Meppen
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Emsland > Meppen
Name
- 809 oppidum Meppea; (834) Meppia; (11. Jh.) Mepbin, (1110) Meppen, (1160) Meppene, 1387 Meppen (Wycbold).[1]
Namensableitung
Erklärung des Namens aus altsächsächsisch „Meppiun“, „an den Mündungen" (3 Hasearme, Ems, Radde, also 5 Flußläufe).
Landschaftslage
Meppen liegt 1950 an der Mündung der Hase in die Ems am Dortmund-Ems-Kanal, rechts der Ems. Auf einem Hügel in ehemals sumpfigem Gelände gelegen.
Ortsursprung
(809) Oppidum genannt. Nördlich von Meppen, jenseits der Hase, liegt die älteste Siedlung, heute Altenmeppen genannt. Entfernung Meppen—Altenmeppen etwa 1 km. Neben einem Haupthof, der später den Herren von Meppen gehörte, wurde die Kirche angelegt. Haupthof und Kirche wurden der Stadtkern. Urkundlich werden 946 zwei Dörfer „Meppium“ erwähnt, nämlich das heutige Meppen und Altenmeppen. Kirche und Haupthof waren wahrscheinlich leicht befestigt (Landwehr (Wehranlage)).
Stadtgründung
Stadtrecht
- 1360 Stadtrecht durch Adolf Gf. v.d. Mark, Bischof von Münster (1357-1363) verliehen. Recht der Stadt Münster. Stadtrechte 1374 und 1387 erweitert. 1393 und 1467 bestätigt. * 1852 Landgemeinde.
- 1929 Wiederverleihung der Stadtrechte.
Bezeichnungen
1383 „Radt der Stades“ von Meppen, 1438 „sigillum civitatis“ in Meppen.
Gerichtsstätten
Im Bereich des Haupthofes, beim Kirchhof, ein Pfahl mit einem Bilde auf der Stätte des Burgerichts. Nach Auflösung des Hofes vor dem Rathaus eine steinerne Gerichtslaube (1605), davor der Narrenkasten.
Stadtsiedlung
Bautenentwicklung
Ursprünglich bildete die alte Stadt ein Rechteck von 240 x 430 m Länge. Das Straßennetz zeigt Schichtenform. 3eckiger Markt in der Mitte der Stadt mit Rathaus. Meppen wurde 1360 befestigt. Befestigungen: Erdwall, Palisadenzaun und Außengraben, von Hase und Ems gespeist, 4 Stadttore, Ems-, Hase- (nicht ganz 100 m voneinander entfernt an der Nordseite), Mark- und Merschporte. Markporte, unweit der Kirche, von dort Zugang zur Kuhweide. Die Tore nannte man Bergfried.
Eine Zugbrücke führte über den Außengraben. Der Hasefluß war schon überbrückt vor der Stadtwerdung. Die Emsbrücke ist jünger, bis 1385 Fährbetrieb, dann Brückenbau. Wiederholt durch Sturmflut zerstört.
1374 Bau einer Burg im Norden innerhalb der Stadtbefestigung zum Schutze der Hasebrücke (Pfahlrostbau), Fundament aus Findlingen, Obergeschoß Ziegelsteine. Burg wurde nach dem Patron des Stiftes Münster Paulsburg genannt, 1556 durch Anbauten vergrößert, im 18. Jh. verfallen, an ihrer Stelle das Zeughaus erbaut. Das Torhaus der Burg an der Burgstraße noch vorhanden. Im 30jähr. Kriege wurden die Befestigungen erweitert und modernisiert, der neue Stadtwall bis an die Hase vorgeschoben. Mark- und Mersch- und Emsporte vermauert bzw. abgebrochen. Zugänge nur durch das „Neue Tor" und die Haseporte. Umbau der Festung 1660 vollendet. Die Namen der Festungsschanzen erinnerten an die schwedische Zeit (St.-Annen-Schanze, Hornschanze, Helenenschanze [Emsbollwerk], Schwedenschanze, Christinenschanze, Eleonorenschanze, Gustav-oder Strohschanze). Das ganze Rechteck der Stadt mit der Kontreskarpe, dem jetzigen Stadtwall, umgeben.
Nach dem 7jähr. Kriege Festung geschleift. Erst jetzt allmähliche Ausbreitung der Stadt. 1937/38 zahlreiche Siedlungen in Esterfeld und Neustadt.
- Stadtteile: Altstadt, Neustadt, Esterfeld und Orde.
Historische Gebäude
Das unterste Stockwerk des Rathauses ist 1408 gebaut. Ende des 16. Jh. vergrößert. 1611 Turm angebaut. Turmspitze ein Apfel und ein Schiff. Schmuckstück der Renaissance. Die untersten Räume des Rathauses dienten als Gefängnis, 1713 Verlegung der Hauptwache dorthin. Das mittlere Geschoß, die Pfingstkammer genannt, war für Ratsversammlungen bestimmt.
Pfarrkirche (Propsteikirche), auf einer kleinen Anhöhe gelegen, Baubeginn 1461: 3schifflger Hallenbau, 1schifflger Chor mit Fünfachtelabschluß. An der Nordseite Reste eines romanischen Portals aus dem 13. Jhdt. Westturm 1643 durch Blitz zerstört. Kirchenpatrone: Hlg. Vitus und hlg. Margarethe. Neubau des Turmes 1868-69. Gymnasialkirche: Steht an Stelle der Backemudenschen Hausstätte, erbaut 1743-46 von Jesuiten, Barockstil. Altäre von Johann Konrad von Schlaun. Nachdem das alte Gymnasium 1644 abgebrannt war, errichteten die Jesuiten das neue Schulgebäude auf der Strohschanze. Neues Schulgebäude 1772 bezogen 1stöckig). Gymnasialbau 1868 vollendet. An Stelle der alten baufälligen Jesuitenwohnung wurde 1726-29 die „Residenz", das Wohnhaus der Jesuiten: „Meppen" erbaut. Auf dem Gelände der ehemaligen Paulsburg wurde 1751 das Zeughaus errichtet. Ev. Kirche (1856).
Brände, Unglücke
- 1644: 27 Häuser und Schulgebäude von 120 Häusern, 1647: 86 Häuser, 1761: 45 Häuser zerstört. Überschwemmung der Altstadt, Orde und Esterfeld 1946.
Zerstörungen im 2.Weltkrieg
1944/45 kath. Kirche schwer beschädigt, ev. Kirche mittel beschädigt. 74 Häuser vollständig zerstört, 44 Häuser schwer beschädigt, 38 Häuser mittelschwer beschädigt, 200 Häuser teilweise beschädigt.
Bevölkerung
Frühe Einwohnerzahlen
- 1400 etwa 700 Einwohner, 1435 waren 162 wachdienstpflichtige Häuser, davon 18 kleine Häuser vorhanden. 1550: 170 Häuser und Gadem, 1626: 200 Häuser und Gadem, 1638: noch 150 bewohnte Häuser, im Herbst desselben Jahres noch 120 Häuser bewohnt. 1642: 110 bewohnte Häuser. Ende 17. Jh. 200 bewohnte Häuser. 1770 etwa 900 Einwohner.
Seuchen
- 1348 Pest, 1666 Pest (800 Tote?), 1847 Typhusepidemie.
Bevölkerungsverzeichnisse
Kirchenbücher: kath. Kirche (Taufen, Trauungen, Beerdigungen) ab 1648. Ev. Kirche: Taufen 1842, Trauungen 1843, Beerdigungen 1842, Konfirmanden 1844, Kommunikanten 1876.
Berühmte Personen
- Johannes Schiphower, * 1463 in Meppen, Augustinerprior, 1500 Erzieher am Oldenburger Hof. Schrieb „Gesch. des Oldenburger Fürstenhauses".
- Joh. Wonneker, * in Meppen, Bedeutender Prediger, Weihbischof von Münster 1458.
- Johannes de Meppis, * in Münster Weihbischof in Osnabrück und Münster, t 1496 in Münster.
- Johannes Alexander, * in Meppen, Rektor der Domschule in Osnabrück, t 1527, Förderer des Humanismus.
- Theoderich von Rheden, * in Meppen, Domherr zu Mainz, Dr. iur. can. 1530 Bischof von Lübeck.
- Nikolaus Krebs, Pater Superior, S. J., kam nach Meppen 1614, Begründer des Gymnasiums in Meppen, t 1649.
- Levin Schücking, * 08.09.1814 in Meppen, westfälischer Dichter, Freund der Annette von Droste-Hülshoff.
- Wilh. Anton Riedemann, * in Meppen 1832, t 1920 in Lugano, „Petroleumkönig" genannt. Ließ das erste dt. Tankschiff bauen (1885), Präsident der Deutsch-Amerik. Petroleumgesellschaft in Hamburg (1890).
- Ludwig Windthorst, * 1812, 1891., hannov. und dt. Politiker, Führer der Ultramontanen Partei seit 1871, wurde im Wahlkreis Meppen zum Reichstag gewählt.
- Ferdinand Küster, Rechtsanwalt, Entdecker der Öl- und Erdgasvorkommen im Emsland, verlebte seine Jugendzeit in Meppen, Abitur 1894.
Jüngere Einwohnerzahlen
- 1810: 2.063 Einwohner (E.), 1821: 424 Feuerstellen, 2.173 E., 1828: 2.056 E., 1840: 278 Wohnhäuser, 2.014 E., 1850: 291 Wohnhäuser, 1.968 E., 1860: 377 Wohnhäuser, 2.548 E., 1870: 429 Wohnhäuser, 2.960 E., 1880: 491 Wohnhäuser, 3.128 E., 1890: 471 Wohnhäuser, 3.386 E., 1895: 511 Wohnhäuser, 3.972 E., 1900: 4.402 E., 1905: 614 Wohnhäuser, 4.590 E, 1910: 5.122 E., 1915: 5.621 E., 1926: 5.875 E., 1929: 6.256 E., 1938: 6.800 E., 1939: 8.431 E., 1950: 11.707 Einwohner.
Sprache
Meppen ist wie Haselünne und Lingen im westlichsten Teil des Niedersächsischen gelegen, dessen Kennzeichen i 'ihr', ju 'euch' und mäken (gegen nördl. mäken) ist. Es hält noch um 1950 wie sein Kreisgebiet an der ererbten Mundart fest. [2]
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Ackerbürgerstadt. 1306 und 1307 Jahrmärkte in Meppen bezeugt (Michaelis- und Martinimarkt). Durch seine günstige Lage an der Ems und Hase wurde Meppen bereits vom 12. Jhdt. an wichtig für den Transithandel zwischen dem Stift Münster und Ostfriesland. 1383 Gilde der Schuhmacher und Schmiede errichtet. 1387: Der Bischof gibt Meppen das Recht, an 2 Tagen der Woche Markttage zu halten. 1425 Schneidergilde. Auch Näherinnen mußten, wenn sie von neuem Tuche Kleider anfertigten, die Gilde gewinnen. Mitglied der Hanse. Meppen unterhielt direkten Verkehr über die Ems und Emden mit England. 1619 kam die Gilde der Leineweber hinzu, 1658 die Gilde der Bäcker (Schutzpatron Hlg. Bernhard). Anfang des 19. Jhdts. bestanden 1 Zichorienfabrik, 1 Seifensiederei und Leinenweberei, 1 Tabakfabrik. Da wenig Handel und Industrie, gingen viele als Hollandgänger nach den Niederlanden.
Fabriken im 19. Jhdt.
- 1877-1945 Kruppscher Schießplatz.
- Industrie vor 1952: Meppener Textilwerk, Strumpffabrik, Drahtwerk, Eisengießerei, Heseper Torfwerk, Emsländer Land- und Torfwirtschaft. Wöchentlich 2 Märkte und jährlich 12 Viehmärkte. Grundbesitz-Verwaltung Arenberg-Meppen, Hauptsitz Nordkirchen i. Westfalen, Rentei in Meppen (von dort Aufforstung des gesamten Emslandes).
Verkehrseinrichtungen
- 1827-30 Bau des Kanals Meppen—Hanekenfähr.
- 1856 Eröffnung der Eisenbahn Rheine—Emden, Endstation der Bahn Meppen—Essen—Oldenburg.
- 1892 Grundsteinlegung zum Dortmund-Ems-Kanal. Stadthafen und Emshafen.
Verwaltung
Rat
4 Bürgermeister, neben diesen der Rat und die Vertreter der Bürgerschaft, die „Gemeinsleute". Lichtmeß Rechnungslegung des Rates. Die Bürgermeister des verflossenen Jahres wählten aus ihrer Mitte für das kommende den 1. Bürgermeister, den Oldermann, den 2. Bürgermeister wählten wieder die alten Bürgermeister, und zwar aus dem Rate, den 3. der Rat und den 4. die Bürgermeister und der Rat gemeinsam. Seit 1588 „Lohnherrnamt" eingerichtet und nur 3 Bürgermeister gewählt. 1822: 2 Bürgermeister, 6 Ratsherren und 1 Aktuar. Zur Wahl des Magistrats war die Bürgerschaft in 4 Klüfte eingeteilt; aus jeder derselben 2 Kurgenossen ausgelöst. Magistrat am St.-Blasius-Tage durch eine völlig freie Wahl der Bürger erneuert.
- 1859 neues Verfassungsstatut: 1 Bürgermeister auf 6 Jahre und 2 Ratsherren auf 4 Jahre gewählt. Stadtgemeinde durch Gemeindeausschuß aus 8 Bürgervorstehern vertreten, die von sämtlichen stimmberechtigten Bürgern gewählt sind.
Gericht
- 1386 Burgericht, Wroge und Stedepenninge (Wortgeld) an die Stadt versetzt. 1387 wird Meppen mit der Gerichtshoheit ausgestattet. Kloster Corvey Gerichtsherr (seit 946). Die Bürgermeister wurden später regelmäßig von Corvey aus mit der niederen Gerichtsbarkeit belehnt. In münsterscher Zeit Meppen Sitz eines Untergerichts (Entscheidungsrecht in der niederen Zivilgerichtsbarkeit, Untersuchung in Kriminalsachen).
- Nach Einführung des Code Napoleon Errichtung eines Ziviltribunals und Friedensgerichts. Arrondissement Meppen, Unterpräfektur Meppen, 1811 Ziviltribunal nach Haselünne verlegt.
- 1813 Meppen Sitz der "Provisorischen Verwaltungskommission". 1820 Amtsvogtei Meppen, 1815 an Stelle des Friedensgerichts eine Justizkommission. 1827 Amt Meppen. Nach der Trennung von Justiz und Verwaltung (1850) Standesherrliches Amtsgericht (1852), Gesamtobergericht (1852-75).
- Preußische Zeit : Landratsamt und Amtsgericht.
Bürgerschaftsvertretung
- Im 16. Jhdt. Vertreter der Bürgerschaft „Die Gemeinsleute"
- 1859 Gemeindeausschuß aus 8 Bürgern.
Fußnoten
Literatur
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Haselünne in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Historische Bibliografie
- Bölsker-Schlicht, Franz: Die Kirchspiele Meppen, Hesepe, Bokeloh, Wesuwe und Haren: ein historischer Streifzug (1992) in Emsländischer Heimatbund: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes ; 38 S. 146 - 175
Archive
- Glasmeier,H.: Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen. 28 Die Herzoglich Arenbergischen Archive von Recklinghausen, Dülmen, Meppen und Nordkirchen, in: Westfälisches Adelsblatt 6 (1929), S. 86-96 (Kastenarchiv).
Weblinks
Offizielle Internetseiten
Genealogische Internetseiten
- Arbeitskreis Familienforschung der Emsländischen Landschaft e.V
- Kath. Familienforschungsstelle in Meppen
Heimatforschung im Emsland
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>MEPPENJO32PQ</gov>