Posament
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Produktbezeichnung
Poamenten von Passemts, Dentelles (frz.), Points = Spitzen, Kanten [1]
Ware
Stand 18. Jhdt.: Poamenten sind Luxuswaren und werden aus Gold, Silber, Seide, Nesselgarn und Zwirn verfertigt.
Echte und leonische Ware
Stand 18. Jhdt.: Die echten goldenen und silbernen, abr auch die leonischen Spitzen (vergoldetes oder versilbertes Material, Messing), sind eine Ware der Gold- und Silbertreß- und leonischen Treßfabriken, die sie in Lohnarbeit wirken oder klöppeln lassen, und dann nach dem Gewicht verhandeln.
Dazu Gehörten auch die Points d`Espagne (Goldspitzen , geklöppelte oder genähte Spitzen aus Goldfäden, d. h. mit geplätteten Goldfäden (Lahn) umwickelte Seidenfäden) und weitere Arten, worin Gold- oder Silberplättchen, gefärbter Lahn (Plätte oder Rausch aus vergoldeten Kupferlegierungen oder Metallgespinste) und ähnliches eingewirkt ist.
Frankreich lieferte noch Mitte des 18. Jhdts. die meisten und schönsten goldenen und silbernen Spitzen, doch in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. stellt man sie auch in Deutschland her, namentlich in Augsburg, Weissenburg in Franken, Schwabach und Nürnberg, ebenso häufig und ebenso schön als die französischen sind.
Geklöppelt und genäht
Stand 18. Jhdt.: Die von Zwirn und Nesselgarn, enteder geklöppelte oder genähte Ware diese Artikels, führt den Namen Spitze im eigentlichen Sinn, und die von Zwirn haben oft einen unmäßig hohen Preis.
Brüßler Spitzen
Unter diesen behaupteten bisher die "Brüßler" oder sgt. "Brabanter Spitzen", sowie noch einige andere aus den belgischen Departements den Vorzug, werden aber Ende des 18. Jhdts. in mehreren sächsisch- und böhmischen Städten im Erzgebirge mit sehr gutem Erfolg nachgemacht und erreichen Brabanter Qualität.
Dentellets
Stand 18. Jhdt.: Die feinen geklöppelten Spitzen heißen "Dentellets" und sind im Dessein unendlich oft verändert. Zu Brüssel wird ein Muster fast niemals zweimal genommen, wenn es nicht besonders verlangt wird, weil die Mode veränderlich und der Schaden zu groß ist, wenn etwas davon liegen bleibt.
Points de Bruxelles
Stand 18. Jhdt.: Die genähten Spitzen "Points de Bruxelles" werden mit der Nadel gearbeitet, sind zwar teurer als die geklöppelten, aber auch viel dauerhafter und schöner.
Points de Malines
Stand 18. Jhdt.: Nach den Brüsseler Spitzen werden die von Mecheln (Points de Malines) für die schönsten und auch für dauerhaft gehalten; sie sind aber sämtlich geklöppelt, und die feinsten heißen "Spelteverskanten".
Valencienische Spitzen
Stand 18. Jhdt.: Die valencienischen Spitzen sind ebenfalls geklöppelt, aber nur aus einem Faden und mit einerlei Grund. Sie sind indessen doch von sehr großer Verschiedenheit. Man hat davon Gernitures complettes pour Dames, Coeffures, Hauteaux - jabots, Batardes, Ptits pieds oder Tiers - basse - hauteur & c. Wegen des Ellenmaßes ist hier zu bemerken, daß es kürzer als der priser Stab ist, indem 8 Ellen zu Valeciennes nur 5 Stab in Paris ausmachen, worauf man also brim Einkauf zu sehen hat. Überhaupt handelt man sonst durchaus in Frankreich die Spitzen nach pariser Stab, und in Belgien nach der brabanter Elle, was nicht ganze Garnituren sind, die überhaupt gehandelt werden.
Spitzen in Gent
Stand 18. Jhdt.: In Gent macht man gleiche Spitzen und nennt diese daher "Fauffes Valenciennes". Dise sind zwar dauerhaft, aber nicht so schön und dicht wie die von Valenciennes. Außerdem zeichnen sich noch Binzsch, Beaumont und Chimay aus, und liefert letzterer die bekannten "Figures de Chimay", ebenso wie "Marche en Famine" im Luxenburgischen.
Brabanter Spitzen
Stand 18. Jhdt.: Unter die Brabanter Spitzen gehören auch die von Antwerpen, Bergen oder Mons, Ryssel, und Menen und allen übrigen kleinen Orten.
Man mach die brabanter Spitzen und alle mit diesen verwandte Arten von der Breite eines Querfingers, bis zu der einer flachen Hand, und unterscheidet sie durch mehrere Benennungen nach Grund der aufgebrachten Muster. Die Länge der Stücke ist ungleich, man kennt Längen zwischen 10 bis 18 und 24 brabanter Ellen. Gehandelt werden sie nach der Elle und nach der Garnitur.
Französische Spitzen
Stand 18. Jhdt.: Unter den französischen Spitzen sind die von Alenson, Argentan, Paris, Charleville, Dieppe, Havre de Grace, Honfleue, Harfleur, Ponte l`Eveque, Gisors, Fecamp, Caen, Arras in Papaume, St. Denis u.a.m. berühmt, besonders die "Points de Tulle" eine Art Raiseanspitzen, und die "Dentelles fans Fond", die nur Blumen ohne Grund zeigen. Zu bemerken ist, daß in Frankreich, so wie in Belgien, die Spitzen teils genäht werden und dann "Points" genannt werden, sind sie geklöppelt, werden sie "Dentelles" genannt.
England, Schweiz, Italien
Stand 18. Jhdt.: England, Schweiz und Italien besitzen auch einige Spitzenmanufakturen, machen zwar schöne Ware, abe in Anbetracht der belgischen und französischen Angebotspalette nur wenig.
Deutschland
Stand 18. Jhdt.: In Deutschland sind die Spitzenmanufakturen von größerer Bedeutung, obwohl auch sie noch nicht das belgische und französische Angebot erreichen. Aachen annaberg, Dresden, Altenburg, Schneeberg, Berlin, Wien und noch hier und dort einige andere kleine Orte, machen bereits bedeutende Geschäfte mit diesem Artikel.
Zu Annaberg im sächsischen Erzgebirge wird wöchentlich ein Spitzenmarkt abgehalten, wohin die kleinen Manufakturisten ihre Ware bringen, und an größere Verleger absetzen. Sachsen liefert die meisten, schönsten und den brabantern am nahekommendsten Spitzen in Deutschland. Die sogenannten pommerschen Spitzen kommen sonst viel aus Harlem in Batavien, man macht sie aber 1798 eben so gut und häufig zu Barmen oder Elberfeld in Westfalen. Grobe, leinene, weisse und schwarze Spitzen werden häufig in der Oberpfalz, in Böhmen und im fränkischen Kreis im Hochstift Eichstett gemacht.
Seidene Spitzen
Stand 18. Jhdt.: Seidene Spitzen, schwarz und weiss, allerhand "Mignonettes", "Saines" und Kordelspitzen liefern Frankreich, Holland und Deutschland.
Export
Stand 18. Jhdt.: Die meisten Spitzen gehen über Cadir, Calais, Dünkirchen und Holland nach den westindischen Kolonien, nach der Levante, Spanien, Italien, den nordischen Gegenden, und nur wenige werden in Deutschland abgesetzt.
Fußnoten
- ↑ Quelle: Neues Waaren- u. Handlungslexicon von Jacobi (1798)