Von Wehlau nach Kovahl (von Günther Kraemer)
Unsere Familie (meine Mutter Gertrud Kraemer, geb. Lottermoser, meine Tante Lisbeth Lottermoser, mein Bruder Wolfgang und ich) fuhren mit etwas Gepäck am 7. November 1944 von Wehlau mit dem Zug über Königsberg, Dresden nach Radebeul in Sachsen, zur Familie Wenzel. Da sich auch in Radebeul die Lage verschlechterte, durften wir dort nicht bleiben.
Am 24. November 1944 zogen wir nach Haselbach bei Olbernhau im Erzgebirge und wurden hier sehr freundlich von der Familie Ruttloff [1] aufgenommen. Etwas später kam auch meine Tante, Lore Lottermoser, geborene Sturm aus Königsfeld mit ihren drei Kindern auf den Hof zu Ruttlof‘s. Ende Januar 1946 mussten alle Flüchtlinge Haselbach verlassen. Wir kamen nach Frohnau bei Annaberg. Zunächst hatten wir ein Zimmer bei der Familie Jobst und später zwei Zimmer bei der Familie Habermann.
Nachdem mein Vater am 30. September 1946 aus russischer Gefangenschaft entlassen wurde, erhielt er nach seiner Entnazifizierung im Sommer 1948 die erste Lehrerstelle in Kovahl, Kreis Lüneburg. Am 10. Oktober 1948 holte uns mein Vater in Frohnau ab. Mit dem Zug sind wir bis Helmstedt gefahren. Dann ging es zu Fuß mit einem Handwagen in Marienborn über die Interzonengrenze in den Westen. Mit dem Zug fuhren wir bis zum Bahnhof Göhrde, Kreis Lüneburg. Weiter ging es mit einem Trecker und Anhänger nach Kovahl. Hier begann für uns wieder ein neues Leben in geordneten Bahnen.