Tapiau
T a p i a u Stadt am Pregel und an der Deime |
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Tapiau
- Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Kreis Wehlau > Tapiau
- Hierarchie
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Einleitung
Tapiau (russ. Gwardeisk / Гвардейск, übersetzbar in etwa mit „Gardestadt“, litauisch Tepliuva, Tepliava, polnisch Tapiawa) ist eine Stadt in der russischen Oblast Kaliningrad (Ostpreußen) mit 13.899 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010). [1] Die Stadt ist das administrative Zentrum des Rajons Gwardeisk (Rajon Tapiau) und Verwaltungssitz der kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk (Tapiau).
Allgemeine Informationen
Tapiau befindet sich auf einer bergigen Anhöhe am Fluss Pregel in Ostpreußen, etwa 35 Kilometer östlich von Königsberg, an der Hauptstraße A229, der ehemaligen Reichsstraße 1, und an der Bahnstrecke Königsberg – Stallupönen, der Haupteisenbahnlinie von Königsberg in Richtung russisches Kernland, dem früheren Endstück der Preußischen Ostbahn-Strecke nach Eydtkuhnen (heute Tschernyschewskoje).
Vom Pregel zweigt bei Tapiau die Deime ab.
Name:
- 1255 Tapiow
- 1326 castrum Tapiow, quod Prutheni nominant Surgurbi (Dusburg)
- 1684 Tapiau
Der Name leitet sich prußisch ab:
- prußisch "tape, teplu, toplu, tapis" = warm
- prußisch "tape" = Wärme, Temperatur
+ "owe, ape, upe" = Fluss
Surgurbi leitet sich so ab:
- prußisch "sur garbis" = um den Berg herum
- Einwohner: 1939. 8.671
Politische Einteilung, Zugehörigkeit.
Wappen
Das Wappen zeigt in Blau unter goldener Jehovasonne einen aus silbernen Wolken hervorgehenden, ein Schwert emporhaltenden nackten Arm.
Bis 1945 war Tapiau der Kreisstadt Wehlau untergeordnet. Da Wehlau durch die Kriegsereignisse jedoch zu stark zerstört worden war, folgte ihr Tapiau als Kreisstadt.
Tapiaus Altstadt ist noch gut erhalten.
Evangelische Kirche
- Eine gemauerte Pfarrkirche wurde in Tapiau im Jahre 1502 errichtet. Damals amtierte hier ein Pfarrer Johann Fosterus, der 40 Jahre hier tätig gewesen sein soll. [2]
- Bei dem Kirchengebäude handelt es sich um einen chorlosen verputzten Backsteinbau mit vorgelegtem Westturm.
- Im Jahre 1661 brantte die Kirche ab und wurde 1668 renoviert.
- Ein weiterer Brand zerstörte das Gotteshaus im Jahre 1689 erneut, und es wurde 1694 wiedererrichtet.
- Ein Umbau, bei dem das Gebäude nach Osten erweitert wurde, erfolgte in den Jahren 1767/68.
- Die gewölbte Decke des Innenraumes war mit biblischen Motiven bemalt. Der Altar und die Kanzel entstanden, ebenso wie der Beichtstuhl, um 1694. *Die Vereinigung zu einem Kanzelaltar wurde wohl 1767/68 vollzogen.
- In der Sakristei war ein für diesen Ort geschaffenes Triptychon zu sehen: in der Mitte Jesus am Kreuz, links der Apostel Paulus, rechts der Evangelist Matthäus. Es stammte von Lovis Corinth (1858–1925), der es seiner Taufkirche geschenkt hat.
- Die Orgel stammte aus dem Jahre 1870, die Glocken aus den Jahren 1684 und 1840.
- Die ehemals evangelische Stadtkirche am Marktplatz wird seit 1998 von einer Gemeinde der russisch-orthodoxen Kirche genutzt, die seit 2009 der Diözese Kaliningrad eingegliedert ist.
- Die Kirche Johannes der Täufer (russisch Церковь Иоанна Предтечи / Zerkow Johanna Predtetschni) liegt am westlichen alten Markt, dem heutigen Ploschtschad Pobedy („Siegesplatz“).
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Baptisten
Es gab in Tapiau eine kleine baptistische Gemeinde, die eine eigene Kapelle besaß.
Katholische Kirche
Bis 1945 gab es in Tapiau eine römisch-katholische Gemeinde, die 1904 entstand und deren Pfarrkirche die St.-Joseph-Kirche war. Die Gemeinde gehörte zum Bistum Ermland. Heute besteht wieder eine katholische Pfarrei, die im Haus Sankt Josef in der uliza Telmana (Thälmannstraße) ihren Sitz hat und zurzeit (Stand: 2011) von Steyler Missionaren und Angehörigen der Schönstatt-Bewegung betreut wird.
Jüdische Glaubensgemeinschaft
Es gab in Tapiau eine kleine jüdische Gemeinde. Seit 1832 existierte ein jüdischer Friedhof und 1885 war die Anzahl der jüdischen Mitbürger mit 65 höher als die Anzahl der Katholiken in der Stadt. Seit 1931 wanderten viele Juden ab.
Kirchhöfe/Friedhöfe
Der Alte Friedhof von Tapiau lag neben der Provinzial-Gärtner-Lehranstalt an der Altstraße im Norden der Stadt.
Geschichte
- Zahlreiche prußische Wehranlagen zwischen Wehlau und Tapiau sind belegt.
- Die Prußenburg Surgurbi fiel 1265 an den Orden und wurde von ihm ausgebaut.
- Die zwischen Deime und Pregel 1280-1290 erbaute Burg wurde auf das Ostufer der Deime verlegt und zu einem wichtigen Nachschubplatz in den Litauerkriegen. Sie hatte erhebliche verkehrswirtschaftliche Bedeutung, denn sie sollte das Samland vor den Nadrauern und Schalauern schützen.
- 1385 wurde hier Witold/ Vytautas getauft, der Sohn des litauischen Kronanwärters Kynstut/ Kestutis. Vytautas errichtete zusammen mit seinem Vetter Jogaila/ Jagiello die polnisch-litauische Union (Personalunion).
- 1436 hatte die auf dem linken Deimeufer liegende Lischke (Vorburg-Siedlung) sechs Krüge, die auch noch 1731 bestanden.
- Nach dem Verlust der Marienburg (1457) und der Verlegung des Ordenshochsitzes wurde das Ordensarchiv bis 1722 nach Tapiau verlegt.
- Im 16. Jahrhundert erhielt der Ort das Marktrecht.
- Herzog Albrecht residierte hier zeitweise und starb hier 1568.
- Die Stadtrechte erhielt Tapiau 1722 durch König Friedrich Wilhelm I. .
- 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Tapiau wird wieder preußisch.
- 1794 wurde ein Landarmenhaus und eine Besserungsanstalt errichtet, für die Friedrich Wilhelm II. ein 207 Paragraphen umfassendes Reglement erließ, das für alle solche Anstalten in der Provinz Ostpreußen galt.
- 1858 Geburt des prußischen Malers Lovis Corinth.
- Am 4. Juni 1860 wurde der Bahnhof eingeweiht und Tapiau damit an das Eisenbahnnetz der Strecke Königsberg – Eydtkuhnen angeschlossen. Um leichter dorthin zu gelangen, wurden Brücken über Deime und Pregel gebaut und 1868 die Bahnhofstraße eröffnet.
- Eine Kleinbahnstrecke mit Verbindung nach Königsberg, Labiau und Friedland nahm 1898 den Betrieb auf.
- 1902 wurde die neu gebaute Volksschule in der Königsberger Straße ihrer Bestimmung übergeben. Laternen, mit Gas aus der 1902 neu gebauten Gasanstalt betrieben, lösten die stinkenden Petroleumlaternen ab.
- Im Ersten Weltkrieg lag Tapiau von Ende August bis zum 9. September 1914 unter heftigem russischem Artilleriefeuer, das schwere Schäden anrichtete. Doch Tapiau wurde nicht von russischem Militär eingenommen und bald setzten die Wiederaufbauarbeiten ein.
- Am 21. Januar 1945 erging in den Abendstunden an die Bevölkerung die Aufforderung, die Stadt zu verlassen. Die heillose, unorganisierte Flucht begann. Am 23. Januar wurde Tapiau von russischen Panzern beschossen und in der Folge die Stadt von den sowjetischen Truppen besetzt.
Stadtbeschreibung
- Die Stadtrechte erhielt Tapiau 1722.
- 1895 umfasste die Stadt ein Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Warendepot der Reichsbank, Gärtnerlehranstalt mit Obstweinfabrik, Provinzial-Besserungs- und Landarmenanstalt, Biskuit- und Zuckerfabrik, Dampfschneide- und Mahlmühlen, Brauereien, Schifffahrt, Handel mit Holz, Steinen, Getreide, Butter und Käse. In der Besserungsanstalt wurden Decken, grobes Tuch (Want), Baumwollzeug (Nessel), Strohmatten und Fischernetze angefertigt.
Abfluss der Deine
Die Deime ist ein Abfluss des Pregels in das Kurische Haff mit ausgesprochenem Gepräge eines Flusses und ist keineswegs ein Kanal, wie in einigen lexikalischen Werken zu lesen ist. Sie fließt zwischen Tapiau und Labiau. Die Deime war von außerordentlich großer wirtschaftlicher Bedeutung, verband sie doch Königsberg über Großen Friedrichsgraben, Gilge und Memel mit östlichen Wirtschaftsknotenpunkten wie Tilsit und Kaunas sowie über das Haff mit der Hafenstadt Memel.
Kirchenbücher
siehe: Kirchbuchbestände Kreis Wehlau
Persönlichkeiten
Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).
Dieffcke, Johann, zum Akzisebesucher in Tapiau 6./17.6.1761.
Dingen, Gottfried, Student, zum Diakon in Tapiau 20.8./1.9.1758.
Engel, Gottlieb, Bürger in Tapiau, zum Amtmann in Friedrichsberg 20./31.10.1761.
Ferber, Friedrich Samuel, zum Postverwalter in Tapiau 4./15.9.1760.
Glauß, Johann Friedrich, invalider Dragoner, zum Polizeiausreiter in Tapiau 7./18.5.1759; zum Akzisevisitator in Labiau am 26.6./7.7.1760.
Goldbeck, Friedrich, Diakon in Tapiau, zum Pfarrer daselbst 28.6.1758.
Lembcke, Johann Gotthard, zum Amtmann in Groß- und Kleinhof Tapiau 12./23.1.1761.
Rebauck, Martin, Polizeiausreiter, zum Akzisebesucher in Tapiau 7./18.5.1759.
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Franz Heinrich Louis (Lovis) Corinth, Maler, * Tapiau 21.7.1858, + Zandvoort/Niederlande 17.7.1925, Sohn von Heinrich und Wilhelmine Corinth (+ 1873).
- Lovis Corinth, der berühmteste Sohn dieser Stadt malte für die evangelische Pfarrkirche das Altargemälde "Golgatha".
Karten
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>TAPIAUKO04MP</gov>
Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation
- ↑ Walther Hubatsch: Geschichte des evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreußischer Kirchen. Göttingen 1968