Epe (Bramsche)/Kloster Malgarten, Schafstall

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Schafstall[1]

ehem. Hotel Hellmich, Sögelner Allee 45, 49565 Bramsche

Koordinaten: N/O 52 26 58 / 08 01 37

An der Stelle des jetzigen Hotel Hellmich stand in früherer Zeit der letzte Schafstall des Klosters. Es ist anzunehmen, daß dieser Stall nach dem Umbau des Schafstalles auf dem Uthof zum Heuerhaus im Jahre 1754 entstand. Nach der Klostervisitation 1787 mußte das Kloster die Eigenwirtschaft erheblich reduzieren und die Wirtschaftsgebäude und Ländereien verpachten. So kam auch der klösterliche Schafstall zur Verpachtung.

Erster Pächter war Johann Bernd Bertke, der 1803 für Haus und Garten 8 T. zu zahlen hatte.[2] Nach Aufhebung des Klosters war er bis 1807 Unterpächter des Haushaltspächters Konrad Wolters und danach des Ernst Kiesekamp im Vorwerkhaus. Die Wohnung von Bertke befand sich scheinbar in einem Anbau oder Nebengebäude des Schafstalles, denn erst 1815 ließ Kiesekamp im Schafstall eine Wohnung einrichten.[3] Johann Bernd BERTKE (*1733, +1815) war ab 1787 mit Catharina Elisabeth geb. DETTMER (*1734, +1807) und in zweiter Ehe ab 1808 mit Maria Adelheid geb. LINDEMANN (*1779, +1852) verheiratet. Bertke bewirtschaftete die Heuerstelle bis zu seinem Tode im Jahre 1815. Nachfolgepächter wurde Bernd Heinrich Josef WALLMANN (*1779, +1852). Er war ein abgehender Sohn des Erbkötters Wallmann in Rieste und heiratete im Jahr 1815 die Witwe Bertke geb. Linnemann. Bei der Übernahme bestand die Wohnung des Schafstalls aus einer Stube, drei Kammern und einer "Seiten Bühne" die nur mit losen Dielen belegt war.[4] Da Kiesekamp einen Teil der Pachtländereien aufgab, konnte die Heuerstelle des Schafstalls etwas vergrößert werden. Die jährliche Pachtleistung für Haus und Garten betrug nun 18 T.[5] Auf eigene Kosten begann Wallmann die Heuerstelle zu verbessern. Er baute eine Milch- oder Molkekammer, legte eine Diele zum Korndreschen, verbesserte die Fenster, rodete ein 2 Schef. großes Grundstück von Baumstümpfen und legte einen Garten an.[6] Da offenbar eine Absprache zwischen dem Verwalter des Klostergutes Richard und Hellmich bestand, mußte Wallmann 1820 den Schafstall verlassen und erhielt eine neue Heuerstelle im Strothaus. Für die gemachten Verbesserungen beantragte er bei der Klostergutverwaltung eine Entschädigung.[7]

Neben dem Pächter der Heuerstelle des Schafstalles lebte hier zwischen 1803 und 1820 auch der 1772 auf dem Hof Eckelmann geborene Schäfer Hermann Philipp ECKELMANN (*1773, +1832), der seit 1798 mit Anna Adelheit geb. ECKELMANN (*1775, +1833) verheiratet war.[8] Er scheint in dieser Zeit jedoch Unterpächter, zunächst des Großpächters Wolters und dann von Kiesekamp gewesen zu sein und zog danach ins Vorwerkhaus.

Neuer Pächter des Schafstalles wurde der Amtszimmermann Hellmich. Die Familie Hellmich zog im Jahre 1808 von der Rothenburg in Sögeln nach Malgarten und wohnte zunächst für eine Jahrespacht von 12 T. im Torhaus. Hier hatten sie zunächst eine sog. Stillkenkneipe. Im Jahre 1810 erhielten sie dann eine Konzession.[9] Hermann Heinrich HELLMICH (*1767, +1825) war seit 1789 mit Greta Maria geb. HINTERM ESCHE aus Rieste (*1757, +1834) verheiratet und hatte vermutlich sein Handwerk bei seinem Schwiegervater, dem Zimmermeister Johann Heinrich Hintern Esch in Sögeln erlernt.

Nachfolger und Erbe, sowohl als Heuermann wie auch als Zimmermeister, wurde sein Sohn Johann Heinrich HELLMICH (*1789, +1854), der seit 1818 mit Catharina Maria geb. RICHTERING aus Rieste (*1796, +1873) verheiratet war. Als er die Heuerstelle des Schafstalles 1820 antrat, verfiel die Konzession der Schenkwirtschaft. Ein Neuantrag wurde abgelehnt. Der Vater versuchte daraufhin, eine Konzession für "Krugnahrung und Handel" zu bekommen, die aber ebenfalls abgelehnt wurde.[10]

Inzwischen war der alte Schafstall scheinbar zu klein geworden und Johann Heinrich Hellmich plante ein neues Haus. Als Klosterheuermann mußte er aber bei einer nur vierjährigen Pachtzeit bei jeder Weiter- bzw. Neuverpachtung mit der Räumung der Heuerstelle rechnen. Die Verhandlungen mit der Klosterkammer waren jedoch erfolgreich und so erreichte er Ostern 1835 die Umwandlung der Heuerstelle in eine Erbpachtstelle. So abgesichert, begann er 1836 mit dem Neubau. Ende Mai wurde der alte Schafstall abgebrochen und am 1. Juli bereits das neue Haus gerichtet. Bis zum Einzug am 16. August 1836 lebte die Familie im Stall und in der Scheune.

Bereits am 7. August 1835 beantragte Hellmich für das neue Haus eine Schenkkonzession. Er begründete dies damit, daß stets die Besucher des Amtes zu ihm in die Tischlerwerkstatt kamen und um Getränke baten. Der Antrag aber wurde abgelehnt. Noch im gleichen Jahr versucht er es ein zweites Mal. Aber unter dem 24. Dezember wurde auch dieser Antrag abgelehnt. Nach einer Beschuldigung durch den Wirt Hartmann (ehem. Gaststätte Aulbert), er habe ohne Konzession Branntwein ausgeschenkt, wurde ihm dieses 1836 bei Androhung von 10 T. Geldstrafe untersagt. Am 18. Oktober 1836 stellte Hellmich erneut einen Antrag auf Erteilung einer Schenkkonzession und bat um die Erlaubnis, eine Bäckerei anlegen zu dürfen. Diesmal begründete er sein Vorhaben damit, daß er beim letzten Jahrmarkt die Erlaubnis hatte, in seinem Hause Musik und Tanz zu haben und daß dabei alles ruhig verlaufen sei. Da er keine Schenkkonzession besaß, hatte der Schenkwirt Schwiethard von Büren aus Bramsche den Ausschank übernommen. Früher, als nur bei Hartmann Musik und Tanz war, kam es jedesmal zu wilden Schlägereien. Hellmich erhielt Unterstützung von den Gemeindevorstehern aus Vörden und Engter. Sie verwiesen darauf, daß die Besucher des Amtes und des Amtsgerichts, wenn sie etwas trinken wollten, immer erst den weiteren Weg nach Hartmann gehen müßten, obwohl ihr Heimweg zur anderen Seite verliefe. Auch sei an Musterungstagen eine Wirtschaft zu wenig. Daraufhin erhielt Hellmich am 20. Dezember 1836 eine beschränkte Schenkkonzession für Markt- und Militärlosungstage. Für jeden dieser Tage hatte er noch eine gesonderte Erlaubnis einzuholen. Für Hellmich war das jedoch unbefriedigend und er beantragte am 7. August 1837 eine unbeschränkte Konzession. Diesmal erhielt er unter dem 23. Oktober einen positiven Bescheid.[11]

Eine Schenkkonzession beinhaltete jedoch keine Beherbergung von Fremden. Im Jahre 1841 beschwerte sich deswegen der Gastwirt Hartmann, Hellmich habe auch Fremde beherbergt. Daraufhin beantragte Hellmich auch die Konzession für eine Gastwirtschaft und verwies darauf, daß Hartmann nur eine schäbige "Logierkammer" habe und einen schlechten Service biete. Am 30. Oktober 1841 erhielt Hellmich die Konzession als Gastwirt. Im Jahre 1854 wurde auch ihm eine zusätzliche Steuer von jährlich 1 T. 12 gGr. von der Gemeinde auferlegt.[12]

Nach dem Tode des Gastwirts und Amtszimmermeisters Johann Heinrich Hellmich, übernahm 1854 sein Sohn, der Tischlermeister Rudolf Hellmich das Geschäft[13] und erhielt auf Antrag auch eine Gast- und Schenkkonzession[14]. Im Jahre 1855 heiratete Hermann Rudolf HELLMICH (*1824), Emilia Charlotta Wilhelmine KIRCHHOF aus Kalkriese (*1834). Um diese Zeit muß auch der Pferdestall mit Remise, die heutige kleine Wohnung auf dem Hof, errichtet worden sein. Im genannten Jahr 1855 wurde das heutige Bauernhaus des Hofes Hundeling gebaut und aus einem Teil des alten Fachwerks des früheren Gebäudes der Pferdestall errichtet. Ein Balken in der Außenwand zur Riester Straße hin trägt einen christlichen Spruch als Inschrift, der heute leider verwittert ist. Hier im Pferdestall war ein Ausspann für Besucher des Amtes und des Amtsgerichts. Es konnten 6 Pferde untergestellt werden. Später standen dort ein Leichenwagen, ein Landauer und eine Kutsche, die zu mieten waren sowie nach dem 1. Weltkrieg die in Genossenschaft genutzte Sämaschine der Malgartener Landwirte.

Im Jahre 1870 konnte Hellmich die Erbpacht von jährlich 8 T. mit 160 T. ablösen und wurde damit Besitzer des Grundstückes. Neben der Zimmerei, der Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern, einer Kolonialwarenhandlung und der Anbietung verschiedener Dienstleistungen - um 1900 handelte man z.B. mit Oeynhauser Falzziegeln[15] - betrieb man auch noch eine kleine Landwirtschaft. Die eigenen Ländereien umfaßten 1876 4 Parzellen Land mit einer Größe von 4,1847 ha. Zwischen 1888 und 1900 wurden 7,8947 ha für jährlich 444 M. und von 1912 bis 1924 8,1355 ha für 475 M. von der Klosterkammer dazugepachtet. Danach baute man die Landwirtschaft mehr und mehr ab. Als landwirtschaftliche Nebengebäude sind 1895 Scheune, Remise und Backhaus verzeichnet.[16]

Die Gastwirtschaft bestand im Jahre 1881 aus einer kleinen Gaststube und einem Fremdenzimmer.[17] Wie Vater und Großvater war auch Hermann Rudolf Hellmich Amtszimmermeister. Der Zimmerplatz befand sich an der Abzweigung der Riester Straße, auf dem heutigen Grundstück Littmann. Seine Aufgabe war es, die Stege und Brücken der Klosterkammer in Malgarten und Lage mit Hilfe der Klosterheuerleute zu unterhalten. Er war zeitweise Vertreter der Klosterkammer in der Gemeinde Epe und daneben Kommissar der Brandkasse. Alle Pachtverhandlungen mit den klösterlichen Heuerleuten wurden in der Gastwirtschaft Hellmich geführt.

Nachfolger wurde sein Sohn Karl Hermann Heinrich HELLMICH (*1866), der das Bäckerhandwerk erlernte und sich 1906 mit Frieda IM MASCHE aus Rieste verehelichte. Auch er übernahm die Unterhaltungsarbeiten der Klosterkammer und erweiterte das Hellmichsche Haus um eine Bäckerei. Bis um 1910 verfügte die Gastwirtschaft sogar über eine Kegelbahn. Seit 1898 findet sich in den Akten Hellmich vereinzelt die Anstellung eines Kegeljungen. Die Bahn bestand aus einem Holzhaus und einer nicht überdachten Bahn und befand sich im Garten, längs des Weges zum Vorwerkhaus. Aus Teilen der Kegelbahn errichtete man später eine Restaurationshalle gegenüber dem Haus Hellmich im Potthof, die dort bis zum 2. Weltkrieg bestand. Besonders Anfang der zwanziger Jahre wurden hier "rauschende" Feste gefeiert. So kündigten die Bramscher Nachrichten unter dem 6. Juli 1921 ein Sommerfest bei Hellmich für den 10. Juli mit Waldkonzert des Bramscher Stadtorchesters und Ball an. Es waren Karussell und Kuchenbuden vorhanden. Getanzt wurde in zwei Zelten. Mit Hilfe von Stromlieferungen der Mühle konnte der gesamte Platz festlich ausgeleuchtet werden.[18]

Die Zimmerei Hellmich führte einige Zeit der Bruder Heinrich Otto HELLMICH (*1871) als Tischlerei weiter. Ein weiterer Bruder, Fritz HELLMICH (*1869), war ein begeisterter Zeichner, dem wir viele alte Ansichten von Malgarten zu verdanken haben. Einige solcher Bleistiftzeichnungen ließ er um 1900 auf einer Ansichtskarte veröffentlichen.

Am 17. Januar 1932, gleich nach Mittag, brannte das große Fachwerkhaus ab. Zwar konnte das Vieh und das Inventar, besonders der Posthalterei, gerettet werden, doch vom Gebäude blieb nur ein kleiner Teil unversehrt.[19] Im April riß man die Trümmerreste ab und errichtete auf den alten Grundmauern, allerdings 10 m kürzer, einen Neubau, der im August 1933 eingeweiht wurde.[20]

Im Jahre 1940 heiratete der gelernte Kellner Rudolf HELLMICH, Irmgard VON DORF aus Mühlheim/Ruhr und übernahm nach dem Krieg das Geschäft in Malgarten. Bereits 1950 konnte die Bäckerei Hellmich wieder ihren Betrieb aufnehmen.[21] 1954 wurde ein Anbau entlang des Weges zum Vorwerkhaus erstellt und mit 10 Fremdenzimmern eingerichtet.[22] Im gleichen Jahr eröffnete man in Bramsche Ecke Luisen- und Uhlandstraße ein Bäckerei- und Lebensmittelgeschäft.[23] Während die Landwirtschaft weiter zurückging, baute Rudi Hellmich die anderen Bereiche weiter aus. Im Stall auf dem Hof entstand Ende der fünfziger Jahre ein genossenschaftlich betriebener Gefrierraum für die Eper Bürger. Zeitweise betrieb Rudi Hellmich auch einen Zeltverleih.

Im Jahre 1956 wurde die Landwirtschaft ganz aufgegeben und 1963 das gesamte Haus umgebaut.[24] Die Räumlichkeiten des Hotels wurden erweitert, ein altdeutscher Schankraum eingerichtet und im früheren Dielenbereich ein Selbstbedienungsladen der VeGe-Kette erstellt. Er wurde Anfang 1963 eröffnet[25] und bestand bis 1975. Der Hotelbetrieb drängte sich immer mehr in den Vordergrund und dessen Küche war schon damals weit über die Grenzen von Malgarten bekannt und gerühmt. Rudolf Hellmich zog 1975 in die umgebaute Mühle und richtete hier auch die Poststelle ein, die seit dem Jahre 1879 von der Familie Hellmich geführt wurde[26] und bis Ende 1993 bestand.

Die Tochter und Erbin Renate HELLMICH heiratete 1965 Lutz FRANKHOLZ (*1942, +1997). Sie übernahmen 1975 das Hotel in Malgarten mit 14 Betten. Unter ihrer Führung erlangte das Landhaus Hellmich noch mehr Ansehen und die hervorragende Küche des Hauses von 1982 bis 1990 einen Stern im international bekannten Michelin-Führer. Es gehörte somit seit Jahren zu den 300 besten Restaurants mit gehobenem Anspruch in der Bundesrepublik Deutschland. Nachdem zunächst der Sohn Lutz FRANKHOLZ jun. versuchte das Haus weiterzuführen, gerit es in die Insolvenz und wurde 2010 von Dr. Wilhelm in Osnabrück gekauft.



Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen befindet sich hier hier.


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  1. Akten Hellmich
  2. StAO Rep.556 Nr.2381/Rep.550 I Nr.368
  3. StAO Rep.551 Nr.115
  4. StAO Rep.556 Nr.2381
  5. StAO Rep.551 Nr.115/Rep.550 I Nr.751
  6. StAO Rep.556 Nr.2381
  7. StAO Rep.556 Nr.2381
  8. StAO Rep.551 Nr.115
  9. BN 16.3.1963
  10. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.447
  11. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.447
  12. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.447
  13. StAO Rep.950 Bra. Nr.454
  14. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.447
  15. BN 10.3.1900
  16. StAO Rep.540 Bers. Nr.97
  17. StAO Rep.450 Bers. Akz.21/84 Nr.447
  18. BN 11./27.6./6.7.1921
  19. BN 18./19.1.1932
  20. BN 15.4.1932/29.8.1933
  21. BN 12.4.1950
  22. BN 27.8.1953
  23. BN 2.12.1954
  24. BN 16.6.1956/16.3.1963
  25. BN 19.1.1963
  26. StAO Rep.350 Bers. Nr.963