Harz
Harz ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Harz (Begriffserklärung). |
Beschreibung
Der markante Gebirgszug des waldreichen Harzes erstreckt sich in Nordwest-Südost-Richtung etwa 100 km. Er erreicht eine Breite von ungefähr 35 km.
Der Harz liegt etwa zwischen 10 Grad 13 Min. und 11 Grad 30 Min. östlicher Länge und zwischen 51 Grad 25 Min. und 51 Grad 57 Min. nördlicher Breite(Diercke-Weltatlas,1988 S.21). Er stellt das nördlichste und abgeschlossenste Gebirge Deutschlands dar.
Im Norden und Westen fällt der Harz gegen das Leinebergland und die Harzrandmulde stark ab. Die Grenze nach Süden verwischen Zechsteinhügelketten. Im Osten geht der Unterharz allmählich in das östliche Harzvorland über.
Der Naturraum Harz gehört zu den Ländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sachsen-Anhalt umfaßt den flächenmäßig größten Anteil am Harzgebiet mit den Kreisen Aschersleben, Eisleben, Halberstadt, Hettstadt, Sangerhausen, Quedlinburg und Wernigerode. Auf Thüringen entfallen der Kyffhäuserkreis und der Kreis Nordhausen. Eine Besonderheit ist Blankenburg; heute zum Kreis Wernigerode gehörig, war es einst niedersächsische Kreisstadt. Zum Kreis Blankenburg zählen u.a. Braunlage und Walkenried. Das niedersächsische Harzgebiet ist auf die Kreise Gandersheim, Golar, Osterode, Wolfenbüttel und Zellerfeld aufgeteilt.
Der Name Harz (auch Hart) bezeichnet die Höhe oder das Waldgebirge, den Bergwald (lateinisch: hercynia silva). Der Harz ist geologisch ein sehr altes Gebirge. In der vorkarbonischen paläozoischen Ära war der Bereich des heutigen Harzes wie weite Teile Mitteleuropas vom Meer bedeckt, in dem sich tonige, sandige und kalkige Sedimente von mehreren Tausend Metern Mächtigkeit ablagerten.
Geschichte
Im Umland des Harzes sind zahlreiche Fundstellen ur- und frühgeschichtlicher Siedlungsplätze belegt. Aber von einer wirtschaftlichen Entwicklung des Harzgebietes kann erst ab jenem Zeitpunkt gesprochen werden, als der Harz Anfang des 10. Jahrhunderts als herrenloses Gut dem Fiskus und damit den sächsischen Königen zufiel, die es als königliches Jagdrevier nutzten. Der Harz blieb noch lange 'Bannforst der deutschen Kaiser', wie es der Sachsenspiegel (62. Kapitel des 2. Bandes) vermerkt. Alte Heerstraßen umzogen den Harz schon früh als randparallele Fernverbindungen und verbanden zugleich die an ihnen liegenden Pfalzen und Königshöfe miteinander (wie z.B. Wallhausen, Nordhausen, Pöhlde, Gittelde, Seesen, Goslar, Ilsenburg, Derenburg, Quedlinburg).
Als älteste Querverbindungen können die über den Harz führenden anfänglichen Saumpfade, der 'Wilde Weg' (979 ab Willianweck, noch 1534 als Willmannssteig urkundlich belegt) von Wallhausen über Großleinungen, Rotha, Molmerswende nach Meisdorf und der 'Heidensteig' (1014 Heidkensteig, später Kaiserstraße genannt) von Nordhausen über Ellrich, Braunlage nach Goslar angesehen werden. Zur gleichen Zeit existieren bereits der 'Honsterweg' von Osterode über Clausthal und Zellerfeld nach Goslar sowie die vom Heidensteig bei Braunlage über Elend, Hasselfelde, Harzgerode nach Walbeck verlaufende 'Harzlängsstraße' (urkundlich auch 'Hohe Straße' und 'Klausstraße'), während die Nordhausen-Wernigeröder Harzstraße (auch 'Alter Houweg' genannt) erst 1286 erwähnt wird. Im Gegensatz zur früheren Besiedlung der Vorländer durch thüringische, fränkische und sächsische Dorfgründungen erschloß man das siedlungsfeindliche Waldgebirge erst in der hochmittelalterlichen Rodungsperiode durch Rodungsinseln und nutzte es landwirtschaftlich. Diese Nutzbarmachung ging vom südlichen und östlichen Vorland aus und folgte dem Nordwestanstieg der Hochfläche. Zeugen dieser Periode sind die durch Rodung und Feuerschwenden (Brandrodung) entstandenen Siedlungen, deren Name auf -rode, -schwende,- hagen oder -feld enden.
Einen ersten wirtschaftlichen Höhepunkt mit folgenreichen Veränderungen der naturräumlichen Ausstattung brachte der Bergbau, der mit dem Erzabbau am Rammelsberg bei Goslar ab 968 begann und zur Gründung der Bergstätte führte, die schnell eine bedeutende Stellung einnahmen.
In der ersten, bis ungefähr 1235 dauernden Blütezeit des Bergbaus am Rammelsberg vergaben die Landesherren die Lagerstätten als Lehen an Klöster, Städte und Kaufmannsvereinigungen. Trotz des zu leistenden Zehnten erzielten diese ansehnliche Einkünfte aus der Erzförderung. Im 12. Jh. folgte der Bergbau im Mansfeldischen und durch die Walkenrieder Mönche, im 13. Jh. in den sieben Oberharzer Bergstädten, im 14. Jh. bei Stolberg. Der enorme Wasserbedarf des Bergbaus zur Förderung des Erzes bei sehr unregelmäßigem Wasserangebot führte zum Bau künstlicher Wasserspeicher und -transportwege (z.B. Dammgraben). Ebenso zog man durch den außerordentlichen Holz- bzw. Holzkohlenbedarf (Meiler) zur Verhüttung der Erze große Waldflächen in Mitleidenschaft. Insgesamt brachte der Bergbau für die Region eine Epoche wirtschaftlichen Aufblühens, wohl auch Reichtums, die Katastrophen wie die Pest (1347-48), die den Oberharz fast völlig entvölkerte und der Dreißigjährige Krieg jäh unterbrachen. Erst im 16. Jh. kam es zu einer neuen Bergbauperiode in diesem Gebiet. 1521 erließen die Grafen von Honstein für St. Andreasberg die Bergfreiheit und erneuerten sie 1527. 1524 wandte sich Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg (Wolfenbüttel) an den Grafen von Schlick in Joachimsthal (heute Jachymov, Tschechei, südlich Oberwiesenthal) mit der Bitte um Hilfe beim Aufbau eines neuen Bergwerks im Oberharz. Es bedurfte einer zielgerichteten Ansiedlungspolitik, um Arbeitskräfte und Fachleute in die fast menschenleere Region zu ziehen. Zu den gewährten Privilegien zählten die Freiheit von Steuern sowie die von Hand- und Spanndiensten und freie Wohnung, freies Backen und Brauen, freies Holz und freie Wochenmärkte - Vorrechte die gemeinhin einer Siedlung erst als Stadtrechte verliehen wurden. 1524 erhielt nach sächsischem Vorbild Grund, 1532 Zellerfeld, 1533 Wildemann, 1613 Lauterthal, 1554 Clausthal und 1636 Altenau die Bergfreiheit. Von der Ansiedlung sächsischer Bergleute zeugt noch heute die Oberharzer Sprachinsel, deutlich zu unterscheiden vom Niederdeutschen.
Durch die Errichtung der Bergbaubehörden entstand aus den isoliert arbeitenden Bergbaugemeinden ab 1635 bis 1803 der Oberharzer Bergstaat, geführt vom adligen Berghauptmann, der Berg- und Forstamt kameralistisch leitete. Die 1535 erlassene Kirchen- und Schulordnung setzte die Reformation im Oberharz durch und sicherte die Vermittlung der für die Entwicklung des Bergbaus notwendigen Schulkenntnisse. Die Sozialordnung gewährleistete die medizinische Betreuung der Bergleute, die freiwillige Absicherung im Krankheitsfallle, die Invaliden- sowie Witwen- und Waisenfürsorge.
Die Erschöpfung der Erzvorkommen bzw. der nicht mehr rentable Bergbau führte zu einer wirtschaftlichen Notlage, die den Harz zu einem Notstands- und Abwanderungsgebiet machte. Selbst die im vergangenen Jahrhundert einsetzende Industrialisierung brachte keine über Betriebe von lokaler und regionaler Bedeutung hinausgehende Entwicklung, und mit der z.T. späteren Anschließung an das überregionale Eisenbahnnetz, oft nur durch Stichbahnen, erfolgte nicht der nötige Aufschwung. Dafür entwickelte sich ab Mitte des 19. Jh. der Fremdenverkehr, begünstigt durch den Bahnanschluß, günstige klimatische Verhältnisse, zahlreiche Sehenswürdigkeiten und eine herrliche Natur.
Eine besondere Bedeutung für die Wirtschaft und den Fremdenverkehr gewannen der Bau der Selketalbahn von Gernrode nach Harzgerode (7.8.1887 bis Mägdesprung; 1.7.1888 bis Harzgerode) und die Harzquer- und Brockenbahn (27.3.1899) von Nordhausen nach Wernigerode mit Verbindung zur Selketalbahn ab Eisfelder Talmühle über Stiege und Straßberg (ab 1905) sowie zum Brocken ab Drei Annen Hohne.
Siehe Kulturlandschaft Harz
Weblinks
- Harz - Übersichtskarte
- Harz Info
- Artikel Harz (Mittelgebirge). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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