Computergenealogie/2005/12
Editorial
Der letzte Newsletter war nicht soo umfangreich. Ich "sammle" schon mal für die nächste Ausgabe. Wer's jetzt schon lesen will ...
Internet
Blick über den Zaun: Finnland
"Suku" heißt Familie, "Sukupuu" Stammbaum
Finnland wurde jahrhundertelang schwedisch regiert. 1808-1917 war es ein russisches Fürstentum, und man sprach überwiegend Schwedisch; erst 1883 wird Finnisch als gleichberechtigt anerkannt.
Der Handel mit den Hansestädten in Deutschland und den skandinavischen Ländern führte dazu, dass deutsche Handwerker und Kaufleute in Finnland ansässig wurden. Die Deutschen hatten eigene Kirchengemeinden: in Viburg (heute in Russland) seit 1743, in Helsinki seit 1858. Die Kirchenbücher bis 1850 sind vollständig verfilmt, nach 1850 allerdings nicht flächendeckend. Im Staatsarchiv Helsinki (Fredsgatan 17, SF-00170 Helsinki) sind sämtliche Mikrofilme einsehbar. Finnische Mikrofilme sind leicht zu lesen, da sie von den in den Jahren 1924-1949 in Reinschrift abgeschriebenen Originalbüchern abfotografiert wurden.
Die finnische Genealogische Gesellschaft (Liisankatu 16 A, SF-00170 Helsinki) besteht seit 1917. Sie hat fast 6000 Mitglieder. Lokale Gruppen bestehen in fast allen Provinzen, in den dichter besiedelten Gebieten oft mehrere. Nur an der West- und Südküste sind diese Gruppen schwedischsprachig. Seit der Gründung wurden Jahrbücher und weitere Publikationen gedruckt. Die an die Mitglieder verschickten Vierteljahreszeitschriften sind Genos (seit 1930) und Sukutieto (seit 1984). Sukutieto ist das finnische Wort für Computergenealogie. Seit Bestehen unserer Zeitschriften tauschen wir unsere Hefte aus. Das zuletzt verschickte Heft 3/2005 hat als Sonderthema „Russland“. Spezialisten schreiben über die Schätze in russischen Archiven, die Heraldik russischer Adelsfamilien in Finnland oder über bekannte Mitglieder des schwedisch-baltischen Geschlechts Engelhardt in russischen Diensten. Leider sind nur wenige Artikel in der für mich besser verständlichen Sprache Schwedisch. So ist es schwer, alles zu verstehen. Eine Zusammenfassung der finnischsprachigen Artikel in Schwedisch oder Englisch wäre schön, denn das Finnische hat keinerlei Ähnlichkeit zu anderen europäischen Sprachen, außer Estnisch (die Verwandtschaft zum Ungarischen ist eher akademisch). Die vielfältigen Aktivitäten werden dennoch deutlich.
Die Webseite der Gesellschaft, http://www.genealogia.fi, ist dreisprachig: finnisch, schwedisch und englisch. Gut gegliedert bietet sie Informationen über die Gesellschaft und ihre Bibliothek, Mailinglisten, Forscherverzeichnis, Artikel und Bücher aus dem eigenen Buchladen, Listen für Pfarreien, Abkürzungen, Namen und natürlich Links, Abschriften und Fotos von Friedhöfen, Kirchen und Dokumenten. Mehrere Genealogieprogramme können von der Gesellschaft und von fremden Anbietern bezogen werden.
Ein großes Projekt ist die Verkartung von Kirchenbüchern und genealogischen Quellen, die im Internet nach und nach zugänglich gemacht werden. Das Projekt heißt HisKi und ist im Internet auf http://www.genealogia.fi/historia zu finden. Seit 1996 wurden etwa 500 Pfarreien mit fast neun Millionen Einträgen erfasst und in der Datenbank veröffentlicht. Für die deutschen Einwanderer sind die bereits verkarteten Taufregister der deutschen Gemeinde in Helsinki interessant. Die Datenbank ist leicht zu nutzen, man kann aus einer Orts- oder Provinzliste auswählen, aber auch aus einer thematischen Liste z. B. alle Auslandsgemeinden einsehen.
Immer wieder kommen Familienforscher nach Finnland, um nach ihren Vorfahren zu suchen, die nach Schweden oder Amerika ausgewandert sind. Über eine Million Menschen sind in den letzten 100 Jahren ausgewandert, die meisten zwischen 1860 und 1930. Aber auch im 16. und 17. Jahrhundert siedelten sich Finnen in den unbewohnten Gebieten Mittelschwedens an. Zeitweilig sind 20-40 Prozent der Auswanderer wieder zurückgekommen. Ohne die Auswanderung hätte Finnland heute statt der etwa fünf Millionen vielleicht sechs bis sieben Millionen Einwohner. Selbst noch in den 1950er Jahren wurde die finnische Bevölkerung durch den Wegzug in die schwedischen Industriegebiete dezimiert. (Günter Junkers)
Award der Computergenealogie
Schnelle Grafiken, fundierte Familiengeschichte
Diesmal zeichnen wir die Homepage von Peter Gaßner mit dem Award der Computergenealogie aus, den wir für lesenswerte und ansprechende genealogische Homepages verleihen.
Die Homepage von Peter Gaßner verdient den Award durch ihre optisch und inhaltlich sehr ansprechende Gestaltung. Die Farbgebung ist in Ockertönen zurückhaltend gestaltet, unterschiedliche Farben grenzen Navigation und Inhalte dezent, aber klar voneinander ab. Fast alle Informationsseiten sind mit gutem Bildmaterial angereichert. Dabei sind die verwendeten Grafiken in ihrer Dateigröße sparsam gehalten, so dass die Ladezeiten auch für Modembesitzer akzeptabel sind – ein Aspekt, der heute von vielen Homepagebetreibern leider immer wieder vergessen wird.
Ein paar einfache Formatierungsregeln nimmt der Autor per CSS-Datei vor. Einziger Wermutstropfen der Homepage ist, dass sie auf eine Bildschirmauflösung von 800 x 600 Pixel fixiert ist. Bei höheren Bildschirmauflösungen bleiben große Teile des Browserfensters ungenutzt. Dies ließe sich vermeiden, wenn die Tabellenbreiten im HTML-Code mit prozentualer, also variabler Breite definiert würden, anstatt diese auf eine feste Pixelbreite festzulegen.
An einer Stelle befindet sich die Homepage zurzeit im Umbruch. Bisher hat Peter Gaßner seine Vorfahren (unter dem gleichnamigen Menüpunkt) in Webseiten dargestellt, die automatisch mit PAF erzeugt wurden. Nun werden diese Seiten durch eine umfangreiche PHP-Gedview-Darstellung ersetzt. Es ist zu hoffen, dass die neue Version des Vorfahren-Bereichs auch eine Rücksprungadresse zur Homepage bietet, die man bisher dort vergebens sucht.
Auch die lange Famliengeschichte der Gaßners kommt natürlich nicht zu kurz: "Die Gaßner, aus Kärnten stammend, sind eines alten Geschlechts und führen im schwarzen Feld einen Löwen, welcher die Tapferkeit der Familie bedeutet. Er trägt einen gekrönten Helm, worauf abermals ein Löwe und zwei reich silber blau goldene Füllhörner, die das Glück des Stammes darstellen. Die-ses Wappen erhielten sie unter Kaiser Maximilian I Anno 1493 …"
So kann man auf einer Seite der recht umfangreichen Internetpräsentation der Familie Gaßner nachlesen. Aber der Schein des Wappens trügt, denn weiter unten auf der Seite findet sich der Hinweis: "Max von Asten war ein Wappenfälscher, der mit seinen Schwindelprodukten ganze Landstriche Frankens versorgt hat. Er übte seine Tätigkeit von etwa 1850 bis 1895 aus, dabei müssen tausende Fälschungen entstanden sein."
Peter Gaßner erläutert den Ursprung des Familiennamens anhand von Literaturquellen und diskutiert Fragen, die sich im Laufe der Forschungsarbeit einstellten. Und er stellt interessante Vertreter der Familie vor, wie den Kaffernmissionar Karl Wilhelm Posselt oder Dr. Carl Gaßner jr., der die Trockenzellenbatterie zur Industriereife entwickelte. (kpw)
Die Adresse dieser sehenswerten Homepage lautet: http://www.gassner-ahnenforschung.de
Software
Family Tree Maker 2006
Family Tree Maker (Familienstammbaum) erfreut sich seit Jahren weltweit großer Beliebtheit. Im Dezember erscheint die neueste Version Family Tree Maker 2006 in deutscher Sprache.
Dabei handelt es sich um die komplett deutsche Ausgabe des Programms, die auch mit deutschsprachiger Hilfe und Anleitung ausgestattet ist (was bei der Verläuferversion 2005 noch der Fall war).
Hier nun ein Überblick über die Neuerungen der Version Family Tree Maker 2006 (die ab Dezember 2005 erhältlich ist):
- Verbesserte Onlinesuche und Integration neuer Informationen
Bei der Arbeit mit Family Tree Maker 2006 kann man die Suchkriterien für die Onlinesuche ändern, ohne die Daten in der Familiendatei zu verändern. Es ist ferner möglich, neue Informationen oder Bilder aus der Online-Datenbank von Ancestry.com mit jeder beliebigen Person in vorhandenen eigenen Aufzeichnungen zu verschmelzen und die Quellenzitate noch vor dem Verschmelzen zu bearbeiten.
- Verbesserte Quellenverwaltung
Die neue Liste "Verwendete Quellen" bietet einen Überblick über alle Quellen, die mit einem Ereignis oder einer Person verknüpft sind. Einzelne Quellenzitate kann man schnell und bequem mit mehreren Fakten verbinden - mit Hilfe der neuen Funktion "Kopieren und Einfügen". Ebenso einfach kann man nun doppelte Hauptquellen identifizieren und ersetzen, ohne Informationen zu verlieren.
- Vereinfachung der Dateneingabe
Das neue Fenster "Person bearbeiten" erleichtert die Dateneingabe zu einer Person von der Vorfahrenübersicht aus. Ebenso wird auch der Überblick über mit einer Person verknüpfte Quellen vereinfacht. Das Notizfeld nimmt neuerdings bis zu ein MB Textinformationen auf.
- Forschungshilfen
Nutzer erhalten interessante und hilfreiche Informationen über ihren Familiennamen. Diese Informationen stammen aus der Online-Datenbank Ancestry.com. Sie können allerdings auch von jedem Internetsurfer direkt auf Ancestry eingesehen werden.
Das geht so:
Auf der Startseite befinden sich mehrere Reiter, einer davon führt zum "Learning Center": http://www.ancestry.com/learn/
Sehr interessant sind hier die "Family Facts":
http://www.ancestry.com/learn/facts/default.aspx
Hier kann man - auf der Basis verschiedener Ancestry-Datenbanken -folgende Informationen und Statistiken finden:
- Civil War Service (Compiled by Ancestry.com from the Civil War service records)
- Immigration year (Jahr der Einwanderung)
- Life Expectancy (Lebenserwartung)
- Name Distribution UK (Namensverbreitung England auf Grundlage der Volkszählung von 1891 in England und Wales)
- Name Distribution US (Namensverbreitung USA auf Grundlage der Volkszählungen von 1840, 1880, 1920)
- Name Meanings (Bedeutung von Namen, Quelle: Dictionary of American Family Names, Oxford University Press)
- Newspaper Headlines (Schlagzeilen von Zeitungsartikeln - Headlines are from Ancestry.com's Historical Newspaper Collection)
- Occupations (Auswertung der Berufe der Haushaltevorstände in der US-Volkszählung von 1880 - Compiled by Ancestry.com for head of households from the 1880 US Federal Census records)
- Place of Origin (Herkunftsländer, Auswertung der New Yorker Passagierlisten - Compiled by Ancestry.com from the New York Passenger Lists)
- Ports of Departure (Abfahrtshäfen, Auswertung der New Yorker Passagierlisten - Compiled by Ancestry.com from the New York Passenger Lists)
Wer an die konkreten Daten herankommen möchte, die zur Erstellung der Diagramme geführt haben, kann dies allerdings nur im Rahmen des Abonnements tun (Zugang zu den auf Ancestry.com online verfügbaren kostenpflichtigen Datenbanken).
- Landkartenfunktion
Diese bisher fast unbrauchbare Funktion der US-Version wurde überarbeitet und ist nun im größeren Umfang als bisher nutzbar gemacht worden.
Es gibt zwei "Editionen", die sich lediglich in Bezug auf die "Beigaben" unterscheiden, das Programm an sich ist gleich:
Die Deluxe Edition enthält neben dem Programm auch das "Sonderheft Ahnenforschung" und die CD "Quellen für Familienforscher in Ländern, Landschaften, Städten und Orten" (eine Bibliographie familiengeschichtlicher Veröffentlichungen aus dem gesamten deutschen Sprachraum). Ferner: 30 Tage kostenloser Zugang zu familiengeschichtlichen Online-Archiven (Details werden vom Anbieter MyFamily.com Inc. festgelegt).
Die Collector's Edition enthält neben dem Programm auch das "Sonderheft Ahnenforschung" und die CD "Quellen für Familienforscher in Ländern, Landschaften, Städten und Orten" (eine Bibliographie familiengeschichtlicher Veröffentlichungen aus dem gesamten deutschen Sprachraum), ferner die FOKO-CD 2003/2004 und das Genealogie-Service Lexikon und 90 Tage kostenlosen Zugang zu familiengeschichtlichen Online-Archiven (Details werden vom Anbieter MyFamily.com Inc. festgelegt).
Weitere Links zu diesem Thema:
Pressemitteilung:
Automatisch falsche Stammbäume erstellen
Es gibt neuen Müll im Netz: eine Software, die ausgedachte Stammbäume erstellt, die man auf eine Webseite laden kann. Warum sollte man das machen? Um in den Suchmaschinen-Ergebnissen nach vorn zu kommen und viele Leute anzuziehen, die dann die Werbung auf der Seite sehen, anklicken und möglichst auch etwas kaufen... Das Programm rühmt sich, einen einzigartigen Inhalt zu erstellen, nach dem Millionen Leute suchen, und dass weder Menschen noch Suchmaschinen erkennen können, ob er echt ist oder nicht.
Wenn man FakeFamily.com für 75 $ gekauft hat, wird empfohlen, eine Phantasie-Genealogie-Seite einzurichten und mit Anzeigen zu spicken, um die Kosten wieder hereinzubekommen. FakeFamily erstellt Dateien nach dem Gedcom-Standard. Die Daten sind zeitalter-spezifisch (für den amerikanischen Markt): es gibt mehr "Orvilles" und "Berthas" in den 1880ern als in den 1980ern, Kindersterblichkeit, Heiratshäufigkeiten, Wanderungsdaten sind berücksichtigt. Die von FakeFamily erstellte Gedcom-Datei wird in ein beliebiges Genealogieprogramm importiert und damit werden HTML-Seiten erstellt, denen man die Herkunft der Daten nicht mehr ansieht.
Man sieht, es ist heute wichtiger denn je, die Quellen zu seinen Daten anzugeben. (Gerd Schmerse)
Weitere Links zum Thema: http://eogn.typepad.com/eastmans_online_genealogy/2005/11/generating_fake.html
Wissen
Vereine
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Kaleidoskop
Termine
Heilig Abend + Weihnachten ist auf jeden Fall. ;-) Vielleicht noch die eine oder andere (Vereins-)Weihnachtsfeier. Die restlichen Termine später ...