Benutzer:Sabina
Der Ort Friedland, der der Gemeinde den Namen gab, ist durch eine Einrichtung weltweit bekannt geworden, das Grenzdurchgangslager. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges, als tausende von Menschen - ob Flüchtlinge, Vertriebene oder Soldaten - sich auf die Suche nach Angehörigen oder einer neuen Bleibe machten, wurde von der britischen Militärverwaltung ein Auffanglager eingerichtet. In der Nähe von Göttingen stießen die britische, russische und amerikanische Besatzungszone zusammen. In dem Dorf Friedland gab es einen Bahnhof, eine gut ausgebaute Straße (die heutige Bundesstraße 27) und es gab leerstehende Stallgebäude des Versuchsgutes der Universität Göttingen, die nach und nach durch Blechbaracken, sogenannten "Nissenhütten", erweitert wurden. Bis heute kamen über 3,6 Millionen Menschen durch das Grenzdurchgangslager Friedland. Dieses Lager ist als Dienststelle des Landes Niedersachsen nach Auflösung des ehemaligen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten seit dem 1. September 1994 dem Innenministerium in Hannover unterstellt.
Das äußere Erscheinungsbild des Grenzdurchgangslagers hat sich gewandelt. Mit der Zeit wichen die Nissenhütten Holzbaracken und einigen Massivbauten. Ende 1993 wurde ein modernes Wirtschafts- und Sozialgebäude in Betrieb genommen. Rund 1.300 Betten können für die Erstaufnahme der jetzt eintreffenden Spätaussiedler zur Verfügung gestellt werden. Aber nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Lagers, sondern auch die rechtliche Situation der Spätaussiedler, die derzeit fast ausschließlich aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion kommen, hat sich mit der Neufassung des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz geändert: Kamen früher an manchen Tagen ohne Ankündigung mehrere hundert Aussiedler, um sich im Grenzdurchgangslager anzumelden, so müssen sie jetzt die Aufnahmegenehmigung, um als Spätaussiedler nach Deutschland einreisen zu können, schon in ihrem Herkunftsland beantragen. Das Bundesverwaltungsamt, welches ebenfalls mit einer Außenstelle in Friedland vertreten ist, ist zuständig für die Erteilung des Aufnahmebescheides, die Registrierung sowie die Verteilung der Spätaussiedler auf die einzelnen Bundesländer, nicht ohne jedoch vorher die Zustimmung des jeweiligen Bundeslandes eingeholt zu haben. Für die Durchführung des Zustimmungsverfahrens für das Land Niedersachsen ist das Grenzdurchgangslager Friedland zuständig. Außerdem betreibt das Grenzdurchgangslager Friedland eine Landesaufnahmestelle sowie ein Landeswohnheim für alle dem Land Niedersachsen zugewiesenen Spätaussiedler und deren Familienangehörige, sowie die Aufnahmestelle des Landes Niedersachsen für jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion mit einer Kapazität von bis zu insgesamt 700 Betten.
Ende Juni 1999 hat das Bundesinnenministerium Pläne bekanntgegeben, von den bestehenden sechs Erstaufnahmeeinrichtungen für Spätaussiedler vier komplett zu schließen, das Grenzdurchgangslager Friedland als "Reservelager" zu erhalten und die Spätaussiedler zentral im Grenzdurchgangslager Osnabrück- Bramsche unterzubringen. Begründet wurde diese Entscheidung mit dem Rückgang der Aussiedlerzahlen und den Sparplänen der Bundesregierung.
Die Bediensteten des Grenzdurchgangslagers Friedland, die Bürger und Politiker in Südniedersachsen sowie die örtliche Presse machten auf allen Ebenen gegen diese Pläne mobil. Nahezu 15.000 Unterschriften gegen die Schließung des Lagers gingen beim "Göttinger Tageblatt" ein.
Am 28. September 1999 schließlich gab Bundesminister Otto Schily bekannt, daß zukünftig alle in der Bundesrepublik eintreffenden Spätaussiedler im Grenzdurchgangslager Friedland registriert würden. Zu diesem Zweck werden ab dem 01.10.2000 im Grenzdurchgangslager Friedland 2.600 Bettplätze vorgehalten; die Landesaufnahmestellen werden verlegt.