Juden | |||
1880 | 1890 | 1880 | 1890 | 1880 | 1890 | |
Hannover | 809 | |||||
Westfalen | 465 | |||||
Hessen-Nassau | 700 | |||||
Rheinmprovinz | 265 | |||||
Bayern | 280 | |||||
Königr. Sachsen | 971 | |||||
Württemberg | 691 | |||||
Baden | 348 | |||||
Elsaß-Lothringen | 195 | |||||
Hessen | 679 | |||||
Thür. Staaten | 980 |
Im allgemeinen haben im Reich in dem Zeitraum von 1880 -90 die Evangelischen etwa zu-, die Katholiken etws abgenommen. Abgenommen haben die Evangelischen in allen preußischen Provinzen mit Ausnahme von Westfalen unde der Rheinprovinz, zugenommen dagegen in Bayern, Baden und Elsaß-Lothringen. Der Grund der Abnahme is wohl zum Teil mit darin zu suchen, daß viel mehr Evangelische als Katholiken auswandern. Als ziemlich allgemein