Methode ein gegebenes Wappen historisch zu beschreiben (Gatterer)/E-Book

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Methode ein gegebenes Wappen historisch zu beschreiben (Gatterer)
Autor(en):Johann Christoph Gatterer
Titel:Methode ein gegebenes Wappen historisch zu beschreiben
in:Allgemeine historische Bibliothek, Band 2. Gebauer, Halle 1769. (Hier: S. 34-37)
Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums
Ort:Halle
Jahr:1767
Seiten: S. 34-37
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J. C. Gatterers
Methode
ein gegebenes Wappen historisch zu
beschreiben.




Natürlicher Weise muß die Methode, ein gegebenes Wappen historisch zu beschreiben, theils auf die Blasonirung, theils auf die Historie des gegebenen Wappens gehen. Ich will meine unmaßgeblichen Gedanken über die Erfüllung dieser beyden Pflichten so kurz als möglich eröfnen, und damit ich bey aller Kürze

doch deutlich seyn möge, so will ich mich bisweilen auf den Abriß meiner Heraldik beziehen.

I. Blasonirung des gegebenen Wappens

  1. Man zeige für allen die Figur des Schildes (nach §. 6. meiner Heraldik), und die Schildtheilungen, wenn das gegebene Wappen dergleichen hat, (nach §. 12. F. meiner Heraldik) an.
  2. Hierauf beschreibe man ein Feld nach dem andern in der Ordnung, die ich in meiner Heraldik (§. 115.) vorgeschlagen habe.
  3. Wenn man mit dem Schilde fertig ist, alsdenn wendet man sich den Nebenstücken des Wappens, wozu meine Heraldik (vom §. 116. an) Anleitung geben kan.
  4. Bey der ganzen Blasonirung muß man die rechten heraldischen Kunstwörter gebrauchen. Sie setzen den Blasonisten in den Stand, alles kurz, und doch für Kenner der Wissenschaft deutlich zu beschreiben. Eine zierliche und geschmückte Schreibart würde hier am unrechten Orte angebracht werden.

II. Historie des gegebenen Wappens.

      Die Historie eines Wappens besteht in einer gründlichen Nachricht von den Veränderungen, die das Wappen von Zeit zu Zeit erfahren hat.

      Zeigt man zugleich aus der Geschichte die Umstände kürzlich an, die zu den Veränderungen des Wappens Gelegenheit gegeben haben, so wird das Wappen aus der Historie erläutert. Diese historische

Erläuterungen eines Wappens sind also zwar von der Historie des Wappens selbst gewisser massen verschieden: weil sie aber die Deutlichkeit der Beweise befördern, und, anderer Vortheile zu geschweigen, eine Wappengeschichte pragmatisch machen; so dürfen sie, wenn es möglich ist, nicht übergangen werden.

1. Der Vortrag besteht in kurzen Sätzen mit ihren Beweisen, ohne allen Schmuck und Ausschweifungen.
2. Der Beweis wird aus zweyerley Quellen (nach meiner Heraldik §. 5.) hergeleitet, und ist, nach Maasgabe der Quellen, dem Grade der Zuverlässigkeit nach, wie in allen Theilen der Geschichte, verschieden.
a. Quellen vom ersten Range sind
1) Wappen- und Adelsbriefe, wenn dergleichen vorhanden sind. Je älter ein Wappen ist, je seltener ist der Gebrauch dieser sonst so reichen Quelle möglich.
2) Siegel.
3) Münzen.

            b. Quellen vom zweyten Range sind

1) Denkmäler, z. E. Epitaphia, Grabsteine, Gemälde etc.
2) Lehenbriefe.
3) Geschichtschreiber.
4) Turnierbeschreibungen.
5) Alte Familien- und Stammbücher.
6) Wappensammlungen, u. d. gl.

      Der Vorzug der Quellen vom ersten Range für denen vom zweyten Range bestehet fürnehmlich darin, daß jene, weil sie theils sich auf eine Art von öffentlichem Ansehen gründen, theils zum Gebrauche der Besitzer oder wenigstens unter derselben besondern Aufsicht verfertiget werden, natürlicherweise die gewöhnlichen Fehler der andern nicht an sich haben, sondern von denselben, und zumal von den Einfällen und Künsteleyen der Arbeitsleute, Steinmetzen, Maler, Bildhauer etc. und von der Partheylichkeit und Begeisterung frey seyn müssen. Noch ein Vorzug der erstern für einigen der letztern beruhet auf der Vollständigkeit der von ihnen zu erwartenden Nachrichten.

3. Man thut wol, wenn man die Abbildungen der Wappen, gezeichnet oder in Kupfer gestochen, der Beschreibung beyfüget, auch die Beweisstellen nicht nur blos anzeigt, sondern in bedürfenden Fällen auch im Auszuge mittheilet.

      Zur Erläuterung dieser Methode, Wappen historisch zu beschreiben, habe ich damals, wie ich sie der historischen Gesellschaft vorgeleget hatte, die historische Beschreibung des königlich grosbritannischen Wappens mit den nöthigen Zeichnungen mitgetheilt. Diese Beschreibung will ich in einem der folgenden Bände gedruckt, und durch Kupferstiche erläutert, den Kennern zur Beurtheilung vorlegen.