Zeitgeschichte der Schule Jucknaten / Meißnersrode

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Schulhaus Jucknaten / Meißnersrode, Süd-Ost-Ansicht, Aufnahme von 1938, erbaut 1737

Vorbemerkungen

Genehmigung

Die Genehmigung für die Veröffentlichung der „Zeigeschicht der Schule Jucknaten /Meißnersrode“ in GenWiki im „Portal Pillkallen“ unter der Auflage der ausschließlich nicht-kommerziellen Nutzung liegt mir, Günther Kraemer, von der „Kreisgemeinschaft Schloßberg/Ostpr. e.V. in der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen/Luhe“ schriftlich vom 19.03.2011 vor.

Redaktionelle Anmerkungen zum Original

Auf dem Aufkleber des Einbanddeckels der Schulchronik steht handschriftlich geschrieben: „Zeitgeschichte der Schule Jucknaten, Begonnen mit dem Jahre 1872“. Die ersten handschriftlich verfassten Seiten sind offensichtlich entfernt worden, jedoch sind noch schmale, beschriebene Randstreifen vorhanden. Die erste noch vorhandene Seite beginnt mit den Eintrag: „1893 Der Schulbesuch....“.

Nach dem Zustand des Originals ist zu vermuten, dass aufgrund des einzelgehefteten Innen-Doppelblattes (lose Fadenheftung), im Jahr 1896 zwischen den Textstellen (Seitenende) „… weil die Sommerferien begannen.“ und (nächster Seitenanfang) “Das Sedanfest wurde in...“ Seiten fehlen.

Im Jahr 1899 fehlen zwischen den Textstellen (Seitenende) „… für 6,00 M angeschafft werden.“ und (nächster Seitenanfang) „Röhren sind einschließlich Bruch...“ mehrere herausgerissene Seiten. Der Einband ist an dieser Stelle offen bis zum Rücken.

Die Seiten mit den Eintragungen für die Jahre 1902 bis 1905 sind ebenfalls sichtbar herausgetrennt worden, jedoch sind noch schmale, beschriebene Randstreifen vorhanden. Im Original befinden sich für den o.g. Zeitraum zwei Textseiten und in der Kopie noch zwei weitere Seiten.

Die nächste gesicherte Jahresangabe ist das Jahr 1906.

Der letzte Eintrag endet im Jahr 1937 mit dem Satzanfang: „So geht ein Dresch-“. Die Folgeseiten sind aus dem Einband herausgerissen worden.

Das Jahr 1893

Der Schulbesuch im Januar d. J. litt unter der grausigen Kälte, stand doch das Thermometer von Celsius, welches von dem Schulverband angeschafft wurde, drei Wochen lang unter –30°. Der kälteste Tag war der 16. Januar bei –36°. Ende März und September d. J. wurden sechs Konfirmandinnen entlassen, dagegen am 1. April 7 Anfänger aufgenommen.

Am 16.-18. Juli hielt Herr Pfarrer Zilius - Pilkallen[1] die Kirchenvisitation in Lasdehnen[2] ab, wobei Jucknaten[3] und Schilleningken[4] am Morgen des letzten Tages vortraten. Lection für die hiesige Schule war: Der 19. Psalm.

Das diesjährige Schulfest fiel des ungünstigen Wetters wegen aus. Da im Frühjahr und halben Sommer wenige Regentropfen fielen, so fehlte es hernach an Futter und Stroh, Obst, Kartoffeln. Runkeln gab es reichlich. Die Beackerung des Schullandes übernahm für 89 M der Gutsbesitzer Rammoser.

Zu dem jährlichen Verputzen und Weißen kam diesmal noch eine größere Reparatur des kleineren Schornsteins und der beiden Treppen der Schule dazu. Der Schulvorstand ließ diese Arbeiten auf Rechnung der Schulkasse ausführen. Ebenso wurde der Schulzaun ausgebessert.

Wie seit einigen Jahren, so ließ der Lehrer auch in diesem Herbst 1/2 Morgen Schulland mergeln. Das Ernteergebnis des Schullandes steigt dadurch und durch ausreichenden Gebrauch künstlicher Düngestoffe von Jahr zu Jahr. Der Martinimarktpreis für Roggen war 4,60 M, für Gerste 4,30 M, für Hafer 3,60 M.

Notizen zum tabellarischen Bericht über das Schulwesen: 19 deutsche, 3 littauische Knaben, 26 deutsche, 2 littauische Mädchen, 13 Hütekinder. Aufsatzhefte I.A. = 9 Hefte, II.Ab. 16 Hefte, 36 Schönschreibhefte, 24 Zeichenhefte, 18 Mädchen wurden in weiblichen Handarbeiten unterrichtet.

Am 30. November cr.[5] waren 69 Schüler; seit dem 1. April cr. waren 19 Schüler fort-, dagegen 37 Schüler angezogen. Von den fortgezogenen Schülern gehörten 5 der I.A., 7 der II.A. und 7 der Unterstufe an.

Von den vielen angezogenen Schülern gehören 2 der I.A., 14 der II.A. und die Mehrzahl, nämlich 21 Schüler der Unterstufe an. Dieser fortwährende Wechsel der Schüler in den beiden letzten Jahren erschwert die Arbeit des Lehrers sehr. Herr Kreisschulinspektor Kurpiun revidierte am 3. März, am 1. Juni cr.. Bei der Volkszählung 1890 hatte Jucknaten 252, Uszeszuppen[6] 60, Lubinehlen[7] 53, Alt Skardupönen[8] 32, Karunischken[9] 26, Nickelstanaten[10] 20, Endruscheiten[11] 8, Tulpeningken[12] 362 und Lasdehnen 1374 Einwohner.


  1. Pillkallen = ab 1938 Schloßberg
  2. Lasdehnen = ab 1938 Haselberg
  3. Jucknaten = ab 1938 Meißnersrode
  4. Schilleningken = ab 1938 Ebertann
  5. cr. = currentis = laufend = des laufenden Jahres, steht für das deutsche d. J.
  6. Uszeszuppen = ab 1938 Dachsheide
  7. Lubinehlen = ab 1938 Lubenwalde
  8. Alt Skardupönen = 1928 Eingliederung in Landgemeinde Karunischken
  9. Karunischken = ab 1928 in Königsfeld
  10. Nickelstanaten, ab 1928 Nickelstannaten = ab 1938 Altbaum
  11. Endruscheiten = ab 1938 Kleinluben
  12. Tulpeningken = ab 1938 Tulpeningen

Das Jahr 1894

Am Anfang des Jahres erkrankten „viele“ Schüler. Auguste Mallwitz, Tochter eines Losmanns, kam durch die Verwendung des Herrn Pfarrers Mack – Lasdehnen eines kranken Fußes wegen zum Weihnachtsfeste 1893 in das Krankenhaus der Barmherzigkeit nach Königsberg. Erst im Frühjahre wurde dieselbe aus der Anstalt entlassen, aber erst nach den Sommerferien war der Fuß soweit hergestellt, daß sie die Schule besuchen konnte. Der Frauenverein - Lasdehnen hat zum Teil die Kosten gedeckt, denn Mallwitz war in Jucknaten noch nicht ortsbehörig geworden.

Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. wurde durch Gebet, Ansprache, Gesang und Deklamation in der festlich geschmückten Schule gefeiert.

Am 2. April wurden 13 Kinder neu aufgenommen. Revisionen waren am 28. März durch Herrn Kreisschulinspektor Kurpiun und am 24. Januar u. 29. Juni durch Herrn Pfarrer Mack - Lasdehnen.

Die Einnahmen der hiesigen Schulkasse per 1893/94 von  890,93 M
Die Ausgabe in dieser Zeit betrug                      856,73 M 
Folglich blieb ein Bestand von                          34,20 M

Der Beitrag zum Ruhegehalt des Lehrers für die Zeit vom 1. Juli 1893 bis Ende März 1894 betrug 21,00 M laut Gesetz vom 23. Juli 1893. Für Schulrevisionsfuhren 1893/94 zahlte die Schulkasse 6,00 M, für Schrobben der Schule 12,00 M, für Versicherung der Gebäude 5,80 M, für Ackerbestellung 89,00 M.

Laut Bericht des Königl. Kreisschulinspektors Herrn Kurpiun forderte das Königl. Landratsamt den hiesigen Schulvorstand auf:

1. Die Aborte zu vergrößern,
2. eine Uriniervorrichtung einzurichten,
3. die Turngeräte zu erneuern,
4. sechs Schulbänke anzuschaffen.

In der Schulvorstandssitzung vom 24. Mai 1894 wurde beschlossen, die gerügten Mängel zu beseitigen und außerdem noch folgende Reparaturen auszuführen:

1. Verputzung des Fundaments an der Scheune, sowie Verschalung des Fundaments an der inneren Westseite der Tenne,
2. Verschalung des Westgiebels des Stalles,
3. Reparatur eines Fensterkopfes und einer Thür,
4. Weißen,
5. Erhöhung des Aborts.

Die Nachreichung für unvorhergesehene Reparaturen per 1. April 1891 bis dahin 1894 betrug in Summe 97,05 M.

Für Vertretung bei Stellenvakanz ist in dieser Zeit nichts verausgabt worden. Die Beackerung des Schullandes war an den Mindestfordernden den Gutsbesitzer Rammoser – Jucknaten für 89 M vergeben worden. Da derselbe einen Tiefkulturpflug besitzt, so pflügte er mit demselben 1893 den Kleeacker an der oberen Ostgrenze und 1894 das daran liegende Feld um. Da zur hiesigen Schule viele Bauern gehören, so brauchen dieselben beinahe auch eben so viele Hirten. Es hüteten in diesem Sommer mit Erlaubnis 10 Knaben. Bei mehreren Besitzern sind confirmierte Hirten.

Am 4. u. 5. Juni war die diesjährige Schul- u. Kirchenvisitation, in welcher die hiesige Schule den Hauptmann zu Lagemann als Prüfungsaufgabe hatte.

Zur Kreislehrer-Konferenz in Pillkallen am 21. September cr. fuhr Lehrer Schneider mit Lehrer Nontua – Neu Skardupönen[1] . Präparandenlehrer Holzlöhner: Der Geschichtsunterricht mit Berücksichtigung der formalen Stufen. Jung – Kussen.: Die Schule der Lehrer. Dies waren die Vorträge bei der diesjährigen Gaulehrerversammlung in Pillkallen am 3. Oktober.

In der Kreislehrerversammlung hielt Herr Lehrer Pfau - Abschruten[2] eine Lection: Das menschl. Auge. Der Königl. Kreisphysikus Herr Dr. Schmidt hielt darauf einen Vortrag: Was kann der Lehrer unter ärztlicher Anleitung zur Bekämpfung der Granulose[3] thun? Der dauernde Aufenthalt in einer guten und gesunden Luft ist eine unerläßliche Forderung und den Augen dienlicher als alle medikamentöse Behand¬lung. Ein Aufenthalt in verdorbener Luft hemmt alle Heilbestrebungen, leistet der Weiterentwicklung des Leidens Vorschub u. befördert die Recidive[4]. Beim normalen Verhalten des Auges sieht die Bindehaut, das ist die am oberen u. unteren Lidrande sich einwärts schlagende Hautdecke, welche auf der Innenfläche des Lides vom Lidrande zum Augapfel hinüberzieht u. hier am Hornhautrande endet, im allgemeinen fleischgelb oder blaß rosa aus u. ist von einigen zarten Blutgefäßen durchzogen. Die Oberfläche ist zart, durchscheinend, spiegelnd u. vor allem frei von jeder Erhabenheit. Die Thränenflüssigkeit ist farblos. Jede ausgiebigere Absonderung der Tränenflüssigkeit und die Absonderung eiteriger oder schleimige Wasser ist als eine abnorme Erscheinung aufzufassen. Ebenso ist jede gesteigerte Rötung in der Bindehaut, jede Veränderung in der ebenen Fläche als krankhaft anzusehen. Das Charakteristische des Leidens ist die Entwicklung gelbweißlicher oder graulicher, bläschenförmiger oder körniger Erhabenheiten in der Bindehaut von mit bloßem Auge kaum wahrnehmbaren Punkten bis zur Größe eines Hirsekorns. Diese Granulationen sind halb durchschimmernd u. stehen bald in Reihen geordnet, bald in der Bindehaut unregelmäßig verstreut oder gar froschlaichartig in Masse. Manches kranke Auge heilt unter günstigen Bedingungen von selbst. Oft tritt beim Schrumpfungsprozeß eine krankhafte Verkrümmung der Augenlider mit einer Einwärtsdrehung der Augenwimpern ein, der einen dauernden Reiz des Auges unterhält. Unregulierbare Erblindung durch Hornhauttrübung u. Hornhautschwärzung ist der nicht seltene Ausgang des verhängnisvollen Leidens.

In den schleimig u. eitrigen Absonderung der Augen sind die Ansteckungskeime der Krankheit zu suchen. Kinder mit solchen Augen bilden eine hohe Gefahr für ihre Umgebung. Solche Kinder müssen ihre eigenen Waschutensilien haben. Auch dürfen die Kinder sich mit den Händen niemals in die Augen fahren.

Um Übertragung bei Untersuchungen zu verhüten wasche man vorher gründlich die Hände mit einer Lösung grüner Seife u. spüle sie dann nach jeder Untersuchung mit einer Sublimatlösung in der Stärke von 1 ‰ oder mit einer 5 % Karbolsäurelösung über.

Behandlung: Es werden Tropfen zum Einträufeln in die Augen, zum Abreiben oder Bepinseln der Bindehäute sein, einige Ätzmittel in Stiftform zum Bestreichen der erkrankten Bindehäute. Ein Ausstülpen der Lider ist dabei nötig. Nach Anwendung der Mittel tritt ein vorübergehender Reizzustand des Auges ein, der bald verschwindet, wenn das Auge mit reinem Wasser gespült wir. Eine Schonung der Augen ist selbstverständlich.

Jedes Kind mit schleimig-eitriger Absonderung der Augen wird vorläufig vom Schulbesuch ausgeschlossen u. der vorgesetzten Behörde hierüber Meldung gemacht. Für frische, gute Luft sorgen; der Schulstaub muß aus der Schule verschwinden, weil derselbe Infektionsträger sein kann.

Nach einer mehrwöchentlichen vom Lehrer vorgenommenen Augenuntersuchung, nach Miteilung des Resultates an den Amtsvorsteher, besichtigte am 18. Dezember cr. Dr. Schawaller und viel später, am 26. Februar 1895 Kreisphysikus Dr. Schmidt die Augen der hiesigen Schüler. Das Ergebnis war: sechs Kinder wurden sofort wegen Granulose aus der Schule entlassen, 8 leichtere Entzündungen behandelt Dr. Schawaller und 12 sehr leichte der Lehrer Schneider.

Der Schulverband Jucknaten steht unter der Gutsherrschaft der Königlichen Domänen Fiskus, dem auch das Recht den Lehrer allein zu berufen gebühret. Die mit § 44 – 46 der Schulordnung bezeichneten gutsherrlichen Leistungen wurden vom Fiskus allein getragen.

Das gesamte Schulland besteht aus 14 Morgen 91 □R = 3,7129 [5]

Anmerkung der Redaktion,
Berechnung: 14 Morgen * 0,255322 ha/Morgen                   = 3,574508  ha       
            91 Quadratruten * 0,0141846 ha/Quadratrute       = 0,1290744 ha 
            Größe des Schullandes                            = 3,7035824 ha        
 

Hiervon werden verrechnet.

a) auf den kulmischen Morgen[6]   2 Morgen 4,7 □R  =
b) auf die Hof- u. Baustelle =             45 □R  =   6,38 a  
   auf die jetzige Hof- u. Baustelle              =  12,93 a  
c) auf den früheren Obst- u. Küchengarten 120 □R  =  17,02 a 
   auf den jetzigen dto                           =  17,47 a
d) auf die freie Weide etwa       4 Morgen        =          
e) Überschußland                  7 Morgen 59 □R       

Die Schulsocietät Jucknaten hat den Garten, die Hof- u. Baustelle, das Weideland und das Überschußland allein hergegeben, und ist der Ertragwert im Jahre 1854 mit Rücksicht auf die Abgabenfreiheit, die Bodenbeschaffenheit und die ortsüblichen Preise auf 2___ = 6,00 M pro preußischen Morgen angenommen. Der Schulort Jucknaten ist für 11 Morgen 179 □Ruten von den übrigen Ortschaften anteilig zu entschädigen. Im Jahre 1854 war laut Verordnung vom 2. Oktober 1852 der wirklich preußische Besitzstand bei der Verteilung der Schulabgaben, Lasten u. Leistungen als Maßstab angenommen worden.

Die Försterei Karunischken war nach Verhältnis der 43 in Jucknaten vorhandenen Haushaltungen mit 1/44 von Jucknaten berechnet worden.

Zu den Matrikeln über die Regulierung des Einkommens des Lehrers an der Schule zu Jucknaten, Kirchspiel Lasdehnen, Kreis Pillkallen vom 12 Juli, bestätigt den 3. Dezember 1851, 19. Mai, bestätigt den 10. August 1876 und 10. November, bestätigt den 31. Dezember 1881.

Nach der Verfügung der Königlichen Regierung vom 18. Oktober II C 2746 hat der Herr Minister dahin entschieden, daß die Verhandlung vom 2. Oktober 1852, auf welcher die alte Verhandlungsart beruht, wegen formeller Mängel als ein nicht verbindlicher Vertrag nicht anzusehen und deshalb nicht aufrecht zu erhalten sei.

Da in dem Termin vom 4. h.m.[7]unter den zum Schulverband gehörigen Ortschaften über die Annahme eines Verteilungsmaßstabes bezüglich der Schulleistungen Einigung nicht stattgefunden hat, so tritt, da weder Verträge noch andere besondere Rechtstitel ein Anderes bestimmen in Gemäßheit des § 40 der Schulordnung vom 11. Dezember 1845 die Haushaltungszahl der einzelnen Schulverbandsortschaften als Verteilungsmodus ein.

Es ist deshalb eine anderweite Verteilung der Schulleistungen notwendig geworden.

Die Bestimmungen der Nachtragsmatrikel vom 10. November 1881 werden demnach aufgehoben und an Stelle derselben folgende Festsetzungen getroffen.

§ 4
Der Matrikel wird die Haushaltungszahl als Verteilungsmodus zu Grunde gelegt. An Haushaltungen sind vorhanden:

a)  in Jucknaten	        50
b)  " Endruscheiten	         3
c)  " Karunischken	         3
d)  " Lubinehlen	         9
e)  " Alt Skardupönen	         6
f)  " Nickelstanaten	         2
g)  " Anteil Uszeszuppen	 3
h)  " Försterei Karunischken     1
    im Schulverbande überhaupt	77

§ 5
Der Ertragswert des in § 3 der Matrikel vom 12. Juli 1854 gedachten Obst- und Küchengartens, sowie des Weide und Überschußlandes, für welches der Schulort Jucknaten mit 6 M pro preußischen Morgen von den überigen Schulverbands-Ortschaften anteilig entschädigt werden soll, beträgt 71,97 M
Hierzu tragen nach dem im § 4 festgesetzten Verhältnisse bei:

1. Jucknaten               46,74 M
2. Endruscheiten            2,80 M
3. Karunischken             2,80 M
4. Lubinehlen               8,41 M
5. Alt Skardupönen          5,61 M
6. Nickelstanaten           1,87 M
7. Anteil Uszeszuppen       2,80 M
8. Försterei Karunischken   0,94 M
Summa wie oben             71,97 M

Hiernach wird dem Schulort Jucknaten der Betrag von 25,23 M auf seinen Beitrag zum baaren Lehrergehalte zu gute gerechnet, während die übrigen Schulverbands-Ortschaften diese Summe noch besonders aufzubringen haben.

§ 6
Kalenderverteilung.

§ 7
Von dem baaren Beitrage des Schulorts Jucknaten ist jedoch noch der Beitrag der anderen Schulverbands-Ortschaften zur Entschädigung für den Obst und Küchengarten, sowie der Weide und Überschußlandes (§ 5) mit 25,23 M und der ganze dem Schulverband bisher gewählte Staatszuschuß welcher nach Vorschrift der Verfügung der Königlichen Regierung vom 18.h m. II C 2746 mit Rücksicht auf die durch den gegenwärtigen Verteilungsmaßstab Matrikel entstandene Überlastung der Dorfschaft Jucknaten mit Endruscheiten den anderen Schulverbands-Ortschaften gegenüber derselben ausschließlich überwiesen werden soll, früher mit 165,00 M jetzt mit 150,00 M und in Summe also 175,23 M abzurechnen.

§ 10
Diese Nachtragsmatrikel tritt mit dem 1. Januar fut[8] in Kraft.
Pillkallen, den 31. Oktober 1882
Der königliche Landrath.

Die vorstehende Nachtrags-Matrikel vom 31. Oktober cr. wird und zwar in contumaciam gegen die im Anerkennungs-Termin ausgebliebenen Interessenten unter Zurückweisung der erhobenen Einwendungen gegen die Verteilung des Staatszuschusses hierdurch bestätigt.

Urkundlich, unter Beidewirkung des Regierungs-Insiegels und der geordneten Unterschrift.
Gumbinnen, den 5. Dezember 1882
(L.S)
Königliche Regierung,
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen
gez. Dodillet

Für das Rechnungsjahr 1894/95 hat der hiesige Schulverband zu den durch die Staatsbeiträge nicht gedeckten Teil der Ruhegehälter von Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen 44,00 M beizutragen.
Der Staatsbeitrag zur Neubeschaffung der Turngeräte und des Pissoirs betrug 27,63 M.

Der Besitzer Joh. Millauer verkaufte im November seine hiesige Besitzung, cir. 126 Morgen mit Gebäuden und sämtlichem Inventarium für 30.000 M an den Gutsbesitzer Buechler.

Ein Jahr vorher kaufte Krebs vom Reiner das Gut Lubinehlen für __[9]. Besitzer F. Millauer ließ seine Wirtschaft seinem Sohn Heinz verschreiben.

Das Ernteergebnis dieses Jahres war vorzüglich; daher kostete 1 Schff[10] Weizen 5,00 M, Roggen 4,00 M, Gerste 3,30 M, Hafer 2,30 M.

Dagegen wurden gute Milchkühe von den Händlern sehr gesucht und mit 200 – 400 M pro Stück bezahlt. Auch die Schweine hatten einen hohen Preis, derselbe fiel erst gegen Weihnachten.

Das Allgemeine Landrecht, das auf die Rechtsentwicklung in Deutschland einen mächtigen Einfluß gehabt hat und noch heute fest und stark wie eine 100 jährige, kräftige Eiche dasteht, obgleich es durch die spätere Gesetzgebung mannigfache und tief eingreifende Veränderungen erfuhr, hat von seiner ersten Auflage nur noch wenige Exemplare aufzuweisen. Eins dieser besitzt seit vielen Jahren der Gemeindevorsteher 'Müller hierselbst. Diese Gesetzbücher, bereits 1791 in der Königl. Hofbuchdruckerei gedruckt, führen noch den Titel: Allgemeines Gesetzbuch für den preußischen Staat. Die bei der Revision erfolgten Veränderungen sowie die Königl. Verordnungen und Ministerialentscheidungen sind bis 1836 von einem Juristen sehr sorgfältig ergänzt. Von dem Titelblatte ist das von einem Lorbeerkranz umgebene Bildnis des Königs, geschmückt mit dem schwarzen Adlerorden und der bedeutungsvollen Umschrift: „Friedrich Wilhelm der Gesetzgeber“. Die Themis dargestellt mit Schwert und Wage, sieht scharfen Auges auf das Zünglein derselben.

Die Christbescherung in der hiesigen Schule war Montag, d. 24.12. nachmittags 1 ½ Uhr. Die gesammelten Beiträge und Geldgeschenke betrugen 20,95 M.


  1. Neu Skardupönen = 1938 in Grenzwald
  2. Abschruten = Schruten
  3. Granulose, eitrige Augenerkrankung
  4. Recidive = Rezidiv (lat.) Rückfall
  5. ab 1813 1 Morgen = 0,255322 ha = 25,5322 a = 2553,22 m²
    ab 1816 1 □R = 1 Quadratrute = 0,00141846 ha = 0,141846 a = 14,1846 m²
  6. ein kulmischer Morgen entsprach 300 Quadratruten oder ca. 5600 m²
  7. h.m. = ? z.B: h.a. = hoc anno = in diesem Jahr
  8. fut = ? z.B. Futur = die Zukunft bezeichnende Zeitform
  9. Betrag fehlt
  10. Schff = 1 Scheffel (preußen) = 54,961 Liter, Hohlmaß f. feste Stoffe ab 1861

Das Jahr 1895

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