Moltrecht (Familienname)

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Moltrecht ist der Name einer alten deutschen Familie. Ursprung der Familie ist die Region um Magdeburg im 15. Jahrhundert.


Herkunft

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Name Moltrecht im Jahre 1486 im Bistum Brandenburg. Peter Moltrecht (~1440-1500) war damals Propst im Kloster Georgenberg in Plötzky, einem Zisterzienserinnenkloster. Zuvor war er Pfarrer der Gemeinde Moritz.

Im 17. Jahrhundert lebte eine einflussreiche und wohlhabende Bürgerfamilie Moltrecht in Magdeburg. Der Großgrundbesitzer Joachim Moltrecht bekam am 03.09.1642 die Bürgerrechte der Stadt Magdeburg verliehen.

Das Bürgerrecht war zur damaligen Zeit ein Privileg und in etwa mit dem niederen Adel vergleichbar. Bürger konnte nur werden, wer Hausbesitz und Eigentum in der Stadt nachwies, Steuern und Abgaben zahlte sowie Wehrdienst zur Verteidigung der Stadt leistete.

Joachim Moltrecht war Eigentümer mehrerer Häuser, Brau- und Backstuben. Zudem war er Bäckermeister und Angehöriger der Brauer- und Bäckerinnung zu Magdeburg. Er war zweimal verheiratet und hatte 4 Söhne und 4 Töchter. Seine Söhne waren ebenfalls Bürger und Angehörige der Brauer- und Bäckerinnung zu Magdeburg. Am 17.02.1678 wurde Joachim Moltrecht in der St. Johannis Gemeinde in Magdeburg beigesetzt.

Sein Sohn, Johann Moltrecht, heiratete am 07.10.1665 Catharina Elisabetha von Hagen. Ihr Vater war Frantz von Hagen, Amtssekretär der Domvogtei Magdeburg und Notarius Publici.

Wappen

Wappen 4.jpg

Blasonierung: In Gold zwischen einem mit drei silbernen facettiert geschliffenen Edelsteinen belegten roten Schildhaupt und einem mit sieben natürlichen Flämmchen besteckten roten Gitter im Schildfuß eine liegende rote Getreideähre. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein trapezförmiges, mit sechs (3,2,1) silbernen Edelsteinen belegtes Schirmbrett mit bogigen Kanten.

(Eingetragen in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle unter Nr. 83328) [1]

Führungsberechtigt sind die ehelichen Nachkommen von Johann Gottfried Moltrecht (1763-1847). Er war Musketier im Altpreußischen Infanterie-Regiment 46 und Gutspächter in Brandenburg.


Bekannte Namensträger

Andreas Moltrecht, Gelehrter, Buchdrucker und Verleger in Helmstedt um 1660. Er druckte u.a. Bücher über Wissenschaft, Politik, Astronomie, Astrologie und Anthologie.

Johann Heinrich Moltrecht, geb. 1723 in Magdeburg, Offizier in der Kolonialarmee Niederländisch-Ostindiens, Oberster Richter von Batavia, Ratsmitglied der obersten Regierung von Niederländisch-Ostindien in Batavia.

Hannibal Moltrecht, 1812-1882, Hamburger Maschinenbauer und Unternehmer, Konstrukteur und Erbauer der ersten deutschen Dampffeuerspritze. Er entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie aus Dresden. Der „Moltrechtweg“ in Hamburg-Fuhlsbüttel wurde nach ihm benannt. Sein Schwiegervater war der bekannte Konstrukteur und Unternehmer Johann Georg Repsold.

Karl Moltrecht, 1860-1919, deutsch-baltischer Theologe, Propst von Pilten im Kurland/Lettland. Er wurde am 20.01.1919 während des russischen Bürgerkrieges von den Bolschewisten im Gefängnis von Tuckum hingerichtet und gehört zu den sogenannten "Märtyrern der Revolution" (siehe 'Baltisches Märtyrerbuch' von D. Oskar Schabert).

Dr. Arnold Christian Alexander Moltrecht, 1873-1952, deutsch-baltischer Arzt und Entomologe. Er erforschte und entdeckte mehrere Tierarten, einige wurden nach ihm benannt.

Dr. Horst Werner Friedrich Moltrecht, 1923-2006, Ministerialdirektor im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York und bei der Welternährungsorganisation in Rom, Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Investitionsbank.

Hans Moltrecht, geb. 1928, Ministerialreferent im Bundeswirtschaftsministerium und persönlicher Assistent des Bundeswirtschaftsministers Karl Schiller.

Sonstige Personen

Heinrich Robert Moltrecht, † 1854, Postmeister zu Leipzig, Besitzer des Ritter- und Stadtgutes Mölkau.

Friedrich Wilhelm Moltrecht, 1877-1955, Rittmeister der Kavallerie, Landesältester des Landkreises Lüben/Schlesien, Besitzer des Schlosses und Rittergutes Groß Krichen in Schlesien, Vorstandsmitglied der Lübener Zuckerfabrik.

Karl Hans Moltrecht, geb. 1920 in Berlin, Maschinenbauingenieur, Dozent an der Ohio State Universität, Autor mehrerer Bücher über Maschinentechnik. Ihm wurde 1983 von der Ohio State Universität der Charles-Ellison-McQuigg-Preis verliehen.


Familie Moltrecht und Kaiser Napoleon

Im Jahr 1813 informierte der Leipziger Kaufmann Moltrecht einen Handelspartner aus Frankfurt am Main in einem Brief über die Niederlagen der französischen Truppen. Dieser Brief wurde jedoch abgefangen und der Kaufmann Moltrecht auf direkten Befehl Napoleons verhaftet und wegen Verrates am Kaiser vors Kriegsgericht gestellt. Bevor es zu einem Urteil kam wurde Leipzig von preußischen Truppen befreit und der Kaufmann Moltrecht entging so knapp dem Todesurteil. Viele Zeitungen berichteten damals über diese "Heldentat", u.a. die Augsburger Allgemeine Zeitung am 31.10.1813. Handlungen gegen Napoleon waren sehr gefährlich und wurden gnadenlos mit dem Tode bestraft.


Napoleon begnadigt Familie Moltrecht3.jpg

Diese Lithographie aus dem Jahre 1838 von P. Degobert trägt den Titel "La Famille Moltrecht implora la Générosité de Napoleon" (Familie Moltrecht erbittet Napoleons Gnade) und stellt sozusagen die gesamte Geschichte dar.


Namensbedeutung

Dem Familiennamen Moltrecht liegt mittelniederdeutsch Molt (Malz) zugrunde. Er zählt vermutlich zu der Gruppe der Berufsnamen aus dem Brauhandwerk (Molter = Mälzer). Zur damaligen Zeit, als die Familiennamen entstanden sind, rief man Handwerker nicht immer mit ihren Berufsnamen, sondern teilweise auch nach ihrem Werkzeug, ihrem Erzeugnis, ihrem Arbeitsplatz oder anderen berufstypischen Auffälligkeiten. Bei dem Namen Moltrecht handelt es sich möglicherweise um einen Appellativ, also einen Spitznamen in Ausrufeform. „Moltrecht“ könnte also auf neuhochdeutsch soviel bedeuten wie „malze recht“. Für den Berufsnamen Molter, aus dem der Name Moltrecht möglicherweise entstanden ist, findet sich als frühes urkundliches Beispiel 'Bertoldus dictus Moltere' (Bertold genannt Molter) um 1300 zu Hamburg.


Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Literaturhinweise

  • Arbeitsgemeinschaft Genealogie Magdeburg 'Familienforschung Heute Heft 15'
  • Allgemeine Deutsche Wappenrolle Band VIII
  • 'Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg: Das Bistum Brandenburg' von Fritz Buenger
  • Historische Nachrichten der Brau- und Bäckerinnung Magdeburg
  • Magdeburger Bürgerrolle


Weblinks

Buchdrucke von Andreas Moltrecht [2]

Die elektronische Wappenrolle des Wappen-Herold [3]

Genealogie der Familie Moldrich von Ceylon [4]

Moltrecht's Green Tree Frog, benannt nach Dr. Arnold Moltrecht [5][6]

Moltrecht's Minnow, benannt nach Dr. Arnold Moltrecht [7]