Grafschaft Bentheim
Hierarchie Regional > Historische deutsche Staaten > Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis > Grafschaft Lingen
Grafschaft Bentheim
Übertragung
Vermutlich zwischen 1126 und 1137 übertrug Lothar von Süpplin-genburg die Burg Bentheim, auf einem schon von den Römern militärisch genützten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf Bentheim gelegen, seinem Schwager, dem Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Tochter Gertrud von Rheineck 1154 als Gräfin von Bentheim bezeugt ist.
Weibliche Erbfolge
Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte'die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/65 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, welche sich als Grafen von Bentheim benannte. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hüten (Niedergrafschaft Bentheim), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente gewesen war. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adeligen Familien in der Ober- und Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen.
Erneute Erbfolge
Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der Schwester des letztenGrafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Göterwyk (+ 1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück.
Erbgewinn
Durch Heirat Everwins III. (+ 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. (| 1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg an der Lenne) und die rheinische Herrschaft Alten zu Bentheim.
Erbteilung
1606 wurde Bentheim in die drei Linien Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Hohen-limburg), Bentheim und Steinfurt geteilt. Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/29 verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Hohenlimburg. Die ebenfalls 1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam Bentheim an Steinfurt.
Preußen
1806 kam Bentheim an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von Bentheim mit insgesamt 17 Quadratmeilen und 28.000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Hohenlimburg als Standesherrschaften zu Preußen, Bentheim zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim und Steinfurt in den Fürstenstand Preußens erhoben. Bentheim fiel 1946 an Niedersachsen.
Bibliografie
- Großer Historischer Weitatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38(1789) Bl
- Jung, J.H., Historia comitatusBenthemiensis libri tres, I 773
- Müller, J. C, Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim, 1879
- Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover. Diss. phil. Münster 1934
- Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J.; u. a., Bentheim, 1938
- Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952
- Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bcarb. v. Specht, H., 1953
- Edel, L., Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die Grafschaft Bentheim, 1962
- Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970
- Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F.. 6. Emsland, 1977
- Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977 ü.
- Sager. L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952.