Zeitgeschichte der Schule Jucknaten / Meißnersrode
Vorbemerkungen
Genehmigung
Die Genehmigung für die Veröffentlichung der „Zeigeschicht der Schule Jucknaten /Meißnersrode“ in GenWiki im „Portal Pillkallen“ unter der Auflage der ausschließlich nicht-kommerziellen Nutzung liegt mir, Günther Kraemer, von der
„Kreisgemeinschaft Schloßberg/Ostpr. e.V. in der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen/Luhe“ schriftlich vom 19.03.2011 vor.
Redaktionelle Anmerkungen zum Original
Auf dem Aufkleber des Einbanddeckels der Schulchronik steht handschriftlich geschrieben: „Zeitgeschichte der Schule Jucknaten, Begonnen mit dem Jahre 1872“. Die ersten handschriftlich verfassten Seiten sind offensichtlich entfernt worden, jedoch sind noch schmale, beschriebene Randstreifen vorhanden. Die erste noch vorhandene Seite beginnt mit den Eintrag: „1893 Der Schulbesuch....“.
Nach dem Zustand des Originals ist zu vermuten, dass aufgrund des einzelgehefteten Innen-Doppelblattes (lose Fadenheftung), im Jahr 1896 zwischen den Textstellen (Seitenende) „… weil die Sommerferien begannen.“ und (nächster Seitenanfang) “Das Sedanfest wurde in...“ Seiten fehlen.
Im Jahr 1899 fehlen zwischen den Textstellen (Seitenende) „… für 6,00 M angeschafft werden.“ und (nächster Seitenanfang) „Röhren sind einschließlich Bruch...“ mehrere herausgerissene Seiten. Der Einband ist an dieser Stelle offen bis zum Rücken.
Die Seiten mit den Eintragungen für die Jahre 1902 bis 1905 sind ebenfalls sichtbar herausgetrennt worden, jedoch sind noch schmale, beschriebene Randstreifen vorhanden. Im Original befinden sich für den o.g. Zeitraum zwei Textseiten und in der Kopie noch zwei weitere Seiten.
Die nächste gesicherte Jahresangabe ist das Jahr 1906.
Der letzte Eintrag endet im Jahr 1937 mit dem Satzanfang: „So geht ein Dresch-“. Die Folgeseiten sind aus dem Einband herausgerissen worden.
Das Jahr 1893
Der Schulbesuch im Januar d. J. litt unter der grausigen Kälte, stand doch das Thermometer von Celsius, welches von dem Schulverband angeschafft wurde, drei Wochen lang unter –30°. Der kälteste Tag war der 16. Januar bei –36°. Ende März und September d. J. wurden sechs Konfirmandinnen entlassen, dagegen am 1. April 7 Anfänger aufgenommen.
Am 16.-18. Juli hielt Herr Pfarrer Zilius - Pilkallen[1] die Kirchenvisitation in Lasdehnen[2] ab, wobei Jucknaten[3] und Schilleningken[4] am Morgen des letzten Tages vortraten. Lection für die hiesige Schule war: Der 19. Psalm.
Das diesjährige Schulfest fiel des ungünstigen Wetters wegen aus. Da im Frühjahr und halben Sommer wenige Regentropfen fielen, so fehlte es hernach an Futter und Stroh, Obst, Kartoffeln. Runkeln gab es reichlich. Die Beackerung des Schullandes übernahm für 89 M der Gutsbesitzer Rammoser.
Zu dem jährlichen Verputzen und Weißen kam diesmal noch eine größere Reparatur des kleineren Schornsteins und der beiden Treppen der Schule dazu. Der Schulvorstand ließ diese Arbeiten auf Rechnung der Schulkasse ausführen. Ebenso wurde der Schulzaun ausgebessert.
Wie seit einigen Jahren, so ließ der Lehrer auch in diesem Herbst 1/2 Morgen Schulland mergeln. Das Ernteergebnis des Schullandes steigt dadurch und durch ausreichenden Gebrauch künstlicher Düngestoffe von Jahr zu Jahr. Der Martinimarktpreis für Roggen war 4,60 M, für Gerste 4,30 M, für Hafer 3,60 M.
Notizen zum tabellarischen Bericht über das Schulwesen: 19 deutsche, 3 littauische Knaben, 26 deutsche, 2 littauische Mädchen, 13 Hütekinder. Aufsatzhefte I.A. = 9 Hefte, II.Ab. 16 Hefte, 36 Schönschreibhefte, 24 Zeichenhefte, 18 Mädchen wurden in weiblichen Handarbeiten unterrichtet.
Am 30. November cr.[5] waren 69 Schüler; seit dem 1. April cr. waren 19 Schüler fort-, dagegen 37 Schüler angezogen. Von den fortgezogenen Schülern gehörten 5 der I.A., 7 der II.A. und 7 der Unterstufe an.
Von den vielen angezogenen Schülern gehören 2 der I.A., 14 der II.A. und die Mehrzahl, nämlich 21 Schüler der Unterstufe an. Dieser fortwährende Wechsel der Schüler in den beiden letzten Jahren erschwert die Arbeit des Lehrers sehr. Herr Kreisschulinspektor Kurpiun revidierte am 3. März, am 1. Juni cr.. Bei der Volkszählung 1890 hatte Jucknaten 252, Uszeszuppen[6] 60, Lubinehlen[7] 53, Alt Skardupönen[8] 32, Karunischken[9] 26, Nickelstanaten[10] 20, Endruscheiten[11] 8, Tulpeningken[12] 362 und Lasdehnen 1374 Einwohner.
- ↑ Pillkallen = ab 1938 Schloßberg
- ↑ Lasdehnen = ab 1938 Haselberg
- ↑ Jucknaten = ab 1938 Meißnersrode
- ↑ Schilleningken = ab 1938 Ebertann
- ↑ cr. = currentis = laufend = des laufenden Jahres, steht für das deutsche d. J.
- ↑ Uszeszuppen = ab 1938 Dachsheide
- ↑ Lubinehlen = ab 1938 Lubenwalde
- ↑ Alt Skardupönen = 1928 Eingliederung in Landgemeinde Karunischken
- ↑ Karunischken = ab 1928 in Königsfeld
- ↑ Nickelstanaten, ab 1928 Nickelstannaten = ab 1938 Altbaum
- ↑ Endruscheiten = ab 1938 Kleinluben
- ↑ Tulpeningken = ab 1938 Tulpeningen
Das Jahr 1894
Am Anfang des Jahres erkrankten „viele“ Schüler. Auguste Mallwitz, Tochter eines Losmanns, kam durch die Verwendung des Herrn Pfarrers Mack – Lasdehnen eines kranken Fußes wegen zum Weihnachtsfeste 1893 in das Krankenhaus der Barmherzigkeit nach Königsberg. Erst im Frühjahre wurde dieselbe aus der Anstalt entlassen, aber erst nach den Sommerferien war der Fuß soweit hergestellt, daß sie die Schule besuchen konnte. Der Frauenverein - Lasdehnen hat zum Teil die Kosten gedeckt, denn Mallwitz war in Jucknaten noch nicht ortsbehörig geworden.
Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. wurde durch Gebet, Ansprache, Gesang und Deklamation in der festlich geschmückten Schule gefeiert.
Am 2. April wurden 13 Kinder neu aufgenommen. Revisionen waren am 28. März durch Herrn Kreisschulinspektor Kurpiun und am 24. Januar u. 29. Juni durch Herrn Pfarrer Mack - Lasdehnen.
Die Einnahmen der hiesigen Schulkasse per 1893/94 von 890,93 M Die Ausgabe in dieser Zeit betrug 856,73 M Folglich blieb ein Bestand von 34,20 M
Der Beitrag zum Ruhegehalt des Lehrers für die Zeit vom 1. Juli 1893 bis Ende März 1894 betrug 21,00 M laut Gesetz vom 23. Juli 1893. Für Schulrevisionsfuhren 1893/94 zahlte die Schulkasse 6,00 M, für Schrobben der Schule 12,00 M, für Versicherung der Gebäude 5,80 M, für Ackerbestellung 89,00 M.
Laut Bericht des Königl. Kreisschulinspektors Herrn Kurpiun forderte das Königl. Landratsamt den hiesigen Schulvorstand auf:
- 1. Die Aborte zu vergrößern,
- 2. eine Uriniervorrichtung einzurichten,
- 3. die Turngeräte zu erneuern,
- 4. sechs Schulbänke anzuschaffen.
In der Schulvorstandssitzung vom 24. Mai 1894 wurde beschlossen, die gerügten Mängel zu beseitigen und außerdem noch folgende Reparaturen auszuführen:
- 1. Verputzung des Fundaments an der Scheune, sowie Verschalung des Fundaments an der inneren Westseite der Tenne,
- 2. Verschalung des Westgiebels des Stalles,
- 3. Reparatur eines Fensterkopfes und einer Thür,
- 4. Weißen,
- 5. Erhöhung des Aborts.
Die Nachreichung für unvorhergesehene Reparaturen per 1. April 1891 bis dahin 1894 betrug in Summe 97,05 M.
Für Vertretung bei Stellenvakanz ist in dieser Zeit nichts verausgabt worden. Die Beackerung des Schullandes war an den Mindestfordernden den Gutsbesitzer Rammoser – Jucknaten für 89 M vergeben worden. Da derselbe einen Tiefkulturpflug besitzt, so pflügte er mit demselben 1893 den Kleeacker an der oberen Ostgrenze und 1894 das daran liegende Feld um. Da zur hiesigen Schule viele Bauern gehören, so brauchen dieselben beinahe auch eben so viele Hirten. Es hüteten in diesem Sommer mit Erlaubnis 10 Knaben. Bei mehreren Besitzern sind confirmierte Hirten.
Am 4. u. 5. Juni war die diesjährige Schul- u. Kirchenvisitation, in welcher die hiesige Schule den Hauptmann zu Lagemann als Prüfungsaufgabe hatte.
Zur Kreislehrer-Konferenz in Pillkallen am 21. September cr. fuhr Lehrer Schneider mit Lehrer Nontua – Neu Skardupönen[1] . Präparandenlehrer Holzlöhner: Der Geschichtsunterricht mit Berücksichtigung der formalen Stufen. Jung – Kussen.: Die Schule der Lehrer. Dies waren die Vorträge bei der diesjährigen Gaulehrerversammlung in Pillkallen am 3. Oktober.
In der Kreislehrerversammlung hielt Herr Lehrer Pfau - Abschruten[2] eine Lection: Das menschl. Auge. Der Königl. Kreisphysikus Herr Dr. Schmidt hielt darauf einen Vortrag: Was kann der Lehrer unter ärztlicher Anleitung zur Bekämpfung der Granulose[3] thun? Der dauernde Aufenthalt in einer guten und gesunden Luft ist eine unerläßliche Forderung und den Augen dienlicher als alle medikamentöse Behand¬lung. Ein Aufenthalt in verdorbener Luft hemmt alle Heilbestrebungen, leistet der Weiterentwicklung des Leidens Vorschub u. befördert die Recidive[4]. Beim normalen Verhalten des Auges sieht die Bindehaut, das ist die am oberen u. unteren Lidrande sich einwärts schlagende Hautdecke, welche auf der Innenfläche des Lides vom Lidrande zum Augapfel hinüberzieht u. hier am Hornhautrande endet, im allgemeinen fleischgelb oder blaß rosa aus u. ist von einigen zarten Blutgefäßen durchzogen. Die Oberfläche ist zart, durchscheinend, spiegelnd u. vor allem frei von jeder Erhabenheit. Die Thränenflüssigkeit ist farblos. Jede ausgiebigere Absonderung der Tränenflüssigkeit und die Absonderung eiteriger oder schleimige Wasser ist als eine abnorme Erscheinung aufzufassen. Ebenso ist jede gesteigerte Rötung in der Bindehaut, jede Veränderung in der ebenen Fläche als krankhaft anzusehen. Das Charakteristische des Leidens ist die Entwicklung gelbweißlicher oder graulicher, bläschenförmiger oder körniger Erhabenheiten in der Bindehaut von mit bloßem Auge kaum wahrnehmbaren Punkten bis zur Größe eines Hirsekorns. Diese Granulationen sind halb durchschimmernd u. stehen bald in Reihen geordnet, bald in der Bindehaut unregelmäßig verstreut oder gar froschlaichartig in Masse. Manches kranke Auge heilt unter günstigen Bedingungen von selbst. Oft tritt beim Schrumpfungsprozeß eine krankhafte Verkrümmung der Augenlider mit einer Einwärtsdrehung der Augenwimpern ein, der einen dauernden Reiz des Auges unterhält. Unregulierbare Erblindung durch Hornhauttrübung u. Hornhautschwärzung ist der nicht seltene Ausgang des verhängnisvollen Leidens.
In den schleimig u. eitrigen Absonderung der Augen sind die Ansteckungskeime der Krankheit zu suchen. Kinder mit solchen Augen bilden eine hohe Gefahr für ihre Umgebung. Solche Kinder müssen ihre eigenen Waschutensilien haben. Auch dürfen die Kinder sich mit den Händen niemals in die Augen fahren.
Um Übertragung bei Untersuchungen zu verhüten wasche man vorher gründlich die Hände mit einer Lösung grüner Seife u. spüle sie dann nach jeder Untersuchung mit einer Sublimatlösung in der Stärke von 1 ‰ oder mit einer 5 % Karbolsäurelösung über.
Behandlung: Es werden Tropfen zum Einträufeln in die Augen, zum Abreiben oder Bepinseln der Bindehäute sein, einige Ätzmittel in Stiftform zum Bestreichen der erkrankten Bindehäute. Ein Ausstülpen der Lider ist dabei nötig. Nach Anwendung der Mittel tritt ein vorübergehender Reizzustand des Auges ein, der bald verschwindet, wenn das Auge mit reinem Wasser gespült wir. Eine Schonung der Augen ist selbstverständlich.
Jedes Kind mit schleimig-eitriger Absonderung der Augen wird vorläufig vom Schulbesuch ausgeschlossen u. der vorgesetzten Behörde hierüber Meldung gemacht. Für frische, gute Luft sorgen; der Schulstaub muß aus der Schule verschwinden, weil derselbe Infektionsträger sein kann.
Nach einer mehrwöchentlichen vom Lehrer vorgenommenen Augenuntersuchung, nach Miteilung des Resultates an den Amtsvorsteher, besichtigte am 18. Dezember cr. Dr. Schawaller und viel später, am 26. Februar 1895 Kreisphysikus Dr. Schmidt die Augen der hiesigen Schüler. Das Ergebnis war: sechs Kinder wurden sofort wegen Granulose aus der Schule entlassen, 8 leichtere Entzündungen behandelt Dr. Schawaller und 12 sehr leichte der Lehrer Schneider.
Der Schulverband Jucknaten steht unter der Gutsherrschaft der Königlichen Domänen Fiskus, dem auch das Recht den Lehrer allein zu berufen gebühret. Die mit § 44 – 46 der Schulordnung bezeichneten gutsherrlichen Leistungen wurden vom Fiskus allein getragen.
Das gesamte Schulland besteht aus 14 Morgen 91 □R = 3,7129 [5]
Anmerkung der Redaktion, Berechnung: 14 Morgen * 0,255322 ha/Morgen = 3,574508 ha 91 Quadratruten * 0,0141846 ha/Quadratrute = 0,1290744 ha Größe des Schullandes = 3,7035824 ha[5]
Hiervon werden verrechnet.
a) auf den kulmischen Morgen[6] 2 Morgen 4,7 □R = b) auf die Hof- u. Baustelle = 45 □R = 6,38 a auf die jetzige Hof- u. Baustelle = 12,93 a c) auf den früheren Obst- u. Küchengarten 120 □R = 17,02 a auf den jetzigen dto = 17,47 a d) auf die freie Weide etwa 4 Morgen = e) Überschußland 7 Morgen 59 □R
Die Schulsocietät Jucknaten hat den Garten, die Hof- u. Baustelle, das Weideland und das Überschußland allein hergegeben, und ist der Ertragwert im Jahre 1854 mit Rücksicht auf die Abgabenfreiheit, die Bodenbeschaffenheit und die ortsüblichen Preise auf 2___[7] = 6,00 M pro preußischen Morgen angenommen. Der Schulort Jucknaten ist für 11 Morgen 179 □Ruten von den übrigen Ortschaften anteilig zu entschädigen. Im Jahre 1854 war laut Verordnung vom 2. Oktober 1852 der wirklich preußische Besitzstand bei der Verteilung der Schulabgaben, Lasten u. Leistungen als Maßstab angenommen worden.
Die Försterei Karunischken war nach Verhältnis der 43 in Jucknaten vorhandenen Haushaltungen mit 1/44 von Jucknaten berechnet worden.
Zu den Matrikeln über die Regulierung des Einkommens des Lehrers an der Schule zu Jucknaten, Kirchspiel Lasdehnen, Kreis Pillkallen vom 12 Juli, bestätigt den 3. Dezember 1851, 19. Mai, bestätigt den 10. August 1876 und 10. November, bestätigt den 31. Dezember 1881.
Nach der Verfügung der Königlichen Regierung vom 18. Oktober II C 2746 hat der Herr Minister dahin entschieden, daß die Verhandlung vom 2. Oktober 1852, auf welcher die alte Verhandlungsart beruht, wegen formeller Mängel als ein nicht verbindlicher Vertrag nicht anzusehen und deshalb nicht aufrecht zu erhalten sei.
Da in dem Termin vom 4. h.m.[8] unter den zum Schulverband gehörigen Ortschaften über die Annahme eines Verteilungsmaßstabes bezüglich der Schulleistungen Einigung nicht stattgefunden hat, so tritt, da weder Verträge noch andere besondere Rechtstitel ein Anderes bestimmen in Gemäßheit des § 40 der Schulordnung vom 11. Dezember 1845 die Haushaltungszahl der einzelnen Schulverbandsortschaften als Verteilungsmodus ein.
Es ist deshalb eine anderweite Verteilung der Schulleistungen notwendig geworden.
Die Bestimmungen der Nachtragsmatrikel vom 10. November 1881 werden demnach aufgehoben und an Stelle derselben folgende Festsetzungen getroffen.
§ 4
Der Matrikel wird die Haushaltungszahl als Verteilungsmodus zu Grunde gelegt.
An Haushaltungen sind vorhanden:
a) in Jucknaten 50 b) " Endruscheiten 3 c) " Karunischken 3 d) " Lubinehlen 9 e) " Alt Skardupönen 6 f) " Nickelstanaten 2 g) " Anteil Uszeszuppen 3 h) " Försterei Karunischken 1 im Schulverbande überhaupt 77
§ 5
Der Ertragswert des in § 3 der Matrikel vom 12. Juli 1854 gedachten Obst- und Küchengartens, sowie des Weide und Überschußlandes, für welches der Schulort Jucknaten mit 6 M pro preußischen Morgen von den überigen Schulverbands-Ortschaften anteilig entschädigt werden soll, beträgt 71,97 M
Hierzu tragen nach dem im § 4 festgesetzten Verhältnisse bei:
1. Jucknaten 46,74 M 2. Endruscheiten 2,80 M 3. Karunischken 2,80 M 4. Lubinehlen 8,41 M 5. Alt Skardupönen 5,61 M 6. Nickelstanaten 1,87 M 7. Anteil Uszeszuppen 2,80 M 8. Försterei Karunischken 0,94 M Summa wie oben 71,97 M
Hiernach wird dem Schulort Jucknaten der Betrag von 25,23 M auf seinen Beitrag zum baaren Lehrergehalte zu gute gerechnet, während die übrigen Schulverbands-Ortschaften diese Summe noch besonders aufzubringen haben.
§ 6
Kalenderverteilung.
§ 7
Von dem baaren Beitrage des Schulorts Jucknaten ist jedoch noch der Beitrag der anderen Schulverbands-Ortschaften zur Entschädigung für den Obst und Küchengarten, sowie der Weide und Überschußlandes (§ 5) mit 25,23 M und der ganze dem Schulverband bisher gewählte Staatszuschuß welcher nach Vorschrift der Verfügung der Königlichen Regierung vom 18.h m. II C 2746 mit Rücksicht auf die durch den gegenwärtigen Verteilungsmaßstab Matrikel entstandene Überlastung der Dorfschaft Jucknaten mit Endruscheiten den anderen Schulverbands-Ortschaften gegenüber derselben ausschließlich überwiesen werden soll, früher mit 165,00 M jetzt mit 150,00 M und in Summe also 175,23 M abzurechnen.
§ 10
Diese Nachtragsmatrikel tritt mit dem 1. Januar fut[9] in Kraft.
Pillkallen, den 31. Oktober 1882
Der königliche Landrath.
Die vorstehende Nachtrags-Matrikel vom 31. Oktober cr. wird und zwar in contumaciam gegen die im Anerkennungs-Termin ausgebliebenen Interessenten unter Zurückweisung der erhobenen Einwendungen gegen die Verteilung des Staatszuschusses hierdurch bestätigt.
Urkundlich, unter Beidewirkung des Regierungs-Insiegels und der geordneten Unterschrift.
Gumbinnen, den 5. Dezember 1882
(L.S)
Königliche Regierung,
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen
gez. Dodillet
Für das Rechnungsjahr 1894/95 hat der hiesige Schulverband zu den durch die Staatsbeiträge nicht gedeckten Teil der Ruhegehälter von Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen 44,00 M beizutragen.
Der Staatsbeitrag zur Neubeschaffung der Turngeräte und des Pissoirs betrug 27,63 M.
Der Besitzer Joh. Millauer verkaufte im November seine hiesige Besitzung, cir. 126 Morgen mit Gebäuden und sämtlichem Inventarium für 30.000 M an den Gutsbesitzer Buechler.
Ein Jahr vorher kaufte Krebs vom Reiner das Gut Lubinehlen für __[10]. Besitzer F. Millauer ließ seine Wirtschaft seinem Sohn Heinz verschreiben.
Das Ernteergebnis dieses Jahres war vorzüglich; daher kostete 1 Schff[11] Weizen 5,00 M, Roggen 4,00 M, Gerste 3,30 M, Hafer 2,30 M.
Dagegen wurden gute Milchkühe von den Händlern sehr gesucht und mit 200 – 400 M pro Stück bezahlt. Auch die Schweine hatten einen hohen Preis, derselbe fiel erst gegen Weihnachten.
Das Allgemeine Landrecht, das auf die Rechtsentwicklung in Deutschland einen mächtigen Einfluß gehabt hat und noch heute fest und stark wie eine 100 jährige, kräftige Eiche dasteht, obgleich es durch die spätere Gesetzgebung mannigfache und tief eingreifende Veränderungen erfuhr, hat von seiner ersten Auflage nur noch wenige Exemplare aufzuweisen. Eins dieser besitzt seit vielen Jahren der Gemeindevorsteher 'Müller hierselbst. Diese Gesetzbücher, bereits 1791 in der Königl. Hofbuchdruckerei gedruckt, führen noch den Titel: Allgemeines Gesetzbuch für den preußischen Staat. Die bei der Revision erfolgten Veränderungen sowie die Königl. Verordnungen und Ministerialentscheidungen sind bis 1836 von einem Juristen sehr sorgfältig ergänzt. Von dem Titelblatte ist das von einem Lorbeerkranz umgebene Bildnis des Königs, geschmückt mit dem schwarzen Adlerorden und der bedeutungsvollen Umschrift: „Friedrich Wilhelm der Gesetzgeber“. Die Themis[12] dargestellt mit Schwert und Wage, sieht scharfen Auges auf das Zünglein derselben.
Die Christbescherung in der hiesigen Schule war Montag, d. 24.12. nachmittags 1 ½ Uhr. Die gesammelten Beiträge und Geldgeschenke betrugen 20,95 M.
- ↑ Neu Skardupönen = 1938 in Grenzwald
- ↑ Abschruten = 1938 in Schruten
- ↑ Granulose, eitrige Augenerkrankung
- ↑ Recidive = Rezidiv (lat.) Rückfall
- ↑ 5,0 5,1 ab 1813 1 Morgen = 0,255322 ha = 25,5322 a = 2553,22 m²
ab 1816 1 □R = 1 Quadratrute = 0,00141846 ha = 0,141846 a = 14,1846 m² - ↑ ein kulmischer Morgen entsprach 300 Quadratruten oder ca. 5600 m²
- ↑ nicht lesbar
- ↑ h.m. = ? z.B: h.a. = hoc anno = in diesem Jahr
- ↑ fut = ? z.B. Futur = die Zukunft bezeichnende Zeitform
- ↑ Betrag fehlt
- ↑ Schff = 1 Scheffel (preußen) = 54,961 Liter, Hohlmaß f. feste Stoffe ab 1861
- ↑ grch. Mythos: die Göttin der Sitte und Ordnung, Schützerin des göttl. Rechts, gehörte zu den Titanen
Das Jahr 1895
Vom April vorigen Jahres bis zum Anfang dieses Jahres verzogen aus der I. Abtg. 7 Schüler, aus der II. Abtg. 9 Schüler, aus der Unterstufe 7 Schüler, angezogen sind in dieser Zeit nur 9 Schüler zur II. Abtg. und 9 Schüler zur Unterstufe.
Am 14. Januar revidierte der Königl. Kreisschulinspektor Kurpiun die hiesige Schule u. Neu Skardupönen. Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. fand am Sonnabend d. 26. Januar in üblicher Weise statt.
Der Schulbesuch war in den Wintermonaten nicht recht befriedigend, weil die auswärts wohnenden Schüler durch die vom Schnee 1m hoch verwehten Wege, andere Schüler durch Krankheit besonders auch durch die granulose Augenentzündung am Schulbesuch behindert wurden.
Vom Kreisphysikus Dr. Schmidt - Pillkallen sind H. Jessellat, Fr. Tomuscheit, L. Stannat, F. Endrulat, A. Kumutat bei der am 26. II. vorgenommenen Augenrevision zu einer Kur in das Königl. Universitäts-Augenklinik zu Königsberg als geeignet bezeichnet worden. Die Eltern dieser Kinder waren bereit, dieselben einer kostenfreien Kur in der genannten Klinik zu unterwerfen.
Prediger Kerkau erhielt die Lokalschulinspektion über die Schulen links von der Szeszuppe[1] außer Lasdehnen. Durch die Königl. Regierung wurde verfügt, daß überall, wo es den Wünschen der Bevölkerung entspricht, am 1. April am Geburtstag Bismarks eine entsprechende Schulfeier stattfinden solle, zu welcher der Schulvorstand eingeladen sei. An der Feier nahm Gutsbesitzer Buechler teil.
Amtlicherseits wurde die statistische Beschreibung des Kreis Pillkallen vom Königlichen Landrat Dr. Julius Schubert jeder Schule überwiesen. Das Werk kostet geheftet 3,00 M und ist unter den Lehrmitteln inventarisiert.
In der Schulvorstandssitzung vom 14. März cr., in welcher zugleich der Etat pro 1895/98 aufgestellt wurde, kam es zur Beschlußfassung, daß für diese Jahre das hiesige ganze Schulland für Geld vom Mindestfordernden zu beackern sei. Die Beackerung ist so auszuführen, daß der betreffende Lehrer, der nächste Schulvorsteher und der stellvertretende Vorsitzende damit zufrieden sind.
In dem am 9. April cr. in hiesiger Schule vorschriftsmäßiger Weise anberaumten Termin blieb für die Beackerung Mindestfordender Gutsbesitzer Rammoser – Jucknaten pro Jahr mit 89,00 M. Demselben wurde der Zuschlag erteilt. An demselben Tage wählten die stimmberechtigten Gemeindemitglieder von Jucknaten den Gutsbesitzer Buechler zum Schulvorsteher und die Schulvorsteher des ganzen Schulverbands denselben einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden an Stelle des Besitzers Fr. Millauer, der nach 30 jähriger Amtsführung wegen Alter und Schwäche sein Amt niederlegte. Zur Ehrung des ausscheidenden stellvertretenden Vorsitzenden und seines langjährigen Wirkens erhoben sich auf Antrag des Lehrers die anwesenden 10 Herren von ihren Sitzen.
Zum 1. April cr. wurden 6 Schüler und 2 Schülerinnen entlassen. Mögen Sie ihr Lebenlang Gott vor Augen u. im Herzen haben. Zur Aufnahme kamen 7 Kinder.
Notizen zum tabellarischen Bericht 1894/95
30 deutsche Knaben, 9 litt. Knaben 28 deutsche Mädchen, 5 litt. Mädchen 58 deutsche Schüler 14 litt. Schüler 72 Schüler darunter 10 Hütekinder
Revisionen: 29. VI. 94 u. 20. III. 95, Schulvorstandssitzungen 24. V. 94 u. 14 III 95
Aufsatzhefte 32, Dikth.32, Abschrift 14, Schönschr 53, Zeichenhefte 32.
Nach der Grundsteuer___________________[2]
Flächeninhalt des Schullandes mit Gebäuden und Hofstelle 3,7020 ha
Reinertrag des Landes 13 Thaler u. 39/100 ___[2]
Der kulmische Morgen = \ Die freie Weide von 4 Morgen = > 3,4073 ha Das Überschußland von 7 Morgen 59 □R = / Dazu kommt der heutige Schulgarten = 0,1747 [3] Summa = 3,5820 ha
Haushalts-Anschlag für die hiesige Volksschule pro 1. April 1895 bis Ende März 1898 bestätigt am 18. April 1895.
Einnahme: Aus der Staatskasse 650,00 M Jährliche Beiträge 385,00 M Schulversäumnisgelder 10,00 M Gesamteinnahmen 1045,00 M
Ausgabe: I Tit. I: Besoldung u. feste Remuneration[4] 504,00 [5] Tit. II: Andere persönliche Ausgaben a) Reisevergütung zur Lehrerkonferenz 6,00 M b) Revision Ortsschulinspektor 6,00 M 12,00 T. III: Beiträge Ruhegehaltskasse, Lehrerwitwenkasse 56,00 T. IV: Verwaltung der Schulkasse, Rechnungslegung etc. 3,00 Portokosten in Schulsachen 6,00 Formulare u. Listen 3,00 II T. V: Lehr- u. Lernmittel für die Schule 10,00 Schulmaterialien, Tinte, Kreide, Saiten 5,00 Erweiterung u. Unterhaltung der Schülerbibliothek 5,00 Lehr- u. Lernmittel für arme Schulkinder 10,00 III T. VI: Zu Schulutensilien 24,00 T. VII: Nebenkosten des Schulholzes 30,00 Schrobben der Schulstube u. Reinigung d. Aborte 15,00 Reinigung der Schornsteine 5,00 T. VIII: Abgaben: Umlage zur landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft 0,50 Feuerversicherungsbeiträge 5,90 IV T. X: Zu Bauzwecken 38,63 Tit. XI Insgemein 311,97 Gesamtausgabe 1045,00
Vom April 1895 bis Martini cr. verzogen 13 Schüler, angezogen sind 11 Schüler.
Die Besitzer des hiesigen Schulverbandes baten die Königliche Regierung am 14. März 1895 um Verlegung sämtlicher Unterrichtsstunden des Sommerhalbjahres auf den Vormittag und begründeten dies folgender maßen: Durch den Fortzug der jüngeren Leute beiderlei Geschlechts in die größeren Städte u. in die westlichen Fabrikdistrikte ist hier zu Lande bereits ein empfindlicher Mangel an Gesinde eingetreten, so daß unverheiratete Knechte in vielen bäuerlichen Wirtschaften nicht mehr gehalten werden können. Die verheirateten Frauen der Knechte und Instleute können wieder ihrer Kinder wegen an der dringensten Erntearbeit nicht teilnehmen, oder sie sind gezwungen, größere Schulkinder zur Beaufsichtigung der Kleinen vom Schulbesuch fern zu halten.
Den polnischen Überläufern ist zudem auch von russischer Seite das Herüberkommen sehr erschwert; somit ist der hiesige Landwirt mehr denn je auf die Mithilfe größerer Schüler angewiesen.
Zum Schulverband gehören 26 arme Schüler, die einen 2 – 3½ km weiten Weg zur Schule haben. Diese müssen im Sommerhalbjahr von 11 – 1 Uhr, während der heißesten Tageszeit, gegen 7 km laufen. Schwächliche Kinder versäumen unter diesen Umständen den Nachmittagsunterricht, indem sie sich beurlauben, resp. entschuldigen.
Vom April 1895 bis Martini cr. verzogen 13 Schüler, angezogen sind 11 Schüler.
Die Besitzer des hiesigen Schulverbandes baten die Königliche Regierung am 14. März 1895 um Verle-gung sämtlicher Unterrichtsstunden des Sommerhalbjahres auf den Vormittag und begründeten dies folgender maßen: Durch den Fortzug der jüngeren Leute beiderlei Geschlechts in die größeren Städte u. in die westlichen Fabrikdistrikte ist hier zu Lande bereits ein empfindlicher Mangel an Gesinde eingetreten, so daß unverheiratete Knechte in vielen bäuerlichen Wirtschaften nicht mehr gehalten werden können. Die verheirateten Frauen der Knechte und Instleute können wieder ihrer Kinder wegen an der dringensten Erntearbeit nicht teilnehmen, oder sie sind gezwungen, größere Schulkinder zur Beaufsichtigung der Kleinen vom Schulbesuch fern zu halten.
Den polnischen Überläufern ist zudem auch von russischer Seite das Herüberkommen sehr erschwert; somit ist der hiesige Landwirt mehr denn je auf die Mithilfe größerer Schüler angewiesen.
Zum Schulverband gehören 26 arme Schüler, die einen 2 – 3 ½ km weiten Weg zur Schule haben. Diese müssen im Sommerhalbjahr von 11 – 1 Uhr, während der heißesten Tageszeit, gegen 7 km laufen.
Schwächliche Kinder versäumen unter diesen Umständen den Nachmittagsunterricht, indem sie sich beurlauben, resp. entschuldigen.
Auf Anordnung der Königl. Regierung wurde darauf vom 1. April 1895 der Vormittagsunterricht einge¬führt und zwar im Sommer von 7 – 12 Uhr und im Winter von 8 – 1 Uhr.
1896
Wie das Sedansfest[1] im vergangenen Jahre in außergewöhnlicher Weise gemeinsam von den Schulen Jucknaten, Tulpeningken, Neu Skardupönen in Tulpeningken durch Festrede, Gesang und Deklamation gefeiert wurde, so waren am 2. September d. J. abermals diese Schulen daselbst beisammen und feierten das Fest in würdiger Weise. Bei günstigem Wetter konnten diesmal die Schüler fleißig spielen.
Die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches wurde am 18. Januar cr. und Kaisers Geburtstag am 28. Januar cr. in hiesiger Schule durch Gebet, Festrede, Gesang, Deklamation und Spiel gefeiert.
Am 17. Januar cr. erhielt die Schule 4 neue starke Bänke, welche 48,00 M kosteten. Am 1. April war die Entlassung von 3 Konfirmanden und am 9. April die Aufnahme von 12 Anfängern.
Die erste Neueinführung des neu bearbeiteten Hirt’schen Lesebuches geschah am 30. März. Es fand ein Umtausch von alten gegen neue Bücher Ausgabe A in Leipzig statt und zwar bei einer Zuzahlung von 1,00 M und 8 Pf. Portoerstattung. Die alte Fibel mit dem Lesebuch für die Unterstufe wurde mit 20 Pf, das Lesebuch für die Unterstufe mit 15 Pf und die Fibel allein mit 10 Pf angerechnet.
Elf alte Lesebücher wogen 9 Pfund 300 gr. Die zweite Sendung erfolgte am 13. April cr. und die letzte erst am 14. Mai cr. Alle diese in Original-Einbänden gelieferten Bücher zeichneten sich durch dauerhafte, allerdings teuere Fadenheftung, durch Rücken (mit aufgedrucktem Titel) von unzerreißbarer Doppelleimwand, durch Deckelkarten aus.
Nachdem 1895 der Kreis die Kiesstraße von Lasdehnen nach Tulpeningken, zu welcher die hiesige Gemeinde 133,00 M Adjacentenbeiträge[2] leistet, und ferner die Kiesstraße Lasdehnen – Trappönen[3], zu welcher Jucknaten 530,75 M Adjacentenbeiträge leistet, ausgebaut hatte, wurde nach einem Antrag der hiesigen Gemeinde laut Kreisausschußbeschluß vom 15. Mai 1895 vom Kreis der Ausbau der Kiesstraße Uszproduppen[4] - Jucknaten noch im Herbste 1885 vorgenommen und bis zum Dorfe fertig gestellt, sowie ein Kieshaufen von ca. 1000 Kubikm zur Bekiesung der Dorfstraße angefahren.
Der Kreis bewilligte der hiesigen Gemeinde 2/3 der anschlagsmäßigen Kosten unter der Bedingung, daß die Gemeinde Jucknaten sich zur späteren Unterhaltung der Straße unter Aufsicht des Kreisbaumeisters verpflichtet.
Im Winter wurden darauf von Unternehmern die Pflastersteine und der Sand angefahren, um die Überwege beim Gutsbesitzer Rammoser, Müllauer und die Endstraßen des Dorfes zu pflastern. Große Schwierigkeiten stellten sich ein, behufs[5] Verbreiterung der östlichen Dorfstraße. Nach mehreren vergeblichen Verhandlungen willigten schließlich diese Besitzer in die Verbreiterung der Dorfstraße ein und ließen die Zäune und die Bäume, resp. Sträucher wegnehmen. Im Juli cr. begannen im Dorfe die Einebnung des Wegeplanums unter Herstellung von 1 m bis 2,25 m breiten und 0,5 m bis 0,8 m tiefen Seitengräben. Gleichzeitig wurden Durchflüsse und Cementröhren eingelegt. Nach Fertigstellung der Erdarbeiten folgte die Kiesschüttung und Pflasterung.
Nach der durch den Herrn Kreisbaumeister vorgelegten Abrechnung betrugen die durch die Kreiskommunalkasse geleisteten Zahlungen ausschließlich der Kostenfür Baumpflanzung 6815,94 M Darauf hat die Gemeinde an die Kreiskommunalkasse gezahlt 2000,00 M bleiben 4815,94 M Davon geht ab die Subvention des Kreises mit 2/3 von 6800 M laut Anschlag: 4533,34 M Mithin hatte die Gemeinde noch zu zahlen 282,60 M
Die Pflanzung von 300 Lindenbäumen, bezogen aus der Schoreller[6] Forst für 9,00 M, erfolgte durch die Gemeinde unter Anweisung des Kunstgärtners Völkner – Lasdehen. Die Baumpfähle kosteten 54,00 M.
In den letzen Jahren war die Dorfstraße häufig unpassierbar. Die Schulkinder mußten entweder längs der Zäune klettern, oder sie waren gezwungen, durch die Gärten zu gehen. Der stellvertretende Vorsitzende des Schulvorstandes Gutsbesitzer Büchler hat sich um die Herstellung der Kiesstraße sehr verdient gemacht.
Den Durchlaß zur Auffahrt an der Schule hat die Schulkasse bezahlt und kostete mit Anfuhr und Legung 25,20 M.
Am 9. April 1896 besuchten die hiesige Schule 4 Schüler bereits 7 Jahre 3 dto dto 6 dto 4 dto dto 5 dto 4 dto dto 4 dto 4 dto dto 3 dto 11 dto dto 2 1/3 dto 11 dto dto 2 dto 6 dto dto 1 1/3 dto 7 dto dto 1 dto 7 dto dto 1/3 dto Anfänger waren 12 dto Es zogen bis Martini zu 31 Schüler Dagegen zogen fort 26 Schüler Entlassen wurden 8 Schüler
Im Juni erkrankten einige Schüler an Masern. Im Juli lag an dieser Krankheit der größte Teil der Schüler darnieder. Zum Schließen der Schule kam es nicht, weil Sommerferien begannen.
- Redaktionelle Anmerkung: Im Original befinden sich die Seiten 18 und 19 der Kopie auf einer Innendoppelseite.
Das Sedanfest wurde in üblicher Weise in der Schule gefeiert. Eine Schülerin der I.A. brach im Oktober den Arm und konnte erst in der letzten Novemberwoche die Schule besuchen. Der Schulbesuch war in diesem Jahre befriedigend.
Der Ortsschulinspektor Herr Pfarrer Mack revidierte am 29. Januar, am 2. März, am 16. Juli und am 10. Dezember. Die Revision vom Königl. Kreisschulinspektor war im März.
Abbau Uszeszuppen verkaufte Besitzer Balk 1891 an Besitzer Dujat, Wedriens und Schmiedemeister Borrmann.
Wedriens - Uszeszuppen verhandelte das Gekaufte im Frühjahre 1896 an Fenwart. Dieser baute ein Haus und ein Wirtschaftsgebäude auf der gekauften Parzelle im Laufe des Jahres und holzte die Hälfte des jungen Waldes ab.
Laut der Volkszählung vom Jahr 1895 hatte Jucknaten 236, Lubinehlen 64, Endruscheiten 8, Alt Skardupönen 32, Karunischken 20, Nickelstanaten 16 Einwohner.
Repariert wurde der Schweinestall und der Zaun am Schulgarten.
Der Granulose wegen mußte die Schulstube alle 14 – Tage gescheuert werden. Trotzdem nahm die Krankheit zu, weil viele Schüler mit kranken Augen anzogen.
Am 24. Dezember ev fand in der Schule die übliche Weihnachtsbescherung statt.
Das Ernteergebnis von diesem Jahr war gut.
Vom Winterschulbesuch mußten 9 Schüler dispensiert werden.
- ↑ Der Sedantag war der 2. September. Dieser Tag wurde im Deutschen Reich noch bis zum Ende des 1. Weltkrieges feierlich begangen, um an den Sieg der deutschen Armee bei Sedan am 2. September 1870 im Deutsch-Französischen Krieg zu erinnern
- ↑ Adjazent (Adjacent) = Anrainer, Grenznachbar
- ↑ Trappönen = ab 1938 Trappen
- ↑ Uszproduppen, 1936-1938 Uschproduppen = ab 1938 Dachsheide
- ↑ Behuf = Zweck, behufs = zwecks
- ↑ Schorellen = ab 1938 Adlerswalde (Kampf um den Schoreller Forst bei Lasdehnen am 8. Februar 1915)
1897
Der Geburtstag Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. wurde wie sonst gefeiert. Am 16. Februar dem 400 jährigen Geburtstage Melanchthons[1] wurden die Schüler in der Religionsstunde über das Leben dieses Mannes und dessen Wirken für die evangelische Kirche und Schule belehrt.
Die Feier des 100 jährigen Geburtstages des hochseligen Kaisers Wilhelms des Großen war eine dreitägige. Am 21. März fand die kirchliche Feier statt, zu welcher der Lehrer die Schüler aufforderte, dem Gottesdienst beizuwohnen.
Die Schulferien am 22. März cr. wurde der hervorragenden Bedeutung des Tages gemäß gefeiert. Am 23. fiel der Unterricht aus, weil in der Kirche eine volkstümliche Feier, bestehend in einem Vortrage, der ein Lebensbild des großen Kaisers entrollte, mit Gesang und Orgelspiel, abgehalten wurde. Die hiesige Schule war an allen drei Festtagen geflaggt.
Zum Andenken an diese Feier erhielten zwei Schüler für gute Leistungen in der vaterländischen Geschichte von der Königlichen Regierung die Jubiläumsgabe „Kaiser Wilhelm der Große“ Dt. v. Lilienkron[2]. Dasselbe Buch erhielten noch zehn andere Schüler durch die Kirchspielschulkasse.
Am 10. Mai cr. gab der Lehrer in der 1. Unterrichtsstunde den Schülern ein Lebensbild des Märtyrers Bischof Adalbert von Prag[3], der vor 900 Jahren in Preußen den Tod erlitt.
Am 30. Januar cr, starb der Besitzer Müller – Jucknaten, der mehr denn 30 Jahre Gemeindevorsteher und Steuererheber im hiesigen Orte war. Die Witwe verkaufte ihre Besitzung und zwar an den angezogenen Besitzer Dujat 23,6450 ha nebst Speicher für 18059 M, an Borrmann den schmalen Streifen westlich von der Lasdehner Straße 4 ha groß für 3200 M, an Mischke cir. 5 ha Weideabfindung mit Wald für 2900,00 M und behielt die cir. 1,6 ha große Baustelle, worauf nach Abbruch der alten Wirtschaftsgebäude ein kleineres Wirtschaftsgebäude errichtet wurde.
Für 5400 M verkaufte Gutsbesitzer Büchler – Jucknaten an Gutsbesitzer Rammoser eine Baustelle im Dorfe von 2,12 ha zum Aufbau eines großen, neuen Stalles und für 1620 M eine 2 ¼ ha große Parzelle westlich von der Kiesstraße Lasdehnen – Trappönen an die Kaufleute Friedrich Hunsdörffer – Lasdehnen.
Die Gutsbesitzerwitwe Krebs – Lubinehlen verkaufte im Herbst d. J. ihre ganze Besitzung mit allem Inventarium für 78000 M an Wiemer - Naujeninken[4].
Am 31. März cr. wurden 6 Konfirmanden aus der Schule entlassen.
Am 1. April cr. besuchten 3 Schüler 7 Jahre 4 dto 6 dto 4 dto 5 dto 2 dto 4 dto 6 dto 3 1/3 dto 9 dto 3 dto 2 dto 2 1/3 dto 6 dto 2 dto 2 dto 1 1/3 dto 9 dto 1 dto 15 dto 1/3 dto Anfänger waren 12 dto Es zogen vom 1. April bis 1.12. an 17 dto Dagegen zogen fort in dieser Zeit 19 dto Entlassen wurden am 21/9.97 7 dto Die Schülerzahl betrug am 1/12 cr. 65
Im Schulverband sind 70 Haushaltungen von Losleuten, daher auch 55 Schüler von Losleuten.
Am 16. März cr. revidierte der Königl. Kreisschulinspektor Jucknaten.
Im Mai wurde das neue Stoffverzeichnis und der neue Stundenplan gefertigt vom Königl. Kreisschulinspektor Herrn Kurpiun eingeführt. Außerdem mußte jede Schule Formulare zum Lehrbericht für die Schulen des Aufsichtsbezirks Pillkallen anschaffen. Der Lehrbericht enthält den durchgenommenen Lehrstoff der immer für zwei Wochen eingetragen wird.
Das Gesetz vom 3. März 1897, betreffend das Diensteinkommen der Lehrer u. Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen, trat am 1. April cr. in Kraft.
Das Diensteinkommen besteht in dem Grundgehalte von 900,00 M und zwar:
1. Brennmaterial im Werte von 105,00 M, das aber nach dem Gesetz nur mit 60,00 M angerechnet wird 2. Naturalien im Werte von 138,00 M 3. Der Reinertrag des Schullandes nach Abzug des Reinertrags vom, Schulgarten der hier eine Größe von 18 a hat und mit 6,35 M berechnet ist 119,65 M 4. Bestellung des kulmischen Morgens 18,00 M 5. Gehalt aus der Schulkasse 564,35 M Summa 900,00 M
Das Diensteinkommen besteht 2. in Alterszulagen, die nach dem 7. Dienstjahre mit 100,00 M beginnen und je nach drei Jahren um 100,00 M steigen bis die höchste Alterszulage von 900,00 M erreicht ist. Der jetzige Stelleninhaber bezieht zur Zeit 600,00 M Alterszulagen und vom 1. Januar 1898 700,00 M Alterszulagen, den die Königl. Kreiskasse für die Regierungs-Hauptkasse zahlt.
Das Diensteinkommen besteht 3. in freier Dienstwohnung, die laut Amtsblatt der Königl. Regierung 90,00 M beträgt.
Die Schulsocietät erhält vom 1. April 97 ab außer den 500,00 M noch eine jährliche widerrufliche Staatsbeihilfe von 246,00 M. Das Grundgehalt hat sich um 96,35 M erhöht.
In den Sommerferien wurde die alte baufällige Schultreppe abgerissen und durch eine neue ersetzt. Außerdem wurde das ganze Schulhaus verputzt und geweißt; die schadhaften Dielen, Thür- u. Fenstergerüste wurden repariert. Zugleich richtete man über der Schulstube eine Sommerstube ein und gab der Westseite des Daches ein Fenster.
Am 21. September war die Entlassung von 6 konfirmierten Schülerinnen.
Die Kreislehrerkonferenz am 22. September besuchte auch der Herr Regierungsrat Snöy. Die Herbstferien dauerten vom 23. September bis 7. Oktober cr.
Das Wintergetreide schüttete gut, dagegen hatte das Sommergetreide durch den Rost[5] furchtbar gelitten; so wog z.B. ein Scheffel vom besten Hafer nur 25 bis 30 Pfund.
Der Gesundheitszustand der Bewohner war gut.
Am 27. November einem Bußtage feierte der Lehrer Schneider sein 25 jährige Dienstjubiläum in stiller Weise.
Versetzt wurde am 1. Dezember cr. der königliche Kreisschulinspektor Kurpiun nach Darkehmen[6] und übertragen wurde dieses Amt dem Kantor Herrn Bleyer zu Heinrichwalde. Herr Pfarrer Mack revidierte am 7. Juli und 17. September cr..
Vom Winterschulbesuch waren 4 Schüler dispensiert.
Die Christbescherung fand in üblicher Weise am 24.12. statt.
Von Jahr zu Jahr immer mehr beeinträchtigt der Mangel an Arbeitsleuten den Schulbesuch! Möge das neue Jahr der Schule förderlich u. von großem Segen sein.
- ↑ Philipp Melanchthon, 1497-1560, dt. Humanist und Reformator neben Martin Luther
- ↑ Detlev von Liliencron
- ↑ Bischof Adalbert von Prag um 956 geb., am 23. April 997 (auf einer Missionsreise im Samland erschlagen)
- ↑ Naujeninken? = Naujeningken = ab 1938 Neuhufen
- ↑ Getreidekrankheit
- ↑ Darkehmen ab 3.6.1938 Darkheim, ab 16. 7.1938 Angerapp
Das Jahr 1898
Baustelle!
Datei:Hafengeburtstag Hamburg 05 2011.ogg
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