Tappensches Familienbuch (1889)/164
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l'Vhor den Lebenslauf Sylvestor’s ist aus Zedier's Uiiivorsallexikon aller Wisseh-sehafton und Künste (Leipzig 1741) ergänzend das folgende hinzuzufügen:
’achdem er darauf (nach seinem Studium in Helmstedt) ein Jahr zu Ilause rer frei tot hatte, so begab er sich 1690 nach der Jenaischen Academie, und hielt sich daseihst fürnehmlich zu D. Johann Wilhelm Bayern, damahligen weitberühmten / 'rofessorn der Theologie, als einem nicht weniger frommen und gottseeligen als (t rundgelehrten Manne. — Kr hat beständig ge rühmet, dass er von diesem Ootte*gelehrten recht ritterliche Liebe genossen, wie denn derselbe auch gewillet war, ihn bei dem später in Halle; erhaltenen Beruf zur General-Supei intendentur zu Weimar mit dahin zu nehmen, und ihn noch eine Zeitlang gantz besonders zu unterrichten. Denn seine Meinung war, einen Academischen Lehrer aus ihm zu machen, und versprach er ihm eine solche Beförderung gewiss zu verschaffen, und schrieb auch dieser wegen selbst an seinen Vater. Weil dieser aber aus seinen mehr und mehr wegen hohen Alters abnehmenden Leibes-Kr äff ten urtheilete, dass er seiner Hülffe selbst benöthiget sein möchte, so berief er ihn 1695 von Halle, zurück, welchem Befehl er auch willig folgete. Xachdem er nun bei seiner Zurückkunfft in der Kirche zu St Andreae eine Predigt gehalten, so ward ihm bald darauf die Adjunctur bei dem Pastorat seines Vaters auf getragen. Ehe er dieselbe antrat, bat er sich von dem Math die Freiheit aus. zuvor die Academie zu Leipzig noch auf ein halb Jahr zu besuchen. Nach dessen Verfliessung wurde er 1696 am Johannis- Tage von D. Riemern zu seinem Amte ordiniret und eingeführt. Es zeigte sich bald, dass die Göttliche Schickung dabei insonderheit für seinen Vater gesorget, indem derselbe weenige Zeit darauf mit einem schweren Schlagflusse von Gott beleget wurde, so, dass er seinem Amte nicht mehr vorstehen konnte. sondern selbiges diesem seinem Sohne gäntzlich überlassen muste. — Das merckwürdigste unter seinen übrigen Schicksalen ist wohl dieses, dass ihm Gott sofort bei dem Beruff zum Predigt-Amt auch zugleich einen Beruff zu besonderm Creutz und Trübsalen ertheilet. Denn er belegte ihn noch vor seiner Einführung mit ungemeinen Haupt- und Steinschmerzen, von welchen jene nie ganz auf gehöret, sondern von Jahren zu Jahren zugenommen, so. dass er sich die gantze Zeit seines geführten Predigt-Amtes keines eintzigen recht gesunden Tages rühmen können. Diese Schwachheit des Haupts hat sich auch nach und nach auf die Augen gewendet, und ihm endlich, da er nicht blos die Abend-, sondern auch oft die Xacht-Zeit zum Studiren genommen. eine solche Blödigkeit des Gesichts zugezogen, dass er sich nach seiner
1726 am Osterfest gehaltenen letzten Predigt dieser und anderer Amts- Verrichtungen begeben müssen, und von solcher Zeit an nur noch das Beicht-Sitzen und einige andere, davon abhangende Verrichtungen abwarten können, welchen Unfall er aber mit besonderer Geduld traget. Indessen studirt er bei verlohrnem Gesicht fleissiger, als die meisten Besitzer desselbigen, und was er in solchem Zustand schreibt, ist nachdenklicher, als so viele Bücher, die mehr den in fremden Schriften heru m wa ndernden Augen, als dem Gehirn zu dancken haben. Er wird von dem Hildesheimischen Superintendenten Herrn J. Fr. Keimmann in Catal. Bibi. Theol. p. 1088. 544 genannt: judicio. pietate. doctrina (gravitaie. modestia) ect. omnibus oruamentis. quae cadunt in Theolognin. conspicnus. Man kann hinzusetzen, dass er neben einer wahren Theo-logischen Gelehrsamkeit auch eine gründliche Philosophische Wissenschaft besitze, und noch jetzo mit dem grössten Fleisse dieselbe vermehre.»