Soldatenfriedhof in Memel

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<<< Memel



Lage des Friedhofs

Lage des Soldatenfriedhofs und Ehrenmals
im Hindenburghain in Memel 1939
Kriegsgräber- und Gedenkstätte in Memel 2012
Lage des Soldatenfriedhofes in Memel um 1940


Eine bemerkenswerte Veranstaltung auf der Kriegsgräberstätte in Memel

Ein Erlebnisbericht von Viktor Kittel 2003

Es war ein bewegendes Ereignis im Stadtwald von Memel (heute das litauische Klaipeda), als hier im Mai 2003 ein besonderer Gedenkstein für deutsche Soldaten eingeweiht wurde, die vor 58 Jahren, am 20. November 1944, mit einem Truppentransporter vor der Küste versenkt wurden und den Tod fanden.
Durch Zufall entdeckten die Taucher des archäologischen Instituts der Universität Klaipeda in der Ostsee vor der litauischen Küste ein Wrack aus dem letzten Krieg. Es handelte sich um ein Schiff der Deutschen Kriegsmarine, und zwar des zuletzt als Truppentransporter eingesetzten Motorschiffes Füsilier.
Dieses Schiff, mit einer Größe von 10 800 Tonnen, war am 19. November 1944 von Pillau ausgelaufen, um deutsche Wehrmachtsangehörige zum Einsatz in den Brückenkopf Memel zu bringen. Im Dunkel der Nacht, wegen der Frontnähe gab es keine Leuchtfeuer mehr, verfehlte das Schiff die Einfahrt von Memel. Im Morgengrauen befand sich der Truppentransporter ca. 10 km nördlich der Haffeinfahrt, ungefähr zwischen Karkelbek und Polangen, einige Seemeilen vom Ufer entfernt. Es wurde von den Sowjets entdeckt, die das Schiff sofort mit Artillerie unter Beschuß nahmen und versenkten. Es hat dabei mindestens 280 Tote gegeben. Die Namen der Besatzung waren bekannt, die genaue Anzahl und die Namen der Soldaten jedoch nicht.

Nachdem diese weitere Tragödie der letzten Kriegsmonate der Vergessenheit entrissen war, nahm sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge[1] der Angelegenheit an.
Ich erhielt vom Volksbund eine Einladung für Sonntag, den 25. Mai 2003, auf die Kriegsgräberstätte in Memel zur Einweihung eines besonderen Gedenksteins für die Toten der Füsilier.

Impression von der Kriegergedenkstätte in Memel (2003)

Zur Geschichte dieser deutschen Kriegsgräberstätte, die eine der schönsten und meistbesuchten im Baltikum ist, muss Folgendes in Erinnerung gerufen werden:
Der damals sogenannte "Heldenfriedhof" im Hindenburghain wurde nördlich der Stadt Memel für 146 Gefallene des ersten Weltkrieges bereits 1930/31 geschaffen. Im zweiten Weltkrieg wurde diese Anlage stark erweitert, da in den Memeler Lazaretten sehr viele Schwerverwundete ihren Verletzungen erlagen. In den letzten Monaten des Krieges, im immer enger werdenden Brückenkopf Memel, wurden dann auch die jetzt hier Gefallenen bestattet.
Nachdem der Brückenkopf und somit auch die Stadt Memel am 28. Januar 1945 endgültig in die Hände der sowjetischen Truppen fiel, ließen die Sowjets alle im Brückenkopf vorgefundenen Toten im Waldgebiet hinter dem deutschen Soldatenfriedhof in Massengräber vergraben. Einige Jahre später wurden die noch bestehenden Zeugnisse der Kriegsgräberstätte geschliffen, und man legte darauf einen Vergnügungspark an.

Als wir nach der Unabhängigkeit Litauens auf der Suche nach der Kriegsgräberstätte diesen Zustand vorfanden, waren wir entsetzt und machten die litauische Stadtverwaltung auf diesen unmöglichen Tatbestand aufmerksam. Denn nach litauischem Gesetz ist jedes Soldatengrab ehrwürdig und geschützt. Gemeinsam mit dem Archivar der AdM, Helmut Berger, konnte ich zwei Memeler Einwohner, einen Deutschen und einen Litauer, ausfindig machen, die alles über die Vernichtung der Grabstätten dokumentiert hatten. Mit ihrer Hilfe fanden wir die Fundamente der einstigen Umfassungsmauer. Wir fertigten eine Dokumentation, die wir dem Volksbund überreichten. Nach Genehmigung durch die litauischen Stadtverwaltung Memels wurde durch den Volksbund die Kriegsgräberstätte in ihrem vollen Umfang wieder hergestellt. Doch noch während der Arbeiten, die unter der Leitung von Hans Linke durch deutsche und litauische Jugendliche ausgeführt wurden, erfuhren wir von den oben bereits erwähnten Massengräbern. Der Volksbund konnte die Bauarbeiten zu der neuen Kriegsgräberstätte erweitern, und somit konnte das gesamte Areal bis auf eine kleine Teilfläche, die mit einer Straße überbaut war, in seiner Gesamtheit erhalten werden. In dreijähriger Arbeit entstand eine schöne und ehrwürdige Kriegsgräberstätte, bei deren feierlichen Einweihung am 02. August 1998 ich selbst auch anwesend war.

Der litauische Marineehrenzug auf dem ehemals deutschen Soldatenfriedhof in Memel (2003)

Um ein Hochkreuz liegen z. B. 14 große Schrifttafeln, auf denen man die Namen der 146 aus dem ersten Weltkrieg und über 1300 weitere ermittelte Namen von deutschen Soldaten findet, die während der Abwehrkämpfe im Brückenkopf Memel gefallen sind (siehe Foto oben). Weitere Gefallene von kleineren Anlagen im Memelgebiet sollen in den nächsten Jahren dorthin umgebettet werden, um auch diese auf Dauer zu sichern.

Doch nun zurück zum 25. Mai 2003: um 11.00 Uhr begann die Feierstunde, von der nicht nur ich, sondern alle Anwesenden, und das waren nicht wenige, überrascht wurden. Angetreten war nämlich ein Ehrenzug der litauischen Seestreitkräfte (diese bestehen aus 4 Kampfschiffen und mehreren kleineren Einheiten mit insgesamt 577 Mann Personal) und der Musikzug der litauischen Armee. Es wehten die Fahnen Litauens und Deutschlands sowie die Europaflagge. Zu Beginn wurden Reden zum Gedenken an das Geschehen vor langen Jahrzehnten gehalten. Es sprachen der Generalsekretär des Volksbundes, die stellvertretende Bürgermeisterin von Klaipeda, der Vertreter des Deutschen Botschafters aus Vilnius und unser Uwe Jurgsties, der Bundesvorsitzende der AdM. Dann sprachen die Kirchenvertreter, ein katholisch-litauischer Geistlicher sowie der litauische Militärgeistliche der Seestreitkräfte, deren Worte mit Gebeten und der Segnung der Anlage endete. Die anschließende Kranzniederlegung (durch Volksbund, Botschaft, Deutscher Verein, wir der AdM, Stadt Klaipeda usw.) wurde von Trommelwirbel der Militärkapelle untermalt. War ich davon schon angerührt, so liefen mir regelrecht Schauer den Rücken hinab, als danach die Marinesoldaten in Achtungsstellung übergingen und die Kapelle das Lied vom „Guten Kameraden“ spielte. Danach erklangen jeweils die deutsche und die litauische Nationalhymne.

Im Anschluß daran lud der Volksbund zur Fahrt mit einem Schiff der litauischen Marine zur Position des Wracks der Füsilier ein. Wir fuhren von der Norderhuk (nördl. Ufer der Dangemündung) etwas über zwei Stunden auf die See hinaus, bis wir die Position erreichten. Nachdem die Geistlichen auch hier über dem Wrack ihre Gebete und den Segen sprachen, wurden unsere Kränze zu Wasser gelassen, währenddem ein Trompeter des litauischen Militärs vom Oberdeck wiederum „Ich hatte einen Kameraden“ blies.

Um 15.00 Uhr waren wir wieder in der Stadt Klaipeda zurück und wurden jetzt in das neue Restaurant mit eigener Brauerei namens „Memelis“ eingeladen. Hier war im obersten Stockwerk ein großes Büfett aufgebaut, an dem wir uns labten, nachdem noch einmal einige kurze Reden gehalten wurde. Außerdem war hier ein Fernsehgerät aufgebaut, und die Taucher der Universität zeigten einen einstündigen Film mit den Unterwasseraufnahmen des Wracks. Der Volksbund hatte aus Anlass dieser Veranstaltung zu einer Kriegsgräberfahrt aufgerufen und brachte eine größere Gruppe Angehöriger von Gefallenen mit. Wie diese Reisegruppe, so waren wir alle der Überzeugung, einer großartigen Veranstaltung beigewohnt zu haben. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die segensreiche Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und bedanke mich für seine unermüdliche Arbeit.


Bilder des Soldatenfriedhofes und der Gedenkstätte

Fotos aufgenommen im Mai 2012

(Bitte mehrmals auf die Fotos klicken, um sie zu vergrößern.)


Fotos aufgenommen im Juni 2013 Die Bilder ergänzen sich aus einer anderen Perspektive sehr gut Mit freundlicher Genehmigung von Annelie Stöllger, Juni 2013

Weblinks

  • [2] Damals - Memel >>> Klaipeda - heute (Informatives für den Heimat- und Familienforscher), Website von Peter Bork
  • [3] Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e. V.
  • [4] Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.