Wittendorfer (Familienname)
Herkunft und Bedeutung
Herkunftsname von Wittendorf (Gem. Loßburg, Landkreis Freudenstadt).
Frühe Namensvorkommen
Varianten des Namens
Die Schreibweise des Namens war stets abhängig von den orthographischen Gepflogenheiten der Zeit, den Sprach- und Schreibkenntnissen der Kanzleibeamten, Schreiber und Pfarrer und deren Fähigkeiten, Zuzuhören und zu verstehen, sowie nicht zuletzt von der jeweils gesprochenen Sprache (Dialekt). Signifikant ist, daß der Name bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts überwiegend ohne die die Ortsbezeichnung Wittendorf personifizierende Endung „-er“ aufscheint. In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert dominiert die Form „Wittendorffer“, während allmählich seit den 1790er und endgültig seit den 1810er Jahren die heute noch gültige Schreibung „Wittendorfer“ in Hochmössingen gebräuchlich wird. Lediglich in anderen Gegenden, wo der Name ungewohnt gewesen sein mag, wurden immer noch davon zum Teil stark abweichende Schreibungen angewandt.
- Widendorf (1807)
- Wittendorf (1379, 1394, 1432, 1441, 1487, 1488, 1492, 1495, 1615)
- von Wittendorf (1491)
- Wittendorff (1377, 1400, 1432, 1460, 1495, 1526, 1569, 1577, 1590, 1719)
- Wyttendorf (1414)
- Wyttendorff (1489)
- Wittendorffe (1303)
- Widedorfer (1749)
- Widembdorffer (1743)
- Widendorfer (1609, 1615, 1720, 1739, 1747, 1751, 1839, 1851)
- Widendorffer (1603, 1650, 1714, 1745, 1748, 1752, 1850)
- Widendörffer (1728)
- Widdendorfer (1796, 1824)
- Widtendorffer (1644)
- Wiedendorfer (1815, 1847)
- Wiedtendorffer (1705)
- Wietendorffer (1557, 1612, 1636, 1804, 1806)
- Witendorfer (1609, 1802, 1804, 1807, 1843)
- Witendorffer (1629, 1715, 1735, 1743, 1748, 1802, 1804)
- Witidorffer (1669, 1674)
- daz Witndörflin (1439)
- Wittendorfer (1612, 1673, 1741, 1751, 1791, seit den 1810er Jahren dann die in Hochmössingen durchgängige Schreibweise)
- Wittendörfer (1744)
- Wittendorffer (1374, 1377, 1533, 1557, 1562, 1578, 1590, 1650, in der zweiten Hälte des 17. und im 18. Jahrhundert dann die durchgängige Schreibweise)
- Wittendörffer (1744)
- Wittenndorffer (1586)
- Wüdtendorffer (1694)
- Wütendorffer (1674, 1704)
- Wüttendorfer (1744)
- Wüttendorffer (1675, 1714)
Verschreibungen
- Wirkhendorffer (1615), Ittendorffer (1675), Ritterdorfer (1719)
Geographische Verteilung
Lkr. Rottweil
1441 wird ein Johann Wittendorfer in Rottweil genannt. Bereits um 1600 kommen Wittendorfer-Familien in Hochmössingen vor. Später kommt ein Zweig auch nach Bösingen.
Berühmte Namensträger
Keine
Sonstige Personen
Stefan Wittendorfer, Schuldirektor
geb. 17.02.1888 Csátalja (Ungarn), gest. 20.08.1946 Kunbaja (Ungarn). Bis 1908 Lehrer in Ciko, von 1908 bis 1911 in Belac (Vgl. Johann Fritz: Kakasd. Geschichte und Brauchtum einer deutschen Gemeinde in der Schwäbischen Türkei, Langenau 1979, S. 167). Von 1911 bis 1913 Kantorlehrer in Kunbaja, von 1913 bis 1926 Schulmeister und seit 1926 Schuldirektor bis zum Herbst 1945 in Kunbaja. Die Ernennung zum Direktor erfolgte 1926 durch den Kolotschauer Erzbischof anläßlich des 20jährigen Berufsjubiläums von Stefan Wittendorfer. Um 1932 „Magyarisierung“ des Namens in István Vág. War in den 1930er Jahren Direktor des Stephania-Vereins zur Berater, Unterstützung und ärztlichen Hilfeleistung werdender und stillender Mütter sowie Sekretär des Bauernvereins. War Ausschußmitglied des am 7. Juli 1940 in Csátalja gegründeten Volksbundes der Deutschen in Ungarn (VDU) (Vgl. Kunbaja. Eine ungarndeutsche Grenzgemeinde in der Nordbatschka, hrsg. vom Heimatausschuß, München 1967, S. 100 ff., 414).
Franz Wittendorfer, Advokat und Notar zu Uri (Ungarn)
geb. 28.07.1802 Skalica (Komitat Neutra, Ungarn), gest. 15.01.1855 Uri (Ungarn). Im Jahr 1842 "Magyarisierung" des Namens in Franz Vidosfalvy.
Cyrill Wittendorfer, Direktor des Franziskanergymnasiums zu Kremnitz
Von 1821 bis 1837 Professor am Gymnasium der Franziskaner zu Kremnitz (Distrikt Preßburg), von 1844 bis 1859 dessen Direktor (Vgl. K.u.k. Hof- und Staatsschematismus, Jahrgänge 1806-1918).
Anton Wittendorfer, Militärpriester zu Przemysl und Lemberg
Von 1892 bis 1893 Weltpriester der Diözese Szatmár in Przemysl, von 1894 bis 1897 Weltpriester der Diözsese Szatmár in Lemberg (Vgl. K.u.k. Hof- und Staatsschematismus, Jahrgänge 1806-1918).
Konfession
Katholisch, entsprechend der in Hochmössingen (von 1535 bis 1802 zur Reichsstadt Rottweil gehörig), wo die Familie seßhaft war und ist, vorherrschenden Religion. Zu protestantischen Taufen von Kindern kam es in ganz vereinzelten Fällen seit dem frühen 20. Jahrhundert. Ursache dafür waren Verheiratungen von Elternteilen mit protestantischen Ehepartnern, verbunden mit entsprechenden Ortswechseln.
Gedruckte Quellen
K.u.k. Hof- und Staatsschematismus, Jahrgänge 1806-1918.
Familienbuch Kunbaja 1819-1946, bearb. von Andreas Ginal, Würzburg 1994.
Literaturhinweise
Alois Amann: Auswanderung aus der Gemming'schen Herrschaft Steinegg nach Ungarn 1740-1840, hrsg. vom Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher (= Schriftenreihe zur donauschwäbischen Herkunftsforschung, Bd. 10), o.O. 1984.
Brechenmacher, Josef Karlmann 1960-63 Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. 2. Band (K-Z), S.824.
Johann Fritz: Kakasd. Geschichte und Brauchtum einer deutschen Gemeinde in der Schwäbischen Türkei, Langenau 1979, S. 167.
Hans Peter Müller: Geschichte der Stadt Oberndorf und seiner Stadtteile von 782 bis 1805. Hochmössingen, in: Geschichte der Stadt Oberndorf a.N., Bd. 1 – Von der Frühzeit bis zum Übergang an Württemberg, hrsg. von der Stadt Oberndorf a.N. aus Anlaß des 1200jährigen Jubiläums im Juni 1982, Oberndorf 1982, S. 462-469.
Frank Wittendorfer: Aus dem Pfarrarchiv Hochmössingen, in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, hrsg. vom Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V., Stuttgart, Bd. 20, Heft 9, März 1993, S. 480-481.
Frank Wittendorfer: Trauungen, Taufen und Begräbnisse fremder Personen in Hochmössingen, in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, hrsg. vom Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V., Stuttgart, Bd. 22, Heft 2, Juni 1998, S. 57-78.
Frank Wittendorfer: Hochmössinger Leute, in: Hochmössingen. Ein Heimatbuch über das Dorf, seine Menschen in ihrem Umfeld, über Kultur, Geschichte und Natur von Anfang bis heute, hrsg. zum 900jährigen Jubiläum von der Ortschaftsverwaltung Oberndorf-Hochmössingen, Horb 1999, S. 80-127.
(o.Verf.) Kunbaja. Eine ungarndeutsche Grenzgemeinde in der Nordbatschka, hrsg. vom Heimatausschuß, München 1967, S. 100 ff., 414.