Stern (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung des Familiennamens

  1. Die Familiennamen sind im deutschsprachigen Raum ab etwa 1200 entstanden, und zwar beginnend im Südwesten, in Baden, Württemberg und Basel, ebenso wie in Köln, Speyer, Worms. „Stern“ zählt zu der ältesten Schicht von Namen,und ist noch heute relativ am häufigsten in ganz Deutschland in Süd-Württemberg/Baden verbreitet. Vermutlich entstand der Name als Hausname, also ein Haus mit einem Stern als Hausmarke bzw. einem Stern als Hauszeichen. Besonders fest wurde der Hausname Stern in Zusammenhang mit Wirtshäusern und Wirtsschildern (Gasthaus/Wirtschaft/Hotel Zum Stern, Sternenwirt, sternhagelvoll, sternvoll, "er hat einen Stern" = "er hat einen Rausch" ... und so weiter).
  2. "Stern" kann auch ein Herkunftsname zu einem Ortsnamen sein (in Deutschland recht häufig).
  3. Im Brandenburgischen bezeichnet "Stern" einen Platz, zu dem mehr als vier Schneisen, Wege, Straßen oder dergleichen sternförmig hinführen (z. B. Großer Stern in Berlin). Die Bezeichnung des Platzes geht über auf die Gebäude, die sich im Mittelpunkt oder in der Nähe eines solchen Platzes befinden (z. B. Jagdschloß Stern bei Babelsberg, Hotel „Zum Stern“ in Friesack und so weiter). Der Name des Gebäudes wiederum steht Pate für die Personen, die in dem Gebäude wohnen oder es nutzen.
  4. Eine weitere Variante ist der wegen Wohlklangs gewählte Name für jüdische Familien (die jüdische Bevölkerung hatte z. T. die Möglichkeit, sich selbst Namen auszuwählen).
  5. "Stern" kann auch eine Adaption des Wortes "Steer" sein, d. i. der Über-/Hausname zu ster(e) = "Widder, Schafbock" bzw. zu ster = "Stier".
  6. In England wurde der Name STERN bereits im frühen Mittelalter zur Charakterisierung seines Trägers verwendet (engl. stern = dt. streng, hart, ernst). Eine Person namens Stern war demnach ein strenger, harter oder ernster Mensch. Spätere englische Abwandlungen sind: Sterns, Sterne, Starnes, Stearnes, Sternes, Stearne und Stearn.
  7. Stern ist einer der häufigeren Familiennamen in Deutschland. Nach den Namensverbreitungskarten liegt er zwar noch nicht einmal unter den ersten 140 Familiennamen, Stern heißen aber über 10.200 Menschen mit (1999) 3650 Telefonanschlüssen.

Etymologie des Wortes

Für "Stern" steht:

  • mittelhochdeutsch = stern[e]
  • althochdeutsch = sterno
  • gotisch = stairno
  • schwedisch = stjärna

Daneben steht für "Stern" das andersgebildete:

  • mittelhochdeutsch (mitteld.) = sterre
  • althochdeutsch = sterro
  • niederländisch = ster
  • englisch = star

Außergermanisch sind z. B. verwandt:

  • griechisch = aster, ástron = "Stern"
  • lateinisch = stella (aus *ster-la; Konstellation).

Die genannten Wörter basieren auf:

  • indogermanisch = ster- = "Stern"

"ster-" als „am Himmel Ausgestreutes“ gehört möglicherweise zur Wortgruppe von "Strahl".

Varianten des Namens

Stehr, Stär, Stör, Stähr, Steehr, Steer, Stahr, Sterz, Stirn ...


Geographische Verteilung

Stern ist noch heute relativ am häufigsten in ganz Deutschland in Süd-Württemberg/Baden verbreitet, mit Schwerpunkten um Villingen, Rottweil und Niedereschach. .Daneben gibt es noch eine starke „Verbreitungsinsel“ in Niederbayern, vor allem um Deggendorf. Da sich die Art der Kennzeichnung über Nachnamen=Familiennamen allmählich entlang den wichtigsten Handelsrouten bis etwa 1500/1600 sehr weit ausdehnte, stößt man z.B. in den Mormonenarchiven bei der Suche nach Stern auf den Namen auch weitgehend entlang der Rhein-Main-Linie über die Kurpfalz nach Norden.

Erste Nennungen

  • 1255 wird ein Walther ad Stellam zu Basel genannt. 1295 Walther zem Sternen zu Mühlhausen.
  • 1307 trägt in Köln das Haus und die Wirtschaft des Thomas Sterre den Namen ad stellam = dt. "Zum Stern".
  • 1529 nahm Peter Stern von Labach, der Kriegssekretär Ferdinands I., als Augenzeuge an der Verteidigung Wiens gegen die Türken teil. Er führte ein Tagebuch über die Belagerung, das Hieronymus Vietor, der damals bedeutendste Wiener Drucker, bereits kurz nach dem Abzug der Türken als Relation herausbrachte.
  • 1556 erbaute ein Stern zu Drossen den Kupferhammer zu Radach. Vermutlich war dieser Stern der Besitzer des älteren Kupferhammers in der Zielenziger Vorstadt von Drossen (vgl. Genealogie Sternberg).

Landkreis Rottweil

1612 heiratete Johann Stern von Lauffen o.R. die Anna Thauserin in Villingendorf. Er bewirtschaftete den Lehenhof des Klosters Alpirsbach in Villingendorf. Diese Sippe starb in der männlichen Linien bereits in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts in Villingendorf wieder aus. Die im 19. Jahrhundert in Villingendorf ansässige Stern-Sippe geht auf den 1816 von Lackendorf nach Villingendorf zugewanderten Wagner Josef Stern zurück. Er war in 1. Ehe mit Catharina Schmid verheiratet, in 2. Ehe mit Juliana Müller.
Es gibt einen Lehensrevers eines Hans Stern von Lauffen über den Hof in Neckarburg von 1615 (HstAS A 521 Bü 75).
Die Frau des Epfendorfer Müllers Hans Nollhardt (Heirat vor 1625, + 1661) hieß Barbara Sternin. Ihre Herkunft ist aber nicht bekannt.

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

1540 werden im Schoßregister des Landes Ruppin der Menzer Hofbesitzer Ambrosius Stern (Brose Steren) und der Zernekower Hofbesitzer Hans Sterne aufgelistet. Ab 1622 bis 1950 lassen sich im Landkreis Ostprignitz-Ruppin zig Stammlinien und Hunderte von Personen mit dem Familiennamen Stern nachweisen (vor allem in den Orten Dreetz, Köritz, Lohm, Bartschendorf, Sieversdorf, Michaelisbruch, Großderschau, Neustadt an der Dosse etc.). Hanß Stern, der um 1622 geboren und am 08.11.1683 in Dreetz gestorben ist, ist nachweislich einer der ältesten bekannten Stern-Stammväter. Nachfahren der Ostprignitz-Ruppin-STERN-Linien lassen sich heute in Bremen, Hamburg und Hessen, aber auch in Übersee (Amerika und Australien) nachweisen. Eine STERN-Stammlinie zog von Brandenburg über Pommern, nach Ostpreußen und über Pommern, Schlesien und dem Erzgebirge nach Hessen.

Pommern und Neumark/Ost-Brandenburg

Der Name Stern taucht von kurz vor 1800 (Beginn der erhaltenen Kirchenbücher) bis weit ins 19. Jahrhundert sehr häufig in den Kirchenbüchern des Kreises Neustettin in Pommern für viele Berufe auf, für Häusler und Tagelöhner ebenso wie für Tuchmacher, Bauern und Müller. Aus Kirchenbüchern, den Einwohnererhebungen von 1777 und aus Sekundärquellen (wie den IGI-Listen der Mormonen) kommt man allein für die kurze Zeit zwischen 1770 und 1820 problemlos auf über 40 Namensträger Stern. In der Neumark (Kreise Ost- und West-Sternberg, Landsberg/W. und Friedeberg) findet man kurz nach 1800 eine Müllerfamilie Stern mit reicher Nachkommenschaft auch nach Pommern hin. Um Landsberg/W. gab es Orte namens Stern, ebenso um Bärwalde/Neustettin einen Sternhof und eine Sternmühle. Stern-Vorkommen (auch: Sztern) gibt es nach den polnischen Namensverbreitungskarten vor allem im Bereich Posen/Poznan.

Gwiazdowo in der Wojwodschaft Brzeczny

Viele ostpreußische Familien STERN haben ihren Ursprung in Polen. Der Name lautete ursprünglich von Gwiazdowski (Gwiazda = Stern). Der Legende nach sollen die polnischen STERN schon unter dem König Boleslaw I. Chobry (992-1025) geadelt worden sein. Die "von Gwiazdowski" besaßen die Herrschaft über Gwiazdowo, die sich über Polen hinaus nach Litauen erstreckte. Ein Kajetan Aloisius Gwiazdowski soll 1520 Kongreßmarschall von Litauen gewesen sein. Weiter ist 1528 ein Xaver Stanislaus Gwiazdowski als Erzbischof von Wilna überliefert. Nach der Reformation lösten sich die preußischen Gwiazdowski vom Katholizismus und nannten sich fortan "Stern". Kurt Stern hat den Werdegang dieser Stammlinie über drei Jahrhunderte (1669-1969) erforscht.

Westfälische Varianten

  • 1498 Sterneberch in Ahlen, Warendorf
  • 1498 Sterneberges in Warendorf
  • 1498 Sternenberch in Ahlen, Warendorf - 126^1
  • 1498 Sternenborch in Bocholt

Absolute und relative Namenshäufigkeit

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Bekannte Namensträger

  • Abraham Stern, deutscher Mathematiker in Göttingen (ca. 1870-90)
  • (en) Adolf Stern, deutscher Schriftsteller (1835-1907)
  • Adolf Stern, deutscher Schachspieler (1849-1907)
  • (en) Anatol Stern, polnischer Schriftsteller (1899–1968)
  • (en) Andy Stern, amerikanischer Geschäftsführer von Service Employees International Union (+ 1950)
  • (en) Avraham Stern, palästinensischer Untergrundkämpfer (Chef der Lechi = Stern-Gang), (1907–1942)
  • (en) Bill Stern, amerikanischer Schauspieler und Sportsprecher (Radio Hall of Fame) (1907-1971)
  • Carola Stern, deutsche Publizistin und Journalistin (1925–2006)
  • Clara Stern, Entwicklungspsychologin, Frau von William Stern, geb. Joseephy (1877–1948)
  • (en) Casey Stern, amerikanische Baseball-Journalistin (* 1978)
  • (en) Curt Stern, deutsch-amerikanischer Genetiker (1902-1981)
  • (en) Daniel Stern, schriftst. Pseudonym von Marie d'Agoult (1805-1876)
  • Daniel Stern, Psychoanalytiker
  • Daniel Stern, US-amerikanischer Schauspieler (* 1957)
  • (en) David Joel Stern, Präsident der National Basketball Association (NBA) (* 1942)
  • David Stern, amerikanischer Geschäftsmann, Geschäftspartner von Levi & Strauss (1823-1874)
  • (en) David M. Stern, amerikanischer Autor von „Die Simpsons“ u. a.
  • (en) David H. Stern messianisch jüdischer Theologe in Israel (* 1935)
  • Dieter Stern, deutscher Fernschachspieler (* 1934)
  • Edouard Stern, französischer Bankier (1954–2005)
  • (en) Elazar Stern, israelischer General (* 1935)
  • Fritz Richard Stern, amerikanischer Historiker deutsch-jüdischer Herkunft (* 1926)
  • (en) Gerald Stern, amerikanischer Dichter (* 1925)
  • (en) Gladys Bronwyn Stern, englische Schriftstellerin (1890–1973)
  • (en) Harold P. Stern, amerikanischer Kunsthistoriker (1922-1977)
  • (en) Heide Stern, bürgerlicher Name der amerikanischen Rocksängerin "Jennifer Rush"
  • Horst Stern, deutscher Schriftsteller und Journalist (* 1922)
  • Howard Stern, US-Hörfunk- und Fernsehmoderator (* 1954)
  • Isaac Stern (en) bzw. (dt), amerikanischer Violinist ukrainischer Herkunft (1920–2001)
  • Jacques Stern, Französischer Computerwissenschaftler und Kryptologe (* 1949)
  • Jonasz Stern, polnischer Maler (1904–1988)
  • Julius Stern, deutscher Musikpädagoge und Komponist (1820-1883)
  • (en) Kurt Stern, Deutscher Schriftsteller (1907-1989)
  • Leo(pold Lawrence) Stern, Englischer Cellist (1862-1904)
  • Loretta Stern, deutsche Sängerin (* 1974)
  • (en) Mario Rigoni Stern, italienischer Schriftsteller (* 1921)
  • (en) Michael Charles Stern, britisch-konservativer Politiker (* 1942)
  • Mike Stern, US-amerikanischer Jazz-Gitarrist (* 1953)
  • Moritz Stern, Mathematiker (1807–1894)
  • (en) Nicholas Stern, britischer Ökonom (* 1946)
  • (en) Philippe Stern , französischer Kunsthistoriker (1895-1979)
  • Otto Stern (en) bzw. (dt), Physik-Nobelpreisträger (1888–1969)
  • Otto Stern, Pseudonym der Schriftstellerin und Journalistin "Luise Otto-Peters" (1819-1895)
  • Robert A. M. Stern, amerikanischer Architekt, Architekturkritiker und -theoretiker (20. Jh.)
  • (en) Sam Stern, britischer Küchenchef (* 1990 )
  • (en) Vivien Stern, auch bekannt als Baroness Stern, britische Expertin der Strafjustiz (* 1941)
  • Wilhelm Stern, deutscher Pädagoge (1792–1873)
  • William Louis Stern (en) bzw. (dt), amerikanischer Philosoph und Psychologe deutscher Herkunft (1871–1938)

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Siehe Stern (Begriffserklärung) in der Wikipedia


Familienforscher

Literaturhinweise

  • Josef Karlmann Brechenmacher: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. C. A. Starke Verlag, Limburg a. d. Lahn, Erster Band (Buchstaben A-J) 1957-1960, Zweiter Band (Buchstaben K-Z) 1960-1963, ISBN 3-7980-0355-6., hier: 2. Band (K-Z), S. 670.
  • Kunze, Konrad, dtv-Atlas zur Namenkunde
  • Udolph, Jürgen, Professor Udolphs Buch der Namen

Weblinks