Grafschaft Lingen
Hierarchie Regional > Historische deutsche Staaten > Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis > Grafschaft Lingen
Grafschaft Lingen
Gründung
Vor 1150 erbauten die Grafen von Tecklenburg in Lingen am Übergang wichtiger Straßen über die Ems eine Burg. Die sich im Anschluß hieran entwickelnde Siedlung wurde zum Vorort der Grafschaft Tecklenburg.
Erbteilung
1493/6 entstand durch Teilung dieser Grafschaft die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeteilte Niedergrafschaft Lingen, welche von 1509-1541 mit der Obergrafschaft Lingen verbunden war.
Geldrisches Lehen
Nikolaus IV. Von Tecklenburg nahm 1526 die Grafschaft Lingen von dem Herzog Karl Egmond von Geldern zu Lehn. Der Erbe des kinderlos verstorbenen Herzogs war Kaiser Karl V., der Nikolaus IV. wegen Teilnahme am Schmalkaldischen Bunde das Lehen entzog und 1548 den Grafen Maximilian von Büren damit belehnte.
Eigentümerwechsel
Nach dem Tod des Vaters verkaufte sie seine Tochter Anna von Büren 1551 die Grafschaft Lingen an den Kaiser, welcher die Grafschaft seiner Schwester Maria, Oberstatthalterin der Niederlande, übertrug. König Philipp II. von Spanien erhielt sie 1555. 1578 kam sie als Lehen an Wilhelm I. von Oranien, 1605-33 wieder in spanischen Besitz, 1633 erneut unter die Herrschaft der reformierten Oranier und 1648 im Westfälischen Frieden endgültig an diese.
Im Besitz des Fürstbistums Münster von 1672-74 (Bischofsjahre) kam Lingen durch Eroberung Bischofs Christoph Bernhard von Galen, und dann bis 1702 wiederum in die Hände der Oranier. Im gleichen Jahr durch Erbgang an Preußen.
Niedergrafschaft Lingen
- Stadt Lingen
- Amt Lengerich (historisch)
- Amt Freren (historisch)
- Amt Thüne (historisch)
- Amt Schapen (historisch)
Die Niedergrafschaft wurde nach dem Schmalkaldischen Krieg von Karl V. annektiert, 1555 Philipp von Spanien überlassen und kam 1578/1633 gewaltsam an das Haus Oranien.
Kirchspiele und ihre Bauerschaften
- Lingen mit Biene, Holthausen, Wachendorf, Altenlingen, Laxten, Brockhausen
- Bawinkel mit Bramhar, Cusorth, Plankorth, Duisenburg; seit 1902 Meppener Bramhar, Klosterholte und Haverbeck
- Lengerich mit Dorf Lengerich, Dorfbauerschaft, Gersten und Drope, Handrup und Hestrup, Langen, Grumsmühlen, Wettrup
- Baccum mit Ramsel, Münnigbüren
- Bramsche mit Hüvede, Mundersum, Sommeringen, Wesel, Estringen, Rottum, Polle
- Thuine mit Suttrup, Lohe, Venslage, Brümsel, Messingen (1806 abgepfarrt)
- Freren mit Andervenne, Ostwie, Setlage, Gut Hange in Setlage; vor einigen Jahrhunderten noch Schale, Höne und Settrup
- Plantlünne mit Varenrode und Heitel, Moorlage; im 14 Jh. noch Dreierwalde, Spelle bis 1826
- Beesten mit Talge, Wilsten
- Schapen (das seit 1400 abgetrennte Kirchspiel Hopsten mit den Bauerschaften: Aa, Börnebrink, Breischen, Rüschendorf, Staden
Obergrafschaft
Gymnasium
1697 wurde in der Stadt Lingen ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität) eingerichtet.
Preußen
1702 gelangte die Grafschaft im Erbgang an Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. 1808-1810 gehörte sie zum Großherzogtum Berg und 1811-1813 zu Frankreich. 1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu Ostfriesland an Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit Hannover auch die Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1.11. 1946 kam Lingen zum Land Niedersachsen.
Kirchenbuchführung
Bis zum Ende des alten Reiches (1802) war es im preussischen Lingen (Niedergrafschaft) grundsätzlich Pflicht, alle Geburten, Eheschließungen und Beerdigungen bei der ev. ref. Kirche zu melden. So entstand für alle anderen Glaubensgemeinschaften eine zweite Quelle, welche durchweg umfassender und aussagekräftiger ist, als als z. B. die Kirchenbücher der Katholiken.
Bibliografie
- Bär, Max: Übersicht über die frühere Verwaltung und die Behörden in der niederen Grafschaft Lingen, in: Osnabrücker Mitteilungen 24 (1899), S. 24-48
- Wolf, Manfred: Die Entstehung der Obergrafschaft Lingen, in: WZ 140 (1990), S. 9-29
- Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) Bl.
- Goldschmidt, Bernh. Ant., Geschichte der Grafschaft Lingen und ihres Kirchenwesens insbesondere. Osnabrück, Overwetter, 1850.
- Lingen. Die 600jährige Stadt an der Ems, 1928
- Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17. Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940
- Tenfelde, W., Bibliographie über Lingen, 1948
- Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954
- Topographische Karte der Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977 ff.
- Gauß'sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel. F. G.. Emsland, 1977.
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
Archive
Grafschaft Tecklenburg und Grafschaft Lingen
- Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster)
- A 190,1 Grafschaft Tecklenburg – Urkunden, Laufzeit: 1150-1802, Umfang: 771 Urkunden und Urkundenabschriften
- Verweis: Weitere Urkunden im Archiv des Fst. von Bentheim-Steinfurt, Schloß Burgsteinfurt, bzw. im Archiv des Fst. von Bentheim-Tecklenburg, Schloß Rheda.
- A 190,2 Grafschaft Tecklenburg – Freibriefe
- A 191 Grafschaft Tecklenburg – Rheinische Urkunden, 137 Urkunden Laufzeit: 1242-1669.
- Darin: Hauptsächlich Herrschaften Alpen, Helpenstein, Linnep u. Erbvogtei Köln, als das zwischen den Grafen von Salm und den Grafen von Bentheim strittige Erbe der Grafen von Neuenahr.
- Verweis: Hauptteil im Archiv des Fst. von Bentheim-Steinfurt, Schloß Burgsteinfurt, bzw. im Archiv des Fst. von Bentheim-Tecklenburg, Schloß Rheda.
- A 192 Grafschaft Tecklenburg – Akten, rund 500 Akten (30 Kartons) Ende 15. – Anfang 18. Jhdt.
- Mischbestand von Akten der Gfsch. Tecklenburg, Bentheim, Steinfurt, Lingen u. Limburg, der Herrsch. Rheda, Neuenahr u. Wevelinghoven (bei Hülchrath), der Ämter Freudenberg u. Uchte.
- Darin: Reichssachen; Beziehungen zu Münster u. Osnabrück; Landstände, Adel, Lehen; Polizei, Justiz, Freigerichte; Marken, Mühle, Fischerei, Jagd; Zehnten, Schulden, Eigenbehörige, Schatz- u. a. Register; Kirchen u. Klöster; Stadt Gütersloh; Neuenahrsche Hinterlassenschaft.
- Verweis: 6 Bände Kopiare, Urkundenabschriften, Auszüge aus dem Lehnsarchiv 11.-17. Jhdt., Kirchenordnung (1543) in Msc. - Weitere Akten im Fstl. Solmschen Archiv zu Braunsfels u. im Fstl. Bentheimischen Archiv zu Rheda.
- A 193 Tecklenburg-Lingen Regierung, 1.188 Akten (120 Kartons) (1326-) 1590-1815 sowie (für Sammlung von Behörden-Verordnungen betr. Tecklenburg-Lingen) Findbuch A 204a.
- Darin: Zivilprozesse 1708-1810 (201); Grundakten 1763-1809 (218); fiskalische Prozesse, freiwillige Gerichtsbarkeit, Marken, Kirchen, Schulen, Rechnungen u. a. (1326-) 1590-1808: Lehnssachen 1674-1803 (90), Testamente 1754-1815 (531).
- Verweis: Lehnssachen in Fstbt. Münster, Lehnskammer; Sammlung von Behörden-Verordnungen betr. Tecklenburg-Lingen in Msc; vgl. Findbuch A 204a.
- Darin: Zivilprozesse 1708-1810 (201); Grundakten 1763-1809 (218); fiskalische Prozesse, freiwillige Gerichtsbarkeit, Marken, Kirchen, Schulen, Rechnungen u. a. (1326-) 1590-1808: Lehnssachen 1674-1803 (90), Testamente 1754-1815 (531).
- A 193 II Tecklenburg-Lingen Regierung Lehnssachen
- A 194 I Tecklenburg-Lingen, Kammerbehörden: Kriegs- und Domänenkammer Minden, Verwaltung der Grafschaften Tecklenburg und Lingen, 1.239 Akten (264 Kartons) (1400-) 1628-1808.
- Darin: Allgemeine Verwaltungssachen, Registratur 1749-1803 (10); Justiz, Prozesse, Lehen, Scharfrichter (1400-) 1728-1801 (21); Hypothekensachen 1745-1768 (11); Akzise, Zoll, Salz-, Stempel-, Tabaksachen 1724-1806 (46); Post 1755-1803 (2); Bauwesen 1767-1805 (16); Etat u. Kassen 1724-1805 (60); Domänensachen 1684-1806 (183); Mühlen 1723-1801 (79); öffentliche Gebäude 1797-1801 (1); Forst, Jagd 1722-1808 (88); Renteibeamte, Kautionen 1735-1802 (40); eigenbehörige Höfe 1726-1803 (212); Neubauern, Kolonisten 1713-1803 (36); Steuernachlaß 1802-1803 (3); Hude 1726-1803 (10); Domänenverkäufe 1745-1795 (7); Abgaben, Dienste 1628-1803 (134), Ziegeleien 1724-1802 (7); Kontributionen aus dem Siebenjährigen Krieg 1757-1763 (4); geistliche u. Schulsachen 1697-1803 (10).
- A 194 II Tecklenburg-Lingen, Kammerbehörden: Kriegs- und Kammerdeputation Lingen, 1.130 Akten (206 Kartons) 1719-1801.
- Darin: Allgemeine Verwaltung, Hypothekensachen, Justiz 1744-1791 (85); Kassen 1769-1798 (67); Domänen 1719-1794 (135); Marken 1724-1796 (131); Mühlen 1741-1793 (120); Post 1770-1801 (3), Bauwesen 1763-1791 (16); Salz, Tabak 1745-1792 (15); Bergbau 1769-1792 (5); Meliorationen u. Industrie 1783-1793 (6); Forst, Jagd 1726-1793 (84); Renteibeamte, Kautionen 1751-1793 (19); eigenbehörige Höfe 1733-1793 (178); Abgaben, Dienste 1744-1793 (85); Kolonisten 1766-1795 (32); Hude 1724-1793 (10); Landschaftsschulden 1728-1790 (26); Schulsachen 1787 (1).
- A 194 III Tecklenburg-Lingen, Vorprovenienzen im Bestand Kreis
- A 195 Tecklenburg-Lingen, Gerichte, Testamente 1748-1818
- A 196 I Grafschaft Teckenburg, Landstände (Ritterschaft) – Urkunden, 25 Urkunden 1451-1798
- A 196 II Grafschaft Tecklenburg, Landstände (Ritterschaft) – Akten, 29 Akten (6 Kartons) 1542-1808
- Darin: Register, Bestallungen, Güter, Steuern, Gerichte, Landwirtschaft.
- A 197 Stift Leeden – Urkunden und Akten
- A 190,1 Grafschaft Tecklenburg – Urkunden, Laufzeit: 1150-1802, Umfang: 771 Urkunden und Urkundenabschriften
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>object_309618</gov>